Spanische Grippe in Oberösterreich: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 21. Oktober 2024, 09:37 Uhr

Alterspyramide Deutschland (1840-1939). Zu den Zeiten der Spanischen Grippe sind deutliche Einschnitte zu erkennen.

Die Spanische Grippe war eine Pandemie, die nach dem Ersten Weltkrieg, zwischen 1918 und 1920, auftrat und weltweit über 25 Millionen Opfer forderte, und somit weit verheerender war als der Krieg selbst. Die Influenza wird zwar als Spanische Grippe bezeichnet, hat ihren Entstehungsort allerdings höchstwahrscheinlich in Amerika. Dennoch wird sie heute noch nach der Iberischen Halbinsel bezeichnet. [1] Wie in ganz Österreich wütetete sie auch in Oberösterreich.

Die Spanische Influenza trat in Österreich in drei Wellen auf, die sich in ihrem Schweregrad deutlich unterschieden. Anfang Juli 1918 waren große Teile der Monarchie bereits betroffen. Jene erste Welle klang aber nach nur wenige Wochen wieder ab. Obwohl die erste Welle als „harmlos“ bezeichnet werden kann, war sie dennoch verheerender als die „normale“, bereits bekannte Grippe bzw. Lungenentzündung. Pro Woche starben in ganz Österreich ca. 100 Menschen an der Spanischen Grippe in dieser ersten Welle. [2]

Die Spanische Grippe in Oberösterreich

In Oberösterreich verlief die erste Grippewelle im Frühjahr 1918 eher harmlos. Die Bevölkerung erkrankte zwar teilweise, dennoch gab es nur eine geringe Anzahl an Todesopfern. Im Herbst 1918, zur Zeit des Kriegsendes und der Heimkehr der Soldaten, brach die zweite Welle in Oberösterreich aus, die weit mehr Todesopfer forderte.

Ausbreitung und Verlauf

Aufgrund der verheerenden zweiten Grippewelle, die im Oktober 1918 startete, wurde das Sprichwort "Morgens krank, abends tot; abends krank, morgens tot." überliefert. Die Ansteckungsgefahr war besonders bei großen Menschenansammlungen sehr hoch, weshalb vor allem Heimkehrer aus dem Krieg die Spanische Influenza mit sich brachten. Die Soldaten steckten sich in Rekruten- oder Kriegsgefangenenlagern an und brachten die Grippe mit nachhause. [3]

Innerhalb weniger Wochen sind die Zeitungen voll mit Berichterstattungen über Todes- und Erkrankungsfällen der Spanischen Grippe. Am 22. Oktober 1918 berichtete das Linzer Volksblatt bereits über Todesopfer der Spanischen Grippe in zahlreichen Gemeinden. Betroffen sind unter anderen die Gemeinden Leonding, Liebenau, St. Leonhard oder Neukirchen. [4] In Oberösterreich gibt es keine Gemeinde, die von der Spanischen Grippe verschont blieb.

In der Folge wurden ab 20. Oktober fast alle Schulen geschlossen. Aufgrund der Schulschließungen lässt sich Anfang November in Zeitungen der wiederkehrende Appell finden Kinder unter 15 Jahren nicht aus dem Haus zu lassen. Dabei wird an die Sorgfaltspflicht der Eltern appelliert. Da zu dieser Zeit kein Unterricht mehr stattfindet, um die Ansteckungsgefahr zu vermindern, halten sich viele der Kinder in ihrer freien Zeit auf der Straße auf. Wie mittlerweile bekannt ist, ist die Ansteckungsgefahr allerdings bei großen Menschenansammlungen am höchsten.

Ab November 1918 schwächte die Grippewelle langsam ab. Es waren zwar noch immer zahlreiche Menschen erkrankt und starben, dennoch wurde die Zahl der Neuerkrankungen geringer. Aufgrund dieser Entwicklungen, sollte der Schulbetrieb am 8. November für Volks- und Bürgerschulen und am 11. November Mittelschulen wieder aufgenommen werden. Ende November wurde verkündet, dass die Grippewelle in Oberösterreich überwunden ist. Die dritte Welle traf Oberösterreich in den Anfangsmonaten 1919, forderte dabei allerdings weit weniger Todesopfer als die Welle zuvor. Zu dieser Zeit sind auch keine Maßnahmen, wie Schulschließungen bekannt. [5]

Auswirkungen auf die Gesellschaft

Das alltägliche Leben wird durch Erkrankungen und Todesfälle auffallend behindert. Aufgrund der Spanischen Grippe müssen zahlreiche Geschäfte geschlossen werden, da meistens alle Mitglieder einer Familie von der Grippe betroffen sind. So berichtet das "Linzer Volksblatt" am 13. November etwa von einer bestimmten Familie, in der alle erkrankt sind, weshalb das Geschäft schon seit 8 Tagen geschlossen bleiben muss. [6]

Am 29. Oktober berichtete das "Linzer Volksblatt" davon, dass Theatervorstellungen bis auf weiteres verschoben werden und nicht stattfinden. Ebenfalls wird berichtet, dass seit 27. Oktober Schulen und Kindergärten in einigen Gemeinden, wie zum Beispiel St. Veit, geschlossen sind. [7]

Weiterführende Literatur

  • Laura Spinney: 1918 – Die Welt im Fieber: Wie die Spanische Grippe die Gesellschaft veränderte, Hanser, München 2018, ISBN 978-3-446-25848-8.
  • Harald Salfellner: Die Spanische Grippe: eine Geschichte der Pandemie von 1918, Vitales Verlag, Haselbach 2018, ISBN 9783899195101.

Einzelnachweise

  1. Michaela Scharf: [1] In: Die Welt der Habsburger, abgerufen am 30. Jänner 2019.
  2. Salzburg Geschichte Kultur:[2] In: Salzburg Geschichte Kultur, angerufen am 06.Februar 2019.
  3. Oberösterreichische Nachrichten:[3] In: Oberösterreichische Nachrichten, nachrichten.at, 14. Mai 2018, abgerufen am 10. Februar 2019
  4. Artikel in: Linzer Volksblatt, 22. Oktober 1918, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
  5. Markus Staudinger:[4] In: Oberösterreichische Nachrichten, nachrichten.at, 6. November 2019, abgerufen am 10. Februar 2019
  6. Artikel in: Linzer Volksblatt, 13. November 1918, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb
  7. Artikel in: Linzer Volksblatt, 29. Oktober 1918, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lvb

Uni Wien logo.gif Dieser Artikel wurde auf Wikiversity im Zuge des Uni-Projektes an der Universität Wien mit dem Thema [5] erstellt oder maßgeblich erweitert.