Wilhelm Amelin
Wilhelm Amelin (* 12. September 1912 in Kaisersteinbruch[1] im heutigen Burgenland; † 1. August 1982 ebendort) war gelernter Kaufmann und an der Akademie der bildenden Künste beschäftigt.
Leben
Wilhelm Amelin wurde in eine der erfolgreichsten Steinmetzfamilien des Leithagebirges geboren. Er besuchte die hiesige Volksschule, lernte ungarisch. Nach der Bürgerschule begann er eine Steinmetzlehre bei der Firma Eduard Hauser in Wien, musste aber aufgrund eines Augenfehlers diesen Berufsplan aufgeben und lernte in der Großhandelsfirma Dietz den Beruf des Kaufmannes. Danach arbeitete Wilhelm Amelin im elterlichen Betrieb. Nach Vaters Tod (1935) führte er im Büro des Onkels Ferdinand Amelin die Lohnverrechnung durch. 1938 heiratete er Hermine Macha, die Trauung in der Kaisersteinbrucher Kirche leitete Pfarrer P. Clemens Lissy. Im Jahr 1938 wurde er mit der Kaisersteinbrucher Bevölkerung zwangsweise abgesiedelt. Sein wahres Betätigungsfeld fand er in der Akademie der bildenden Künste in Wien.
Familie und Ausbildung
Der Name Amelin wandelte sich in den Jahrhunderten von Amerling um 1830, später Ameling zu Amelin Der Ur-Großvater, Steinmetzmeister Johann Amerling kam aus Wien, Schottenfeld, hatte sich 1830 in Kaisersteinbruch verheiratet und wurde der Begründer einer bedeutenden Steinmetzfamilie am Leithagebirge.
Wilhelms Eltern waren Joseph Amelin, ein Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister und Steinbruchpächter und Maria Genoveva Wolfram, Tochter von Joseph Wolfram, Fleischhacker und Wirt im herrschaftlichen Gasthof. Im Jahr seiner Geburt endete die mehr als sieben Jahrhunderte andauernde Grundherrschaft des Stiftes Heiligenkreuz, man hatte sich nicht friedlich getrennt. Die Taufe in der Pfarrkirche leitete der letzte Verwalter der Herrschaft Königshof Andreas Kondits. Wilhelm sollte die Firma Amelin in Kaisersteinbruch übernehmen.[2][3][4]
Auflösung der Gemeinde Kaisersteinbruch 1938
Seine ganze Liebe galt zeitlebens Kaisersteinbruch, umso schmerzlicher war es für ihn und seine Familie, abgesiedelt zu werden und seine Heimat verlassen zu müssen.
Im Kriegsdienst, mit einer schweren Verwundung am Bein, erfolgte die Überstellung zum Innendienst in die Albrechtskaserne nach Wien. Nach dem Krieg war er arbeitslos. Er lernte beim Besuch seiner Schwägerin Therese (Frau vom Bruder Edmund) den akad. Maler Böckl, der im selben Haus wohnte, kennen. Prof. Herbert Boeckl brachte ihn in die Akademie am Schillerplatz, zunächst als „Mädchen für alles.“
Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz
Die folgende Geschichte ist längst Bestandteil des „Kaisersteinbrucher Gedächtnisses“. Willi selbst war auch ein sehr kunstsinniger Mensch, seine Aquarelle hatten Fotoqualität. In der Akademie bekam er viele Aufgaben, das Bespannen der Leinwand und die Grundierung für die Künstler.
So manches Werk der heute so berühmten Maler, wie Böckl, Hausner, Hundertwasser, Lehmden, Fuchs, Brauer, Hutter, usw. die nach dem Krieg in der Akademie waren, hat Wilhelm Amelin auch „bearbeitet“. Er erzählte manchmal aus der Akademie:
„Die Buam fragten mich: „Herr Amelin, habn´s wieder á Schmalzbrot für uns?““
Bildergalerie
Amelin-Gruft, Wilhelm - im Sockel
Kaisersteinbrucher Kirche, von rechts nach links: Hermine Amelin, seine Witwe; Anni Fürnsinn, Tochter; Adele Amelin, Sommerein; Frau von Johann Amelin, Mannersdorf am Leithagebirge.
Das Schöne in Kaisersteinbruch vermehren
1975 erbaute er ein Haus in Kaisersteinbruch, für die Jahre der Pension mit Frau Hermine. Den Grund hatte er 1945 zurückgekauft. Mit anderen, die auch nach der Absiedlung wieder zurück gekommen waren, half er immer mit, das Kirchengebäude, diese Zunftkirche des Steinmetzhandwerkes Schritt für Schritt wieder schön zu gestalten. Das „Josephi-Kreuz“ auf dem Lagerfriedhof ließ er Instandsetzen, gestaltete ein Mosaik, so wurde es geweiht. Mit der Anbringung der „Elias Hügel“-Grabplatte an der Kirchenfassade bewahrte er sie vor dem „Vergessen“.
Erinnern wollte er auch an das Öde Kloster. Zwei Platten, für Bild und Text, sollten an den Mauerresten befestigt werden. Die TÜPL-Leitung hatte es nicht genehmigt.
Tod
„Am 1. August 1982 starb Wilhelm Amelin viel zu früh in seinem Haus, völlig überraschend für uns alle, da er gesund war. Seinem Wunsche entsprechend wurde er in der Gruft seiner Väter in Kaisersteinbruch beigesetzt.“
Seine Ehefrau und Witwe Hermine Amelin starb am 4. Mai 2003.
Ehrung
- Goldenes Verdienstkreuz für Verdienste um die Republik Österreich von Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Herta Firnberg, 1977
- Der Museums- und Kulturverein Kaisersteinbruch würdigte Willy Amelin mit dem „Wilhelm Amelin“-Symposium im Juni 1997.[5][6]
Weblinks
- Röm.kath. Pfarre Kaisersteinbruch [1] Matriken Online gestellt auf Wunsch des Stiftes Heiligenkreuz.
- Das Mosaik des Marterls stiftete Familie Wilhelm Amelin
- Kaisersteinbrucher Kirche Festschrift 1995 Kreuzweg von Alexandru Ciutureanu auf der letzten Doppelseite. Stifter der Station 3: Familie Wilhelm Amelin.
- Helmuth Furch 2002, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch Band 1, 2004, Band 2 Index: Amelin Brüder, Emil 1910-1941, Ferdinand 1868-1947, Ferdinand 1895-1917, Johann 1799-1888, Josef 1866-1935, Josef 1895-1915, Joseph 1835-1905, Katherina, Otto, Rosalia 1800-1891, Wilhelm.
Einzelnachweise
- ↑ Archiv Stift Heiligenkreuz, Kaisersteinbrucher Pfarrmatriken
- ↑ „Die Familie Amelin“, Wilhelm, Joseph, Johann, Ferdinand. In: Helmuth Furch, „Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch“ Nr. 46, 1997. S 4-40.
- ↑ Frau Hermine Amelin aus Kaisersteinbruch verfasste für die „Mitteilungen“ ein Lebensbild ihres verstorbenen Ehemannes.
- ↑ Herr Johann Amelin aus Mannersdorf, ein Neffe von Wilhelm Amelin forschte seinerseits und konnte wichtige Beiträge hinzufügen.
- ↑ NÖN Woche 27/1997. Christoph Dvorak, Redakteur: „Wilhelm Amelin“-Symposium. Künftig ziert ein weiteres Kunstwerk, gestaltet vom Bildhauer Alexandru Ciutureanu die Ortseinfahrt. Dieser neue Ortsstein wurde geweiht. Er soll der Fels von Kaisersteinbruch sein, betonte Bürgermeister Franz Schmitzhofer.
- ↑ BF Kulturkalender 9. Juli 1997. Im Rahmen des „Wilhelm Amelin“-Symposiums wurde ein Ortsstein eingeweiht, der sozusagen ein steinernes Tor zum Burgenland darstellt. Der Ortsstein zeigt einen Abriss über die Geschichte des Ortes, der im 16. Jahrhundert von Zisterziensern gegründet wurde.