Radiowerk Horny: Unterschied zwischen den Versionen

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== Firmengeschichte ==
== Firmengeschichte ==
Der Firmengründer Friedrich Horny begann 1923 mit der Herstellung von Radios und gründete dazu im Jahr die ''Vindobona-Radio GmbH''. Diese Produktion begann bei der Firma ''Kertel'' im 4. Wiener Gemeindebezirk [[Wieden (Wien)|Wieden]] unter der Bezeichnung ''HORNY, Abteilung W''. Das Geschäftslokal wurde am [[w:Rathausplatz (Wien)|Rathausplatz]] als ''Radiohaus Horny'' eingerichtet. Dort bestand auch eine Reparaturwerkstätte, sowie ein Labor.
Der Firmengründer Friedrich Horny begann 1923 mit der Herstellung von Radios und gründete dazu im Jahr die ''Vindobona-Radio GmbH''. Die Produktion begann bei der Firma ''Kertel'' im 4. Wiener Gemeindebezirk [[Wieden (Wien)|Wieden]] unter der Bezeichnung ''HORNY, Abteilung W''. Das Geschäftslokal wurde am [[w:Rathausplatz (Wien)|Rathausplatz]] als ''Radiohaus Horny'' eingerichtet. Dort bestand auch eine Reparaturwerkstätte, sowie ein Labor.


Schon auf der [[w:Messe Wien|Wiener Herbstmesse]] wurde noch im selben Jahr das ''Brownsche Mikrofonrelais Cristavox'' vorgestellt, das einen zweistufigen [[w:Überlagerungsempfänger#NF-Verstärker|NF-Verstärker]] ersetzte und mit einer [[w:Trockenbatterie|6 Volt-Trockenbatterie]] funktionierte.
Schon auf der [[w:Messe Wien|Wiener Herbstmesse]] wurde noch im selben Jahr das ''Brownsche Mikrofonrelais Cristavox'' vorgestellt, das einen zweistufigen [[w:Überlagerungsempfänger#NF-Verstärker|NF-Verstärker]] ersetzte und mit einer [[w:Trockenbatterie|6 Volt-Trockenbatterie]] funktionierte.
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Im Jahr 1926 stellte Horny ''Trio Dyne de Luxe'' vor, bei dem Apparat, Lautsprecher, Rahmenantenne und Stromversorgung eine Einheit bildete.
Im Jahr 1926 stellte Horny ''Trio Dyne de Luxe'' vor, bei dem Apparat, Lautsprecher, Rahmenantenne und Stromversorgung eine Einheit bildete.


Erst 1927 wurde das Unternehmen im [[w:Firmenbuch|Handelsregister]] eingetragen und der Markenname ''Hornyphon'' verwendet. Die F.H. Vindobona'' zog mit der Produktion nach [[Penzing (Wien)|Penzing]]. Kertl erzeugte nur mehr die [[w:Variabler Kondensator#Drehkondensatoren|Drehkondensaoren]]. Neben eigenen Produkten verkaufte Horny auch den von [[w:Ingelen|Ingelen]] hergestellten ''Porzellanlautsprecher'' aber auch Apparate aus den [[w:Vereinigte Staaten|USA]].
Erst 1927 wurde das Unternehmen im [[w:Firmenbuch|Handelsregister]] eingetragen und der Markenname ''Hornyphon'' verwendet. Die F.H. Vindobona'' zog mit der Produktion nach [[Penzing (Wien)|Penzing]]. Kertl erzeugte nur mehr die [[w:Variabler Kondensator#Drehkondensatoren|Drehkondensatoren]]. Neben eigenen Produkten verkaufte Horny auch den von [[w:Ingelen|Ingelen]] hergestellten ''Porzellanlautsprecher'' aber auch Apparate aus den [[w:Vereinigte Staaten|USA]].


