Brand in der Munitionsfabrik Wöllersdorf: Unterschied zwischen den Versionen

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* [https://www.woellersdorf-steinabrueckl.at/Kriegerfriedhof_mit_Denkmal_in_Steinabrueckl Kriegerfriedhof mit Denkmal in Steinabrückl]
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Version vom 15. Dezember 2023, 16:55 Uhr

Die Wöllersdorfer Werke im Jahr danach (1919)
Blick in eine Produktionshallen im Jahr 1918

Der Brand in der Munitionsfabrik Wöllersdorf war ein Großbrand in den Wöllersdorfer Werken im Gemeindegebiet von Wiener Neustadt am 18. September 1918, die knapp vor Ende des Ersten Weltkrieges neben dem Sachschaden 423 Menschenleben kostete.

Lage

Schon vor und während des Ersten Weltkrieges war die Munitionsfabrik ein Schwerpunkt der k.u.k. Rüstungsindustrie. Im Objekt 143, einer Fabrikshalle östlich der noch heute erhaltenen Elektroschalt- und Verteilerhalle (heute Zentrale von MABA) arbeiteteten etwa 500 Personen. Der Großteil von ihnen, Frauen und Mädchen Schießpulver, füllten dieses in Leinensäcke und steckten diese mit Zündhütchen. Männer waren kaum beschäftigt, da diese im Kriegseinsatz waren. Durch die prekäre Lage zu Kriegsende, musste die Produktion möglichst effektiv sein, sodass man Sicherheitsvorkehrungen oft abstellte und auch die Vorschriften zum Arbeitsschutz außer Kraft setzte.

Nach Augenzeugenberichten schloss das Aufsichtspersonal, das aus Soldaten bestand, schon bald die seitlichen Ausgänge, da die Frauen diese, um rechtzeitig bei der Ausgabe des Mittagessens zu sein, schon vor zwölf Uhr benutzten. Dadurch entstand in der Halle große Hitze. Dieser zu begegnen wurden die seitlichen Tore später durch Gittertore ersetzt, die zwar Luft durchließen, aber einen eventuell notwendigen Fluchtweg komplett versperrten.

Brand

Um zirka 11:30 Uhr fiel eine Patronenhülse am Boden und erzeugte dabei eine Stichflamme. Diese setzte das umliegende Pulver schnell in Brand. Durch die zu dieser Zeit stattgefundenen Essensverteilung waren die Frauen nicht am Arbeitsplatz sondern standen beisammen. Durch die hohen Temperaturen beim Abbrand des Pulvers fingen auch zahlreiche Kleidungsstücke der Arbeiterinnen Feuer. Die Frauen liefen zwar zu den Toren, konnten aber durch die versperrten Fluchtwege die Halle nicht verlassen. Somit starb ein Großteil der Frauen, direkt bei den Toren, wo sich die Leichen bald türmten.[1]

Ersten kurzen Meldungen zufolge, die erst zensurbedingt am übernächsten Tag veröffentlicht wurden[2] wurden 300 Tote bekanntgegeben. Wichtig erschien, dass die Produktion keinen Ausfall hatte, da diese von den nahegelegenen Hirtenberger Werken übernommen wurde.

Aber auch die Überlebenden trugen dramatische Verletzungen davon. So ist in der Wöllersdorfer Pfarrchronik vermerkt:

„Es war ein jammervoller Anblick. Ganz nackt brachte man die Armen in den Krankensaal - denn die Stichflamme der pulverisierten Nitrozellulose hatte sämtliche Bekleidung im Nu verzehrt. Am gantzen Körper verbrannt lagen die Verwundeten und Sterbenden röchelnd auf ihren Schmerzenslagern, bis die Ärzte und Pflegerinnen alle der Reihe nach verbanden. Viele verstarben unter den Händen“

Dechant Karl Minichthaler in der Wöllersdorfer Pfarrchronik

Gegenüber der offiziellen 276 Toten, waren insgesamt 423 Opfer zu beklagen. Da die Fabrik zum Pfarrsprengel Steinabrückl gehörte, wurde die meisten Opfer am Friedhof in Steinabrückl begraben, die weiteren wurden auf den Friedhöfen in Piesting, Winzendorf, sowie in Bad Fischau und Wiener Neustadt in den folgenden Tagen bestattet.

Die damalige Presse verglich den Brand mit dem Ringtheaterbrand im Jahr 1881.

Bei der Brandbekämpfung wurde die Fabriksfeuerwehr des Werkes, die damals noch eine Militärfeuerwehr des Werkes war[3],durch die Stadtfeuerwehr Wiener Neustadt, sowie die Fabriksfeuerwehr der Daimler-Werke, der Lokomotivfabrik, der Flugzeugfabrik und anderen Freiwilligen Feuerwehren unterstützt.[4]

Würdigung

Denkmal am Winzendorfer Friedhof

Im Jahr 2018 wurde in Winzendorf, wo die meisten Opfer zu verzeichnen waren, der damaligen Opfer gedacht und eine Gedenkstätte enthüllt.[5] Auch am Kriegerdenkmal in der burgenländischen Gemeinde Marz wird auf einer eigenen Tafel der Frauen, die bei dem Brand umkamen, gedacht.

Rechtlich hatte der Brand kaum Konsequenzen. Es wurden noch zwei verantwortliche Offiziere an die Front versetzt, allerdings war bereits zwei Monate später der Krieg zu Ende.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Katastrophe von Wöllersdorf. In: Arbeiter-Zeitung, 22. September 1918, S. 7 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  2. Diese Mitteilungen wurden unterdrückt. In: Arbeiter-Zeitung, 20. September 1918, S. 6 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  3. BTF der Raketen- und Munitionsfabrik Wöllersdorfer Werke abgerufen am 9. September 2018
  4. Die Explosionskatastrophe in Wöllersdorf. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 26. September 1918, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  5. Brandkatastrophe 1918: Mahnmal für Frieden errichtet in den NÖN von 6. Oktober 2018 abgerufen am 26. April 2020

Weblinks

 Brand in der Munitionsfabrik Wöllersdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

47.84518116.198886Koordinaten: 47° 50′ 43″ N, 16° 11′ 56″ O