Raimund Haus (Gaaden): Unterschied zwischen den Versionen

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Das Haus [[w:Gaaden|Gaaden]] Nr. 8 (heute Heiligenkreuzer Strasse Nr. 1), besser bekannt als Ferdinand Raimund-Haus ist ein altes mittelalterliches [[w:Lehnswesen|Bauernlehen]] und ward lange Jahre als Gästehaus, Postamt und Kaufmannsladen genutzt.
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Das '''Raimundhaus''' in [[Gaaden]] mit der [[w:Konskriptionsnummer|Konskriptionsnummer 8]], heute [[Liste der Straßen in Gaaden|Heiligenkreuzer Strasse 1]], ist ein mittelalterliches [[w:Lehnswesen|Bauernlehen]] und wurde lange Jahre als Gästehaus, Postamt und Kaufmannsladen genutzt.
==Chronik                                                                                                                     .==
==Chronik ==
In unmittelbarer Nähe der alten Gaadener Pfarrkirche, steht, anmutig und prachtvoll renoviert, ein aus dem [[w:Mittelalter|Mittelalter]] stammendes Gebäude und ehemaligen Bauernlehen, indem 1833/34 [[w:Ferdinand_Raimund|Ferdinand Raimund]] sein Original-Zaubermärchen „[[w:Der_Verschwender|Der Verschwender]]“ und das berühmte Hobellied“ zu Papier brachte.  
In unmittelbarer Nähe der alten Gaadener Pfarrkirche steht das aus dem [[w:Mittelalter|Mittelalter]] stammende Gebäude und ehemalige Bauernlehen, in dem 1833/1834 [[w:Ferdinand Raimund|Ferdinand Raimund]] sein Original-Zaubermärchen „[[w:Der Verschwender|Der Verschwender]]“ mit dem bekannten Hobellied“ schrieb.  


Das Gebäude ''<small>(Gaaden Nr. 8)<ref>Eigentum der Familie Pechtold</ref></small>'' diente in den 1820er Jahren als Gästehaus des sich daneben befindlichen Stiftsgasthofes „Zum Goldenen Kreuz“ ''<small>(Gaaden Nr. 7)</small>''<small><ref>Eigentum des Stiftes Heiligenkreuz</ref></small> für die immer zahlreicher werdenden Sommergäste und wurde vom [[w:Bestand_(Recht)|Bestandswirt]] Georg Knotzer<ref name=":0">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01%252C2%252C3-03/?pg=206 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.44)] Georg Knotzer (*1777; † 7. August 1828 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirt in Gaaden Nr. 7</ref> und seiner Ehefrau Magdalena<ref name=":1">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01%252C2%252C3-03/?pg=208 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.46)] Magdalena Knotzer geb. Weikmann (*1791; † 11. Mai 1829 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7</ref> betrieben.
Das Gebäude ''<small>(Gaaden Nr. 8)<ref>Eigentum der Familie Pechtold</ref></small>'' diente in den 1820er Jahren als Gästehaus des sich daneben befindlichen Stiftsgasthofes „Zum Goldenen Kreuz“ ''<small>(Gaaden Nr. 7)</small>''<small> im Eigentum des Stiftes Heiligenkreuz für die immer zahlreicher werdenden Sommergäste und wurde vom [[w:Bestand_(Recht)|Bestandswirt]] Georg Knotzer<ref name=":0">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01%252C2%252C3-03/?pg=206 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.44)] Georg Knotzer (*1777; † 7. August 1828 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirt in Gaaden Nr. 7</ref> und seiner Ehefrau Magdalena<ref name=":1">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01%252C2%252C3-03/?pg=208 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.46)] Magdalena Knotzer geb. Weikmann (*1791; † 11. Mai 1829 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7</ref> betrieben.


Im Jahre 1825 hielt sich Ferdinand Raimund zum ersten Mal in dem pittoresken Dörfchen Gaaden vor den Toren Wiens auf und nahm, um das Ende seines Nerventraumes abzuwarten, in diesem Gästehaus Quartier. Nachdem Georg Knotzer und seine Gattin kurz hintereinander verstarben, erbte 1829 die Tochter Anna<ref name=":2">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=17 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.14)] Anna Pechtold geb. Knotzer (*3. Dezember 1810 in Gaaden Nr. 7; † 8. Oktober 1888 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7</ref> das Gebäude und heiratete im selben Jahr Anton Pechtold<ref name=":3">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-05/?pg=110 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1847-1883 (fol.108)] Anton Pechtold (*1804 in Wien, Leopoldstadt; † 15. August 1876 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirt, Erbpostmeister, Kaufmann, Steinbruchbesitzer und Gaadener Gemeinderat</ref>, einen k.k. Revierjägersohn aus [[w:Sommerein|Sommerein]].  Die beiden walteten als Erbpostmeister und betrieben die Gastwirtschaft „Zum goldenen Kreuz“ im Haus Nr. 7 und den Kaufmannsladen im Gästehaus auf Nr. 8. Anton Pechtold nannte auch den Pechtold’schen Steinbruch in Sommerein sowie 100 Joch Grund sein Eigen und war damit ein sehr wohlhabender Mann.
Im Jahr 1825 hielt sich Ferdinand Raimund zum ersten Mal in Obergaaden vor den Toren Wiens auf und nahm, um das Ende seines Nerventraumes abzuwarten, in diesem Gästehaus Quartier. Nachdem Georg Knotzer und seine Gattin kurz hintereinander verstarben, erbte 1829 die Tochter Anna<ref name=":2">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=17 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.14)] Anna Pechtold geb. Knotzer (*3. Dezember 1810 in Gaaden Nr. 7; † 8. Oktober 1888 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7</ref> das Gebäude und heiratete im selben Jahr Anton Pechtold<ref name=":3">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-05/?pg=110 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1847-1883 (fol.108)] Anton Pechtold (*1804 in Wien, Leopoldstadt; † 15. August 1876 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirt, Erbpostmeister, Kaufmann, Steinbruchbesitzer und Gaadener Gemeinderat</ref>, einen k.k. Revierjägersohn aus [[Sommerein]].  Die beiden walteten als Erbpostmeister und betrieben die Gastwirtschaft „Zum goldenen Kreuz“ im Haus Nr. 7 und den Kaufmannsladen im Gästehaus auf Nr. 8. Anton Pechtold nannte auch den Pechtold’schen Steinbruch in Sommerein sowie 100 Joch Grund sein Eigen und war damit ein sehr wohlhabender Mann.


Das Ehepaar war es auch, das Ferdinand Raimund beherbergte und ihm das größte Zimmer mit Blickrichtung zum Kirchenplatz im ersten Stock, zu dem man über eine altehrwürdige ausgetretene Treppe gelang, vermietete. Pechtold bewirtete Künstler recht großzügig und seinen Gast Raimund besonders günstig. Die Urenkelin des alten Erbpostmeisters wußte zu berichten: ''„Mein Vater, der letzte in der Reihe der Erbpostmeister, erzählte oft, wie die Urgroßmutter in die Küche um Würstel ging, sie dann mit einem Viertel Wein dem Gaste zum Frühstück brachte und dabei sagte, das ist für den Herrn Raimund, weil er gar so gut die Gäste unterhält."''<ref>[https://gaaden.at/uploads/contenteditor/files/geschichte/geschichte-2.pdf Die Geschichte von Gaaden] auf der Webseite der Gemeinde Gaaden</ref>
Das Ehepaar beherbergte Ferdinand Raimund und vermietete ihm das größte Zimmer mit Blickrichtung zum Kirchenplatz im ersten Stock, zu dem man über eine altehrwürdige ausgetretene Treppe gelang. Pechtold bewirtete Künstler im allgemeinen recht großzügig und Raimund besonders günstig. Die Urenkelin des alten Erbpostmeisters wusste zu berichten: ''„Mein Vater, der letzte in der Reihe der Erbpostmeister, erzählte oft, wie die Urgroßmutter in die Küche um Würstel ging, sie dann mit einem Viertel Wein dem Gaste zum Frühstück brachte und dabei sagte, das ist für den Herrn Raimund, weil er gar so gut die Gäste unterhält."''<ref>[https://gaaden.at/uploads/contenteditor/files/geschichte/geschichte-2.pdf Die Geschichte von Gaaden] auf der Webseite der Gemeinde Gaaden</ref>


Im Jahr 1867 übernahm Anton’s Sohn Wendelin Pechtold<ref name=":4">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=41 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.38)] Wendelin Pechtold (*26. Juni 1841 in Gaaden Nr. 8; + 11. Juli 1896 ebenda) Erbpostmeister, Kaufmann und Gaadener Gemeinderat</ref> und seine Gattin Antonia<ref name=":5">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=147 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.147)] Antonia Pechtold geb. Neubauer (*25. Februar 1843 in Niederleis, Weinviertel; + 3. Februar 1922 in Gaaden Nr. 8) Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref> das Raimundhaus (Gaaden Nr. 8) und betrieb darin ebenfalls als k.u.k. Erbpostmeister den Kaufmannsladen weiter. Wendelin war auch, wie schon sein Vater Gemeinderat in Gaaden. Er verstarb im Juli 1896 im Alter von 55 Jahren an einem Herzfehler. Seine Ehefrau Antonia führte das Postamt und den Kaufmannsladen bis ins hohe Alter von 70 Jahren weiter und verkaufte den Besitz 1913 an ihrem Sohn Friedrich Pechtold<ref name=":6">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/02-06/?pg=159 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158)] Friedrich Pechtold (4. Juli 1877 in Gaaden Nr. 8; † 26. September 1914 in Felsömere, Komitat Soros in Ungarn) Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref> und dessen Gattin Auguste<ref name=":7">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/02-06/?pg=159 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158)] Auguste Pechtold geb. Schneider (*8. Jänner 1882 in Leobersdorf; † um 1954) Witwe und Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref>. Friedrich konnte sich nicht lange an seinem Besitz erfreuen, er verstarb im Kriegsdienst nur ein Jahr später im November 1914 in Felsömerse, Komitat Soros in Ungarn und wurde auch dort begraben. Nun erbte seine Frau Auguste Pechtold das Raimundhaus und führte den darin befindlichen Kaufmannsladen bis 1945. In diesem Jahr übergab Auguste Pechtold den Hälfteanteil ihres Besitzes an ihre Schwiegertochter Justine<ref name=":8">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01-07/?pg=90 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87)] Justine Pechtold geb. Tomisch (†) Kaufmannsgattin in Gaaden Nr. 8</ref>, die 1943 ihren Sohn Gustav Pechtold<ref name=":9">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01-07/?pg=90 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87)] Gustav Friedrich Pechtold (*25. November 1914 in Gaaden Nr. 8; † 24. September 1979 ebenda) Kaufmann und Privatier in Gaaden Nr. 8</ref> geehelicht hatte und dieser erbte 1955, nach dem Ableben seiner Mutter, die andere Haushälfte. Gustav Pechtold verpachtete den Kaufmannsladen an [[Ferdinand Wilhelm Paur|Ferdinand Paur]], der darin eine Filiale seines Hauptgeschäftes in [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] eröffnete und das Geschäft bis 1982 innehatte. Nach dem Tod vom Gustav Pechtold im Jahre 1979 erbte seine Haushälfte die Gattin Justine und verkaufte das Anwesen 1980 bzw. 1981 an Dr. Fritz Wennig und dem Wiener Kunsthändler Martin Suppan, die das Gebäude vorbildlich renovierten und bis dato als Wohnhaus nutzen.
