Römisches Theater Bregenz: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 4. November 2024, 09:37 Uhr

Das römische Bregenz
Lage des Römischen Theaters in Bregenz

Das Römische Theater im Ortsteil Thalbach in Bregenz (lat. Brigantium), Vorarlberg, wurde durch gezielte archäologische Ausgrabungen 2013 und 2019 im Auftrag des Vorarlberger Landesmuseums freigelegt.

Lage

Das Römische Theater befindet sich in der Thalbachgasse, etwa 30 Meter östlich hinter dem Naturdenkmal Blutbuche[1] Welt-Icon47.5004029.747432 auf etwa 408 m ü. A.[2] Zur Zeit des Römischen Theaters floss der Thalbach noch offen vorbei (heute hier verrohrt) und grenzte das Theatergelände zum restlichen Gelände ab.

Das Deuringschlössle in der Bregenzer Oberstadt befindet sich rund 35 Meter östlich, oberhalb des Theaters. Das Kapuzinerkloster befindet sich rund 130 Meter südwestlich Welt-Icon47.4991659.74692 und das Kloster Thalbach rund 250 Meter Luftlinie südöstlich Welt-Icon47.4981929.749018.

Geschichte

Das römische Brigantium verdankt seine Bedeutung vor allem der verkehrsgünstigen Lage am Bodensee und der Mündung der Bregenzer Ache sowie der strategischen Bedeutung der Klause, heute Gemeindegebiet von Lochau, samt der abschirmenden Wirkung des Pfänderstocks.

Dass ein Römische Theater in diesem Bereich bestanden haben soll, war bereits seit vielen Jahrzehnten gemutmaßt worden, wurde aber erst 2013 bzw. 2019 bestätigt.[3]

Über die genaue Funktion und Nutzung des Römischen Theaters in Bregenz liegen noch zu wenige Erkenntnisse vor. Das römische Bühnentheater wird wohl wie an anderen Orten auch für zivilen Veranstaltungen, Gedenkfeiern, kultische Zwecke etc. genutzt worden sein.[3]

Gebäude

Das Römische Theater war für mehr als 2000 Personen ausgelegt, somit weitaus mehr, als Bregenz zur Zeit der römischen Herrschaft Einwohner hatte, woraus geschlossen wird, dass dieses Theater überlokale Bedeutung hatte.[3] Zum Vergleich: das Römische Theater in Mainz bot als größtes Bühnentheater nördlich der Alpen Platz für etwa 10.000 Besucher.

Die steinernen Fundamente wurden überwiegend aus den lokal hier vorkommenden abgerundeten Steinen aus einem Bach (vlbg.: Bachbölla) aufgebaut und bestand ansonsten aus einer Holzkonstruktion. Der Durchmesser soll über 50 Meter betragen haben.[4]

Der Zuschauerbereich (cavea, ‚(Aus-)Höhlung‘) bestand aus halbkreisförmig angelegten ansteigenden Sitzreihen mit zumindest zwei Zugängen (vomitoria, Singular vomitorium, von vomere, ‚ausspeien‘, weil es von der Bühne gesehen aussieht, als ob die vomitoria die Zuschauermengen ausspien). Vermutlich waren, wie auch bei anderen solchen Theatern, auch in Bregenz einzelne Zuschauerblöcke (cunei, Singular cuneus, ‚Keil‘) durch Korridore voneinander getrennt. Ob sich am oberen Abschluss des Zuschauerraumes wie anderswo eine überdachte Galerie, bzw. unter Umständen ein hölzerner Säulengang (porticus) befand, ist noch nicht untersucht. Die aus anderen Theatern bekannten Sonnensegel (velarium) über den Sitzreihen, mit Verankerungen an der Außenwand benötigten jedenfalls in der Höhe der Galerie mehrere Ankerpunkte.

Die Theaterplätze wurden, wie auch heute noch (siehe Bregenzer Festspiele), nach politischen oder wirtschaftlichem, also nach sozialen Status des Besuchers verteilt: Senatoren oder hohe Regierungsmitglieder saßen entweder in der orchestra, der halbkreisförmigen Ebene direkt vor der Bühne, oder in erhöhten Logen (tribunalia) an den Seiten der Cavea. Ob sie besondere Zugänge hatten (aditus maximi) ist noch nicht untersucht.

Ähnliche Bauten

Gesellschaftliche Stellung von Schauspielern

Die gesellschaftliche Stellung von Schauspielern war, losgelöst betrachtet von der Berühmtheit einiger weniger, am unteren Rand der Gesellschaft zu sehen. Ähnlich tief, wie auch die von Prostituierten und Gastwirten. Es ist davon auszugehen, dass auch im damaligen Bregenz, wie im restlichen Römischen Reich, Schauspieler vor allem Bürger fremder Städte (lat.: hostes, peregrini), Sklaven (lat.: servi bzw. mancipia) oder Freigelassene (lat.: liberti bzw. libertini) etc. waren. Diese Menschen hatten selten das römische Bürgerrecht.

Der Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und Stoiker Lucius Annaeus Seneca (genannt Seneca der Jüngere, etwa im Jahre 1; † 65 n. Chr.) hat zur Zeit des Römischen Reichs in diesem Zusammenhang Schauspieler als stolze verwegenen Helden auf den Bühnen bezeichnet, die in der Realität Hungerleider waren. Schauspieler wurden auch als unehrliche Personen angesehen und wurden vielfältig diskriminiert (siehe z. B. das Tötungsrecht des Ehegatten, wenn ein Schauspieler die Ehefrau verführte: Lex de adulteriis coërcendis).[5] Diese negative Sichtweise und auch rechtliche Schlechterstellung hat sich über die Jahrhunderte bis weit über die Neuzeit gehalten.

Weblinks

 Römisches Theater Bregenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Blutbuche am Thalbach, Naturdenkmal ID 80.
  2. Dieses Grundstück mit der Grundstücksnummer (GSt) 3/1 (GB Bregenz) gehört der Deuring Schlössle Immobilien GmbH & Co. KG (FN 495465a), welche im Eigentum der Fa. Hinteregger Bau bzw. DI Richard Hinteregger steht.
  3. 3,0 3,1 3,2 Römisches Theater in Bregenz entdeckt, Webseite: vorarlberg.orf.at vom 6. Jänner 2020.
  4. Archäologen entdeckten in Bregenz römisches Theater, Website: vol.at vom 6. Jänner 2021.
  5. Lex de adulteriis coërcendis, Webseite: csun.edu (Text in Lateinisch/Englisch).

47.5004619.747879Koordinaten: 47° 30′ 2″ N, 9° 44′ 52″ O