Bäckerhandwerk in Kaisersteinbruch: Unterschied zwischen den Versionen

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* [[Müller der Königshofer Mühle]]
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* [[Nutztierhaltung der Herrschaft Königshof]]
* [[Forst- und Jagdverwaltung in Königshof]]
* [[Forst- und Jagdverwaltung in Königshof]]
* [[Fuhrleute und Kutscher der Herrschaft Königshof]]
* [[Fuhrleute und Kutscher der Herrschaft Königshof]]

Version vom 10. Dezember 2021, 09:54 Uhr

Gemälde 1681: Bäcker bläst in sein Horn um das frische Morgengebäck kundzutun

Das Bäckerandwerk in Kaisersteinbruch; die Haupthütte des Steinmetzhandwerkes zu Wiener Neustadt überprüfte die Siedlung um den Neuen Steinbruch am Leithaberg 1618 und urteilte - weil bemelter Bruch fern von einer Stadt und Flecken liegt, und ein Lehrjunge bei solcher Beschaffenheit, weil man ihn täglich zur Holung allerlei Victualien und anderer Sachen gebrauchen muss, nichts erfahren oder lernen könnte. Sie (jeder Meister) erhielten das Recht zwei Lehrlinge auszubilden.[1]

So siedelten sich die notwendigen Handwerker im Ort an. Ein Bäcker für das tägliche Brot

Bäckerkreuz von 1626 auf dem Truppenübungsplatz Bruckneudorf

Belagerung von Wien durch die Türken 1683

... Fast mitten in der Stadt Wien (→1850) in der Gegend der berühmten Stephanskirche befindet sich ein Backhaus, in dessen Nähe ein Baum, der Eisenstock genannt, steht. Jeder Handwerksbursch schlägt in den Baum einen Nagel, zum Zeichen dass er in Wien gewesen ist. In diesem Backhaus entdeckte man eines frühen Morgens, dass die Feinde mit dem Bau ihrer unterirdischen Minen schon so weit in die Stadt vorgedrungen waren, dass sie von hier aus mit leichter Mühe in das Herz Wiens eindringen konnten.[2]

Ein Bäckersbursch, seinen Namen hat die Geschichte nicht aufbewahrt, vernahm im Keller ein Getöse und wurde darob stutzig. Auch der Bursch vor dem Backofen hörte ähnliche Geräusche. Sie gingen hinab in den Keller, legten das Ohr auf die Erde, und hörten nun ganz genau das Einschlagen der Mineurs, ihre Stimmen beim Sprechen. Sie zeigten es sofort an und der Ort wurde untersucht. Würfelchen auf einer Trommelfläche fingen durch die unterirdischen Bewegungen sofort an zu beben, die Türken mussten bereits mitten unter Wien sein. Kaum vier Fuß tiefer stieß man auf den ausgehöhlten Gang.

Durch diese Entdeckung im Backhause Wiens konnte die Stadt vor großer Gefahr errettet werden. Für die angestrengte Arbeit die Einwohnerschaft der Stadt Wien täglich mit dem nötigen Brot zu versorgen, durften sie den kaiserlichen Doppeladler in ihrer Fahne führen, sie erhielten das Recht jährlich festliche Umzüge zu halten und dabei ein Fahnenschwenken zu veranstalten.

Liste von Kaisersteinbrucher Bäckermeistern, Gesellen und Lehrjungen

Eine Auswahl:

Martin Sommerberger † 1695

Bäckermeister, 1677 heiratete er Catharina, sie kauften Haus und Garten von Steinmetzmeister Hieronymus Bregno. Nach dem Tod der ersten Ehefrau am 4. Februar 1694 ehelichte er am 26. April Catharina Leebin, Witwe des Simon Leeb, Bediensteter der Herrschaft Trautmannsdorf. Zeugen waren die Steinmetzmeister und Nachbarn Benedict Annon und Giovanni Battista Passerini und zwei Bedienstete bei gedachter Herrschaft Trautmannsdorf.

Ein Jahr später 1695 wurde der Grundbesitz an Meister Wämpel verkauft. Meister Sommerberger war gestorben, die Witwe zog wieder nach Trautmannsdorf.

Johann Wämpel (1659–1699)

Bäckermeister, verheiratet mit Anna, nach seinem Tod 1697 ehelichte die Witwe den Bäcker Paul Fischer.

  • Grundbuch 1695: sie erwarben 1695 von Bäckermeister Martin Sommerberger Haus und Garten.
  • Am 4. Februar 1697 war Meister Wämpel einer der Testamentszeugen für den Müllermeister Georg Weiss der Königshofer Mühle.[3] Darin die Information: Unser jüngster Sohn Christian, weil derselbe noch jung und unerzogen ist, solle demselben die Mühle zu Winden am See verbleiben.

Paul Fischer (1665–1733)

Bäckermeister der Herrschaft Königshof, heiratete am 10. Mai 1699 Johanna Wämpelin, Witwe des Bäckermeisters Johann Wämpel. Zeugen waren die Steinmetzmeister Giovanni Battista Passerini, Martin Trtumler, Johann Georg Haresleben und der Schuhmachermeister Johann Georg Kölbl. Meister Fischer erhielt das Amt des Geschworenen.

  • Im „Register“ ab 1700: Sie erwarben das Haus neben dem Leutgebhaus (Wirtshaus) gelegen, und einen Garten.

Johanna starb 1705 mit 40 Jahren. Guthaben und Schulden wurden in ihrer Inventur abgerechnet.

„Erstlich das Backhaus geschätzt mit 360 fl, eine Kuh, ein halbjähriges Kalb, 6 Nährsäue, 4 Frischlinge, 5 paar grobe Leintücher (Leillacher), 7 feinere Leillacher, 2 damastene Tischtücher, 1 cronäscherner Weiberrock, 1 blaues Weiberpölzerl, 1 schlayernes Fürtuch mit Spitzen. Bettstatt, Stühle, Bänke und 2 alte Truhen, 1 neuer Tisch; dann ein Tischteppich. 1 Gewandkasten; 3 gemalte Bilder á 1 fl, mit 3 fl; allerhand Hausrat.

1 Flinten Rohr, 4 Metzen Weizenmehl, 28 Metzen Traydt (Getreide),

Nach Abrechnung der Schulden, vom verbleibenden Vermögen 253 fl gebühret die Hälfte dem Witwer 126 fl 42 kr, die andere Hälfte den drei rechtmäßigen Kindern, jedem 42 fl 14 kr.“

Inventur der † Johanna Fischerin vom 7. August 1705, ein Auszug

Der Witwer ehelichte Anna Maria. Tod am 23. Mai 1733 Paul mit 68 Jahren. Witwe Anna Maria ehelichte den, auch Witwer Bäckermeister Christian Thoma. Tochter Anna Maria heiratete 1727 den Kaisersteinbrucher Gastwirt Franz Gritsch und Tochter Elisabeth verheiratete sich 1735 mit Johann Hupfer, Präceptor (Lehrer) an der hiesigen Schule.

Christian Thoma † 1748

Bäckermeister, kam von Breitenbrunn, er war verwitwet und heiratete in der Kaisersteinbrucher Kirche am 15. September 1733 Anna Maria Fischerin, Witwe des hiesigen Bäckermeisters Paul Fischer. Ein Zeuge war Elias Hügel, Richter und Steinmetzmeister. Nach ihrem Tod 1744 sind das Haus mit 2 Gärten allein an den Witwer gekommen. Er verheiratete sich mit Catharina.

  • Grundbuch 25. August 1744: Die Pfarrkirche in Heiligenkreuzer Steinbruch am Leythaberg hat de novo nuz und gwöhr empfangen um ein halbes Haus, jetzt das Gemeinde-Haus genannt, samt der Fleischbank auf dem Platz allda neben Bäckermeister Christian Thoma gelegen ..

† 12. Okt. 1748 Christian, ohne Altersangabe.

Petrus Zierl (1711–1781)

Bäckermeister, seine Eltern waren Bäcker und Bürger von Burglengenfeld in der Ober-Pfalz, er ehelichte am 12. Jänner 1749 Frau Catharina Thomain, Witwe des Christian Thoma, hiesiger Bäcker. Zeugen waren Johann Baptist Regondi, Steinmetzmeister und Kaisersteinbrucher Richter und Michael Schmidt, Richter und Wirt in Währing in Wien. Frau Catharina starb 1768 mit 54 Jahren, Meister Petrus Tod war 1781 mit 70 Jahren

Tochter Maria Anna ehelichte 1770 den Schulmeister von Hundsheim Michael Pichler. Ihre Schwester Juliana 1779 dem verwitweten Schullehrer in Steinbruch Joseph Stöckl.

Johann Scheid (1722–1813)

Bäckermeister, von ihm ist dokumentiert, dass er „im unteren Haus“ des verstorbenen Meisters Elias Hügel gewohnt hat, Johann Scheid, Bäckermeister ist in Georgi 1765 (23. April) eingezogen.[4] Tod am 3. August 1813 mit 91 Jahren.

