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Die Hintergründe für den Sturz sind bisher nicht wirklich geklärt.<ref name ="opll102">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 102</ref> Auffallend ist, dass Johann von Liechtenstein sich zuvor bei einem Konflikt zwischen dem Herzog von Österreich (Haus Habsburg) und dem König von Böhmen (Haus Luxemburg) auffallend zurückgehalten hatte, weswegen in der Geschichtsforschung oft ein Zusammenhang mit dem beginnenden Sturz von [[Wenzel (HRR)|König Wenzel ("''Wenzel dem Faulen''")]] vermutet wurde. Johann von Liechtenstein soll als Rat für diesen tätig gewesen sein und von ihm ein Haus in Kleinseite (heute Teil von [[w:Prag|Prag]]) geschenkt bekommen haben.<ref name ="Lackner66">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66</ref> Während in der älteren Forschung dieser daher meistens als eine Folge des Machtkampfes von Herzog Albrecht und König Wenzel, bei dem der Hofmeister zwischen die Fronten geraten war, und somit politisch motiviert wurde, deutet Brigitte Rigele den Sturz ausschließlich als eine Folge des Scheiterns der herzoglichen Finanzpolitik. Dadurch, dass Johann von Liechtenstein alle im Herzogtum Österreich gelegenen Besitzungen aberkannt wurde, konnte sich Herzog Albrecht ihrer Meinung nach finanziell sanieren. Sie zieht dabei eine Parallele zum Sturz des Schenken und Marschalls [[Otto IV. von Maissau|Otto (IV.) von Maissau]] unter [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]] und zu Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung.<ref name ="Rigele251">vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 251</ref> | Die Hintergründe für den Sturz sind bisher nicht wirklich geklärt.<ref name ="opll102">vgl. [[w:Ferdinand Opll|Ferdinand Opll]]: ''Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien'': Zeitgenossen berichten. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 1995, ISBN 978-3-205-98372-9, S. 102</ref> Auffallend ist, dass Johann von Liechtenstein sich zuvor bei einem Konflikt zwischen dem Herzog von Österreich (Haus Habsburg) und dem König von Böhmen (Haus Luxemburg) auffallend zurückgehalten hatte, weswegen in der Geschichtsforschung oft ein Zusammenhang mit dem beginnenden Sturz von [[Wenzel (HRR)|König Wenzel ("''Wenzel dem Faulen''")]] vermutet wurde. Johann von Liechtenstein soll als Rat für diesen tätig gewesen sein und von ihm ein Haus in Kleinseite (heute Teil von [[w:Prag|Prag]]) geschenkt bekommen haben.<ref name ="Lackner66">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66</ref> Während in der älteren Forschung dieser daher meistens als eine Folge des Machtkampfes von Herzog Albrecht und König Wenzel, bei dem der Hofmeister zwischen die Fronten geraten war, und somit politisch motiviert wurde, deutet Brigitte Rigele den Sturz ausschließlich als eine Folge des Scheiterns der herzoglichen Finanzpolitik. Dadurch, dass Johann von Liechtenstein alle im Herzogtum Österreich gelegenen Besitzungen aberkannt wurde, konnte sich Herzog Albrecht ihrer Meinung nach finanziell sanieren. Sie zieht dabei eine Parallele zum Sturz des Schenken und Marschalls [[Otto IV. von Maissau|Otto (IV.) von Maissau]] unter [[Albrecht II. (HRR)|Herzog Albrecht (V.) von Österreich]] und zu Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung.<ref name ="Rigele251">vgl. Brigitte Rigele: Die Maissauer. Landherren im Schatten der Kuenringer. (Ungedruckte) Dissertation, Universität Wien, 1990. S. 251</ref> | ||
Politische Gründe als Hauptmotiv sind allerdings naheliegender. Die Machtkonzentration des Hofmeisters Johann, der steile Aufstieg seiner Familie und seine starken Außenbeziehungen dürften für das Landesfürstentum bedrohliche Ausmaße angenommen hatten, denen Herzog Albrecht (III.) mit dem Sturz des Hofmeisters und der Zerschlagung von dessen Machtpositionen erfolgreich ein Ende machte.<ref name ="Lackner66">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66</ref> Bei seinem Schlag gegen Johann von Liechtenstein konnte der Herzog offensichtlich auf seinen Kanzler Berthold von Wehingen zählen, welcher der schärfste politische Rivale des Hofmeisters gewesen sein dürfte, aber auch auf einige Adelige des Herzogtums Österreich, darunter [[Pilgrim von Puchheim]], der Johann von Liechtenstein als Hofmeister nachfolgte, [[Maissauer (Adelsfamilie)#Stammtafel der Maissauer - die "Schenkenlinie"|Hans (IV.) von Maissau]] und [[Ulrich von Dachsberg]].<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66f.</ref> | Politische Gründe als Hauptmotiv sind allerdings naheliegender. Die Machtkonzentration des Hofmeisters Johann, der steile Aufstieg seiner Familie und seine starken Außenbeziehungen dürften für das Landesfürstentum bedrohliche Ausmaße angenommen hatten, denen Herzog Albrecht (III.) mit dem Sturz des Hofmeisters und der Zerschlagung von dessen Machtpositionen erfolgreich ein Ende machte.<ref name ="Lackner66">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66</ref> Bei seinem Schlag gegen Johann von Liechtenstein konnte der Herzog offensichtlich auf seinen Kanzler Berthold von Wehingen zählen, welcher der schärfste politische Rivale des Hofmeisters gewesen sein dürfte, aber auch auf einige Adelige des Herzogtums Österreich, darunter [[Pilgrim III. von Puchheim|Pilgrim von Puchheim]], der Johann von Liechtenstein als Hofmeister nachfolgte, [[Maissauer (Adelsfamilie)#Stammtafel der Maissauer - die "Schenkenlinie"|Hans (IV.) von Maissau]] und [[Ulrich von Dachsberg]].<ref>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 66f.</ref> | ||
