Klostergasthof Heiligenkreuz: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Klostergasthof Heiligenkreuz''' befindet sich in unmittelbarer Nähe des [[Zisterzienserstift Heiligenkreuz|Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz]] in Niederösterreich und hat eine jahrhundertealte Geschichte. Das Gebäude, das ursprünglich ein [[w:Hospital|Hospital]] war, wurde um das Jahr 1648 neu erbaut, seine Vorgängerbauten reichen aber bis in 12. Jahrhundert zurück. Somit zählt der Klostergasthof zu | Der '''Klostergasthof Heiligenkreuz''' befindet sich in unmittelbarer Nähe des [[Zisterzienserstift Heiligenkreuz|Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz]] in Niederösterreich und hat eine jahrhundertealte Geschichte. Das Gebäude, das ursprünglich ein [[w:Hospital|Hospital]] war, wurde um das Jahr 1648 neu erbaut, seine Vorgängerbauten reichen aber bis in 12. Jahrhundert zurück. Somit zählt der Klostergasthof zu einem der ältesten Gasthöfe Österreichs und ist ebenso wie das Stift [[w:Denkmalschutz|denkmalgeschützt]]. | ||
==Chronik== | ==Chronik== | ||
Ursprünglich befand sich auf dem Areal des heutigen Klostergasthofes Heiligenkreuz ein Hospital, welches ''Wichard von Zebing'' 1190 erbauen ließ und dessen Kapelle dem [[w:Nikolaus von Myra|Heiligen Nikolaus]] geweiht war. Es war nur für [[w:Laie (Religion)|Laien]] außerhalb des [[w:Stift|Stiftes]] errichtet worden, bot Platz für ungefähr 30 Patienten und stand bis ins 15. Jahrhundert in Verwendung. In den [[w:Annalen|Annalen]] des Stiftes wird 1554 von einer Dachreparatur dieses Gebäudes durch ''Abt Konrad Faber'' berichtet, welches als [[w:Tafernwirtschaft|Taverne]] bezeichnet wurde. Der Krankentrakt des Hospitals wurde offensichtlich Jahre zuvor zu einem Gasthof umgebaut. | Ursprünglich befand sich auf dem Areal des heutigen Klostergasthofes Heiligenkreuz ein Hospital, welches ''Wichard von Zebing'' 1190 erbauen ließ und dessen Kapelle dem [[w:Nikolaus von Myra|Heiligen Nikolaus]] geweiht war. Es war nur für [[w:Laie (Religion)|Laien]] außerhalb des [[w:Stift|Stiftes]] errichtet worden, bot Platz für ungefähr 30 Patienten und stand bis ins 15. Jahrhundert in Verwendung. In den [[w:Annalen|Annalen]] des Stiftes wird 1554 von einer Dachreparatur dieses Gebäudes durch ''Abt Konrad Faber'' berichtet, welches als [[w:Tafernwirtschaft|Taverne]] bezeichnet wurde. Der Krankentrakt des Hospitals wurde offensichtlich Jahre zuvor zu einem Gasthof umgebaut.[[File:Franz Gratzers Poststellwagen vor dem Stiftsgasthaus Heiligenkreuz (NÖ) 1887.jpg|thumb|Stiftsgasthaus Heiligenkreuz 1887|400x400px]]Anlässlich der Fertigstellung einer neuen Wasserleitung von [[Preinsfeld]] nach [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] erhält der Platz vor der Taverne unter ''Abt Udalrich II.'' anno 1584 einen Brunnen mit einer Steinsäule, an dessen Spitze in das Wappen des Abtes und des Stiftes eingemeißelt wurde. Unter [[w:Michael Schnabel (Geistlicher)|Abt Michael Schnabel]] wurde in den Jahren 1648/49 Taverne und Nikolauskapelle aufgelassen, teilweise geschleift und durch den Baumeister ''Joan Angelo Canavale'' und dessen Baupolier ''Joan Domenico Canavale'', unter Einbeziehung der schon bestehenden Fundamente und des aufgehenden Mauerwerkes nach Süden und Norden erweitert. Es entstand, ein den damaligen Verhältnis entsprechender neuer Gasthof, dessen Hauptgebäude sich bis heute erhalten hat. In der [[w:Zweiten Wiener Türkenbelagerung|zweiten Wiener Türkenbelagerung]] anno1683 wurde das Kloster durch türkische [[w:Berserker|Berserker]] schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die [[w:Türken|Türken]] setzten zuerst den [[w:Meierhof|Meierhof]] in Brand, dessen Feuer danach auf dem Gasthof sowie dem stiftlichen Kaisertrakt übersprang. | ||
Anlässlich der Fertigstellung einer neuen Wasserleitung von [[Preinsfeld]] nach [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] erhält der Platz vor der Taverne unter ''Abt Udalrich II.'' anno 1584 einen Brunnen mit einer Steinsäule, an dessen Spitze in das Wappen des Abtes und des Stiftes eingemeißelt wurde. Unter [[w:Michael Schnabel (Geistlicher)|Abt Michael Schnabel]] wurde in den Jahren 1648/49 Taverne und Nikolauskapelle aufgelassen, teilweise geschleift und durch den Baumeister ''Joan Angelo Canavale'' und dessen Baupolier ''Joan Domenico Canavale'', unter Einbeziehung der schon bestehenden Fundamente und des aufgehenden Mauerwerkes nach Süden und Norden erweitert. Es entstand, ein den damaligen Verhältnis entsprechender neuer Gasthof, dessen Hauptgebäude sich bis heute erhalten hat. In der [[w:Zweiten Wiener Türkenbelagerung|zweiten Wiener Türkenbelagerung]] anno1683 wurde das Kloster durch türkische [[w:Berserker|Berserker]] schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die [[w:Türken|Türken]] setzten zuerst den [[w:Meierhof|Meierhof]] in Brand, dessen Feuer danach auf dem Gasthof sowie dem stiftlichen Kaisertrakt übersprang. | |||
Im Tagebuch des Heiligenkreuzer Priesters [[w:Balthasar Kleinschroth|Balthasar Kleinschroth]] findet sich der Eintrag zu diesem Ereignis: „Der Mayrhoff mit dem Würthshaus ist völlig abgebrannt, was aber gewölbt gewesen, ist stehen bliben“<ref>[[w:Hermann Norbert Watzl|P. Hermann Watzl]]: ''Flucht und Zuflucht: Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683'' - 1983 ISBN 9783205072058</ref>. | Im Tagebuch des Heiligenkreuzer Priesters [[w:Balthasar Kleinschroth|Balthasar Kleinschroth]] findet sich der Eintrag zu diesem Ereignis: „Der Mayrhoff mit dem Würthshaus ist völlig abgebrannt, was aber gewölbt gewesen, ist stehen bliben“<ref>[[w:Hermann Norbert Watzl|P. Hermann Watzl]]: ''Flucht und Zuflucht: Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683'' - 1983 ISBN 9783205072058</ref>. | ||
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Die nächste Veränderung des Klostergasthofes erfolgte unter [[w:Heinrich Grünbeck|Abt Heinrich Grünbeck]], der durch den Stiftsbaumeister [[Alexander Santulik (Stiftsbaumeister)|Alexander Santulik]], der 1880/1890 einen bis zum "''Neuen Wiener Tor''" reichenden zweigeschoßigen Nordtrakt mit einem im 1. Stock befindlichen Theatersaal erbauen ließ. Auch wurde ein kleiner eingezäunter Gastgarten vor dem Gebäude angelegt. Ein paar Jahre später erfolgte unter [[w:Gregor Pöck|Abt Gregor Pöck]] in den Jahren 1903/1904 ein Anbau an der Nordseite des Klostergasthofes, in welchem auch eine neue Fleischbank eingerichtet wurde (in den 1960er Jahren befand sich darin die Filiale der Allander Fleischerei Strasser, gegenüber der [[w:Tabaktrafik|Trafik]] und links neben dem "''Alten Wiener Tor''"). Später wurde auch noch die Winterküche zu einem Gastraum umgebaut, und als ''Mayerling Stüberl'' bezeichnet (heute ''Hochzeitsstüberl''). | Die nächste Veränderung des Klostergasthofes erfolgte unter [[w:Heinrich Grünbeck|Abt Heinrich Grünbeck]], der durch den Stiftsbaumeister [[Alexander Santulik (Stiftsbaumeister)|Alexander Santulik]], der 1880/1890 einen bis zum "''Neuen Wiener Tor''" reichenden zweigeschoßigen Nordtrakt mit einem im 1. Stock befindlichen Theatersaal erbauen ließ. Auch wurde ein kleiner eingezäunter Gastgarten vor dem Gebäude angelegt. Ein paar Jahre später erfolgte unter [[w:Gregor Pöck|Abt Gregor Pöck]] in den Jahren 1903/1904 ein Anbau an der Nordseite des Klostergasthofes, in welchem auch eine neue Fleischbank eingerichtet wurde (in den 1960er Jahren befand sich darin die Filiale der Allander Fleischerei Strasser, gegenüber der [[w:Tabaktrafik|Trafik]] und links neben dem "''Alten Wiener Tor''"). Später wurde auch noch die Winterküche zu einem Gastraum umgebaut, und als ''Mayerling Stüberl'' bezeichnet (heute ''Hochzeitsstüberl''). | ||
Des Weiteren ist der Klosterwirt [[Hans Roschmann]] zu erwähnen, der den Klostergasthof von 1919 bis 1947 führte und diesen auch renovieren ließ. So wurde in den 1930er Jahren eine Zentralheizung durch die renommierte Badener Installationsfirma Novoszad eingebaut und das Lueger-Stüberl eingerichtet. Die Holzvertäfelung und Einrichtung im ''Wildegg-Stüberl'' sind heute noch im Original erhalten. Unter seiner Zeit bespielte der ''Heiligenkreuzer Theaterverein'', der in den 1930er-Jahren gegründet und seine Hochblüte hatte, den Theatersaal. Nachdem der Pachtvertrag des Klosterwirtes Hans Roschmann | Des Weiteren ist der Klosterwirt [[Hans Roschmann]] zu erwähnen, der den Klostergasthof von 1919 bis 1947 führte und diesen auch renovieren ließ. So wurde in den 1930er Jahren eine Zentralheizung durch die renommierte Badener Installationsfirma Novoszad eingebaut und das Lueger-Stüberl eingerichtet. Die Holzvertäfelung und Einrichtung im ''Wildegg-Stüberl'' sind heute noch im Original erhalten. Unter seiner Zeit bespielte der ''Heiligenkreuzer Theaterverein'', der in den 1930er-Jahren gegründet und seine Hochblüte hatte, den Theatersaal. Nachdem der Pachtvertrag des Klosterwirtes Hans Roschmann geendet hatte, betrieb das Stift den Klostergasthof ab 1947 in Eigenregie. Der Gasthof wurde ab nun durch gewerberechtliche Geschäftsführer geführt. | ||
Unter [[w:Karl Braunstorfer|Abt Karl Braunstorfer]] und | Unter [[w:Karl Braunstorfer|Abt Karl Braunstorfer]] und dem damaligen Baudirektor [[w:Franz Gaumannmüller|P. Franz Gaumannmüller]] erfährt der Klostergasthof nach Entwürfen des Architekten Prof. Dr. Hans Pfann in den Jahren 1951 bis 1956 einen größeren Umbau. Wegen Baufälligkeit wurde der Theatersaal an der Nordseite des Gasthofes abgetragen und der ''Jagdsaal'' in seiner heutigen Form errichtet. Anstelle des Theatersaales wurde der ''Leopoldi-Saal'', ein großer Festsaal, im ersten Stock des Hauptgebäudes, anstelle der sich dort befindlichen Einzelräume, errichtet. Auch wurde durch den Wegfall der zweiten direkten Straßenverbindung, zwischen dem "''Neuen Wiener Tor''" und dem ''Badener Tor'', der Gastgarten auf die doppelte Fläche vergrößert und mit einer Steinmauer eingefasst. [[w:Gerhard Hradil|Abt Gerhard Hradil]] ließ ebenso in den Jahren 1991 bis 1996 einige Veränderungen des Klostergasthofes durch seinen Stiftsbaumeister Arnold Link vornehmen. Die Gasträume und der Schankraum wurden umgebaut, sowie eine neue WC-Anlage errichtet. | ||
Die Generalsanierung des Klostergasthofes erfolgte dann im Jahr 2000 durch [[w:Gregor Henckel-Donnersmarck|Abt Gregor Henckel-Donnersmarck]], ebenfalls durch den Stiftsbaumeister Arnold Link. Ein neues Stiegenhaus mit Sommerschank und Wintergarten wurde angebaut, der alte enge Stiegenaufgang zum Festsaal wurde abgetragen und durch einen Personenaufzug ersetzt. Zwei neue Seminarräume wurden im Obergeschoß eingerichtet, die Küche wurde auf den letzten Stand gebracht und der Gastgarten vergrößert und neu angelegt. Ebenso erfolgte die | Die Generalsanierung des Klostergasthofes erfolgte dann im Jahr 2000 durch [[w:Gregor Henckel-Donnersmarck|Abt Gregor Henckel-Donnersmarck]], ebenfalls durch den Stiftsbaumeister Arnold Link. Ein neues Stiegenhaus mit Sommerschank und Wintergarten wurde angebaut, der alte enge Stiegenaufgang zum Festsaal wurde abgetragen und durch einen Personenaufzug ersetzt. Zwei neue Seminarräume wurden im Obergeschoß eingerichtet, die Küche wurde auf den letzten Stand gebracht und der Gastgarten vergrößert und neu angelegt. Ebenso erfolgte die Wiedererrichtung des Brunnens von 1584 mit einem nach alten Ansichten rekonstruierten sechseckigen Brunnenbecken. Am Zisterzienser-Ordenstag, dem 13. Juni 2000, erfolgte nach mehrmonatiger Bauzeit die Segnung und Wiedereröffnung des Klostergasthofes durch Abt Gregor. | ||
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|Ferdinand Weikmann (1750 | |Ferdinand Weikmann <ref>Ferdinand Weikmann (*1750; † 9. Dezember 1834 in Heiligenkreuz Nr. 3) Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/heiligenkreuz/03-06/?pg=47 Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1832-1861 (fol.18)]</ref> | ||
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|um 1819 um 1847 | |um 1819 um 1847 | ||
|Nikolaus Weikmann (1796 | |Nikolaus Weikmann <ref>Nikolaus Weikmann (*28. November 1796 in Heiligenkreuz Nr. 3; † 31. Jänner 1847 in Wien, Freihaus auf der Wieden) Fleischhauer und herrschaftlicher Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/heiligenkreuz/03-06/?pg=125 Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1832-1861 (fol.96]</ref> | ||
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|um 1860 bis 1892 | |um 1860 bis 1892 | ||
|Franz Gratzer I. ( | |Franz Gratzer I. <ref>Franz Gratzer I. (*4. Mai 1823 in Unterwaltersdorf; † 18. Juli 1892 in Heiligenkreuz) Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz und Postmeister > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/unterwaltersdorf/01-07/?pg=26 Pfarre Unterwaltersdorf - Taufbuch 1818-1849 (fol.24)] > [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/heiligenkreuz/03-07/?pg=191 Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1862-1898 (fol.189)]</ref> | ||
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Aktuelle Version vom 18. November 2024, 12:56 Uhr
Der Klostergasthof Heiligenkreuz befindet sich in unmittelbarer Nähe des Zisterzienserstiftes Heiligenkreuz in Niederösterreich und hat eine jahrhundertealte Geschichte. Das Gebäude, das ursprünglich ein Hospital war, wurde um das Jahr 1648 neu erbaut, seine Vorgängerbauten reichen aber bis in 12. Jahrhundert zurück. Somit zählt der Klostergasthof zu einem der ältesten Gasthöfe Österreichs und ist ebenso wie das Stift denkmalgeschützt.