Im Jahr 1867 übernahm Anton’s Sohn Wendelin Pechtold<ref name=":4">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=41 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.38)] Wendelin Pechtold (*26. Juni 1841 in Gaaden Nr. 8; + 11. Juli 1896 ebenda) Erbpostmeister, Kaufmann und Gaadener Gemeinderat</ref> und seine Gattin Antonia<ref name=":5">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/03-06/?pg=147 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.147)] Antonia Pechtold geb. Neubauer (*25. Februar 1843 in Niederleis, Weinviertel; + 3. Februar 1922 in Gaaden Nr. 8) Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref> das Raimundhaus (Gaaden Nr. 8) und betrieb darin ebenfalls als k.u.k. Erbpostmeister den Kaufmannsladen weiter. Wendelin war auch, wie schon sein Vater Gemeinderat in Gaaden. Er verstarb im Juli 1896 im Alter von 55 Jahren an einem Herzfehler. Seine Ehefrau Antonia führte das Postamt und den Kaufmannsladen bis ins hohe Alter von 70 Jahren weiter und verkaufte den Besitz 1913 an ihrem Sohn Friedrich Pechtold<ref name=":6">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/02-06/?pg=159 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158)] Friedrich Pechtold (4. Juli 1877 in Gaaden Nr. 8; † 26. September 1914 in Felsömere, Komitat Soros in Ungarn) Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref> und dessen Gattin Auguste<ref name=":7">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/02-06/?pg=159 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158)] Auguste Pechtold geb. Schneider (*8. Jänner 1882 in Leobersdorf; † um 1954) Witwe und Kaufmann in Gaaden Nr. 8</ref>. Friedrich konnte sich nicht lange an seinem Besitz erfreuen, er verstarb im Kriegsdienst nur ein Jahr später im November 1914 in Felsömerse, Komitat Soros in Ungarn und wurde auch dort begraben. Nun erbte seine Frau Auguste Pechtold das Raimundhaus und führte den darin befindlichen Kaufmannsladen bis 1945. In diesem Jahr übergab Auguste Pechtold den Hälfteanteil ihres Besitzes an ihre Schwiegertochter Justine<ref name=":8">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01-07/?pg=90 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87)] Justine Pechtold geb. Tomisch (†) Kaufmannsgattin in Gaaden Nr. 8</ref>, die 1943 ihren Sohn Gustav Pechtold<ref name=":9">[http://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/gaaden/01-07/?pg=90 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87)] Gustav Friedrich Pechtold (*25. November 1914 in Gaaden Nr. 8; † 24. September 1979 ebenda) Kaufmann und Privatier in Gaaden Nr. 8</ref> geehelicht hatte und dieser erbte 1955, nach dem Ableben seiner Mutter, die andere Haushälfte. Gustav Pechtold verpachtete den Kaufmannsladen an [[Ferdinand Wilhelm Paur|Ferdinand Paur]], der darin eine Filiale seines Hauptgeschäftes in [[Heiligenkreuz (Niederösterreich)|Heiligenkreuz]] eröffnete und das Geschäft bis 1982 innehatte. Nach dem Tod vom Gustav Pechtold im Jahre 1979 erbte seine Haushälfte die Gattin Justine und verkaufte das Anwesen 1980 bzw. 1981 an Dr. Fritz Wennig und dem Wiener Kunsthändler Martin Suppan, die das Gebäude vorbildlich renovierten und bis dato als Wohnhaus nutzen.

