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'''Hermann (Hirschl) Todesco''' (geboren [[ | '''Hermann (Hirschl) Todesco''' (geboren [[21. November]] [[1791]] in [[Wien]]<ref>[[w:Georg Gaugusch|Georg Gaugusch]]: ''Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 3 (S–T)''. Amalthea, Wien 2023, ISBN 978-3-99050-061-3, S. 4562. (Geburtsadresse: Wien, Krebsgasse 463 ''zum weißen Stern'')</ref>; gestorben [[23. November]] [[1844]] in Wien) war Großindustrieller, Bankier und Philanthrop. | ||
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Seine betrieblichen Interessen verband er aber wohl mit Verantwortungsgefühl als Chef, sodass er 1833 eine Fabriksschule für dei Kinder der Arbeiter einrichtete. Auch einen Kindergarten, der auch für die Kinder aus Gramatneusiedl, sowie [[Moosbrunn]] und [[Ebergassing]] geöffnet war, ließ er erbauen. Die Eröffnung am 14. Mai 1845 erlebte er allerdings nicht mehr, da er 1844 starb. Diese Fabrik die von seinem Sohn [[Max Todesco|Max]] als Neugründung weitergeführt wurde, und bis 1930 in Betrieb war, erlangte im 20. Jahrhundert durch die soziologische Studie [[w:Die Arbeitslosen von Marienthal|Die Arbeitslosen von Marienthal]] internationale Beachtung. | Seine betrieblichen Interessen verband er aber wohl mit Verantwortungsgefühl als Chef, sodass er 1833 eine Fabriksschule für dei Kinder der Arbeiter einrichtete. Auch einen Kindergarten, der auch für die Kinder aus Gramatneusiedl, sowie [[Moosbrunn]] und [[Ebergassing]] geöffnet war, ließ er erbauen. Die Eröffnung am 14. Mai 1845 erlebte er allerdings nicht mehr, da er 1844 starb. Diese Fabrik die von seinem Sohn [[Max Todesco|Max]] als Neugründung weitergeführt wurde, und bis 1930 in Betrieb war, erlangte im 20. Jahrhundert durch die soziologische Studie [[w:Die Arbeitslosen von Marienthal|Die Arbeitslosen von Marienthal]] internationale Beachtung. | ||
Als Philantrop war Todesco Mitbegründer des 1826 eröffneten [[w:Stadttempel|Stadttempels]] in Wien, sowie Vertreter der [[w:Israelitische Kultusgemeinde Wien|Israelitischen Kultusgemeinde Wien]]. So erhielt er bald den Ruf einer großen Spendenfreudigkeit. In Preßburg spendete er eine israelitische Schule sowie eine Kindebewahranstalt | Als Philantrop war Todesco Mitbegründer des 1826 eröffneten [[w:Stadttempel|Stadttempels]] in Wien, sowie Vertreter der [[w:Israelitische Kultusgemeinde Wien|Israelitischen Kultusgemeinde Wien]]. So erhielt er bald den Ruf einer großen Spendenfreudigkeit. In Preßburg spendete er eine israelitische Schule, sowie eine Kindebewahranstalt und ein [[w:Mietshaus|Zinshaus]] für die arme Bevölkerung. Die ebenfalls in Preßburg errichtete Stiftung errichtete im Jahr 1846 in [[Baden]], [[Liste der Straßen in Baden#J|Johannesgasse 10]] eine Badeanstalt für je zur Hälfte jüdische und christliche arme Bedürftige. Dem [[w:Sankt-Josef-Kinderspital|Sankt-Josef-Kinderspital]] schenkte er eine Bettenstiftung. | ||
In den Adelsstand wurde er trotz Versuchen noch kurz vor seinem Tod nicht, wie ein Brief an Denis Freiherr von Eskeles zeigt: | In den Adelsstand wurde er trotz Versuchen noch kurz vor seinem Tod nicht gehoben, wie ein Brief an Denis Freiherr von Eskeles zeigt: | ||