Chronik
Ursprünglich befand sich auf dem Areal des heutigen Klostergasthofes Heiligenkreuz ein Hospital, welches Wichard von Zebing 1190 erbauen ließ und dessen Kapelle dem Heiligen Nikolaus geweiht war. Es war nur für Laien außerhalb des Stiftes errichtet worden, bot Platz für ungefähr 30 Patienten und stand bis ins 15. Jahrhundert in Verwendung. In den Annalen des Stiftes wird 1554 von einer Dachreparatur dieses Gebäudes durch Abt Konrad Faber berichtet, welches als Taverne bezeichnet wurde. Der Krankentrakt des Hospitals wurde offensichtlich Jahre zuvor zu einem Gasthof umgebaut.
Anlässlich der Fertigstellung einer neuen Wasserleitung von Preinsfeld nach Heiligenkreuz erhält der Platz vor der Taverne unter Abt Udalrich II. anno 1584 einen Brunnen mit einer Steinsäule, an dessen Spitze in das Wappen des Abtes und des Stiftes eingemeißelt wurde. Unter Abt Michael Schnabel wurde in den Jahren 1648/49 Taverne und Nikolauskapelle aufgelassen, teilweise geschleift und durch den Baumeister Joan Angelo Canavale und dessen Baupolier Joan Domenico Canavale, unter Einbeziehung der schon bestehenden Fundamente und des aufgehenden Mauerwerkes nach Süden und Norden erweitert. Es entstand, ein den damaligen Verhältnis entsprechender neuer Gasthof, dessen Hauptgebäude sich bis heute erhalten hat. In der zweiten Wiener Türkenbelagerung anno1683 wurde das Kloster durch türkische Berserker schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Türken setzten zuerst den Meierhof in Brand, dessen Feuer danach auf dem Gasthof sowie dem stiftlichen Kaisertrakt übersprang.
Im Tagebuch des Heiligenkreuzer Priesters Balthasar Kleinschroth findet sich der Eintrag zu diesem Ereignis: „Der Mayrhoff mit dem Würthshaus ist völlig abgebrannt, was aber gewölbt gewesen, ist stehen bliben“[1].
Nach dem Abt Klemens Schäfer das Kloster wieder instand setzen ließ, wurde 1690 auch der Klostergasthof wieder hergestellt, indem auch der zum „Alten Wiener Tor“ vorspringende Nordwesttrakt mit der Fleischbank zweigeschoßig ausgebaut wurde. Der Klostergasthof sowie die Fleischbank wurden durch Pächter betrieben. Einer dieser Klosterwirte und Fleischhauer war Ferdinand Weikmann, der mit seiner Gattin Maria Anna geb. Ladein aus Alland den Gasthof in der Zeit der Napoleonischen Kriege führte. Die beiden hatten 15 Kinder, von denen die Tochter Magdalena 1808 den Gaadener Bestandswirt Georg Knozer ehelichte. Die Nachkommen aus dieser Verbindung waren die Wiener und Badener Fotografen Knozer, sowie Mitglieder der berühmten Familie Dommayer (Dommayer’s Casino) in Wien-Hietzing. Eine weitere Tochter namens Clara ehelichte 1819 Johann Hofer, den einzigen Sohn des Tiroler Oberkommandanten und Volkshelden Andreas Hofer, der 1812 zur Ausbildung ins Stift Heiligenkreuz gekommen war. Um das Jahr 1860 pachtete Franz Gratzer den Klostergasthof und nach dessen Tod sein Sohn Franz Gratzer II..
Die nächste Veränderung des Klostergasthofes erfolgte unter Abt Heinrich Grünbeck, der durch den Stiftsbaumeister Alexander Santulik, der 1880/1890 einen bis zum "Neuen Wiener Tor" reichenden zweigeschoßigen Nordtrakt mit einem im 1. Stock befindlichen Theatersaal erbauen ließ. Auch wurde ein kleiner eingezäunter Gastgarten vor dem Gebäude angelegt. Ein paar Jahre später erfolgte unter Abt Gregor Pöck in den Jahren 1903/1904 ein Anbau an der Nordseite des Klostergasthofes, in welchem auch eine neue Fleischbank eingerichtet wurde (in den 1960er Jahren befand sich darin die Filiale der Allander Fleischerei Strasser, gegenüber der Trafik und links neben dem "Alten Wiener Tor"). Später wurde auch noch die Winterküche zu einem Gastraum umgebaut, und als Mayerling Stüberl bezeichnet (heute Hochzeitsstüberl).
Des Weiteren ist der Klosterwirt Hans Roschmann zu erwähnen, der den Klostergasthof von 1919 bis 1947 führte und diesen auch renovieren ließ. So wurde in den 1930er Jahren eine Zentralheizung durch die renommierte Badener Installationsfirma Novoszad eingebaut und das Lueger-Stüberl eingerichtet. Die Holzvertäfelung und Einrichtung im Wildegg-Stüberl sind heute noch im Original erhalten. Unter seiner Zeit bespielte der Heiligenkreuzer Theaterverein, der in den 1930er-Jahren gegründet und seine Hochblüte hatte, den Theatersaal. Nachdem der Pachtvertrag des Klosterwirtes Hans Roschmann geendet hatte, betrieb das Stift den Klostergasthof ab 1947 in Eigenregie. Der Gasthof wurde ab nun durch gewerberechtliche Geschäftsführer geführt.
Unter Abt Karl Braunstorfer und dem damaligen Baudirektor P. Franz Gaumannmüller erfährt der Klostergasthof nach Entwürfen des Architekten Prof. Dr. Hans Pfann in den Jahren 1951 bis 1956 einen größeren Umbau. Wegen Baufälligkeit wurde der Theatersaal an der Nordseite des Gasthofes abgetragen und der Jagdsaal in seiner heutigen Form errichtet. Anstelle des Theatersaales wurde der Leopoldi-Saal, ein großer Festsaal, im ersten Stock des Hauptgebäudes, anstelle der sich dort befindlichen Einzelräume, errichtet. Auch wurde durch den Wegfall der zweiten direkten Straßenverbindung, zwischen dem "Neuen Wiener Tor" und dem Badener Tor, der Gastgarten auf die doppelte Fläche vergrößert und mit einer Steinmauer eingefasst. Abt Gerhard Hradil ließ ebenso in den Jahren 1991 bis 1996 einige Veränderungen des Klostergasthofes durch seinen Stiftsbaumeister Arnold Link vornehmen. Die Gasträume und der Schankraum wurden umgebaut, sowie eine neue WC-Anlage errichtet.
Die Generalsanierung des Klostergasthofes erfolgte dann im Jahr 2000 durch Abt Gregor Henckel-Donnersmarck, ebenfalls durch den Stiftsbaumeister Arnold Link. Ein neues Stiegenhaus mit Sommerschank und Wintergarten wurde angebaut, der alte enge Stiegenaufgang zum Festsaal wurde abgetragen und durch einen Personenaufzug ersetzt. Zwei neue Seminarräume wurden im Obergeschoß eingerichtet, die Küche wurde auf den letzten Stand gebracht und der Gastgarten vergrößert und neu angelegt. Ebenso erfolgte die Wiedererrichtung des Brunnens von 1584 mit einem nach alten Ansichten rekonstruierten sechseckigen Brunnenbecken. Am Zisterzienser-Ordenstag, dem 13. Juni 2000, erfolgte nach mehrmonatiger Bauzeit die Segnung und Wiedereröffnung des Klostergasthofes durch Abt Gregor.
Klosterwirte
Pächter | |
---|---|
1679 bis 1683 | N. Asam (Asam (♰1683 durch Türken) |
1695 | Leonhard Castner |
um 1785 bis um 1819 | Ferdinand Weikmann [2] |
um 1819 um 1847 | Nikolaus Weikmann [3] |
um 1860 bis 1892 | Franz Gratzer I. [4] |
1892 bis 1902 | Franz Gratzer II. [5] |
1903 bis 1919 | Anton Stelzer |
1919 bis 1947 | Hans Roschmann [6] |
Geschäftsführer | |
1947 bis 1950 | N. Bretschner |
1950 bis 1960 | Leopold Powolny |
1960 bis 1963 | Alois Stocker |
1963 bis 1976 | Leopold Wiesbauer |
1976 bis 1991 | Josef Glanz |
ab 1991 | Johannes Ottersböck |
Andreas Horvarth |
Prominente Gäste
Gäste | kleiner Auszug | |
---|---|---|
um 1897 | Karl Lueger | Wiener Bürgermeister von 1897 bis 1910 |
1936 | Richard Schmitz | Wiener Bürgermeister von 1934 bis 1938 |
1961 | Franz Josef Strauß | bayerischer Ministerpräsident |
Alfred Böhm | Burgschauspieler | |
Albin Skoda | Burgschauspieler | |
1962 | Fritz Muliar | Burgschauspieler |
1963 | Boy Gobert | Burgschauspieler |
1971 | Oberbürgermeister der Stadt Trier | |
1976 | Hugh Shergan mit Gattin Alexandra | britischer Botschafter in Wien |
1977 | Fred Sinowatz | Unterrichtsminister |
1981 | Sigi Bergmann | ORF Sportreporter |
Curd Jürgens mit Gattin Margie | Filmschauspieler | |
Franz Muxeneder | Schauspieler | |
1983 | Willibald Pahr mit dem Außenminister von Australien | österr. Aussenminister |
Frank Hofmann | Schauspieler | |
1991 | Heinz Schimanko | Wiener Nachtclubkönig |
Alois Mock mit Gattin Edith und Andreas Kohl mit Gattin Heidi | Außenminister / österr. Politiker | |
Michael Bukowsky | Schauspieler (Tatort) | |
Walter Scheuer | Schauspieler | |
1992 | Franz Fischler mit Begleitung | Landwirtschaftsminister |
Adi Übeleis | Trabrennfahrer | |
Rainhard Fendrich | Popsänger | |
1993 | Andreas Maurer mit Gattin Hermine | Landeshauptmann a. D. |
1994 | Willi Fuhrmann mit Gattin Edith | Nationalratsabegeordneter |
Viktor Klima | Verkehrsminister | |
Brigitte Ederer und Ernst Höger | Staatssekretärin / Landeshauptmann Stellvertreter | |
2000 | Maria Rauch-Kallat | ÖVP Generalsekretärin |
Literatur
- Werner Richter: in Historia Sanctae Crucis (2011) Be&Be Verlag ISBN 978-3-902694-12-6; Seite 316
Einzelnachweise
- ↑ P. Hermann Watzl: Flucht und Zuflucht: Das Tagebuch des Priesters Balthasar Kleinschroth aus dem Türkenjahr 1683 - 1983 ISBN 9783205072058
- ↑ Ferdinand Weikmann (*1750; † 9. Dezember 1834 in Heiligenkreuz Nr. 3) Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz > Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1832-1861 (fol.18)
- ↑ Nikolaus Weikmann (*28. November 1796 in Heiligenkreuz Nr. 3; † 31. Jänner 1847 in Wien, Freihaus auf der Wieden) Fleischhauer und herrschaftlicher Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz > Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1832-1861 (fol.96
- ↑ Franz Gratzer I. (*4. Mai 1823 in Unterwaltersdorf; † 18. Juli 1892 in Heiligenkreuz) Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz und Postmeister > Pfarre Unterwaltersdorf - Taufbuch 1818-1849 (fol.24) > Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1862-1898 (fol.189)
- ↑ Franz Gratzer II. (*31. Jänner 1852 in Kottingbrunn; † 24. September 1912 in Klosterneuburg) Poststellwagenbetreiber, Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz und Bürgermeister > Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Sterbebuch 1899-1938 (fol.116)
- ↑ Hans Roschmann (*23. August 1891 in Gumpoldskirchen; † 14. Februar 1970 in Heiligenkreuz) Bestandswirt am Stiftsgasthaus Heiligenkreuz, danach Besitzer des Gasthauses Roschmann in Heiligenkreuz > Stiftspfarre Heiligenkreuz im Wienerwald - Trauungsbuch 1898-1929 (fol.212)
Weblinks
Klostergasthof Heiligenkreuz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
- Fotos zum Schlagwort Stiftsgasthaus in der Topothek der Gemeinde/Region Heiligenkreuz (Urheberrechte beachten)
- Fotos zum Schlagwort Klostergasthof in der Topothek der Gemeinde/Region Heiligenkreuz (Urheberrechte beachten)
48.05647215995916.130973197552Koordinaten: 48° 3′ 23″ N, 16° 7′ 52″ O