Siegfried Heim: Unterschied zwischen den Versionen

 
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'''Siegfried Heim''' (* am [[29. September]] [[1931]] in [[Wolfurt]] in [[Vorarlberg]]; † [[1. Mai]] [[2023]] ebenda) war ein Heimatforscher, Hauptschuldirektor und Gemeinderat in Wolfurt. Er war eines von den neun Kindern der Frieda Heim, geborene Troy und Enkel des Kaspar Troy vom Hüttersberg in Doren, aus dem Jodok-Troy-Stamm von Meßmerreuthe. Er wuchs in einer kleinen Landwirtschaft auf, lernte fleißig und wurde Lehrer. Ab 1951 unterrichtete er in kleinen Bergschulen des Landes und ab 1959 in seinem Heimatort Wolfurt.  
'''Siegfried Heim''' (* am [[29. September]] [[1931]] in [[Wolfurt]] in [[Vorarlberg]]; † [[1. Mai]] [[2023]] ebenda) war ein Heimatforscher, Hauptschuldirektor und Gemeinderat in Wolfurt.  


1956 heiratete er seine Frau Friedel Skala aus Bregenz, mit der er fünf Kinder hat. 1961 bezog die Familie das Eigenheim in Wolfurt Oberfeld. Der Sohn ''Elmar'' ist 1978 bei einer Schitour am [[w:Leuenkopf|Leuenkopf]] verunglückt.  
== Leben ==
Siegfried Heim war eines von den neun Kindern der Frieda ''Heim'', geborene Troy und Enkel des Kaspar Troy vom Hüttersberg in [[Doren]], aus dem Jodok-Troy-Stamm von Meßmerreuthe. Er wuchs in einer kleinen Landwirtschaft auf, lernte fleißig und wurde Lehrer. Ab 1951 unterrichtete er in kleinen Bergschulen des Landes und ab 1959 in seinem Heimatort Wolfurt.
 
1956 heiratete er seine Frau Friedel Skala aus Bregenz, mit der er fünf Kinder hatte. 1961 bezog die Familie das Eigenheim in Wolfurt Oberfeld. Der Sohn ''Elmar'' ist 1978 bei einer Schitour am [[w:Leuenkopf|Leuenkopf]] verunglückt.  


Siegfried Heim wurde Hauptschullehrer, Schuldirektor, Gemeindevertreter und Gemeinderat in Wolfurt. Sein Bezug zur Gemeinde war neben seinen geschichtlichen Forschungen auch in [[Siegfried Heim, Naturverbundenheit|Hinblick auf die Natur]] gegeben. Gleichzeitig war er langjähriger Gemeindearchivar, kümmerte sich um Fotosammlungen, Festschriften und dergleichen, organisierte Ausstellungen und hielt viele Vorträge. In der Schriftenreihe „[[Heimat Wolfurt]]“ wurden von Siegfried Heim große Teile der Wolfurter Geschichte in zeitaufwändiger und mühevoller Recherchearbeit in 30 Ausgaben der Bevölkerung zugänglich gemacht und im Internet online angeboten. Ein Schwerpunkt darin war die Familienforschung, vor allem auch für die Nachkommen der vielen Auswanderer aus Wolfurt nach Amerika. Im Jahr 2001 erhielt er den Ehrenring der Gemeinde Wolfurt verliehen.
Siegfried Heim wurde Hauptschullehrer, Schuldirektor, Gemeindevertreter und Gemeinderat in Wolfurt. Sein Bezug zur Gemeinde war neben seinen geschichtlichen Forschungen auch in [[Siegfried Heim, Naturverbundenheit|Hinblick auf die Natur]] gegeben. Gleichzeitig war er langjähriger Gemeindearchivar, kümmerte sich um Fotosammlungen, Festschriften und dergleichen, organisierte Ausstellungen und hielt viele Vorträge. In der Schriftenreihe „[[Heimat Wolfurt]]“ wurden von Siegfried Heim große Teile der Wolfurter Geschichte in zeitaufwändiger und mühevoller Recherchearbeit in 30 Ausgaben der Bevölkerung zugänglich gemacht und im Internet online angeboten. Ein Schwerpunkt darin war die Familienforschung, vor allem auch für die Nachkommen der vielen Auswanderer aus Wolfurt nach Amerika. Im Jahr 2001 erhielt er den Ehrenring der Gemeinde Wolfurt verliehen.
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Auch seine eigene Herkunftsgeschichte, insbesondere die Sippe seiner Mutter Frieda (1904-1990) war für Siegfried immer von großem Interesse. So befasste er sich intensiv mit den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen die sich durch die heiß umstrittene Entscheidung für den Bau der Verbindungsstraße von Müselbach nach [[Egg (Vorarlberg)|Egg]] durch das Achtal ergaben. Die Eröffnung der neuen Straße 1845 hatte nämlich einschneidende Folgen für die Familie des Jodok Troy (Jos), Sonnenwirt in Meßmerreuthe und Urgroßvater von Siegfried Heim. Beim vorläufig letzten Troy-Sippentreffen 2006 war Siegfried Heim mit seiner Erfahrung einer der wichtigen Organisatoren und hielt eine viel beachtete, humorvolle und originelle Festrede.
Auch seine eigene Herkunftsgeschichte, insbesondere die Sippe seiner Mutter Frieda (1904-1990) war für Siegfried immer von großem Interesse. So befasste er sich intensiv mit den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen die sich durch die heiß umstrittene Entscheidung für den Bau der Verbindungsstraße von Müselbach nach [[Egg (Vorarlberg)|Egg]] durch das Achtal ergaben. Die Eröffnung der neuen Straße 1845 hatte nämlich einschneidende Folgen für die Familie des Jodok Troy (Jos), Sonnenwirt in Meßmerreuthe und Urgroßvater von Siegfried Heim. Beim vorläufig letzten Troy-Sippentreffen 2006 war Siegfried Heim mit seiner Erfahrung einer der wichtigen Organisatoren und hielt eine viel beachtete, humorvolle und originelle Festrede.


