Schustermichl-Glocke: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Glocken auf acht an. In den beiden Weltkriegen mussten aber jeweils wieder einige davon eingeschmolzen werden. Durch eine Ausnahme konnte der ''Schustermichl'' jedoch erhalten werden und ist heute die einzige erhaltene Glocke in der Mariahilfer Kirche. | Nachdem Michael Sailler im Jahr 1719 2000 [[w:Dukat (Münze)|Dukaten]] für den Guss einer Glocke spendete, die später als ''Saillerglocke'' benannt wurde, stiftete er im Jahr 1720 eine noch größere Glocke, um den Klang zu verbessern.<ref>[https://www.pfarrverbandmariahilf.at/mariahilf/kirche-mariahilf/die-mariahilfer-zeittafel/ Zeittafel] der Pfarrkirche Mariahilf abgerufen am 23. Februar 2021</ref> Als jedoch Schäden festgestellt wurden, musste sie neu gegossen werden. Da die Schäden unmittelbar vor dem Tod Saillers am 2. Juli 1726 festgestellt wurden, wurden vom Volk die beiden Unglücksflälle miteinander in Verbindung gebracht.<ref>{{WiWi|Glocke}}</ref> Daher wurde die Glocke nach dem Stifter im Jahr 1731 als ''Schustermichl'' benannt. | ||
Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Glocken der Pfarrkirche Mariahilf auf acht an. In den beiden Weltkriegen mussten aber jeweils wieder einige davon eingeschmolzen werden. Durch eine Ausnahme konnte der ''Schustermichl'' jedoch erhalten werden und ist heute die einzige erhaltene barocke Glocke in der Mariahilfer Kirche. | |||
Im Jahr 1903 wurde der hölzerne Glockenstuhl durch Eisenverstrebungen verstärkt, wodurch die Schwingungen des ganzen Turmes reduziert werden konnten, nicht zuletzt da nur mehr zwei Personen zum Läuten notwendig waren. Im Jahr 1930 wurde das Holzjoch durch Stahl ersetzt. Nicht belegt ist die Umstellung auf einen elektrischen Glockenantrieb.<ref>[https://www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_6/bezirksmuseum/geschichtstexte/contentfiles/641/Bezirke/Bezirk-06/Uhren_-_Text_29.09.2015.pdf Die Sprache der Kirchenglocken] auf ''Die öffentlichen Uhren in Mariahilf'', S.20 abgerufen am 23. Februar 2021</ref> | Im Jahr 1903 wurde der hölzerne Glockenstuhl durch Eisenverstrebungen verstärkt, wodurch die Schwingungen des ganzen Turmes reduziert werden konnten, nicht zuletzt da nur mehr zwei Personen zum Läuten notwendig waren. Im Jahr 1930 wurde das Holzjoch durch Stahl ersetzt. Nicht belegt ist die Umstellung auf einen elektrischen Glockenantrieb.<ref>[https://www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_6/bezirksmuseum/geschichtstexte/contentfiles/641/Bezirke/Bezirk-06/Uhren_-_Text_29.09.2015.pdf Die Sprache der Kirchenglocken] auf ''Die öffentlichen Uhren in Mariahilf'', S.20 abgerufen am 23. Februar 2021</ref> | ||
Im Jahr 2011 erhielt nach der [[w:Pummerin|Pummerin]] auch der Schustermichl einen neuen Klöppel. War der ursprungliche Klöppel aus Eisen, wurde dieser aus einem speziell legierten Stahl geschmiedet.<ref name=erzdiöz/> | Im Jahr 2011 erhielt nach der [[w:Pummerin|Pummerin]] auch der Schustermichl einen neuen Klöppel. War der ursprungliche Klöppel aus Eisen, wurde dieser aus einem speziell legierten Stahl geschmiedet um insbesondere Schäden an der Glocke durch einen minderwertigen Klöppel zu vermeiden.<ref name=erzdiöz/> | ||
== Kopie des Schustermichls == | == Kopie des Schustermichls == | ||
Eine kleinere Kopie des Schustermichls befindet sich im [[Wiener Schuhmuseum]] im [[Alsergrund|8. Wiener Gemeindebezirk]]. Der | Eine kleinere Kopie des Schustermichls befindet sich im [[Wiener Schuhmuseum]] im [[Alsergrund|8. Wiener Gemeindebezirk]]. Der Nachguss aus [[w:Bronze|Bronze]] hat ein Gewicht von 73 [[w:Kilogramm|Kilogramm]] und einen Umfang von 478 [[w:Meter|Millimeter]]. Geweiht wurde diese Glocke im Jahr 2014. Auf dieser Glocke findet sich auch eine [[w:Kartusche (Kunst)|Kartusche]] mit dem Zunftzeichen der [[w:Schuhmacher|Schuster]].<ref>[https://www.meinbezirk.at/landstrasse/c-lokales/unser-schustermichel_a1770937 Unser „Schustermichel“] auf meinbezirk vom 14. Juni 2016 abgerufen am 23. Februar 2021</ref> | ||
== Sagen um den Schustermichl == | == Sagen um den Schustermichl == | ||
Der Sage nach wohnte nahe der Kirche der Schuster Michel, der auch eine Gastwirtschaft betrieb, um sein Auslangen zu finden. | Der Sage nach wohnte nahe der Kirche der Schuster Michel, der auch eine Gastwirtschaft betrieb, um sein Auslangen zu finden. Dem Schustermichlwirt, wie er auch genannt wurde, wurde aber Geiz nachgesagt. | ||
Einem abendlichen Gast, der zur Sperrstunde bei ihm eintrat, gab er erst nach dem Versprechen einer Belohnung ein Nachtquartier. Mit einem Beutel | Einem abendlichen Gast, der zur Sperrstunde bei ihm eintrat, gab er erst nach dem Versprechen einer Belohnung ein Nachtquartier. Mit einem Beutel voll Golddukaten für Wirt und dem Mesner erlangte er auch noch Zugang in der benachbarten Kirche um ein Gebet zu verrichten. Am nächsten Morgen verließ der Fremde noch das Wirtshaus. Zuvor hinterließ er dem Wirt ein versperrtes Kästchen mit Schlüssel, um es aufzubewahren. Der Wirt dürfte es nur öffnen, falls er innerhalb eines Jahres nicht zurückkomme. In diesem Falle müsste der Wirt aber die Anweisung auf einem Zettel im Kästchen unbedingt befolgen. | ||
Die Neugier des Wirtes war zwar groß, er öffnete das Kästchen aber tatsächlich nach Ablauf des Jahres. Als Anweisung stand allerdings auf dem Zettel, dass er die Goldmünzen im Kästchen an die Kirche Mariahilf übergeben solle. In seiner Gier behielt er den Schatz bei sich. | Die Neugier des Wirtes war zwar groß, er öffnete das Kästchen aber tatsächlich nach Ablauf des Jahres. Als Anweisung stand allerdings auf dem Zettel, dass er die Goldmünzen im Kästchen an die Kirche Mariahilf übergeben solle. In seiner Gier behielt er den Schatz bei sich. | ||
Er hatte aber nicht lange Freude an seinem Schatz, da schwer erkrankte und langsam dahin siechte. In den Fieberträumen erschien jedoch immer wieder der Fremde, der ihn an das Versprechen erinnerte und so die Seele des Fremden erlösen könnte. In der Folge wurde er immer schwächer und ließ schließlich den Pfarrer kommen, den er dann auch alles gestand und den Goldschatz übergab. Mit diesem Geld soll dann die Glocke angeschafft worden sein. | Er hatte aber nicht lange Freude an seinem Schatz, da er schwer erkrankte und langsam dahin siechte. In den Fieberträumen erschien jedoch immer wieder der Fremde, der ihn an das Versprechen erinnerte und so die Seele des Fremden erlösen könnte. In der Folge wurde er immer schwächer und ließ schließlich den Pfarrer kommen, den er dann auch alles gestand und den Goldschatz übergab. Mit diesem Geld soll dann die Glocke angeschafft worden sein. | ||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == | ||
<references/> | <references/> | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
* [https://www.donboscohaus.at/assets/Rueckblick/20180216-Bildbericht-Mariahilfer-Kirche.pdf Mariahilfkirche und Salvatorsaal] auf ''Weltreligionen-Exkusionen zu Orten religiöser Begegnung | * [https://www.donboscohaus.at/assets/Rueckblick/20180216-Bildbericht-Mariahilfer-Kirche.pdf Mariahilfkirche und Salvatorsaal] auf ''Weltreligionen-Exkusionen zu Orten religiöser Begegnung | ||
* [https://www.youtube.com/watch?v=2zfsPNlr_Bs Geläut des Schustermichls] auf [[w:Youtube|Youtube]] | * [https://www.youtube.com/watch?v=2zfsPNlr_Bs Geläut des Schustermichls] auf [[w:Youtube|Youtube]] | ||
* [ | * [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/6_bezirk/schustermichelglocke.html Die Schustermichlglocke] auf sagen.at | ||
* [ | * [https://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/wien/sagen_legenden_gugitz/schustermichl.html Schustermichl] auf sagen.at | ||
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Aktuelle Version vom 23. Januar 2023, 17:27 Uhr
Die Schustermichl-Glocke oder Schustermichel-Glocke ist eine Kirchenglocke der Pfarrkirche im Wiener Gemeindebezirk Mariahilf. Sie hängt im linken Turm der Kirche, erklingt im Schlagton A0[1] und ist mit 4.445 kg[2] die zweitgrößte Glocke Wiens.[3] Nach anderen Quellen beträgt das Gewicht allerdings nur 3.965 kg.[4]
Geschichte
Als der Turm nach der Türkenbelagerung im Jahr 1683 neu errichtet wurde, wurde zu der alten Glocke eine noch größere im Turm montiert. Im Jahr 1715 kamen noch drei weitere Glocken hinzu.
Nachdem Michael Sailler im Jahr 1719 2000 Dukaten für den Guss einer Glocke spendete, die später als Saillerglocke benannt wurde, stiftete er im Jahr 1720 eine noch größere Glocke, um den Klang zu verbessern.[5] Als jedoch Schäden festgestellt wurden, musste sie neu gegossen werden. Da die Schäden unmittelbar vor dem Tod Saillers am 2. Juli 1726 festgestellt wurden, wurden vom Volk die beiden Unglücksflälle miteinander in Verbindung gebracht.[6] Daher wurde die Glocke nach dem Stifter im Jahr 1731 als Schustermichl benannt.
Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Glocken der Pfarrkirche Mariahilf auf acht an. In den beiden Weltkriegen mussten aber jeweils wieder einige davon eingeschmolzen werden. Durch eine Ausnahme konnte der Schustermichl jedoch erhalten werden und ist heute die einzige erhaltene barocke Glocke in der Mariahilfer Kirche.
Im Jahr 1903 wurde der hölzerne Glockenstuhl durch Eisenverstrebungen verstärkt, wodurch die Schwingungen des ganzen Turmes reduziert werden konnten, nicht zuletzt da nur mehr zwei Personen zum Läuten notwendig waren. Im Jahr 1930 wurde das Holzjoch durch Stahl ersetzt. Nicht belegt ist die Umstellung auf einen elektrischen Glockenantrieb.[7]
Im Jahr 2011 erhielt nach der Pummerin auch der Schustermichl einen neuen Klöppel. War der ursprungliche Klöppel aus Eisen, wurde dieser aus einem speziell legierten Stahl geschmiedet um insbesondere Schäden an der Glocke durch einen minderwertigen Klöppel zu vermeiden.[3]
Kopie des Schustermichls
Eine kleinere Kopie des Schustermichls befindet sich im Wiener Schuhmuseum im 8. Wiener Gemeindebezirk. Der Nachguss aus Bronze hat ein Gewicht von 73 Kilogramm und einen Umfang von 478 Millimeter. Geweiht wurde diese Glocke im Jahr 2014. Auf dieser Glocke findet sich auch eine Kartusche mit dem Zunftzeichen der Schuster.[8]
Sagen um den Schustermichl
Der Sage nach wohnte nahe der Kirche der Schuster Michel, der auch eine Gastwirtschaft betrieb, um sein Auslangen zu finden. Dem Schustermichlwirt, wie er auch genannt wurde, wurde aber Geiz nachgesagt.
Einem abendlichen Gast, der zur Sperrstunde bei ihm eintrat, gab er erst nach dem Versprechen einer Belohnung ein Nachtquartier. Mit einem Beutel voll Golddukaten für Wirt und dem Mesner erlangte er auch noch Zugang in der benachbarten Kirche um ein Gebet zu verrichten. Am nächsten Morgen verließ der Fremde noch das Wirtshaus. Zuvor hinterließ er dem Wirt ein versperrtes Kästchen mit Schlüssel, um es aufzubewahren. Der Wirt dürfte es nur öffnen, falls er innerhalb eines Jahres nicht zurückkomme. In diesem Falle müsste der Wirt aber die Anweisung auf einem Zettel im Kästchen unbedingt befolgen.
Die Neugier des Wirtes war zwar groß, er öffnete das Kästchen aber tatsächlich nach Ablauf des Jahres. Als Anweisung stand allerdings auf dem Zettel, dass er die Goldmünzen im Kästchen an die Kirche Mariahilf übergeben solle. In seiner Gier behielt er den Schatz bei sich.
Er hatte aber nicht lange Freude an seinem Schatz, da er schwer erkrankte und langsam dahin siechte. In den Fieberträumen erschien jedoch immer wieder der Fremde, der ihn an das Versprechen erinnerte und so die Seele des Fremden erlösen könnte. In der Folge wurde er immer schwächer und ließ schließlich den Pfarrer kommen, den er dann auch alles gestand und den Goldschatz übergab. Mit diesem Geld soll dann die Glocke angeschafft worden sein.
Einzelnachweise
- ↑ Geläut des Schustermichls Geläut des Schustermichls. In: youtoube.com. Abgerufen am 24. Februar 2021.
- ↑ 1933 wurde das Gewicht der Glocke mit „79½ Zentner“ (~ 4.452 kg) angegeben; Winziges Wien. In: Kleine Volks-Zeitung, 10. Juni 1933, S. 5. (online bei ANNO).
- ↑ 3,0 3,1 Zweitgrößte Glocke Wiens hat neuen Klöppel am Portal der Erzdiözese Wien vom 25. November 2011 abgerufen am 23. Februar 2021
- ↑ 500 Glocken fliegen nach Rom. In: Neues Wiener Journal, 23. März 1932, S. 8. (online bei ANNO).
- ↑ Zeittafel der Pfarrkirche Mariahilf abgerufen am 23. Februar 2021
- ↑ Schustermichl-Glocke im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Die Sprache der Kirchenglocken auf Die öffentlichen Uhren in Mariahilf, S.20 abgerufen am 23. Februar 2021
- ↑ Unser „Schustermichel“ auf meinbezirk vom 14. Juni 2016 abgerufen am 23. Februar 2021
Weblinks
- Mariahilfkirche und Salvatorsaal auf Weltreligionen-Exkusionen zu Orten religiöser Begegnung
- Geläut des Schustermichls auf Youtube
- Die Schustermichlglocke auf sagen.at
- Schustermichl auf sagen.at