Kurz nach der Entwicklung einer [[w:Pentode|Pentode]] durch Philips konnte Horny auch sein neues Modell, einen 4-Röhren-Empfänger mit zwei Schirmgitterröhren und Endpentode für eine Wellenlänge von 20 bis 4000 Meter vorstellen.  
Kurz nach der Entwicklung einer [[w:Pentode|Pentode]] im September 1927 durch Philips konnte Horny 1928 auch sein neues Modell ''A2S Neutrovox'', einen 4-Röhren-Empfänger für eine Wellenlänge von 20 bis 4000 Meter mit 2 Schirmgitterröhren und Endpentode (B443) für den Empfang von 20-4000 m vorstellen. Das Modell ''A2S'' erhielt eine Einknopfbedienung und eine lineare Skala. Ende 1928 stellte Horny mit dem ''Neutrovox-Super-7'' bzw. ''7R'' den ersten eigenen ''Super'' mit Schirmgitterröhren vor, der einen Empfang von 200-2000 m ohne Spulenwechsel erlaubte. Als Röhrenbestückung empfahl Philips in ihrer «Radio Revue» vom März 1929 die Röhren dreimal ''A442'', die ''A415'', zweimal ''B409'' und die ''B443'' für den 7R.


1928, also bereits einige Monate nach der Vorstellung der Pentode (B443) durch Philips im September 1927, präsentierte Horny mit dem A2S Neutrovox einen 4-Röhren-Empfänger mit 2 Schirmgitterröhren und Endpentode für den Empfang von 20-4000 m. Das Modell A2S erhielt eine Einknopfbedienung und eine lineare Skala. Ende 1928 stellte Horny mit dem Neutrovox-Super-7 bzw. 7R den ersten eigenen ''Super'' mit Schirmgitterröhren vor, der einen Empfang von 200-2000 m ohne Spulenwechsel erlaubte. Als Röhrenbestückung empfahl Philips in ihrer «Radio Revue» vom März 1929 die Röhren dreimal ''A442'', die ''A415'', zweimal ''B409'' und die ''B443'' für den 7R.
Im Jahr 1930 gab es eine beleuchtete Skala mit ''Schattenzeiger''. Es wurden auch erste ''Radiomöbel'' hergestellt. Horny vergrößerte das Werk und begann mit dem Export nach Übersee.


Im Jahr 1930 gab es eine beleutete Skale mit ''Schattenzeiger''. Es wurden auch erste ''Radiomöbel'' hergestellt. Horny vergrößerte das Werk und begann mit dem Export nach Übersee.
1931 wurde ein ''Senderkompass'' eingeführt, der auf der Anzeige die Stationsnamen statt der Wellenlänge anzeigte. Der Firmenname wurde 1933 auf ''Radiowerk Horny'' geändert. Im selben Jahren erfolgte auch eine Vereinheitlichung der Röhren und deren Bezeichnung. Philips wurde der größte Zulieferer von Röhren. Die Fertigung wurde großteils auf [[w:Überlagerungsempfänger|Überlagerungsempfänger]] umgestellt.
 
1931 wurde ein ''Senderkompass'' ein, der auf der Anzeige die Stationsnamen statt der Wellenlänge anzeigte. Der Firmenname wurde 1933 auf ''Radiowerk Horny'' geändert. Im selben Jahren erfolgte auch eine Vereinheitlichung der Röhren und deren Bezeichnung. Philips wurde der größte Zulieferer von Röhren. Die Fertigung wurde großteils auf [[w:Überlagerungsempfänger|Überlagerungsempfängern]] umgestellt.


Im Jahr 1934 mietete sich Horny in der 1930 geschlossenen [[w:Lokomotivfabrik der StEG|Lokomotivfabrik]] in [[Wien-Favoriten]] ein, wo dann alle Abteilungen vereinigt werden konnten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten mehr als 600 Personen, darunter 14 Diplomingenieure und 66 Techniker.  
Im Jahr 1934 mietete sich Horny in der 1930 geschlossenen [[w:Lokomotivfabrik der StEG|Lokomotivfabrik]] in [[Wien-Favoriten]] ein, wo dann alle Abteilungen vereinigt werden konnten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten mehr als 600 Personen, darunter 14 Diplomingenieure und 66 Techniker.  
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Die großen Investitionen konnten aber nicht mehr verkraftet werden, sodass sich Horny 1936 zum Verkauf des Werkes entschloss. Dazu wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, dessen Aktien Philips Radioröhren G.m.b.H., Wien kaufte. Horny blieb alleiniges Vorstandsmitglied und behielt weitreichende technische und kommerzielle Freiheiten. 1937 wurden sämtliche Philips-Geräte in Österreich von Horny produziert.
Die großen Investitionen konnten aber nicht mehr verkraftet werden, sodass sich Horny 1936 zum Verkauf des Werkes entschloss. Dazu wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, dessen Aktien Philips Radioröhren G.m.b.H., Wien kaufte. Horny blieb alleiniges Vorstandsmitglied und behielt weitreichende technische und kommerzielle Freiheiten. 1937 wurden sämtliche Philips-Geräte in Österreich von Horny produziert.


Während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] produzierte Horny weiterhin zivile Rundfunkapparate, die er auch exportieren durfte. Im fortschreitenden Krieg musste auf Rüstungsaufträge umgestellt werden. Diese umfassten die Fertigung von Bombenzündern und später Funkgeräte. Auch ein magnetisches Minensuchgerät wurde 1940 entwickelt.
Während des [[w:Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] produzierte Horny weiterhin zivile Rundfunkapparate, die er auch exportieren durfte. Im fortschreitenden Krieg musste auf Rüstungsaufträge umgestellt werden. Diese umfassten die Fertigung von Bombenzündern und später Funkgeräten. Auch ein magnetisches Minensuchgerät wurde 1940 entwickelt.


Trotzdem versuchte man die zivile Entwicklung nicht abreissen zu lassen und gründete 1942 die ''Radiowerk Horny A.G., Wien'', als Repräsentanz für die [[w:Slowakei|Slowakei]].  
Trotzdem versuchte man die zivile Entwicklung nicht abreißen zu lassen und gründete 1942 die ''Radiowerk Horny A.G., Wien'', als Repräsentanz für die [[w:Slowakei|Slowakei]].  


Im Dezember 1944 brannten die Werkshalle und die beiden Lagerhallen vollkommen aus.
Im Dezember 1944 brannten die Werkshalle und die beiden Lagerhallen vollkommen aus.
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Man nimmt eine Produktion von Horny bis Kriegsende von etwa 550.000 Radioapparaten an. Nach dem Krieg wurde die Produktion im Jahr 1946 im 15. Bezirk [[Rudolfsheim-Fünfhaus]] wieder aufgenommen. In [[Wien-Landstraße]] wurde ein zweites Werk errichtet, wo ab dem Jahr 1960 die gesamte Produktion stattfand.  
Man nimmt eine Produktion von Horny bis Kriegsende von etwa 550.000 Radioapparaten an. Nach dem Krieg wurde die Produktion im Jahr 1946 im 15. Bezirk [[Rudolfsheim-Fünfhaus]] wieder aufgenommen. In [[Wien-Landstraße]] wurde ein zweites Werk errichtet, wo ab dem Jahr 1960 die gesamte Produktion stattfand.  


In den 1960er Jahren waren die Horny-Werke der größte Radio- und Fernsehproduzent Österreichs bevor sie 1971 in der Österreichischen Philips-Industrie-Fabrikationsgesellschaft mbH. aufging.<ref>{{WiWi|Philips_(Horny)}}</ref>
In den 1960er Jahren waren die Horny-Werke der größte Radio- und Fernsehproduzent Österreichs bevor sie 1971 in der Österreichischen Philips-Industrie-Fabrikationsgesellschaft mbH. aufgingen.<ref>{{WiWi|Philips_(Horny)}}</ref>


== Literatur ==
== Literatur ==
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[[Kategorie:Betriebsstätte in Wien]]
[[Kategorie:Betriebsstätte in Wien]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen]]
[[Kategorie:Ehemaliges Unternehmen]]
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Aktuelle Version vom 27. Mai 2024, 10:56 Uhr

Hornyphon-Radio im Dorfmuseum Mönchhof

Das Radiowerk Horny war ein österreichischer Hersteller von Radios und Verstärkern. Die Firma bestand von 1923 bis 1934. Die Marke Hornyphon bestand nach der Übernahme durch Philips weiter.

Firmengeschichte

Der Firmengründer Friedrich Horny begann 1923 mit der Herstellung von Radios und gründete dazu im Jahr die Vindobona-Radio GmbH. Die Produktion begann bei der Firma Kertel im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden unter der Bezeichnung HORNY, Abteilung W. Das Geschäftslokal wurde am Rathausplatz als Radiohaus Horny eingerichtet. Dort bestand auch eine Reparaturwerkstätte, sowie ein Labor.

Schon auf der Wiener Herbstmesse wurde noch im selben Jahr das Brownsche Mikrofonrelais Cristavox vorgestellt, das einen zweistufigen NF-Verstärker ersetzte und mit einer 6 Volt-Trockenbatterie funktionierte.