Siegfried Heim wir als ein fürsorglicher Familienvater beschrieben, der sich auch für die Gemeinschaft und seine Gemeinde Wolfurt einsetzte. Er hegte eine tiefe Neugier für Geschichte, Natur, Architektur und Kunst und galt als begnadeter Geschichtenerzähler.
Siegfried Heim wird als ein fürsorglicher Familienvater beschrieben, der sich auch für die Gemeinschaft und seine Gemeinde Wolfurt einsetzte. Er hegte eine tiefe Neugier für Geschichte, Natur, Architektur und Kunst und galt als begnadeter Geschichtenerzähler.
 
== Naturverbundenheit ==
[[File:Wolfurt Siegfried Heim Exkursion Eulentobelbach zwischen 1974 und 1984.jpg|thumb|Wolfurt Siegfried Heim als Lehrer bei einer Exkursion zum Wolfurter Eulentobelbach zwischen 1974 und 1984. Der von ihm handschriftlich angeführte Bildtitel: Der Eulentobelbach – der freie Waldbach wird in Mauern und Röhren gefangen. Kein Grashalm, kein Frosch, kein Schmetterling.]]
 
[[Siegfried Heim]], Herausgeber der Zeitschrift [[Heimat Wolfurt]], war mit der Natur verbunden, sein Biologieunterricht fand häufig in [[w:Exkursion|Exkursionen]] statt. Dabei führte er Schulklassen an die Ache, ins [[w:Wolfurt|Wolfurter]] Ried, nach [[w:Rickenbach (Wolfurt) |Rickenbach]], in den Ippachwald und an die Wolfurter Bäche. Seine Erzählungen waren bildhaft, eindrücklich und mit dramatisch inszenierten Episoden ergänzt. Wenn er zeigen wollte, wie der Speiseröhrenmuskel funktioniert, ließ er Schüler im Kopfstand vor dem Lehrerpult einen Apfel essen. Seine Heimatkunde hatte auch einen Bezug zur Natur, zur Kulturlandschaft, den Pflanzen und Tieren in Wolfurt.
 