Michael Thoma (1758–1830)

Bäckermeister, seine Eltern waren Bäcker in Neusiedl am See. Er verheiratete sich am 13. August 1781 mit Magdalena Zierlin, Witwe des Petrus Zierl, hiesiger Bäcker. Im Grundbuch 1781 sind beide mit einem Haus samt Kuchl– und Krautgarten eingetragen. 1784 verkaufte beiden Euphrosina Stricknerin weitere vier Gärten. 1821 verkauften beide Haus, Keller und Garten an den Steinmetzmeister Anton Gehmacher. † 15. Dezember 1830 Meister Michael mit 72 Jahren.

Franz Haas (1803–nach 1854)

Bäckermeister, seine Eltern waren Bäcker von Wiener Neustadt, er heiratete am 10. August 1830 Catharina Mohrin, Tochter des Martin Mohr, Gerbermeister von Szenpeck in Ungarn stammend, und Frau Magdalena. Zeugen waren Mathias Drexler, Steinmetzmeister und Georg Ziegler, herrschaftlicher Jäger, beide von Kaisersteinbruch.

  • Grundbuch 1851: Ein Kleinhaus wurde von Franz Haas und seiner Ehewirtin Catharina Mohr durch Heirats-Contract vom 3. Mai 1830 gemeinsam erworben, am 2. Oktober 1833 einen Keller von der Witwe Barbara Teuschlin[5], weiters ein Kleinhaus von Laurenz Schneider laut Kaufvertrag vom 30. März 1843 gemeinsam erworben.

Die Bäckersfamilie Gangl 1840/1841

Zwei Hochzeiten in der Kaisersteinbrucher Kirche:

  • 1840 Joseph Gangl, Bäckermeister in Moson, Sohn des Leopold Gangl, Bäckermeister in Moson, Witwer, heiratete am 23. November 1840 die Jungfer Ludmilla Winklerin, Tochter des hiesigen Steinmetzmeisters Joseph Winkler und Anna Maria Bechtold. Zeugen waren Franz Gangl, Bäckermeister in Neusiedl am See und Georg Ziegler, herrschaftlicher Jäger in Kaisersteinbruch.
  • 1841 Ferdinand Gangl, Bäckermeister von Prellenkirchen in Österreich, Witwer, 29 Jahre alt, Sohn des Franz Gangl, Bäckermeister in Parndorf, heiratete am 25. Juli 1841 die Jungfer Theresia Winklerin, 21 Jahre. Eltern siehe oben, Meister Joseph Winkler hatte zwei seiner Töchter mit der Bäckersfamilie Gangl verbunden. Auch die Zeugen wie im Jahr zuvor.

Joseph Melzer (1838–1887)

Bäckermeister, er ehelichte 1869 Antonia Niergl, Tochter des Kaisersteinbrucher Steinmetzmeisters Caspar Niergl und der Maria Buchinger. Zeugen waren Peregrin Teuschl, auch Steinmetzmeister und Robert Streschnak, akad. Bildhauer in Wien Wieden.[6]

Grab Blemenschitz, Friedhof Kaisersteinbruch.
  • Joseph Melzer starb am 2. Juni 1887 mit 49 Jahren. Sohn Franz ehelichte 1908 Katharina Wolfram. 1910 starb die Witwe Antonia mit 66 Jahren.

Heinrich Blemenschitz (1864–1906)

Bäckermeister, 1864 als Sohn von Anton Blemenschitz, hiesiger Kaufmann und der Magdalena Teuschlin geboren, er heiratete 1895 in Wien Währing die Verkäuferin Maria Schoderitz, gebürtig in Höflein, Bezirk Bruck an der Leitha. Zeugen: Karl Teuschl, Steinmetzmeister und Michael Wolf, Steinmetzgeselle, beide von Kaisersteinbruch. Am 24. April 1906 starb Meister Heinrich mit 41 Jahren.

Franz Melzer (1877–1954)

Bäckermeister, 1877 als Sohn des hiesigen Bäckermeisters Joseph Melzer und der Antonia Niergl geboren, er heiratete 1908 in der Kaisersteinbrucher Kirche Katharina Wolfram, Tochter des Joseph Wolfram, Fleischhacker und Wirt und der Catharina Friedrichkeit. Catharina starb 1918 mit 38 Jahren. Der Witwer ehelichte am 8. Dez. 1938 Rosina Böröcz in Kaisersteinbruch, wie viele andere mussten sie den Ort verlassen. Sie übersiedelten nach Wien, wo Franz Melzer 1954 mit 77 Jahren starb.

