Martinigans: Unterschied zwischen den Versionen

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== Verbreitung ==
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Das Gans(l)essen ist besonders im Osten Österreichs und den benachbarten Teilen Ungarns sowie in der Slowakei, wo der [[w:Martin von Tours|heilige Martin]] Schutzpatron des ganzen Landes ist, verbreitet. Die besondere Verehrung des Heiligen in dieser Gegend geht wohl darauf zurück, dass Martin um 316 n. Chr. in der damals römischen Stadt [[w:Savaria|Savaria]], heute [[w:Szombately|Szombately]] (Steinamanger), nahe der [[Burgenland|burgenländischen]] Grenze in Ungarn, geboren wurde. Daraus ergibt sich eine besondere Tradition des Brauchtums rund um St. Martin im Burgenland, wo der Heilige der [[w:Landespatron|Landespatron]] des Bundeslandes ist und der Martinstag als landesspezifischer Feiertag gilt, an dem schulfrei ist.
Das Gans(l)essen ist besonders im Osten Österreichs und den benachbarten Teilen Ungarns sowie in der Slowakei, wo der [[w:Martin von Tours|heilige Martin]] Schutzpatron des ganzen Landes ist, verbreitet. Die besondere Verehrung des Heiligen in dieser Gegend geht wohl darauf zurück, dass Martin um 316 n. Chr. in der damals römischen Stadt [[w:Savaria|Savaria]], heute [[w:Szombately|Szombately]] (Steinamanger), nahe der [[Burgenland|burgenländischen]] Grenze in Ungarn, geboren wurde. Daraus ergibt sich eine besondere Tradition des Brauchtums rund um St. Martin im Burgenland, wo der Heilige der [[w:Landespatron|Landespatron]] des Bundeslandes ist und der Martinstag als landesspezifischer Feiertag gilt, an dem schulfrei ist. Aber auch in den anderen Bundesländern ist es heute wieder sowohl im privaten Bereich ebenso wie in Gasthäusern, Restaurants oder Heurigen üblich sich zum Ganslessen zu treffen.


== Geschichte ==
== Geschichte ==

Version vom 6. November 2020, 16:49 Uhr

Martinsgans mit Rotkraut und Erdäpfelknödel

Die (das) Martinigans(l) ist ein traditionelles Festtagsessen, das heutzutage nicht nur am Martinstag selbst, sondern auch an den Tagen vorher oder nachher genossen wird. Sowohl in Österreich, als auch in Bayern wird dieser Tag kurz als Martini, von lateinisch Festum Sancti Martini, „Fest des heiligen Martin“, bezeichnet.

Beilage

Die Martinigansl werden üblicherweise mit Rotkraut und Erdäpfelknödel serviert.[1]

Verbreitung

Das Gans(l)essen ist besonders im Osten Österreichs und den benachbarten Teilen Ungarns sowie in der Slowakei, wo der heilige Martin Schutzpatron des ganzen Landes ist, verbreitet. Die besondere Verehrung des Heiligen in dieser Gegend geht wohl darauf zurück, dass Martin um 316 n. Chr. in der damals römischen Stadt Savaria, heute Szombately (Steinamanger), nahe der burgenländischen Grenze in Ungarn, geboren wurde. Daraus ergibt sich eine besondere Tradition des Brauchtums rund um St. Martin im Burgenland, wo der Heilige der Landespatron des Bundeslandes ist und der Martinstag als landesspezifischer Feiertag gilt, an dem schulfrei ist. Aber auch in den anderen Bundesländern ist es heute wieder sowohl im privaten Bereich ebenso wie in Gasthäusern, Restaurants oder Heurigen üblich sich zum Ganslessen zu treffen.

Geschichte

Ein historischer Erklärungsversuch für dieses Brauchtum geht davon aus, dass in Zeiten des Lehnswesens eine am Martinstag fällige Lehnspflicht, eine Abgabe namens Martinsschoß, der Ursprung war.[2] Da diese häufig aus einer Gans bestand, bildete sich die Bezeichnung Martinsgans heraus, und weil der Martinstag traditionell mit einer Kirmes oder einem Tanzmusikabend gefeiert wurde, bot es sich an, die Gans zum Festessen zu machen und an diesem Abend festlich zu verspeisen.[3]

Als Erklärung werden aber auch zahlreiche Legenden bemüht. Gern wird in Legenden erzählt, dass die Martinsgans ihren Ursprung in Martins Leben habe: Entgegen seinem eigenen Willen und trotz Vorbehalts des Klerus drängte das Volk von Tours darauf, Martin zum Bischof zu weihen. Asketisch und bescheiden, wie er sein Leben führte, hielt er sich für unwürdig, das Bischofsamt zu bekleiden. Er soll sich deshalb in einem Gänsestall versteckt haben. Die Gänse jedoch sollen so aufgeregt geschnattert haben, dass Martin gefunden wurde und zum Bischof geweiht werden konnte. Nach einer anderen Erzählung griffen die Bürger von Tours zu einer List: Ein Bauer sei zu Martins Versteck gegangen und habe diesen gebeten, seine kranke Frau zu besuchen. Hilfsbereit, wie Martin nun einmal war, habe er seine Sachen genommen und den Bauern nach Hause begleitet. Wahrscheinlich sah er ziemlich schmutzig aus – als habe er eine Zeit lang in einem Gänsestall gelebt. Eine weitere Geschichte besagt, dass eine schnatternde Gänseschar in den Kirchraum gewatschelt sei und dabei Bischof Martin bei seiner Predigt unterbrochen habe. Daraufhin seien die Gänse gefangen und verzehrt worden.

Solche Legenden sind allerdings erst seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Sie gelten als „Sekundärlegenden“ (Ätiologien), die ein Brauchtum im Nachhinein zu erklären versuchen. Die Verbindung der Gänse mit dem Pachttermin des Martinstages wird in der Forschung nämlich als älter angesehen als die Legenden.[4]

Unabhängig von den Legenden hat der Brauch auch in der wirtschaftlichen Situation der Bauern und religiösen Ggebenheiten ihre Wurzeln. Die Gans war bei den Bauern ein reines Weidetier. Die wirtschaftliche Bedeutung lag bei der Gans hauptsächlich bei den Federn, wogegen das Fleisch weniger im Vordergrund stand. Im Herbst müssen die Tiere geschlachtet werden, da keine keine Stallungen für den Winter vorhanden waren. Der Martinstag am Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, dass die Gänse beim Festessen, dass noch vor Beginn der Adventszeit, die als Fastenzeit galt. serviert wurde.

Einzelnachweise

  1. Martinigans: Eine schöne Tradition auf nahgenuss-Blog abgerufen vom 19. September 2019 am 6. November 2020
  2. Wigand’s Conversations-Lexikon für alle Stände. Otto Wigand, Leipzig 1849, OCLC 299984559, S. 582.
  3. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde: Die aus der Sagenzeit der Deutschen stammenden Gebräuche, namentlich der Hessen. 1. Band. Kassel 1867, S. 318.
  4. Manfred Becker-Huberti: Feiern – Feste – Jahreszeiten. Lebendige Bräuche im ganzen Jahr. Sonderausgabe, Herder Verlag, Freiburg (Breisgau) 2001, ISBN 3-451-27702-6, S. 36.

Weblinks