Auszug aus einem Interview mit Siegfried Heim:
{{Zitat|Das Jahr 1984 war an der Hauptschule Wolfurt ein Jahr der „Umwelt“. Diese Initiative kam von mir, ich habe sie mit den Lehrerinnen und Lehrern für die Schüler umgesetzt. Die Grenzen des Wachstums im [[w:Club of Rome|„Club of Rome“]] waren ganz neue Themen, ich kam als erster Lehrer der Hauptschule mit Umwelt-Themen. Wir wurden für das Projekt vom Vorarlberg Landesschulrat prämiert.|Interview am 2. September 2011}}
 
In seinem Beitrag: ''Die Wolfurter Grenzen im Ried'' und ''Naturdenkmale in Wolfurt'' schreibt er:
{{Zitat|Denkmal-Schutz für [die alten Eichenbäume im Ried] ist zu wenig! Eine Gemeinde, die riesige Riedflächen dem [[w:Terminal Wolfurt|Güterbahnhof]] und der Autobahn geopfert hat, muss umso mehr für die Natur tun. Im Wiosa, i dor Schribare, im Birka, im Nöü-Wiasa, im Wit-Riod! Wir müssen wieder Bäume pflanzen! Für Eulen und Meisen, für Wasser und Luft, für uns und unsere Enkel.|<ref>Heimat Wolfurt, Heft 9, 1992</ref>}}
 
Gemeinsam mit seinem Enkel erkundet Siefried Heim die Wolfurter Grenzen im Ried. Ganz im Sinne seines Naturbezuges schließt der den Text folgendermaßen:
„Wir schauen noch einmal zum [[w:Dornbirner First|First]] und und über das letzte Stück unseres schönen Rieds, dann geht es weiter zur Hohen Brücke - der Verkehr hat uns wieder!
Und noch ein Tip: Kumm widor! Ganz allein, zu Fuß, mit Fernglas und Fotoapparat.
 
Im Frühling, wenn die Mehlprimeln zarte Pünktchen ins Moor setzen! Im Herbst, wenn die Birken gilben! Oder im Winter, wenn die Eichen bizarre Graphiken in den grauen Himmel zeichnen! Und wenn es Dir gefällt, dann bestärke doch unsere Gemeindevertreter in deren Bemühen, das Ried - unser aller Ried - zu erhalten!“
 
== Schicksal Leuenkopf ==
[[File:Leuenkopfkrüzle.JPG|mini|Leuenkopfkrüzle mit Sicht auf den Bodensee]]
Bei der Abfahrt vom [[w:Leuenkopf|Leuenkopf]] im [[w:Dornbirner First|Dornbirner First]] verlor Siegfrieds Sohn Elmar am 2. Jan 1978 nach einer Schitour sein junges Leben.
*[[Benutzer:Ernst_Heim/Siegfried_Heim#Schicksal_Leuenkopf|Schicksal Leuenkopf]]
 
== Nachruf ==
Liebe Trauerfamilien, liebe Trauergäste,
 
Ich wurde gebeten, im Namen der Schule einem Schulmann zu danken, der wohl wie
kaum ein anderer die schulische Entwicklung in Wolfurt mitgestaltet und geprägt hat.
Siegfried war eine starke, markante Lehrerpersönlichkeit, seine unverwechselbare
Handschrift, seine einzigartige Erzählkunst in bildhafter Sprache, sein umfassendes
Wissen und Können prädestinierten ihn zum allseits geschätzten Lehrer.


Siegfried war lebenslänglich Lehrer: Zuerst in den Kleinschulen, Bitschweil, Latz,
Buch, dann 30 Jahre an der HS Wolfurt, die er dann noch 6 Jahre als Leiter führte. Und
er lehrte auch noch nach der Pensionierung, jetzt als Dorfschulmeister für
Erwachsene.
Seine Lieblingsfächer waren, Naturgeschichte, Naturlehre und Heimatkunde. In
lebensnahen Exkursionen führte er seine Schüler hinaus in die Natur, zu den
Blumenwiesen, zu den Bächen und Teichen, zu den Bienen und Fröschen.
Doch Lehrer sein ist nicht nur Heimat- und Naturromantik, damals nicht und heute
nicht.
Im Ansuchen zum Schulrat schreibt Hans Vogl: „Seit über 20 Jahren hat Siegfried Heim
am Aufbau der Hauptschule mitgestaltet, mitgelitten, sich mitgefreut, mitgestritten,
mitgefeiert.“
Als Gemeinderat und Gemeindevertreter hat er sich fundiert und überzeugend für
den andauernden Auf- und Ausbau der stetig wachsenden Hauptschule ein- und
durchgesetzt.
Erst die Pension hat dem umtriebigen, wissensdurstigen Schulmann ermöglicht, sich
ganz und vertiefend seinem Lieblingshobby, der Heimatkunde zuzuwenden. Nun
konnte der begnadete Geschichtsforscher und Geschichtenerzähler eine große,
interessierte Zuhörerschaft aufbauen, die ihn begleiteten auf seinen Exkursionen und
gespannt seinen Wolfurter Geschichten folgten.
Alles endet – nichts vergeht! In der Hauptschule ist ein kleines Schulmuseum, das
Siegfried ausgestattet und eingerichtet hat, es ist ein lebhaftes Andenken an einen der
bedeutendsten Schulpioniere von Wolfurt. Alles endet – nichts vergeht !
Siegfried war auch ein Lehrer, tief verwurzelt im christlichen Glauben. Dieser Glaube
hat ihn begleitet in guten und schweren Tagen und wohl auch zuletzt in seiner
Krankheit. Er durfte in seinem Heim zufrieden und ruhig einschlafen.
Lieber Siegfried, ruhe in Frieden!
*Walter Reis, Hauptschuldirektor iR
== Einzelnachweise ==
<references/>
== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Siegfried Heim}}
{{Commonscat|Siegfried Heim}}
* [https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.vn.at/vorarlberg/2023/05/21/das-gedaechtnis-von-wolfurt.vn&ved=2ahUKEwjZp46Uie-HAxVucfEDHRI6LxYQFnoECBUQAQ&usg=AOvVaw0Wikx0PiK0thu6x_YAfxKO Das „Gedächtnis von Wolfurt“] in den Vorarlberger Nachrichten vom 21. Mai 2023 (Bezahlschranke)
* [https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.vn.at/vorarlberg/2023/05/21/das-gedaechtnis-von-wolfurt.vn&ved=2ahUKEwjZp46Uie-HAxVucfEDHRI6LxYQFnoECBUQAQ&usg=AOvVaw0Wikx0PiK0thu6x_YAfxKO Das „Gedächtnis von Wolfurt“] in den Vorarlberger Nachrichten vom 21. Mai 2023 (Bezahlschranke)
 
* [[Heimat Wolfurt]]
* [[Benutzer:Bauken77/Siegfried Heim, Naturverbundenheit|Siegfried Heim, Naturverbundenheit]]
* [[Benutzer:Ernst Heim/Siegfried Heim|Siegfried Heim, Fragmente]]
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{{SORTIERUNG:Heim, Siegfried}}
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[[Kategorie:Schulleiter]]
[[Kategorie:Schulleiter]]
[[Kategorie:Archivar]]
[[Kategorie:Heimatforscher]]
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[[Kategorie:Gemeinderat (Wolfurt)]]
[[Kategorie:Gemeinderat (Wolfurt)]]

Aktuelle Version vom 28. Februar 2025, 08:26 Uhr

Siegfried Heim (* am 29. September 1931 in Wolfurt in Vorarlberg; † 1. Mai 2023 ebenda) war ein Heimatforscher, Hauptschuldirektor und Gemeinderat in Wolfurt.

Siegfried Heim

Leben

Siegfried Heim war eines von den neun Kindern der Frieda Heim, geborene Troy und Enkel des Kaspar Troy vom Hüttersberg in Doren, aus dem Jodok-Troy-Stamm von Meßmerreuthe. Er wuchs in einer kleinen Landwirtschaft auf, lernte fleißig und wurde Lehrer. Ab 1951 unterrichtete er in kleinen Bergschulen des Landes und ab 1959 in seinem Heimatort Wolfurt.

1956 heiratete er seine Frau Friedel Skala aus Bregenz, mit der er fünf Kinder hatte. 1961 bezog die Familie das Eigenheim in Wolfurt Oberfeld. Der Sohn Elmar ist 1978 bei einer Schitour am Leuenkopf verunglückt.

Siegfried Heim wurde Hauptschullehrer, Schuldirektor, Gemeindevertreter und Gemeinderat in Wolfurt. Sein Bezug zur Gemeinde war neben seinen geschichtlichen Forschungen auch in Hinblick auf die Natur gegeben. Gleichzeitig war er langjähriger Gemeindearchivar, kümmerte sich um Fotosammlungen, Festschriften und dergleichen, organisierte Ausstellungen und hielt viele Vorträge. In der Schriftenreihe „Heimat Wolfurt“ wurden von Siegfried Heim große Teile der Wolfurter Geschichte in zeitaufwändiger und mühevoller Recherchearbeit in 30 Ausgaben der Bevölkerung zugänglich gemacht und im Internet online angeboten. Ein Schwerpunkt darin war die Familienforschung, vor allem auch für die Nachkommen der vielen Auswanderer aus Wolfurt nach Amerika. Im Jahr 2001 erhielt er den Ehrenring der Gemeinde Wolfurt verliehen.

Auch seine eigene Herkunftsgeschichte, insbesondere die Sippe seiner Mutter Frieda (1904-1990) war für Siegfried immer von großem Interesse. So befasste er sich intensiv mit den sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen die sich durch die heiß umstrittene Entscheidung für den Bau der Verbindungsstraße von Müselbach nach Egg durch das Achtal ergaben. Die Eröffnung der neuen Straße 1845 hatte nämlich einschneidende Folgen für die Familie des Jodok Troy (Jos), Sonnenwirt in Meßmerreuthe und Urgroßvater von Siegfried Heim. Beim vorläufig letzten Troy-Sippentreffen 2006 war Siegfried Heim mit seiner Erfahrung einer der wichtigen Organisatoren und hielt eine viel beachtete, humorvolle und originelle Festrede.

Siegfried Heim wird als ein fürsorglicher Familienvater beschrieben, der sich auch für die Gemeinschaft und seine Gemeinde Wolfurt einsetzte. Er hegte eine tiefe Neugier für Geschichte, Natur, Architektur und Kunst und galt als begnadeter Geschichtenerzähler.

Naturverbundenheit

 
Wolfurt Siegfried Heim als Lehrer bei einer Exkursion zum Wolfurter Eulentobelbach zwischen 1974 und 1984. Der von ihm handschriftlich angeführte Bildtitel: Der Eulentobelbach – der freie Waldbach wird in Mauern und Röhren gefangen. Kein Grashalm, kein Frosch, kein Schmetterling.

Siegfried Heim, Herausgeber der Zeitschrift Heimat Wolfurt, war mit der Natur verbunden, sein Biologieunterricht fand häufig in Exkursionen statt. Dabei führte er Schulklassen an die Ache, ins Wolfurter Ried, nach Rickenbach, in den Ippachwald und an die Wolfurter Bäche. Seine Erzählungen waren bildhaft, eindrücklich und mit dramatisch inszenierten Episoden ergänzt. Wenn er zeigen wollte, wie der Speiseröhrenmuskel funktioniert, ließ er Schüler im Kopfstand vor dem Lehrerpult einen Apfel essen. Seine Heimatkunde hatte auch einen Bezug zur Natur, zur Kulturlandschaft, den Pflanzen und Tieren in Wolfurt.

Auszug aus einem Interview mit Siegfried Heim:

„Das Jahr 1984 war an der Hauptschule Wolfurt ein Jahr der „Umwelt“. Diese Initiative kam von mir, ich habe sie mit den Lehrerinnen und Lehrern für die Schüler umgesetzt. Die Grenzen des Wachstums im „Club of Rome“ waren ganz neue Themen, ich kam als erster Lehrer der Hauptschule mit Umwelt-Themen. Wir wurden für das Projekt vom Vorarlberg Landesschulrat prämiert.“

Interview am 2. September 2011

In seinem Beitrag: Die Wolfurter Grenzen im Ried und Naturdenkmale in Wolfurt schreibt er:

„Denkmal-Schutz für [die alten Eichenbäume im Ried] ist zu wenig! Eine Gemeinde, die riesige Riedflächen dem Güterbahnhof und der Autobahn geopfert hat, muss umso mehr für die Natur tun. Im Wiosa, i dor Schribare, im Birka, im Nöü-Wiasa, im Wit-Riod! Wir müssen wieder Bäume pflanzen! Für Eulen und Meisen, für Wasser und Luft, für uns und unsere Enkel.“

[1]

Gemeinsam mit seinem Enkel erkundet Siefried Heim die Wolfurter Grenzen im Ried. Ganz im Sinne seines Naturbezuges schließt der den Text folgendermaßen: „Wir schauen noch einmal zum First und und über das letzte Stück unseres schönen Rieds, dann geht es weiter zur Hohen Brücke - der Verkehr hat uns wieder! Und noch ein Tip: Kumm widor! Ganz allein, zu Fuß, mit Fernglas und Fotoapparat.

Im Frühling, wenn die Mehlprimeln zarte Pünktchen ins Moor setzen! Im Herbst, wenn die Birken gilben! Oder im Winter, wenn die Eichen bizarre Graphiken in den grauen Himmel zeichnen! Und wenn es Dir gefällt, dann bestärke doch unsere Gemeindevertreter in deren Bemühen, das Ried - unser aller Ried - zu erhalten!“

Schicksal Leuenkopf

 
Leuenkopfkrüzle mit Sicht auf den Bodensee

Bei der Abfahrt vom Leuenkopf im Dornbirner First verlor Siegfrieds Sohn Elmar am 2. Jan 1978 nach einer Schitour sein junges Leben.

Nachruf

Liebe Trauerfamilien, liebe Trauergäste,

Ich wurde gebeten, im Namen der Schule einem Schulmann zu danken, der wohl wie kaum ein anderer die schulische Entwicklung in Wolfurt mitgestaltet und geprägt hat. Siegfried war eine starke, markante Lehrerpersönlichkeit, seine unverwechselbare Handschrift, seine einzigartige Erzählkunst in bildhafter Sprache, sein umfassendes Wissen und Können prädestinierten ihn zum allseits geschätzten Lehrer.

Siegfried war lebenslänglich Lehrer: Zuerst in den Kleinschulen, Bitschweil, Latz, Buch, dann 30 Jahre an der HS Wolfurt, die er dann noch 6 Jahre als Leiter führte. Und er lehrte auch noch nach der Pensionierung, jetzt als Dorfschulmeister für Erwachsene.

Seine Lieblingsfächer waren, Naturgeschichte, Naturlehre und Heimatkunde. In lebensnahen Exkursionen führte er seine Schüler hinaus in die Natur, zu den Blumenwiesen, zu den Bächen und Teichen, zu den Bienen und Fröschen. Doch Lehrer sein ist nicht nur Heimat- und Naturromantik, damals nicht und heute nicht. Im Ansuchen zum Schulrat schreibt Hans Vogl: „Seit über 20 Jahren hat Siegfried Heim am Aufbau der Hauptschule mitgestaltet, mitgelitten, sich mitgefreut, mitgestritten, mitgefeiert.“

Als Gemeinderat und Gemeindevertreter hat er sich fundiert und überzeugend für den andauernden Auf- und Ausbau der stetig wachsenden Hauptschule ein- und durchgesetzt.

Erst die Pension hat dem umtriebigen, wissensdurstigen Schulmann ermöglicht, sich ganz und vertiefend seinem Lieblingshobby, der Heimatkunde zuzuwenden. Nun konnte der begnadete Geschichtsforscher und Geschichtenerzähler eine große, interessierte Zuhörerschaft aufbauen, die ihn begleiteten auf seinen Exkursionen und gespannt seinen Wolfurter Geschichten folgten.

Alles endet – nichts vergeht! In der Hauptschule ist ein kleines Schulmuseum, das Siegfried ausgestattet und eingerichtet hat, es ist ein lebhaftes Andenken an einen der bedeutendsten Schulpioniere von Wolfurt. Alles endet – nichts vergeht !

Siegfried war auch ein Lehrer, tief verwurzelt im christlichen Glauben. Dieser Glaube hat ihn begleitet in guten und schweren Tagen und wohl auch zuletzt in seiner Krankheit. Er durfte in seinem Heim zufrieden und ruhig einschlafen.

Lieber Siegfried, ruhe in Frieden!

  • Walter Reis, Hauptschuldirektor iR

Einzelnachweise

  1. Heimat Wolfurt, Heft 9, 1992

Weblinks

  Siegfried Heim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons