Die Freien von Raxendorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Hauptschauplatz der Sage von den "Freien von Raxendorf" ist Afterbach (heute Teil der Gemeinde [[Raxendorf]]). Es geht um einem Fürsten, der von seinen Feinden verfolgt wird. Er flüchtete über den [[w:Jauerling|Jauerling]] ins nördliche Tal von Raxendorf, wo ihm im "Wagnerschen Haus" in Afterbach Bauersleute zunächst in einem Futtertrog im Stall vor seinen Verfolgern verstecken. Nachdem diese den Hof wieder verlassen haben, bringen die Bauersleute den Fürsten in ein sicheres Versteck, eine Höhle im "Rotensteinwald". Dies gelingt trotz der Anwesenheit der Verfolger, indem sich der Fürst unter dem Mist verbirgt, den die Bauersleute von ihrem Hof wegbringen. Die Bauersleute und ihre Nachbarschaft versorgen den Fürsten in der Folgezeit in der Höhle mit Nahrung, bis er seine Flucht fortsetzt oder den Kampf gegen seine Feinde wieder aufnimmt.<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel''. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4. S. 53f.</ref> In Details variiert die Sage. So ist der Fürst in einer Version ein König und in weiteren Versionen ein Herzog<ref>Zum Beispiel in der Version von [[w:Hans Plöckinger|Hans Plöckinger]] aus dem Jahr 1926, wo der namenlose Fürst ein namenloser österreichischer Herzog ist, der seinen Sitz in Wien hat. Vgl. [ | Hauptschauplatz der Sage von den "Freien von Raxendorf" ist Afterbach (heute Teil der Gemeinde [[Raxendorf]]). Es geht um einem Fürsten, der von seinen Feinden verfolgt wird. Er flüchtete über den [[w:Jauerling|Jauerling]] ins nördliche Tal von Raxendorf, wo ihm im "Wagnerschen Haus" in Afterbach Bauersleute zunächst in einem Futtertrog im Stall vor seinen Verfolgern verstecken. Nachdem diese den Hof wieder verlassen haben, bringen die Bauersleute den Fürsten in ein sicheres Versteck, eine Höhle im "Rotensteinwald". Dies gelingt trotz der Anwesenheit der Verfolger, indem sich der Fürst unter dem Mist verbirgt, den die Bauersleute von ihrem Hof wegbringen. Die Bauersleute und ihre Nachbarschaft versorgen den Fürsten in der Folgezeit in der Höhle mit Nahrung, bis er seine Flucht fortsetzt oder den Kampf gegen seine Feinde wieder aufnimmt.<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel''. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4. S. 53f.</ref> In Details variiert die Sage. So ist der Fürst in einer Version ein König und in weiteren Versionen ein Herzog<ref>Zum Beispiel in der Version von [[w:Hans Plöckinger|Hans Plöckinger]] aus dem Jahr 1926, wo der namenlose Fürst ein namenloser österreichischer Herzog ist, der seinen Sitz in Wien hat. Vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/ploeckinger/rettung_herzog Die Rettung des Herzogs.htm Die Rettung des Herzogs] , Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021</ref>. In einer Version hat zuvor eine Schlacht stattgefunden, in welcher er und seine Gefolgsleute geschlagen wurden. In dieser Version der Sage gewinnt der Fürst nach Abzug der Feinde seine Herrschaft zurück und erhebt Raxendorf zum Markt beziehungsweise verleiht ihm mehrere Rechte.<ref name ="wiege54">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 54</ref> | ||
== Historischer Hintergrund == | == Historischer Hintergrund == | ||
Am 25. August 1459 ließ [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] in [[Krems an der Donau|Krems]] eine Urkunde ausstellen, in welcher er die Sonderstellung des Ortes Raxendorf und dessen damalige Privilegien bestätigte. Diese Privilegien bezogen sich nicht nur auf Raxendorf, sondern auch auf 10 weitere Orte in dessen Umgebung, die in der Urkunde als "Freigrafschaft Weitenegg" zusammengefasst wurden.<ref name ="Ranna69">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 69</ref> Die tatsächliche Herkunft dieser Privilegien und die Fragen, warum sie erteilt wurden und wer sie erteilt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.<ref name ="Ranna70">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 70</ref> Nach der Bestätigungsurkunde, die Kaiser Friedrich III. ausstellen ließ, betrafen diese Privilegien ursprünglich ca. "[[w:Freibauer (Mittelalter)|Freie]]".<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 56f.