Johann Pelzl

Bäckermeister in Kaisersteinbruch, 1893 in Bruck an der Leitha geboren, Sohn des dortigen Bäckermeisters Emil Pelzl und der Johanna Jülly. Er heiratete 1919 in Wien Wilhelmine Stepan, geboren 1895 in Großweikersdorf, Bezirk Tulln, NÖ., der Vater Landesbediensteter.

  • 9. Mai 1925 So. Otto Wilhelm, Pate: Hans Stepan, Buchdrucker in Wien, Fünfhaus

Bäckergesellen

Alle diese Namen sind im „Historischen Lexikon Kaisersteinbruch“ enthalten, jedem wird eine Jahreszahl zugeordnet. Eine Auswahl:

  • Georg Fuehser 1760; Johann Joseph Rosen 1760; Christian Thoma 1769; Anton Fischer 1793;
  • Mathias Hauser 1800; Ulrich Brill de Waffenbach 1801; Joseph Schöner 1850;
  • Heinrich Scharmer 1922; Rudolf Neubauer 1937;

Folgen des Militärs

Frau Editha Senekovitsch, Kaisersteinbrucher Lehrerin ab 1924, dokumentierte das Bäckerhandwerk (auszugsweise):[7]Zwei Bäcker sind im Dorf. Der eine hat sich erst vor wenigen Jahren eine schöne Dampfbäckerei eingerichtet, in der Hoffnung, vom Militär mit Aufträgen bedacht zu werden.

Jedoch das Ärar bestellt bei Brucker Bäckermeistern. Ungünstig ist auch der Umstand, dass viele Familien sich selbst Hausbrot machen und nur das Backen dem Bäcker überlassen. So ist es soweit gekommen, dass der eine Bäcker als Holzhacker sich Verdienst schaffen musste und der zweite täglich vor dem Zusammenbruch steht.

Die Absiedlung der Ortsbevölkerung 1938/39 durch die Nationalsozialisten

Siehe auch:

Quellen und Literatur

Archiv Stift Heiligenkreuz Rubr. 49 Herrschaft Königshof:

  • Register Nr. 1 von hierin begriffene Fleckhen, Wilfersdorf, Stainbruch, Höflein, Arbesthal, und Göttlesbrunn 1603–1714
  • Grundbuch über Stainbruch 1714–1767, 1768– 1832
  • Pfarrmatrikel ab 169o-1753, Heiratbuch 1754–1826, Taufbuch 1754–1806, Sterbebuch 1754–1804
  • Königshofer Protocolle, 1630–1651, 1651–1665, 1661– 1748–1756, 1681, 1692–1707, 1728–1731

Archiv der Stadt Bruck an der Leitha: Bürger und Aidtbuch 3/131

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Wiener Neustadt: Beschreibung der ehrsamen Meister der beiden löblichen Handwerke der Steinmetzen und Maurer Namen, welche sich in die von der Röm. Kaysl. Majestät befreiten Handwerksordnung und allhiesigen Neustätterischen Zech incorporiert haben. Angefangen anno 1617
  2. Hermann Alexander Perlepsch, Chronik vom ehrbaren Bäckergewerk, nach den Rechtsquellen und historischen Überlieferungen. Die Belagerung von Wien durch die Türken. Sechster Band.S. 143ff. Neudruck 1966 der Ausgabe von 1851.
  3. Archiv Stift Heiligenkreuz, Protocolle Königshof ab 1694
  4. Archiv Mosonmagyaróvár, Akten zum Thema: Nach dem Ableben von Herrn Hügel
  5. Die Familie Teuschl in Kaisersteinbruch. Kaufkontrakt 2. Oktober 1833: Witwe Barbara Teuschl verkauft Keller an Franz Haas. In Helmuth Furch, Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr. 57, März 2000. S. 42.
  6. Robert Streschnak, akad. Bildhauer und Stadt-Steinmetzmeister in Wien, meißelte das Piedestal zu der im Wiener Stadtparke aufgestellten Büste des Dichters Grillparzer, deren Modell der akad. Bildhauer Leopold Schrödl [Bd. XXXI, S. 346, in den Quellen] und deren Guß die Kunstgießerei des Conrad Hohmann in Wien ausgeführt hat. Die feierliche Enthüllung dieser Gedenkbüste fand am 4. October 1874 statt. Verzeichnisse der Monats-Ausstellungen des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1863, März, Nr. 91 und 92.
  7. Frau Senekovitsch, Folgen des Militärs, in: Helmuth Furch, 400 Jahre Kaisersteinbruch 1590–1990. S. 57f. Kaisersteinbruch 1990.