Brand in der Munitionsfabrik Wöllersdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Ersten kurzen Meldungen zufolge, die erst zensurbedingt am übernächsten Tag veröffentlicht wurden<ref>{{ANNO|aze|20|09|1918|6|Diese Mitteilungen wurden unterdrückt|HERVORHEBUNG = unterdrückt}}</ref> wurden 300 Tote bekanntgegeben. Wichtig erschien, dass die Produktion keinen Ausfall hatte, da diese von den nahegelegenen [[w:Hirtenberger|Hirtenberger Werken]] übernommen wurde.
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Aber auch die Überlebenden trugen dramatische Verletzung davon. So ist in der Wöllersdorfer Pfarrchronik vermerkt:
Aber auch die Überlebenden trugen dramatische Verletzungen davon. So ist in der Wöllersdorfer Pfarrchronik vermerkt:
{{Zitat|Es war ein jammervoller Anblick. Ganz nackt brachte man die Armen in den Krankensaal - denn die Stichflamme der pulverisierten Nitrozellulose hatte sämtliche Bekleidung im Nu verzehrt. Am gantzen Körper verbrannt lagen die Verwundeten und Sterbenden röchelnd auf ihren Schmerzenslagern, bis die Ärzte und Pflegerinnen alle der Reihe nach verbanden. Viele verstarben unter den Händen|Dechant Karl Minichthaler in der Wöllersdorfer Pfarrchronik}}
{{Zitat|Es war ein jammervoller Anblick. Ganz nackt brachte man die Armen in den Krankensaal - denn die Stichflamme der pulverisierten Nitrozellulose hatte sämtliche Bekleidung im Nu verzehrt. Am gantzen Körper verbrannt lagen die Verwundeten und Sterbenden röchelnd auf ihren Schmerzenslagern, bis die Ärzte und Pflegerinnen alle der Reihe nach verbanden. Viele verstarben unter den Händen|Dechant Karl Minichthaler in der Wöllersdorfer Pfarrchronik}}



Version vom 14. Mai 2019, 08:29 Uhr

Die Wöllersdorfer Werke im Jahr danach (1919)

Der Brand in der Munitionsfabrik Wöllersdorf war ein Großbrand in den Wöllersdorfer Werken am 18. September 1918, die knapp vor Ende des Ersten Weltkrieg neben dem Sachschaden 423 Menschenleben kostete.

Schon vor und während des Ersten Weltkrieges war die Munitionsfabrik ein Schwerpunkt der k.u.k. Rüstungsindustrie. Im Objekt 143 wogen Frauen und Mädchen Schießpulver, füllten dieses in Leinensäcke und steckten diese mit Zündhütchen. Männer waren kaum beschäftigt, da diese im Kriegseinsatz waren. Durch die prekäre Lage zu Kriegsende, musste die Produktion möglichst effektiv sein, sodass man Sicherheitsvorkehrungen oft abstellte und auch die Vorschriften zum Arbeitsschutz außer Kraft setzte.

Nach Augenzeugenberichten schloss das Aufsichtspersonal, das aus Soldaten bestand, schon bald die seitlichen Ausgänge, da die Frauen diese, um rechtzeitig bei der Ausgabe des Mittagessens zu sein, schon vor zwölf Uhr benutzten. Dadurch entstand in der Halle große Hitze. Dieser zu begegnen wurden die seitlichen Tore später durch Gittertore ersetzt, die zwar Luft durchließen, aber einen eventuell notwendigen Fluchtweg komplett versperrten.

Um zirka 11:30 Uhr fiel eine Patronenhülse am Boden und erzeugte dabei eine Stichflamme. Diese setzte das umliegende Pulver schnell in Brand. Durch die zu dieser Zeit stattgefundenen Essensverteilung waren die Frauen nicht am Arbeitsplatz sondern standen beisammen. Durch die hohen Temperaturen beim Abbrand des Pulvers fingen auch zahlreiche Kleidungsstücke der Arbeiterinnen Feuer. Die Frauen liefen zwar zu den Toren, konnten aber durch die versperrten Fluchtwege die Halle nicht verlassen. Somit starb ein Großteil der Frauen, direkt bei den Toren, wo sich die Leichen bald türmten.[1]

Ersten kurzen Meldungen zufolge, die erst zensurbedingt am übernächsten Tag veröffentlicht wurden[2] wurden 300 Tote bekanntgegeben. Wichtig erschien, dass die Produktion keinen Ausfall hatte, da diese von den nahegelegenen Hirtenberger Werken übernommen wurde.

Aber auch die Überlebenden trugen dramatische Verletzungen davon. So ist in der Wöllersdorfer Pfarrchronik vermerkt:

„Es war ein jammervoller Anblick. Ganz nackt brachte man die Armen in den Krankensaal - denn die Stichflamme der pulverisierten Nitrozellulose hatte sämtliche Bekleidung im Nu verzehrt. Am gantzen Körper verbrannt lagen die Verwundeten und Sterbenden röchelnd auf ihren Schmerzenslagern, bis die Ärzte und Pflegerinnen alle der Reihe nach verbanden. Viele verstarben unter den Händen“

Dechant Karl Minichthaler in der Wöllersdorfer Pfarrchronik

Insgesamt waren 423 Opfer zu beklagen. Begraben wurden sie auf den Friedhöfen in Piesting, Winzendorf und Bad Fischau, sowie in Steinabrückl und Wiener Neustadt in den folgenden Tagen.

Die damalige Presse verglich den Brand mit dem Ringtheaterbrand im Jahr 1881.

Bei der Brandbekämpfung wurde die Fabriksfeuerwehr des Werkes, die damals noch eine Militärfeuerwehr des Werkes war[3],durch die Stadtfeuerwehr Wiener Neustadt, sowie die Fabriksfeuerwehr der Daimler-Werke, der Lokomotivfabrik, der Flugzeugfabrik und anderen Freiwilligen Feuerwehren unterstützt.[4]

Im Jahr 2018 wurde in Winzendorf, wo die meisten Opfer zu verzeichnen waren, der damaligen Opfer gedacht und eine Gedenkstätte enthüllt.[5]

Einzelnachweise

  1. Die Katastrophe von Wöllersdorf. In: Arbeiter-Zeitung, 22. September 1918, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  2. Diese Mitteilungen wurden unterdrückt. In: Arbeiter-Zeitung, 20. September 1918, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  3. BTF der Raketen- und Munitionsfabrik Wöllersdorfer Werke abgerufen am 9. September 2018
  4. Die Explosionskatastrophe in Wöllersdorf. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 26. September 1918, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  5. Das Inferno in der Munitionsfabrik in der NÖN, Ausgabe Wiener Neustadt, 35/2018

Weblinks