</ref> Die sogenannten "Raxendorfer Privilegien" beziehungsweise deren Bestätigung durch Kaiser Friedrich III. wurden von den meisten Landesfürsten bis ins 18. Jahrhundert ebenfalls bestätigt.<ref name ="floßmann238">vgl. Gerhard Floßmann: ''Die Freien von Raxendorf'', 2017, S. 238</ref> | Am 25. August 1459 ließ [[Friedrich III. (HRR)|Kaiser Friedrich III.]] in [[Krems an der Donau|Krems]] eine Urkunde ausstellen, in welcher er die Sonderstellung des Ortes Raxendorf und dessen damalige Privilegien bestätigte. Diese Privilegien bezogen sich nicht nur auf Raxendorf, sondern auch auf 10 weitere Orte in dessen Umgebung, die in der Urkunde als "Freigrafschaft Weitenegg" zusammengefasst wurden.<ref name ="Ranna69">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna'', S. 69</ref> Die tatsächliche Herkunft dieser Privilegien und die Fragen, warum sie erteilt wurden und wer sie erteilt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.<ref name ="Ranna70">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Ranna''. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 70</ref> Nach der Bestätigungsurkunde, die Kaiser Friedrich III. ausstellen ließ, betrafen diese Privilegien ursprünglich ca. "[[w:Freibauer (Mittelalter)|Freie]]".<ref>vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 56f.</ref> Die sogenannten "Raxendorfer Privilegien" beziehungsweise deren Bestätigung durch Kaiser Friedrich III. wurden von den meisten Landesfürsten bis ins 18. Jahrhundert ebenfalls bestätigt.<ref name ="floßmann238">vgl. Gerhard Floßmann: ''Die Freien von Raxendorf'', 2017, S. 238</ref> | ||
Eine Originalurkunde, welche die Herkunft dieser Rechte und von wem sie ursprünglich verliehen worden waren, erklären könnte, ist bisher nicht entdeckt worden.<ref name ="sagenwachau">vgl. [ | Eine Originalurkunde, welche die Herkunft dieser Rechte und von wem sie ursprünglich verliehen worden waren, erklären könnte, ist bisher nicht entdeckt worden.<ref name="sagenwachau">vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/raxendorf.html Die Rechte der Raxendorfer], Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> Noch bei der Bestätigung im Jahr 1660 durch [[Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]] soll sie diesem vorgelegt worden sein.<ref name ="floßmann239">vgl. Gerhard Floßmann: ''Die Freien von Raxendorf'', 2017, S. 239</ref> Nach der Erstellung und Bestätigung durch den Kaiser war sie von einem Richter ins Herrschaftshaus in [[Emmersdorf]] gebracht worden, wo sie später bei einem Brand verloren ging. Zwei Abschriften, die sich heute im Archiv von [[Persenbeug]] und im Stiftsarchiv von [[Melk]] wurden von Hans Lempeck, dem Pfleger in [[Burgruine Weitenegg|Weitenegg]], beglaubigt.<ref name ="wiege55">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 55</ref> | ||
Bei den Rechten der "Freien von Raxendorf" handelte sich nicht nur um die Ausübung einer eigenen Gerichtsbarkeit oder die Befreiung von jeder Zoll- und Mautgebühr, sondern auch um Rechte, die für die Geschichtsforschung sonderbar wirken wie, dass zum Beispiel, wenn ein Raxendorfer bei Hof erscheint, die Pferde des Herzogs aus dem Stall geführt werden müssen, damit die Pferde der Raxendorfer hineingestellt werden konnten und Ähnliches.<ref name ="sagenwachau"/> In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wird das Bestehen eines "Freiengerichtes" anlässlich eines Rechtstreites von [[Otto II. von Maissau|Otto von Maissau]], damals Landrichter des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], und vom Burggraf von [[Burgruine Weitenegg|Weitenegg]] bestätigt.<ref name ="wiege55">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 55</ref> | Bei den Rechten der "Freien von Raxendorf" handelte sich nicht nur um die Ausübung einer eigenen Gerichtsbarkeit oder die Befreiung von jeder Zoll- und Mautgebühr, sondern auch um Rechte, die für die Geschichtsforschung sonderbar wirken wie, dass zum Beispiel, wenn ein Raxendorfer bei Hof erscheint, die Pferde des Herzogs aus dem Stall geführt werden müssen, damit die Pferde der Raxendorfer hineingestellt werden konnten und Ähnliches.<ref name ="sagenwachau"/> In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wird das Bestehen eines "Freiengerichtes" anlässlich eines Rechtstreites von [[Otto II. von Maissau|Otto von Maissau]], damals Landrichter des [[Herzogtum Österreich|Herzogtums Österreich]], und vom Burggraf von [[Burgruine Weitenegg|Weitenegg]] bestätigt.<ref name ="wiege55">vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 55</ref> | ||