{{Zitat|Da Sie so gefällig waren zur Erlangung des österreichischen Adels für mich zu interveniren, so beeile ich mich Ihnen hiermit die Versicherung zu geben, daß wen [!] die Adels Verleihung auf mein erstes bereits übereichtes Gesuch von jetzt bis Ende December 1845 erfolgt, ich Ihnen alle bey dieser Verhandlung erwachsenden Auslagen, und zwar ohne irgend einen Ausweis hierüber zu fordern bis zum Belaufe von Dreysig Tausend Gulden in Zwanziger bey herabgelangter allerhöchster Bestättigung sogleich mit Dank ersetzen werde. Von diesen [!] Betrag stelle ich nötigenfals auch früher Vier Tausend Gulden C[onventions] M[ünze] zu Ihrer gefälligen Verfügung.|Brief an Denis Freiherr von Eskeles vom 19. April 1844<ref>[Handschriften-, Autographen- und Nachlass-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Signatur 513/23-1]</ref>}} | {{Zitat|Da Sie so gefällig waren zur Erlangung des österreichischen Adels für mich zu interveniren, so beeile ich mich Ihnen hiermit die Versicherung zu geben, daß wen [!] die Adels Verleihung auf mein erstes bereits übereichtes Gesuch von jetzt bis Ende December 1845 erfolgt, ich Ihnen alle bey dieser Verhandlung erwachsenden Auslagen, und zwar ohne irgend einen Ausweis hierüber zu fordern bis zum Belaufe von Dreysig Tausend Gulden in Zwanziger bey herabgelangter allerhöchster Bestättigung sogleich mit Dank ersetzen werde. Von diesen [!] Betrag stelle ich nötigenfals auch früher Vier Tausend Gulden C[onventions] M[ünze] zu Ihrer gefälligen Verfügung.|Brief an Denis Freiherr von Eskeles vom 19. April 1844<ref>[https://search.onb.ac.at/primo-explore/fulldisplay?docid=ONB_alma21296129980003338&context=L&vid=ONB&lang=de_DE&search_scope=ONB_hanna&adaptor=Local%20Search%20Engine&tab=onb_hanna&query=any,contains,denis%20eskeles&offset=0 Handschriften-, Autographen- und Nachlass-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Signatur 513/23-1]</ref>}} | ||
Privat war Todesco mit Fanny Hirschmann (1794-1822) vom Jahr 1812 verheiratet und hatte mit ihr sieben Kinder Max (1813–1890), Eduard (1814–1887), Minna »Fanny«, verheiratete Löwy (1815–1861), Anna »Netti«, verheiratete Porges (1815–1853), Moritz (1816–1873), | Privat war Todesco mit Fanny Hirschmann (1794-1822) vom Jahr 1812 verheiratet und hatte mit ihr sieben Kinder Max (1813–1890), Eduard (1814–1887), Minna »Fanny«, verheiratete Löwy (1815–1861), Anna »Netti«, verheiratete Porges (1815–1853), Moritz (1816–1873), Amalia, geschiedene Freiin von Springer, verwitwete Löwenstein sowie Ex-Ehefrau des Arztes und Politikers [[w:Ignaz Mandl|Ignaz Mandl]]<ref>[[w:Georg Gaugusch|Georg Gaugusch]]: ''Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 3 (S–T)''. Amalthea, Wien 2023, ISBN 978-3-99050-061-3, S. 4570.</ref> (1820–1899), und Adolph (1822–1846). Im Jahr 1827 heiratete er ein zweites Mal Hanchen Kaulla (1806–1870).<br> | ||
Nach seinem Ableben wurde Hermann Todesco auf dem [[w:Jüdischer Friedhof Währing|Jüdischen Friedhof Währing]] bestattet. 1941 wurden seine Gebeine exhumiert und in der [[w:Wiener Zentralfriedhof|Neuen Israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs]] (Tor IV) wiederbeigesetzt.<ref>Patricia Steines: ''Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof Tor I und Tor IV''. Falter Verlag, Wien 1993, ISBN 3-85439-093-9, S. 314.</ref> | |||
== Würdigung == | == Würdigung == | ||
[[Datei:Gramatneusiedl Todesco 3658.jpg|mini|hochkant|Denkmal in Gramatneusiedl]] | [[Datei:Gramatneusiedl Todesco 3658.jpg|mini|hochkant|Denkmal in Gramatneusiedl]] | ||
* Von seinem Grab am | * Von seinem Grab am Jüdischen Friedhof Währing besteht nur mehr ein umgestürzter Mittelblock | ||
* Sein Grab auf dem Neuen Israelitischen Friedhof wurde von der Gemeinde Wien als Ehrengrab gewidmet <ref>https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hermann_Todesco</ref> | |||
* Denkmal in Gramatneusiedl | * Denkmal in Gramatneusiedl | ||
* Benennung der Hermann | * Benennung der ''Hermann Todesco-Gasse'' ebenfalls in Gramatneusiedl | ||
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Aktuelle Version vom 11. November 2024, 12:14 Uhr
Hermann (Hirschl) Todesco (geboren 21. November 1791 in Wien[1]; gestorben 23. November 1844 in Wien) war Großindustrieller, Bankier und Philanthrop.
Leben
Hermann Todesco, der Sohn jüdischer Eltern erhielt seine Ausbildung als Händler zum Teil in Wien, zum anderen Teil in Preßburg (heute Bratislava), der Geburtsstadt seines Vaters. Erste Versuche sich als Kaufmann in einem kleinen Weißwarengeschäft selbständig zu machen scheiterten. Im Jahr 1824 war er aber bereits Inhaber, sowohl eines großen Seiden- und Garngeschäfts sowie eines nach ihm benannten Bankhauses in Wien. Nachdem er im Jahr 1812 in Legnaro bei Padua im heutigen Italien das Corte Benedittina kaufte, erwarb er dort auch 1836 ein Staatsgut, wo er ein Mustergut für die Zucht von Seidenraun aufbaute. Er wurde auch Aktionär und Mitglied des Bankausschusses der priviligierten National-Bank und anderen Vereinen wie dem Niederösterreichischer Gewerbe-Verein.
Im Jahr 1832 kaufte er in Gramatneusiedl die stillgelegte k.k. privilegierte Flachs- und Werg-Spinnfabrik zu Marienthal und ersetzte die ehemalige Theresienmühle durch ein dreigeschoßiges U-förmiges Gebäude, das sowohl Fabrik als auch Wohneinheiten für die Arbeiter beinhaltete. Das Unternehmen firmierte unter k.k.Marienthaler Baumwoll-Gespinnst und Woll-Waaren-Manufactur-Fabrik Hermann Todesco.
Todesco bereiste mit seinen Söhnen, um dort die Fabriken nach deren Maschinenwesen zu besichtigen. So konnte er laufend durch neue Maschinen Rationalisierungen einführen. Im dritten Jahr des Bestehens zählte das Unternehmen 6.500 Spindeln und 80 Webstühle. Beschäftigt waren zu diesem Zeitpunkt etwa 360 Mitarbeiter. Die technischen Neuerungen führten allerdings bald zu einem Mitarbeiterabbau, sodass 1843 nur mehr 140 Arbeiter, davon 22 Kinder, beschäftigt waren.
Seine betrieblichen Interessen verband er aber wohl mit Verantwortungsgefühl als Chef, sodass er 1833 eine Fabriksschule für dei Kinder der Arbeiter einrichtete. Auch einen Kindergarten, der auch für die Kinder aus Gramatneusiedl, sowie Moosbrunn und Ebergassing geöffnet war, ließ er erbauen. Die Eröffnung am 14. Mai 1845 erlebte er allerdings nicht mehr, da er 1844 starb. Diese Fabrik die von seinem Sohn Max als Neugründung weitergeführt wurde, und bis 1930 in Betrieb war, erlangte im 20. Jahrhundert durch die soziologische Studie Die Arbeitslosen von Marienthal internationale Beachtung.
Als Philantrop war Todesco Mitbegründer des 1826 eröffneten Stadttempels in Wien, sowie Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. So erhielt er bald den Ruf einer großen Spendenfreudigkeit. In Preßburg spendete er eine israelitische Schule, sowie eine Kindebewahranstalt und ein Zinshaus für die arme Bevölkerung. Die ebenfalls in Preßburg errichtete Stiftung errichtete im Jahr 1846 in Baden, Johannesgasse 10 eine Badeanstalt für je zur Hälfte jüdische und christliche arme Bedürftige. Dem Sankt-Josef-Kinderspital schenkte er eine Bettenstiftung.
In den Adelsstand wurde er trotz Versuchen noch kurz vor seinem Tod nicht gehoben, wie ein Brief an Denis Freiherr von Eskeles zeigt:
„Da Sie so gefällig waren zur Erlangung des österreichischen Adels für mich zu interveniren, so beeile ich mich Ihnen hiermit die Versicherung zu geben, daß wen [!] die Adels Verleihung auf mein erstes bereits übereichtes Gesuch von jetzt bis Ende December 1845 erfolgt, ich Ihnen alle bey dieser Verhandlung erwachsenden Auslagen, und zwar ohne irgend einen Ausweis hierüber zu fordern bis zum Belaufe von Dreysig Tausend Gulden in Zwanziger bey herabgelangter allerhöchster Bestättigung sogleich mit Dank ersetzen werde. Von diesen [!] Betrag stelle ich nötigenfals auch früher Vier Tausend Gulden C[onventions] M[ünze] zu Ihrer gefälligen Verfügung.“
Privat war Todesco mit Fanny Hirschmann (1794-1822) vom Jahr 1812 verheiratet und hatte mit ihr sieben Kinder Max (1813–1890), Eduard (1814–1887), Minna »Fanny«, verheiratete Löwy (1815–1861), Anna »Netti«, verheiratete Porges (1815–1853), Moritz (1816–1873), Amalia, geschiedene Freiin von Springer, verwitwete Löwenstein sowie Ex-Ehefrau des Arztes und Politikers Ignaz Mandl[3] (1820–1899), und Adolph (1822–1846). Im Jahr 1827 heiratete er ein zweites Mal Hanchen Kaulla (1806–1870).
Nach seinem Ableben wurde Hermann Todesco auf dem Jüdischen Friedhof Währing bestattet. 1941 wurden seine Gebeine exhumiert und in der Neuen Israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs (Tor IV) wiederbeigesetzt.[4]
Würdigung
- Von seinem Grab am Jüdischen Friedhof Währing besteht nur mehr ein umgestürzter Mittelblock
- Sein Grab auf dem Neuen Israelitischen Friedhof wurde von der Gemeinde Wien als Ehrengrab gewidmet [5]
- Denkmal in Gramatneusiedl
- Benennung der Hermann Todesco-Gasse ebenfalls in Gramatneusiedl
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Wikisource. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 45. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1882, S. 224 (Digitalisat).
- J. Mentschl: Hermann Todesco. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 14, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7794-4, S. 363.
Einzelnachweise
- ↑ Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 3 (S–T). Amalthea, Wien 2023, ISBN 978-3-99050-061-3, S. 4562. (Geburtsadresse: Wien, Krebsgasse 463 zum weißen Stern)
- ↑ Handschriften-, Autographen- und Nachlass-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, Signatur 513/23-1
- ↑ Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 3 (S–T). Amalthea, Wien 2023, ISBN 978-3-99050-061-3, S. 4570.
- ↑ Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof Tor I und Tor IV. Falter Verlag, Wien 1993, ISBN 3-85439-093-9, S. 314.
- ↑ https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hermann_Todesco
Weblinks
Hermann Todesco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Literatur von und über Hermann Todesco im Katalog des Österreichischen Bibliothekenverbundes
- Reinhard Müller: Hermann Todesco. Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich (AGSÖ) an der Karl-Franzens-Universität Graz
- Nekrolog. In: Wiener Zeitung, 17. Jänner 1845, S. 3 (online bei ANNO).