Am 6. September 1394 ist Johann von Liechtenstein letztmals als Hofmeister urkundlich belegt. Nach [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] wurde er vom Herzog im Oktober 1394 mit seiner Familie nach [[Gmunden]] geladen und dort gefangen genommen. Nach dem "Kalendarium Zwetlense" und der "Kleinen Klosterneuburger Chronik" wurden die Gefangenen auf der [[w:Burg Altpernstein|Burg Pernstein]] (heute Teil der Gemeinde [[Micheldorf]] eingekerkert, welche der Hofmeister erst wenige Wochen vor seiner Gefangennahme gekauft hatte.<ref name ="Lackner67">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 67</ref> Er musste sich, wie auch weitere Verwandte, darunter seine Tochter Katharina und ihre Familie, dem Urteil von Schiedsrichtern<ref group="A">Während sich bei Doblinger ein Verfahren findet, dass durch das Fällen von Schiedssprüchen beendet wurde, wird das Vorgehen gegen den Liechtensteiner in neueren Arbeiten als Prozess bezeichnet, wobei von einem Schauprozess ausgegangen wird.</ref> unterwerfen, ehe er wieder freigelassen wurde.<ref name ="Doblinger86>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee''. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= ''Archiv für österreichische Geschichte''. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 86</ref> Nach dem Schiedsspruch vom 6. Februar 1395, den der Herzog, sein [[Friedrich V. (Nürnberg)|Schwiegervater]] und [[Friedrich von Cilli#Herkunft und Familie|Graf Hermann von Cilli]] fällten, verloren Johann von Liechtenstein und seine Familie sämtliche Besitzungen im [[Herzogtum Österreich]] und wurden wieder auf jene Verhältnisse zurückgeworfen, welche zu Beginn der Karriere Johanns bestanden hatten.<ref name ="Lackner67"/><ref name ="günstling">vgl. [https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=27859 Der Fall des Günstlings], eingesehen am 6. Mai 2018</ref> Bei seiner Freilassung aus der Haft am 7. Februar 1395 musste Johann von Liechtenstein nicht nur dem Herzog, sondern namentlich auch dessen Kanzler Berthold von Wehingen Urfehde schwören.<ref name="lackner344>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. Bd. 2, S. 344</ref> | Am 6. September 1394 ist Johann von Liechtenstein letztmals als Hofmeister urkundlich belegt. Nach [[w:Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer]] wurde er vom Herzog im Oktober 1394 mit seiner Familie nach [[Gmunden]] geladen und dort gefangen genommen. Nach dem "Kalendarium Zwetlense" und der "Kleinen Klosterneuburger Chronik" wurden die Gefangenen auf der [[w:Burg Altpernstein|Burg Pernstein]] (heute Teil der Gemeinde [[Micheldorf]] eingekerkert, welche der Hofmeister erst wenige Wochen vor seiner Gefangennahme gekauft hatte.<ref name ="Lackner67">vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft'', 2002, S. 67</ref> Er musste sich, wie auch weitere Verwandte, darunter seine Tochter Katharina und ihre Familie, dem Urteil von Schiedsrichtern<ref group="A">Während sich bei Doblinger ein Verfahren findet, dass durch das Fällen von Schiedssprüchen beendet wurde, wird das Vorgehen gegen den Liechtensteiner in neueren Arbeiten als Prozess bezeichnet, wobei von einem Schauprozess ausgegangen wird.</ref> unterwerfen, ehe er wieder freigelassen wurde.<ref name ="Doblinger86>vgl. [[w:Max Doblinger|Max Doblinger]]: ''Die Herren von Walsee''. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= ''Archiv für österreichische Geschichte''. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906, S. 86</ref> Nach dem Schiedsspruch vom 6. Februar 1395, den der Herzog, sein [[Friedrich V. (Nürnberg)|Schwiegervater]] und [[Friedrich von Cilli#Herkunft und Familie|Graf Hermann von Cilli]] fällten, verloren Johann von Liechtenstein und seine Familie sämtliche Besitzungen im [[Herzogtum Österreich]] und wurden wieder auf jene Verhältnisse zurückgeworfen, welche zu Beginn der Karriere Johanns bestanden hatten.<ref name ="Lackner67"/><ref name ="günstling">vgl. [https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=27859 Der Fall des Günstlings], eingesehen am 6. Mai 2018</ref> Bei seiner Freilassung aus der Haft am 7. Februar 1395 musste Johann von Liechtenstein nicht nur dem Herzog, sondern namentlich auch dessen Kanzler Berthold von Wehingen Urfehde schwören.<ref name="lackner344>vgl. [[w:Christian Lackner (Historiker)|Christian Lackner]]: ''Hof und Herrschaft''. Rat, Kanzlei und Regierung der österreichischen Herzoge (1365 - 1406). Habilitationsschrift, Wien, 2001. Bd. 2, S. 344</ref> |
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