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* Der Fürsten, Herzog oder König, der in der Sage, welche in der Wachau spielt, von Bauersleuten versteckt und in Sicherheit gebracht wird, hat dort keinen Namen. Später wurde die Sage auf [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich (II.) "''dem Streitbaren''"]], der als der "letzte Babenberger" gilt, übertragen.<ref name ="floßmann235">vgl. Gerhard Floßmann: ''Die Freien von Raxendorf'', 2017, S. 235</ref> Inwieweit hier die Sagenbildung um die Kuenringer eine Rolle gespielt haben könnte, wäre noch wissenschaftlich zu untersuchen, da die Sagen- und Legendenbildung um Friedrich "''den Streitbaren''" gewöhnlich auf einen anderen Teil des heutigen Niederösterreichs und die Stadt Wien beschränkt ist. Außerdem dürfte die Sage von den Freien von Raxendorf auch das Vorbild für weitere Sage sein, die in Südtirol spielt und in welcher ein anderer [[Friedrich IV. (Tirol)|Herzog Friedrich]] ("Friedl mit der leeren Tasche") vom Ahnherren der Grafen Hendl, der hier noch ein Müller beziehungsweise Bauer ist, ebenfalls mit Hilfe eines Misttransportes in Sicherheit gebracht wird.<ref name ="sagenitalien">vgl. [ | * Der Fürsten, Herzog oder König, der in der Sage, welche in der Wachau spielt, von Bauersleuten versteckt und in Sicherheit gebracht wird, hat dort keinen Namen. Später wurde die Sage auf [[Friedrich II. (Österreich)|Herzog Friedrich (II.) "''dem Streitbaren''"]], der als der "letzte Babenberger" gilt, übertragen.<ref name ="floßmann235">vgl. Gerhard Floßmann: ''Die Freien von Raxendorf'', 2017, S. 235</ref> Inwieweit hier die Sagenbildung um die Kuenringer eine Rolle gespielt haben könnte, wäre noch wissenschaftlich zu untersuchen, da die Sagen- und Legendenbildung um Friedrich "''den Streitbaren''" gewöhnlich auf einen anderen Teil des heutigen Niederösterreichs und die Stadt Wien beschränkt ist. Außerdem dürfte die Sage von den Freien von Raxendorf auch das Vorbild für weitere Sage sein, die in Südtirol spielt und in welcher ein anderer [[Friedrich IV. (Tirol)|Herzog Friedrich]] ("Friedl mit der leeren Tasche") vom Ahnherren der Grafen Hendl, der hier noch ein Müller beziehungsweise Bauer ist, ebenfalls mit Hilfe eines Misttransportes in Sicherheit gebracht wird.<ref name="sagenitalien">vgl. [https://www.sagen.at/texte/sagen/italien/meran/flucht_herzog_friedrich.html Herzog Friedrich auf der Flucht], Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> Hier könnte Friedrich "''der Streitbare''" das Bindeglied sein.<ref group="A">In diesem Zusammenhang ist recht interessant, dass der Sohn und Neffe der letzten Rugierkönige beziehungsweise der letzte Rugierkönig ein gewisser Frederich war. Vgl. Inge Resch-Rauter: ''Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel'', 2016, S. 142</ref> | ||
* Inzwischen wurde die Sage auch vom Tourismus entdeckt. Die Gemeinde Raxendorf bietet dazu eine Themenwanderung an.<ref name ="waldviertel">vgl. [https://www.waldviertel.at/en/a-kaiserhoehlenweg Kaiserhoehlenweg], Waldviertel.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> | * Inzwischen wurde die Sage auch vom Tourismus entdeckt. Die Gemeinde Raxendorf bietet dazu eine Themenwanderung an.<ref name ="waldviertel">vgl. [https://www.waldviertel.at/en/a-kaiserhoehlenweg Kaiserhoehlenweg], Waldviertel.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021</ref> | ||
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* [ | * [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/niederoesterreich/wachau/raxendorf.html Die Rechte der Raxendorfer], von [[Carl Calliano]] auf Sagen.AT | ||
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2023, 08:55 Uhr
Die Freien von Raxendorf ist eine Geschichte aus der Wachau, über die unter verschiedenen Namen als Sage (Die Sage von Afterbach, Die Rechte der Raxendorfer, Der Herzog im Mistwagen) seit dem 19. Jahrhundert überliefert ist. Sie wird im Zusammenhang mit einer Privilegien-Bestätigung aus dem 15. Jahrhundert gesehen, welche in der Wissenschaft als merkwürdig gilt, aber historisch belegt ist.
Handlung
Hauptschauplatz der Sage von den "Freien von Raxendorf" ist Afterbach (heute Teil der Gemeinde Raxendorf). Es geht um einem Fürsten, der von seinen Feinden verfolgt wird. Er flüchtete über den Jauerling ins nördliche Tal von Raxendorf, wo ihm im "Wagnerschen Haus" in Afterbach Bauersleute zunächst in einem Futtertrog im Stall vor seinen Verfolgern verstecken. Nachdem diese den Hof wieder verlassen haben, bringen die Bauersleute den Fürsten in ein sicheres Versteck, eine Höhle im "Rotensteinwald". Dies gelingt trotz der Anwesenheit der Verfolger, indem sich der Fürst unter dem Mist verbirgt, den die Bauersleute von ihrem Hof wegbringen. Die Bauersleute und ihre Nachbarschaft versorgen den Fürsten in der Folgezeit in der Höhle mit Nahrung, bis er seine Flucht fortsetzt oder den Kampf gegen seine Feinde wieder aufnimmt.[1] In Details variiert die Sage. So ist der Fürst in einer Version ein König und in weiteren Versionen ein Herzog[2]. In einer Version hat zuvor eine Schlacht stattgefunden, in welcher er und seine Gefolgsleute geschlagen wurden. In dieser Version der Sage gewinnt der Fürst nach Abzug der Feinde seine Herrschaft zurück und erhebt Raxendorf zum Markt beziehungsweise verleiht ihm mehrere Rechte.[3]
Historischer Hintergrund
Am 25. August 1459 ließ Kaiser Friedrich III. in Krems eine Urkunde ausstellen, in welcher er die Sonderstellung des Ortes Raxendorf und dessen damalige Privilegien bestätigte. Diese Privilegien bezogen sich nicht nur auf Raxendorf, sondern auch auf 10 weitere Orte in dessen Umgebung, die in der Urkunde als "Freigrafschaft Weitenegg" zusammengefasst wurden.[4] Die tatsächliche Herkunft dieser Privilegien und die Fragen, warum sie erteilt wurden und wer sie erteilt hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt.[5] Nach der Bestätigungsurkunde, die Kaiser Friedrich III. ausstellen ließ, betrafen diese Privilegien ursprünglich ca. "Freie".[6] Die sogenannten "Raxendorfer Privilegien" beziehungsweise deren Bestätigung durch Kaiser Friedrich III. wurden von den meisten Landesfürsten bis ins 18. Jahrhundert ebenfalls bestätigt.[7]
Eine Originalurkunde, welche die Herkunft dieser Rechte und von wem sie ursprünglich verliehen worden waren, erklären könnte, ist bisher nicht entdeckt worden.[8] Noch bei der Bestätigung im Jahr 1660 durch Kaiser Leopold I. soll sie diesem vorgelegt worden sein.[9] Nach der Erstellung und Bestätigung durch den Kaiser war sie von einem Richter ins Herrschaftshaus in Emmersdorf gebracht worden, wo sie später bei einem Brand verloren ging. Zwei Abschriften, die sich heute im Archiv von Persenbeug und im Stiftsarchiv von Melk wurden von Hans Lempeck, dem Pfleger in Weitenegg, beglaubigt.[10]
Bei den Rechten der "Freien von Raxendorf" handelte sich nicht nur um die Ausübung einer eigenen Gerichtsbarkeit oder die Befreiung von jeder Zoll- und Mautgebühr, sondern auch um Rechte, die für die Geschichtsforschung sonderbar wirken wie, dass zum Beispiel, wenn ein Raxendorfer bei Hof erscheint, die Pferde des Herzogs aus dem Stall geführt werden müssen, damit die Pferde der Raxendorfer hineingestellt werden konnten und Ähnliches.[8] In einer Urkunde aus dem Jahr 1284 wird das Bestehen eines "Freiengerichtes" anlässlich eines Rechtstreites von Otto von Maissau, damals Landrichter des Herzogtums Österreich, und vom Burggraf von Weitenegg bestätigt.[10]
Was den tatsächlichen Hintergrund der sogenannten "Raxendorfer Privilegien" betrifft, dürften diese entweder von den "Freien" selbst geschaffen worden sein, um ihr Zusammenleben zu organisieren oder auf eine ältere Grundherrschaft zurückgehen, nach deren Beendigung die Privilegien ihre Gültigkeit behalten hatten.[11] Inge Resch-Rauter hat die Theorie aufgestellt, dass die Vorfahren der "Freien von Raxendorf" ursprünglich Untertanen des Rugierkönigs waren und ihre Rechte aus der Zeit seiner Herrschaft stammen.[12] Ein entscheidendes Argument für ihre Theorie ist, dass Pöggstall (erstmas 1134 genannt), der spätere Hauptort in jenem Gebiet, wo die sogenannten "Freien von Raxendorf" ansässig waren, weder in der Urkunde aus dem Jahr 1284 noch in der Bestätigung von Kaiser Friedrich III. vorkommt. Daraus schließt sie, dass die Rechte der "Freien" erstmals erteilt wurden, als Pöggstall noch nicht existiert hat.[13]
Verbreitung
- Der Fürsten, Herzog oder König, der in der Sage, welche in der Wachau spielt, von Bauersleuten versteckt und in Sicherheit gebracht wird, hat dort keinen Namen. Später wurde die Sage auf Herzog Friedrich (II.) "dem Streitbaren", der als der "letzte Babenberger" gilt, übertragen.[14] Inwieweit hier die Sagenbildung um die Kuenringer eine Rolle gespielt haben könnte, wäre noch wissenschaftlich zu untersuchen, da die Sagen- und Legendenbildung um Friedrich "den Streitbaren" gewöhnlich auf einen anderen Teil des heutigen Niederösterreichs und die Stadt Wien beschränkt ist. Außerdem dürfte die Sage von den Freien von Raxendorf auch das Vorbild für weitere Sage sein, die in Südtirol spielt und in welcher ein anderer Herzog Friedrich ("Friedl mit der leeren Tasche") vom Ahnherren der Grafen Hendl, der hier noch ein Müller beziehungsweise Bauer ist, ebenfalls mit Hilfe eines Misttransportes in Sicherheit gebracht wird.[15] Hier könnte Friedrich "der Streitbare" das Bindeglied sein.[A 1]
- Inzwischen wurde die Sage auch vom Tourismus entdeckt. Die Gemeinde Raxendorf bietet dazu eine Themenwanderung an.[16]
Literatur
- Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4
- Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 68-70
- Gerhard Floßmann: Die Freien von Raxendorf - Ein Kuriosum der mittelalterlichen Rechtsgeschichte. In: Peter Aichinger-Rosenberger - Andreas Zajic (Hrsg.): Menschen und Denkmale. Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof (= Katalog des Landesmuseums. Neue Folge. Nr. 537). Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra, 2017. ISBN 978-3-99028-710-1. S. 235-239
Weblinks
- Die Rechte der Raxendorfer, von Carl Calliano auf Sagen.AT
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel. Teletool Edition, Wien, 4., wesentlich erweiterte Ausgabe 2016. ISBN 3-9500-1672-4. S. 53f.
- ↑ Zum Beispiel in der Version von Hans Plöckinger aus dem Jahr 1926, wo der namenlose Fürst ein namenloser österreichischer Herzog ist, der seinen Sitz in Wien hat. Vgl. Die Rettung des Herzogs.htm Die Rettung des Herzogs , Sagen.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 54
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna, S. 69
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J. S. 70
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 56f.
- ↑ vgl. Gerhard Floßmann: Die Freien von Raxendorf, 2017, S. 238
- ↑ 8,0 8,1 vgl. Die Rechte der Raxendorfer, Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021
- ↑ vgl. Gerhard Floßmann: Die Freien von Raxendorf, 2017, S. 239
- ↑ 10,0 10,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 55
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 60
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 62
- ↑ vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 59
- ↑ vgl. Gerhard Floßmann: Die Freien von Raxendorf, 2017, S. 235
- ↑ vgl. Herzog Friedrich auf der Flucht, Sagen.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021
- ↑ vgl. Kaiserhoehlenweg, Waldviertel.AT, abgerufen am 8. Jänner 2021
Anmerkungen
- ↑ In diesem Zusammenhang ist recht interessant, dass der Sohn und Neffe der letzten Rugierkönige beziehungsweise der letzte Rugierkönig ein gewisser Frederich war. Vgl. Inge Resch-Rauter: Die Wiege der Bayern. Wachau und Waldviertel, 2016, S. 142