Version vom 22. November 2019, 22:06 Uhr

Ferdinand Raimund Haus in Gaaden

Das Raimundhaus in Gaaden mit der Konskriptionsnummer 8, heute Heiligenkreuzer Strasse 1, ist ein mittelalterliches Bauernlehen und wurde lange Jahre als Gästehaus, Postamt und Kaufmannsladen genutzt.

Chronik

In unmittelbarer Nähe der alten Gaadener Pfarrkirche steht das aus dem Mittelalter stammende Gebäude und ehemalige Bauernlehen, in dem 1833/1834 Ferdinand Raimund sein Original-Zaubermärchen „Der Verschwender“ mit dem bekannten Hobellied“ schrieb.

Das Gebäude (Gaaden Nr. 8)[1] diente in den 1820er Jahren als Gästehaus des sich daneben befindlichen Stiftsgasthofes „Zum Goldenen Kreuz“ (Gaaden Nr. 7) im Eigentum des Stiftes Heiligenkreuz für die immer zahlreicher werdenden Sommergäste und wurde vom Bestandswirt Georg Knotzer[2] und seiner Ehefrau Magdalena[3] betrieben.

Im Jahr 1825 hielt sich Ferdinand Raimund zum ersten Mal in Obergaaden vor den Toren Wiens auf und nahm, um das Ende seines Nerventraumes abzuwarten, in diesem Gästehaus Quartier. Nachdem Georg Knotzer und seine Gattin kurz hintereinander verstarben, erbte 1829 die Tochter Anna[4] das Gebäude und heiratete im selben Jahr Anton Pechtold[5], einen k.k. Revierjägersohn aus Sommerein. Die beiden walteten als Erbpostmeister und betrieben die Gastwirtschaft „Zum goldenen Kreuz“ im Haus Nr. 7 und den Kaufmannsladen im Gästehaus auf Nr. 8. Anton Pechtold nannte auch den Pechtold’schen Steinbruch in Sommerein sowie 100 Joch Grund sein Eigen und war damit ein sehr wohlhabender Mann.

Das Ehepaar beherbergte Ferdinand Raimund und vermietete ihm das größte Zimmer mit Blickrichtung zum Kirchenplatz im ersten Stock, zu dem man über eine altehrwürdige ausgetretene Treppe gelang. Pechtold bewirtete Künstler im allgemeinen recht großzügig und Raimund besonders günstig. Die Urenkelin des alten Erbpostmeisters wusste zu berichten: „Mein Vater, der letzte in der Reihe der Erbpostmeister, erzählte oft, wie die Urgroßmutter in die Küche um Würstel ging, sie dann mit einem Viertel Wein dem Gaste zum Frühstück brachte und dabei sagte, das ist für den Herrn Raimund, weil er gar so gut die Gäste unterhält."[6]

Im Jahr 1867 übernahm Anton’s Sohn Wendelin Pechtold[7] und seine Gattin Antonia[8] das Raimundhaus (Gaaden Nr. 8) und betrieb darin ebenfalls als k.u.k. Erbpostmeister den Kaufmannsladen weiter. Wendelin war auch, wie schon sein Vater Gemeinderat in Gaaden. Er verstarb im Juli 1896 im Alter von 55 Jahren an einem Herzfehler. Seine Ehefrau Antonia führte das Postamt und den Kaufmannsladen bis ins hohe Alter von 70 Jahren weiter und verkaufte den Besitz 1913 an ihrem Sohn Friedrich Pechtold[9] und dessen Gattin Auguste[10]. Friedrich konnte sich nicht lange an seinem Besitz erfreuen, er verstarb im Kriegsdienst nur ein Jahr später im November 1914 in Felsömerse, Komitat Soros in Ungarn und wurde auch dort begraben. Nun erbte seine Frau Auguste Pechtold das Raimundhaus und führte den darin befindlichen Kaufmannsladen bis 1945. In diesem Jahr übergab Auguste Pechtold den Hälfteanteil ihres Besitzes an ihre Schwiegertochter Justine[11], die 1943 ihren Sohn Gustav Pechtold[12] geehelicht hatte und dieser erbte 1955, nach dem Ableben seiner Mutter, die andere Haushälfte. Gustav Pechtold verpachtete den Kaufmannsladen an Ferdinand Paur, der darin eine Filiale seines Hauptgeschäftes in Heiligenkreuz eröffnete und das Geschäft bis 1982 innehatte. Nach dem Tod vom Gustav Pechtold im Jahre 1979 erbte seine Haushälfte die Gattin Justine und verkaufte das Anwesen 1980 bzw. 1981 an Dr. Fritz Wennig und dem Wiener Kunsthändler Martin Suppan, die das Gebäude vorbildlich renovierten und bis dato als Wohnhaus nutzen.

Die sich an der östlichen Hausfassade befindliche Gedenktafel wurde von Lambert Hofer finanziert und am 15. August 1926 angebracht.

Grundbücherliche Eigentümer

Anno Grundbücherliche Eigentümer durch durch
Georg[2] und Magdalena Knotzer Je zur Hälfte Heirat
1829 Magdalena Knotzer[3] Zur Gänze Erbe
1829 Anna Knotzer[4] Zur Gänze Erbe
1829 Anton[5] und Anna Pechtold Je zur Hälfte Heirat
1867 Wendelin[7] und Antonia Pechtold Je zur Hälfte Ehevertrag
1896 Antonia Pechtold[8] Zur Gänze Erbe
1913 Friedrich[9] und Auguste Pechtold Je zur Hälfte Kauf
1915 Auguste Pechtold[10] Zur Gänze Erbe
1945 Justine Pechtold[11] Hälfteanteil Übergabe
1955 Gustav Pechtold[12] Hälfteanteil Erbe
1980 Justine Pechtold Zur Gänze Erbe
1980 Dr. Fritz Wennig Hälfteanteil Kauf
1981 Martin Suppan Hälfteanteil Kauf

Einzelnachweise

  1. Eigentum der Familie Pechtold
  2. 2,0 2,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.44) Georg Knotzer (*1777; † 7. August 1828 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirt in Gaaden Nr. 7
  3. 3,0 3,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1795-1830 (fol.46) Magdalena Knotzer geb. Weikmann (*1791; † 11. Mai 1829 in Gaaden Nr. 7) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7
  4. 4,0 4,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.14) Anna Pechtold geb. Knotzer (*3. Dezember 1810 in Gaaden Nr. 7; † 8. Oktober 1888 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirtin in Gaaden Nr. 7
  5. 5,0 5,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1847-1883 (fol.108) Anton Pechtold (*1804 in Wien, Leopoldstadt; † 15. August 1876 in Gaaden Nr. 8) Bestandswirt, Erbpostmeister, Kaufmann, Steinbruchbesitzer und Gaadener Gemeinderat
  6. Die Geschichte von Gaaden auf der Webseite der Gemeinde Gaaden
  7. 7,0 7,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.38) Wendelin Pechtold (*26. Juni 1841 in Gaaden Nr. 8; + 11. Juli 1896 ebenda) Erbpostmeister, Kaufmann und Gaadener Gemeinderat
  8. 8,0 8,1 Pfarre Gaaden - Sterbebuch 1884-1938 (fol.147) Antonia Pechtold geb. Neubauer (*25. Februar 1843 in Niederleis, Weinviertel; + 3. Februar 1922 in Gaaden Nr. 8) Kaufmann in Gaaden Nr. 8
  9. 9,0 9,1 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158) Friedrich Pechtold (4. Juli 1877 in Gaaden Nr. 8; † 26. September 1914 in Felsömere, Komitat Soros in Ungarn) Kaufmann in Gaaden Nr. 8
  10. 10,0 10,1 Pfarre Gaaden - Trauungsbuch 1877-1920 (fol.158) Auguste Pechtold geb. Schneider (*8. Jänner 1882 in Leobersdorf; † um 1954) Witwe und Kaufmann in Gaaden Nr. 8
  11. 11,0 11,1 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87) Justine Pechtold geb. Tomisch (†) Kaufmannsgattin in Gaaden Nr. 8
  12. 12,0 12,1 Pfarre Gaaden - Taufbuch 1906-1915 (fol.87) Gustav Friedrich Pechtold (*25. November 1914 in Gaaden Nr. 8; † 24. September 1979 ebenda) Kaufmann und Privatier in Gaaden Nr. 8

Weblinks

 Raimund Haus (Gaaden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons