Ehemalige Gasthäuser in Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 24. August 2021, 21:50 Uhr
Historische Gasthäuser in Kaisersteinbruch, seit Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in den Steinbrüchen an Großaufträgen gearbeitet, von Bildhauern, Steinmetzen und Taglöhnern und Hilfskräften. Für Befestigungsbauten an der ungarisch-österreichischen Grenze, natürlich Wien, das monumentale Schloss Neugebäude. Meister Antonius Gardesoni schrieb 1590, dass er als ältester Steinmetz an die dreissig Jahre hier gearbeitet hat. Für den Arbeitsablauf war da eine Gastwirtschaft unbedingt notwendig. Eine schriftliche Notiz gab es seit 1618.
- Kaiserstein (2.6) Neubefestigungen in Wien in „Italienischer Befestigungsmanier“ Mitte 16. Jh.
- Historische Steintransporte vom Leithagebirge#Ab 1568 vom kaisl. Steinbruch am Leithaberg zum Neuen Fasangartengebäude von Kaiser Maximilian II.
Die niederösterreichische Landesregierung schickte 1618 den Steuerfahnder Johann Miller nach Kaisersteinbruch, sie glaubte den Steinbruch als ein österreichisches Gut besteuern zu müssen. Energisch wurde die Einhebung der Weinsteuer, des TÄZ gefordert.[1] Das ist ein eindeutiger Hinweis auf eine große, umsatzstarke Gastwirtschaft. (und in Kaisersteinbruch auch der Erste!)
- Sein Bericht vom 20. Feber 1618 (verkürzt): .. ist mir auferlegt worden, mich in den Kayserlichen Steinbruch zu verfügen, ob solcher in Ungarn oder Österreich gehörig sein möchte.
- nicht ein Schuh breit in Österreich, sondern (wie Königshof, Winden/See, Mönchhof, Podersdorf) auf dem ungarischen Boden liegen.
„Es ist so, dass allda ein ziemliche Anzahl Wein ausgeleutgebt/ausgeschenkt wird, denn des Handwerks Gesinde sind viele und müssen sich die Meister eines guten Trunks befleißigen, wöllen sie anderst das Gesind in dieser Wildnis behalten. So wird auch viel Wein ausgetrunken, durch die Fuhrleute, so die verfertigten Werkstücke abführen.
Der Grund ist die Güte des ungarischen Weines und die große Bindt, so um ein gutes Seydl größer, als die österreichische Maß .. , aber seye dem wie da wölle, so ist dieser Steinbruch der Krone Ungarn incorporiert und haben sich dessen zu erfreuen dass ihnen der Täz kann zugemutet werden.“
Wanderpflicht der Gesellen – die Herberge
(Lit.: Johanna M. Nemeth) Im 16. Jahrhundert setzte sich das Gesellenwandern allgemein durch, und es war seit dieser Zeit eine Vorbedingung für die Zulassung zur Meisterschaft. Die Meistersöhne hatten dabei wohl überall Vergünstigungen bei der Festsetzung der Zahl der verlangten Wanderjahre. Der Wanderzwang hat die Gesellen weit durch die Länder des alten Österreichs und des Heiligen römischen Reichs gebracht. Die Wanderzeit war eine Möglichkeit zur Erlangung größerer Fähigkeiten im Beruf, und der Geselle konnte seine engere Heimat verlassen und so die Sitten und Gebräuche anderer Völker kennenlernen.
Es war natürlich kein Wanderzwang denkbar, ohne dem Reisenden ein Obdach anzubieten. Bei den Steinmetzen und Maurern hier in Kaisersteinbruch, war die Stätte der Unterkunft für wandernde Gesellen: die Herberge. Die Bezeichnung Herberge taucht in den Schriften mehrmals auf, wird nicht näher beschrieben, wohl ist der herrschaftliche Gasthof gemeint. Jeder neu einwandernde Geselle hatte dabei eine Prüfung zu bestehen. Um den Berechtigten zu erkennen, entwickelten sich ganz bestimmte Formeln des Handwerksgrußes, die Zunftgeheimnis waren, das Zeremoniell sollte dem fremden Handwerker als Legitimation dienen.
Schon das Betreten der Herberge hatte in der für jedes Handwerk besonderen Umständlichkeit zu geschehen. Bereits im Tragen des Felleisens, wie es auf, oder unter die Bank gelegt wurde, im Anklopfen, Setzen, im Rufen nach dem Herbergsvater, im Ansprechen von Tisch und Bänken, wenn niemand in der Wirtsstube war, musste sich der zünftige Geselle ausweisen.
Herrschaftlicher Gasthof
Hans Gindl
Leutgeb/Wirt im Heiligenkreuzer Steinbruch, verheiratet mit Gertraud,
- beider Sohn Hans, seines Handwerks ein Maurer, der mit schwerer Krankheit beladen, zu Herzen genommen das vergängliche Leben in dieser Welt. † 1652, Testament vom 1. Dezember 1652. Da waren seine Eltern bereits gestorben.
Christoph Wiegner † 1654
Wirt, verheiratet mit Christina. In seinem Testament vom 28. Dezember 1653 bedachte er seine drei Schwestern in Preßburg, Bruck an der Leitha und Wien. Seine Mutter nannte er an erster Stelle, so konnte er selbst kein alter Mann geworden sein. Alles übrige erhielt sein liebes Weib Christina. Die Witwe heiratete am 5. August 1654 den jungen Schweizer Steinmetzgesellen Heinrich Freywiller, aus Zürich zugewandert. Eintragung im Register 1658: Sie erwarben ein Haus mit Garten von der Herrschaft Königshof.
Andreas Kobel † nach 19. Feber 1661
Wirt (Leutgeb) und Fleischhauermeister allhier, er heiratete Eva Rancksin, Witwe des Steinbrechers Hans Rancks. Der Fleischhauer Mathias Cremser von Parndorf verkaufte ihm (Kaufvertrag vom 8. März 1648) ein Haus, direkt am Friedhof der Kirchen St. Rochi anstoßend.[2]
- 19. Feber 1661 Letzter Wille... Kann Ehefrau Eva mit den zwei Weingärten nach meinem Ableben handeln und wandeln, oder bauen lassen, nach ihrem Belieben, doch damit die Weingarten nicht öde werden, bis beide Kinder zu ihren vogtbaren Jahren geraten, so sie aber nicht erschwingen können, zu der Zeit die Weingarten bebauen zu lassen, mag sie solche mit Vorwissen Herrn Richter und Geschworene verkaufen.
Meiner Stieftochter Margaretha verschaffe ich auch einen Weingarten, samt 15 Reichstaler Geld, welches ihr Patrimonium von ihrem Vater Hans Rancks sel. diese 15 Reichstaler herkommen. Was sich etwa befinden würde bei allen beiden Häusern, in liegenden und fahrenden und wie es Namen haben mag, soll alles meiner geliebten Hausfrau Eva eigentümlich verbleiben.
Nach seinem Tod überlässt die Witwe ein Haus ihrer Tochter Margaretha, der Frau von Heinrich Gruber. Nach deren Tod kommt der Besitz an Paul Petersberger. Die Witwe Eva ehelichte 1665 den Schneidermeister Thomas Payr.
Georg Zwelletitsch
Wirt und Schulmeister, er heiratete am 24. April 1690 Jungfer Dorothea Tabitzin von Sommerein. Zeugen waren Steinmetzmeister Giovanni Battista Passerini, Schuhmachermeister Georg Kölbl und Lucas und Jacobus Tabitz von Sommerein. 1692 wurde Sohn Mathias geboren.
- Im „Register“ 1693: Beide kaufen von Steinmetz Simon di Andre ein Haus mit Garten.
Kaiser Leopold I. 17. Juli 1703 Schreiben an Unseren getreuen Wirt „ZUM STEINBRUCH“
Im Juli 1703 erhielt der Kaisersteinbrucher Wirt Georg Zwelletitsch ein Kaiserliches Schreiben Leopold I. an Unseren getreuen N. Würth „Zum Steinbruch“ (bey Mannersdorf – in der Hofkanzlei war der genaue Ort des Steinbruchs nicht bekannt, schon beim Großauftrag der Steinmetzarbeiten für die Neue Burg (- den Leopoldinischen Trakt der Hofburg, schrieb man „bei Mannersdorf“.)[3]
- Getreuer, demnach Wir aller untertänigst berichtet worden, dass du wider Unser allergnädigst publicierte Generalien das vagierende und höchst verbotene Zigainer Gesindl in dem Wirtshaus „Zum Steinbruch“ genannt, aufhaltest und ihnen Unterschlaiff gibst.
Also befehlen Wir dir hiermit gnädig und wollen, dass du derentwegen auf den vierten August früh um 9 Uhr für (vor) Unser NÖ.- Regierung unausbleiblich erscheinen, und dich durch einen Türhüter anmelden lassen sollest....
Franz Gritsch (1689–1734)
Müllermeister von der herrschaftlichen Mühle, 1725 war er Taufpate und Herr Pfarrer schrieb die Bemerkung: Müllermeister Franz Gritsch und seine Braut Jungfer Anna Maria Fischerin. 1727 wurde geheiratet, im selben Jahr bestimmte die Verwaltung in Königshof Franz Gritsch zum Wirt im herrschaftlichen Gasthof in Kaisersteinbruch.[4]
Balthasar Tetzl (1693–1749)
Wirt und Steinmetzgeselle, verheiratet mit Eva Maria.
- Grundbuch 1727/1735 sie kauften ein Haus mit Garten von Steinmetzmeister Simon Sasslaber und 1735 einen Krautgarten von Herrn Richter Elias Hügel und Frau Catharina.
- Herr Wirt starb mit 56 Jahren am 10. November 1749, Tochter Maria ehelichte 1750 den Steinmetz Caspar Tiefenbrunner.
Streitsache zwischen italienischen und deutschen Steinmetzen 1738, ausgetragen im Kirchenkeller
- Der herrschaftliche Gewölbekeller mit der Schwurhand der Zisterzienser vom Stift Heiligenkreuz.
1738 entbrannte ein heftiger Konflikt mit nachfolgendem Gerichtsverfahren zwischen den welschen und teutschen Steinmetzen. (Die im Steinbruch sesshaften Italiener waren meist in dritter Generation hier anwesend.) Im Gerichtsverfahren am 4. Juli 1740 berichtete der Gastwirt Balthasar Tetzl wahrheitsgemäß, dass die Brüder Franz und Maximilian Trumler den 19. August 1738 gegen den Abend aus des Schilcken Garten zu dem Kirchenkeller gekommen. In einem Wortgefecht sagte Schilck, ich bin ein teutscher Steinmetz, beide Trumlers antworteten ihm, das was die Teutschen haben, sie es ebenso gut und besser wüssten.
Im Keller begehrten sie eine halbe Wein, da sagt der Maximilian Trumler, die teutschen Steinmetzen wären mit Respekht, Huntsfiter, Spitzburben und Scheiskehrln, und es ist ein Hallunkh wie der andere, keiner ausgenommen. Da sagte der Franz Trumler zu ihm, du hast recht, Pruetter und diese Schmähung hat eine ganze Glockhen-Stunde gedauert.
Philipp Haas (1737–1783)
Wirt im herrschaftlichen Gasthof und Schulmeister hier, verheiratet mit Magdalena. Er starb 24. August 1783 mit 46 Jahren. Witwe Magdalena heiratete den Wirt Michael Maller.
Michael Maller 1783
Wirt, Sohn des Johann Maller, Fleischhauer von Mödling und Frau Catharina, ehelichte am 28. Oktober 1783 Magdalena Haasin, Witwe des Philipp Haas, herrschaftlicher Wirt in Steinbruch. Zeugen waren Franz Xaver Ziegler, herrschaftlicher Gärtner in Königshof, Michael Pöhm, herrschaftlicher Jäger ebendort. Ein Sohn starb mit zehn Jahren und 1788 war er Trauzeuge, danach keine weiteren Daten.
Mathias Glasel (1755-1803)
Herrschaftlicher Wirt und Steinmetzgeselle, 1786 ist er Meister geworden und wird als „geselliger Wirt“ bezeichnet. Er heiratete 1781 Anna Maria Weidbacherin, eine Steinmetztochter. 1793 wurde Sohn Johann Baptist geboren, er lernt Steinmetz.
Im Grundbuch 1793 sind beide mit einem Haus samt Garten und Krautgarten eingeschrieben. Das kommt selten vor, die genaue Angabe: Meister Mathias starb am 16. Oktober 1803 mit 48 Jahren, an kaltem Brand, vor langer Zeit erlittene linke Schenkelwunden. Witwe Anna Maria starb 1816 mit 58 Jahren an Lungensucht.
Franz Ethofer 1817
Wirt in Steinbruch, verheiratet mit Rosalia. Im Grundbuch 1817 sind beide mit einem Haus eingetragen. Im Archiv Stift Heiligenkreuz blieben die Pachtzahlungen für das Wirtshaus in Steinbruch erhalten. 16. Jan. 1817 1. Quartal 250 fl / 27. Apr. 2. Quartal 250 fl / 14. Juli 3. Quartal 250 fl / 15. Aug. 4. Quartal 250 fl
Wenzel Gall 1802
Fleischhauer in Sommerein am Leithaberg, wird herrschaftlicher Wirt in Kaisersteinbruch, verheiratet mit Magdalena Ethoferin,
Franz Segner (1760-1825)
Herrschaftlicher Wirt und Fleischhauer in Kaisersteinbruch, verheiratet mit Anna Maria. Tochter Johanna wurde geboren. Auf einer Steuerliste 1822/23 war Franz Segner eingetragen: Untermieter, Bedienstete, 1 Kuh, 2 Pferde. † 8. Feber 1825 Franz mit 65 Jahren. Die Witwe Maria Segnerin wurde die herrschaftliche Wirtin und auf einer Steuerliste 1833 wird sie auch als solche geführt. Sie starb am 13. August 1851 mit 75 Jahren.
Tochter Johanna heiratete 1828 Steinmetzmeister Franz Gehmacher, nach dessen frühen Tod ein Jahr später verheiratete sich die junge Witwe Johanna Gehmacherin mit Steinmetzmeister Ferdinana Krukenfellner sen.
Andreas Gelb (1751-1831)
Wirt in Steinbruch, verheiratet mit Magdalena. 1799 wurde Sohn Andreas geboren, er lernte den Beruf des Fleischhauers. 1830 starb Frau Magdalena mit 75 Jahren, ein Jahr darauf der Witwer 80jährig.
Verlautbarung vom 26. September 1839
„Dass in den meisten Orten alle Wirtshäuser und Schenken an Sonn- und Feiertagen schon vormittags mit Zechern überfüllt sind, und die Trinkgelage in den Wirtshäusern bis spät in die Nacht und öfters bis zum andern Morgen fortgesetzt werden .. demzufolge wird angeordnet, bis zur Endigung des nachmittägigen Gottesdienstes die Andacht der Besucher zu bewahren ..“
Joseph Wolfram * 1840-
Fleischhacker und Wirt im herrschaftlichen Gasthof in Kaisersteinbruch, 1840 in Wilfleinsdorf geboren, verheiratet mit Maria Baumgartner, geborene Riegler, 1830 in Siegenfeld geboren. Zeugen waren Anton Grössing, Wirt in Königshof und Steinmetzmeister Franz Winkler. Frau Maria starb 1871 mit 41 Jahren. Der Witwer ehelichte Catharina Friedrichkeit, die Söhne Josef und Franz wurden geboren, die führten die Gastwirtschaft weiter.
Josef Wolfram (1873-1916)
Herrschaftlicher Gasthof „Zum goldenen Kreuz“ in Kaisersteinbruch, 1873 geboren, seine Eltern waren Joseph Wolfram und Catharina (s.o.), er ehelichte Maria Anna Schlor.
- Gasthof-Pachtvertrag vom 1. Jänner 1903 (verkürzt): Die Gutsverwaltung Königshof verpachtet das in der Gemeinde Kaiser-Steinbruch gelegene Gasthaus Nr. 60 samt dem hinter dem Hause befindlichen Garten auf 3 Jahre, also bis letzten Dezember 1905 um den jährlichen Pachtzins von 354 Kronen.
Der verpachtenden Gutsverwaltung steht das Recht zu, ohne vorhergegangene Aufkündigung das Pachtverhältnis zu lösen. Abt Gregor Pöck, Verwalter P. Rudolf Rath.
- Bis 31. Dezember 1908 unter selben Bedingungen aber mit 600 Kronen jährlichen Pachtzins. Gastwirt Josef Wolfram starb am 15. Mai 1916 mit 43 Jahren.
Franz Wolfram * 1874-
Fleischhauer in Kaisersteinbruch, hier 1874 geboren, Bruder von Josef Wolfram, heiratete 1921 Maria Josefa Káth von Großhöflein im Comitat Ödenburg, Tochter des Notars Markus Káth und der Maria Zöchmeister. Ein Zeuge war Steinmetzmeister Joseph Amelin.
- Franz Wolfram richtete zwei (dokumentierte) Beschwerden, vom 4. März 1909 und 28. Juni 1911 an die Amtskanzlei des. Stiftes Heiligenkreuz[6]Darin beschreibt er, aus seiner Sicht, die untragbare Situation seiner Familie in Kaisersteinbruch, die dann sehr rasch zum Verkauf an das Militär führte.
„Ich werde wenn es erforderlich ist, bis zu Seiner Majestät gehen, und dieses himmelschreiende Unrecht, welches mir willfahren ist, zu veröffentlichen. Bitte in einigen Tagen um gütige Rückantwort, erlaube mir zu bemerken, dass ich mit Herrn Verwalter P. Rudolf Rath in keinerlei Unterhandlungen trete.“
Waldgasthaus zur Hinterbrühl
Friedrich Opferkuh (1923-1993)
Steinmetzmeister Friedrich Opferkuh schrieb: Im Waldbruch ober dem Öden Kloster in den Jahren 1908-1910. Ein Bericht (Auszug): Mein Onkel erzählte mir von der Zeit als er im Waldbruch von Kaisersteinbruch gearbeitet hatte. Er war der älteste Sohn von Josef Tatzber in Sommerein, der selbst einen Steinbruch betrieb. Der Weg in den Steinbruch war gute 9 km lang. Ich musste um 4 Uhr früh aufstehen, um rechtzeitig um 6 Uhr in den Waldbruch zu kommen. Ich ging zuerst durch Weingärten, dann durch den Wald und dann weiter am Waldrand, mit dem Blick auf die Felder – man sah sogar bis Fischamend.[7]
Schließlich durchquerte ich den Traxlgraben beim Stinauer-Wirt. Hier war die Grenze zwischen Ungarn und Österreich. Vom Traxlgraben waren es noch 3 km bis in den Waldbruch. .....
Josef Wolf (1892-1966)
Josef Wolf, ehem. Bürgermeister von Kaisersteinbruch, hat auch über das Waldgasthaus „Zur Hinterbrühl“ geschrieben, davon ein Auszug.[8] Einige Gehminuten von der Ortschaft Kaisersteinbruch entfernt, mitten im Wald und ganz knapp neben der Grenze, aber schon auf niederösterreichischem Boden, zum Gebiet der Gemeinde Sommerein gehörend, stand das ehemalige Waldgasthaus Zur Hinterbrühl, im Volksmund kurz „Die Kaisersteinbrucher Hinterbrühl“ genannt, da sie ja doch 4 km von Sommerein entfernt gelegen ist.
Auf einem großen Platz waren unter schattigen Bäumen an die 40–50 große Tische und Bänke aufgestellt, welche aber oft zuwenig wurden. Drei Kegelbahnen für die Sportbegeisterten, und eine sehr große betonierte Fläche, mit einem Flugdach überdeckt, für die tanzfreudige Jugend. Eine Musikkapelle bestand meist aus Ziehharmonika, großer Trommel mit Tschinellen und Klarinetten. Es gab auch irgendeine Wiener Musik, wenn vorübergehend Militär oder Polizei aus Wien hier im Lager zu Ausbildungszwecken untergebracht war.
Kartengruß vom Ostermontag, 28. Mai 1928
„Im Waldwirtshause sitzen wir / bei Käs und Wurst und kühlem Bier. / Und rings herum tönt Vogelsang / die Blumen blühn den Wald entlang. /Auch unsre Herzen frisch erglühn / sieht man durchs Feld den Frühling ziehn. ....“
Im Zuge der Absiedlung der Gemeinden Kaisersteinbruch und Sommerein wurde die Hinterbrühl vom Deutschen Reich abgelöst und als Eigentum einverleibt. Einige Tage vor der Ablöse wurde der letzte Privatbesitzer des Gasthauses Theodor Seitz von einem Einbrecher ermordet.
Michael Dunst 1812
Gastwirt mit Bierausschank, im Haus der Familie am Traxlgraben, auf der österreichischen Seite zu Sommerein gehörig, das später berühmte Waldgasthaus zur Hinterbrühl, heiratete 1808 Elisabeth Hasenöhrlin.
In mehreren Fällen seit Mitte des 18. Jahrhunderts erteilte Herr Pfarrer von Sommerein der Familie Dunst die schriftliche Genehmigung, hier in Kaisersteinbruch beerdigt zu werden. 1812 starb Elisabeth mit 26 Jahren an Kindbettfieber.
Rochus Fuhrmann
Gastwirt im Waldgasthaus zur Hinterbrühl, ein gebürtiger Windener, er heiratete mit 24 Jahren 1911 in der Pfarrkirche Winden am See Maria Klupsa. Sohn Johann Rochus Maria wurde am 9. Okt. 1923 in Sommerein geboren, mit Genehmigung des Pfarrers von Sommerein Thomas Zila am 17. Oktober 1923 in der Kaisersteinbrucher Pfarrkirche getauft.
Ausflugsziel Kaisersteinbruch
Die Lehrerin Editha Senekovitsch schrieb 1925: Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Kaisersteinbruch das Ziel vieler Ausflügler. Lockte die einen die Naturschönheit, so übten auf die anderen die so traulichen Waldwirtshäuser eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Deren gab es drei:
- das in der Salzleck, ein gleiches beim
- Jägerhaus in der Zeiler. Diese beiden wurden aber bei den Schießübungen stark beschädigt und in jüngster Zeit aufgelassen. Aber das, eine Viertelstunde vom Dorf entfernte und schon in Niederösterreich gelegene Waldgasthaus zur Hinterbrühl erfreut (sic! 1925) sich noch eines blühenden Bestandes.
Vinzenz Böröcz war burgenländischer Landespolitiker, besuchte 1993 Kaisersteinbruch und erzählte auch von der Kaisersteinbrucher Vergangenheit eines Teiles seiner Familie.[9][10]
„Zur Kirschenzeit und zur Weinlese marschierten viele Kaisersteinbrucher durch den Wald in die Seegemeinden, um bei der Ernte mitzuhelfen, damit sie sich wenigstens wieder einmal satt essen konnten.
Andererseits waren auch die Breitenbrunner, Windener und Joiser oft gern gesehene Gäste in Kaisersteinbruch. Einen besonderen Anziehungspunkt bildete das Waldgasthaus zur Hinterbrühl, bei dem fast jeden Sonntag etwas los war.“
„Zum stoanern Wirt“ in den Steinbrüchen
Josef Wolf schrieb dazu (auszugsweise). Oft waren in den Steinbrüchen über 300 Arbeiter beschäftigt, und doch kamen die Kaisersteinbrucher Steinmetzen mit der Lieferung des in Wien und auch anderswo sehr begehrten „Kaisersteines“ nicht so recht nach. So ergab es sich, dass sich viele, mit Bewilligung ihrer Meister, in den von der Ortschaft weiter weg entlegenen Steinbrüchen kleine Häuschen bauten, mit einem kleinen Blumengärtlein und einem kleinen Stall für einige Ziegen, Hühner und Kaninchen. Diese Wohnstätten waren meist mehr als eine halbe Gehstunde von der Ortschaft entfernt, vier und auch mehr Familien, also 20-30 Personen wohnten dort. An Wochentagen wimmelte es sowieso von beschäftigten Arbeitern, am Sonntag gab es häufig Besuch von auswärts.
- Die Steinmetzmeister sahen diese kleinen Ansiedlungen in den Steinbrüchen sehr gern, denn so konnten sie ihre schweren Werkzeuge, Wagen, alles andere, stehen lassen und ersparten sich viel Zeit und Mühe. Die Herrschaft Königshof und auch die ungarischen Behörden sahen das freilich anders.
An Sonn- und Feiertagen ging es in diesen kleinen Steinbruch-Ansiedlungen meist lustig zu. (schreibt Wolf). Unter schattigen Waldbäumen wurden selbstgezimmerte Tische und Bänke aufgestellt, gesungen und getrunken, auf dem festgetretenen Waldboden auch getanzt... Bei einem der Steinbrüche, wo beachtliche Mengen großer Steinquader und Steinplatten lagerten, wurden diese von den Steinmetzen als Tische und Bänke benützt. In einer hohlen Steinwand wurde der Wein und auch das Weingeschirr aufbewahrt und auf einer langgestreckten Felsenplatte sogar eine Kegelbahn errichtet. Dieser Platz wurde von der Bevölkerung „Zum stoanern Wirt“ benannt. So konnte damals, trotz der zwölf- und mehrstündigen schweren, mühevollen Arbeit, so manche frohe, erhebende und Freuden spendende Stunde erlebt werden.
Gasthof der Herrschaft in Königshof
Martin Lorenz (1800–1855)
Herrschaftlicher Wirt, verheiratet mit Magdalena. † 31. März 1855 mit 55 Jahren.
Anton Grössing (1817–1892)
Herrschaftlicher Wirt in Königshof, von Asparn an der Zaya kommend, verheiratet mit Katharina Beyer. Am 24. Jänner 1851 starb Frau Katharina mit 51 Jahren, der Witwer am 25. September 1892 mit 75 Jahren. (→Grabstein auf dem Kaisersteinbrucher Friedhof)
Heinrich Grössing * 1853-
Wirt in Königshof, seine Eltern waren, siehe oben, der Vater war bereits Privatier in Königshof. Er heiratete 1883 Maria Bergauer, Bauerstochter in Wilfleinsdorf.
Emmerich Grössing
Herrschaftlicher Wirt im Gut Königshof, er heiratete Anna Schöndorfer in Heiligenkreuz in Niederösterreich. Frau Anna starb 1903 mit 42 Jahren, Sohn Emmerich 1910 mit 18 Jahren.
Heimat Deutsches Eigentum - als Provisorium die Gaststube im ehem. Pfarrhof von Kaisersteinbruch
„Wo sind die Menschen, die hier gewohnt haben?“ frage ich die Wirtin Leopoldine Niklasch, die im Pfarrhof provisorisch eine Gaststube eingerichtet hat. Sie beginnt zu weinen. „Weiß man, wo die Blätter hinkommen, die im Herbst von einem Baum fallen? Zwanzig Familien wohnen heute wieder in Kaisersteinbruch, sie haben sich notdürftig ein Dach über dem Kopf geschaffen.
„Aber wenn einmal das Gebiet wieder österreichischer Besitz wird, dann wird darauf nicht mehr geschossen und exerziert werden. Dafür werden die Kaisersteinbrucher sorgen!“
Johann Niklasch
Gastwirt in Kaisersteinbruch, 1889 zu Höflein, im Bezirk Bruck an der Leitha geboren, ehelichte 1918 in Wien, Pfarre Rudolfsheim, die Kaisersteinbrucherin Leopoldine Fischer.
Eduard Fischer (1921–1991)
Alt-Kaisersteinbrucher, arbeitete als Jugendlicher in Königshof, im Alter von 18 Jahren erfolgte die Aussiedlung aus Kaisersteinbruch, heiratete 1946 Margaretha Thomas in Oberwaltersdorf und gründete seine Familie.
In den Kriegsjahren kam er mit dem Fahrrad, später dann mit dem Motorrad zum Gasthof NIKLASCH, im ehem. Pfarrhof – jedes Wochenende – in sein geliebtes Kaisersteinbruch. Dieser Kontakt hat bis zuletzt bestanden. Eduard Fischer starb am 21. März 1991 mit 70 Jahren, um 6 Uhr morgens verließ er fröhlich das Haus, zwei Stunden später starb er in einem Autobus in Wien.
Quellen und Literatur
Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 49 Herrschaft Königshof:
- Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen, Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal, und Göttlesbrunn 1603–1714
- Grundbuch über Stainbruch 1714–1767, 1768– 1832
- Pfarrmatrikel ab 1690-1753, Heiratbuch 1754–1826, Taufbuch 1754–1806, Sterbebuch 1754–1804
- Königshofer Protocolle, 1630–1651, 1651–1665, 1661– 1748–1756, 1681, 1692–1707, 1728–1731
Weblinks
- Röm.kath. Pfarre Kaisersteinbruch [1] Matriken Online.
- Helmuth Furch 2002, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1, 2004, Band 2 Index:
Einzelnachweise
- ↑ Quelle: NÖ.-Landearchiv Ständ. Akten B. 9/24, Lit. Harald Prickler, Zur Geschichte von Kaisersteinbruch, 1961
- ↑ Protocolle der Herrschaft Königshof, 1630-1651
- ↑ Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 51, fasc. VI, Nr. 1.
- ↑ Sepp Gmasz: Die Windener Mühlen. Die Gritsch/Bertoni–Mühle. In: 800 Jahre Winden am See. 1217–2017. S. 198–201. .. Zur Gritsch–Mühle, Georg und Barbara Gritsch Erbauet 1856. Dort hatte sich der Bildhauer Wander Bertoni angesiedelt.
- ↑ Archiv Kaisersteinbruch: Currens-Buch, Mitteilung vom 26. September 1839
- ↑ Archiv Stift Heiligenkreuz, der damalige Leiter des Archivs P. Prior Alberich Strommer stellte diese Dokumente zur Verfügung. Beide Briefe sind im Historischen Lexikon Kaisersteinbruch in voller Länge zu lesen.→Wolfram Franz.
- ↑ Friedrich Opferkuh, Steinmetzmeister am Leithaberg (1923–1993). Festschrift. Nr. 50, 1998. Mit Beiträgen von Franz Bamberger, Österr. Bundesinnungsmeister der Steinmetze; Andreas Rohatsch Ingenieurgeologie TU Wien, Manfred Kandler, Österreichisches archäologisches Institut.
- ↑ Helmuth Furch (Hg.): Ein Kaisersteinbrucher Leben Josef Wolf, besonders die Jahre 1938-1955 (aus dem schriftlichen Nachlass). In: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch, November 2005
- ↑ Dazu verfasste Vinzenz Böröcz einen Bericht, zu lesen in: Helmuth Furch Hrsg., Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr. 29 vom Oktober 1993.
- ↑ Vinzenz Böröcz: Kampf um Boden und Freiheit. Wo das Land den Esterházys gehörte (= Biografische Texte zur Geschichte der österreichischen Arbeiterbewegung. 6). Globus-Verlag, Wien 1995, ISBN 3-85364-220-9.