Im Jahr 1926 stellte Horny Trio Dyne de Luxe vor, bei dem Apparat, Lautsprecher, Rahmenantenne und Stromversorgung eine Einheit bildete.

Erst 1927 wurde das Unternehmen im Handelsregister eingetragen und der Markenname Hornyphon verwendet. Die F.H. Vindobona zog mit der Produktion nach Penzing. Kertl erzeugte nur mehr die Drehkondensatoren. Neben eigenen Produkten verkaufte Horny auch den von Ingelen hergestellten Porzellanlautsprecher aber auch Apparate aus den USA.

Kurz nach der Entwicklung einer Pentode im September 1927 durch Philips konnte Horny 1928 auch sein neues Modell A2S Neutrovox, einen 4-Röhren-Empfänger für eine Wellenlänge von 20 bis 4000 Meter mit 2 Schirmgitterröhren und Endpentode (B443) für den Empfang von 20-4000 m vorstellen. Das Modell A2S erhielt eine Einknopfbedienung und eine lineare Skala. Ende 1928 stellte Horny mit dem Neutrovox-Super-7 bzw. 7R den ersten eigenen Super mit Schirmgitterröhren vor, der einen Empfang von 200-2000 m ohne Spulenwechsel erlaubte. Als Röhrenbestückung empfahl Philips in ihrer «Radio Revue» vom März 1929 die Röhren dreimal A442, die A415, zweimal B409 und die B443 für den 7R.

Im Jahr 1930 gab es eine beleuchtete Skala mit Schattenzeiger. Es wurden auch erste Radiomöbel hergestellt. Horny vergrößerte das Werk und begann mit dem Export nach Übersee.

1931 wurde ein Senderkompass eingeführt, der auf der Anzeige die Stationsnamen statt der Wellenlänge anzeigte. Der Firmenname wurde 1933 auf Radiowerk Horny geändert. Im selben Jahren erfolgte auch eine Vereinheitlichung der Röhren und deren Bezeichnung. Philips wurde der größte Zulieferer von Röhren. Die Fertigung wurde großteils auf Überlagerungsempfänger umgestellt.

Im Jahr 1934 mietete sich Horny in der 1930 geschlossenen Lokomotivfabrik in Wien-Favoriten ein, wo dann alle Abteilungen vereinigt werden konnten. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten mehr als 600 Personen, darunter 14 Diplomingenieure und 66 Techniker.

Die großen Investitionen konnten aber nicht mehr verkraftet werden, sodass sich Horny 1936 zum Verkauf des Werkes entschloss. Dazu wurde das Werk in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, dessen Aktien Philips Radioröhren G.m.b.H., Wien kaufte. Horny blieb alleiniges Vorstandsmitglied und behielt weitreichende technische und kommerzielle Freiheiten. 1937 wurden sämtliche Philips-Geräte in Österreich von Horny produziert.

Während des Zweiten Weltkrieges produzierte Horny weiterhin zivile Rundfunkapparate, die er auch exportieren durfte. Im fortschreitenden Krieg musste auf Rüstungsaufträge umgestellt werden. Diese umfassten die Fertigung von Bombenzündern und später Funkgeräten. Auch ein magnetisches Minensuchgerät wurde 1940 entwickelt.

Trotzdem versuchte man die zivile Entwicklung nicht abreißen zu lassen und gründete 1942 die Radiowerk Horny A.G., Wien, als Repräsentanz für die Slowakei.

Im Dezember 1944 brannten die Werkshalle und die beiden Lagerhallen vollkommen aus.

Friedrich Horny starb 1945.

Man nimmt eine Produktion von Horny bis Kriegsende von etwa 550.000 Radioapparaten an. Nach dem Krieg wurde die Produktion im Jahr 1946 im 15. Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus wieder aufgenommen. In Wien-Landstraße wurde ein zweites Werk errichtet, wo ab dem Jahr 1960 die gesamte Produktion stattfand.

In den 1960er Jahren waren die Horny-Werke der größte Radio- und Fernsehproduzent Österreichs bevor sie 1971 in der Österreichischen Philips-Industrie-Fabrikationsgesellschaft mbH. aufgingen.[1]

Literatur

  • Franz Mathis: Big Business in Österreich. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen, Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1987, S. 226-227.

Einzelnachweise

Weblinks

 Radiowerk Horny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons