Ausflug Wien-Bruck im 19. Jahrhundert: Unterschied zwischen den Versionen

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== Mit der Eisenbahn ==
== Mit der Eisenbahn ==
Herr Friedrich Petznek, Obmann des Kultur- und Museumsvereines Bruck an der Leitha, hat für die Forschungen des [[w:Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch|Steinmetzmuseums Kaisersteinbruch]] die Schriften von Ferdinand Koch, einem Brucker Bürger des 19. Jahrhunderts zur Verfügung gestellt.
Herr Friedrich Petznek, Obmann des Kultur- und Museumsvereines Bruck an der Leitha, hat für die Forschungen des [[w:Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch|Steinmetzmuseums Kaisersteinbruch]] die Schriften von Ferdinand Koch, einem Brucker Bürger des 19. Jahrhunderts zur Verfügung gestellt<ref>Ferdinand Koch, Meine Erlebnisse in meiner Vaterstadt Bruck an der Leitha durch 50 Jahre von 1830-1880 Museum der l.f. Stadt Bruck an der Leitha. (Dank an Herrn Friedrich Petznek, Obmann des Kultur- u. Museumsvereines in Bruck an der Leitha)</ref> „Erlebnisse“ von 1830-1880.
„Erleb�nissen“ v. 1830-1880 (Literatur, zur Ver�fügung gestellt v. Petznek Friedrich, Ob�mann des Kultur- u. Museumsvereines  
Daraus ein Auszug<ref>Im Historischen Lexikon Kaisersteinbruch sind die wesentlichen Teile aufgeschrieben. → Koch Ferdinand.</ref>
Bruck/Leitha))
 
1845 ... nun wurden auch die Verhand�lungen wegen des Eisenbahnbaues
* 1845 ... nun wurden auch die Verhandlungen wegen des Eisenbahnbaues wieder aufgenommen, viele Kommissionen abgehalten, wobei bei einer derselben eine große Tafel gegeben wurde. Wegen Bewilligung der Bahnhofsanlage auf ungarischem Boden, waren zu dieser Kommission alle Beamte des Wieselburger Komitats geladen und bei der Tafel für jeden dieser Herren unter der Serviette des Kuverts 2 bis 20 Dukaten, je nach dem Rang des Beamten auf den Teller gelegt. Für die gehabte, große Bemühung als „Dozeum!“ (für den Sachverhalt). Der Bahngesellschaft war es durch die Anlage des Bahnhofes hauptsächlich darum zu tun, um auf ungarischem Grund und Boden festen Sitz zu fassen für einen eventuellen Weiterbau der Bahn.
wieder aufgenommen, viele Kommissio�nen abgehalten, wobei bei einer derselben  
* 1846: am Eisenbahnbau verdienten die Brucker sehr viel Geld. Die Bahn wurde Anfang September mit großer Feierlichkeit eröffnet. Die Fahrten sollten jedoch nicht lange dauern. Von den ungarischen Oberbehörden wurde Einspruch erhoben:  
eine große Tafel gegeben wurde.
 
Wegen Bewilligung der Bahnhofsan�lage auf ungar. Boden, waren zu dieser  
dagegen, dass sich die österreichischen Behörden erlaubten, auf einem ungarischem Bahnhofe ein österreichisches Zollamt zu etablieren und die Zollmanipulationen auszuführen. Die Züge wurden sofort eingestellt. Ende März wurde die Sache geschlichtet. Alle Passagiere mussten, wenn sie  
Kommission alle Beamte des Wieselburger  
von Bruck nach Wien fuhren, ihre Effekten am Mautplatze in einen Kastenwagen geben und durften dieselben erst am Bahnhofe wieder in Empfang nehmen. Dasselbe natürlich in umgekehrter Richtung, fand bei der Heimkehr statt.
Komitats geladen u. bei der Tafel für je�den dieser Herren unter der Serviette des  
 
Kuverts 2 bis 20 Dukaten, je nach dem  
Alles andere, nicht in dieser Art aus dem Bahnhof Getragene, musste vermautet werden, oder war Contrabande (Schleichhandel).
Rang des Beamten auf den Teller gelegt
für die gehabte, große Bemühung als „Do�zeum!“ (für den Sachverhalt) Mir ist aber
nicht in Erinnerung geblieben, ob die
Kommission od. die Tafelgenüsse so große
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Der Bahngesellschaft war es durch die  
Anlage des Bahnhofes hauptsächl. darum  
zu tun, um auf ungar. Grund u. Boden  
festen Sitz zu fassen für einen even�tuellen Weiterbau der Bahn.
1846: am Eisenbahnbau verdienten die  
Brucker sehr viel Geld. Die Bahn wurde  
Anfang Sep. mit großer Feierlichkeit  
eröffnet.
Die Fahrten sollten jedoch nicht lange  
dauern. Von den ungar. Oberbehörden  
wurde Einspruch erhoben:  
dagegen, daß diese Bahn für Un�garn nicht konzessioniert sei, u. das Uner�hörteste war, daß sich die österr. Behör�den erlaubten, auf einem ungar. Bahnhofe  
ein österr. Zollamt zu etablieren u. die  
Zollmanipulationen auszuführen. Die Züge  
wurden sofort eingestellt, u. zwar durch
persönl. Intervention des damals neu er�nannten Vizegespans Graf Otto Zichy u.
sämtl. höherer ungar. Staatsbeamten. Alle
eiferten mit wahrer Wut dagegen. Die
Züge mußten beim ersten österr.  
Wächterhaus anhalten, bis später, Ende  
März, die Sache geschli-chtet wurde.
Leider blieb sie trotzdem sehr kompliziert,
denn alle Passagiere mußten, wenn sie  
v. Bruck nach Wien fuhren, ihre Effek�ten u. dergl. am Mautplatze in einen Kas�tenwagen geben u. durften dieselben erst  
am Bahnhofe wieder in Empfang nehmen.
Dasselbe natürl. in umgekehrter Richtung,  
fand bei der Heimkehr statt.
Alles andere, nicht in dieser Art aus dem  
Bahnhof Getragene, mußte vermautet  
werden, od. war Contrabande (Schleich�handel).


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 10. Januar 2022, 21:56 Uhr

Straßenkarte der östlichen Umgebungen Wiens 1837

Ausflug Wien-Bruck im 19. Jahrhundert, der Schriftsteller Adolf Schmidl befasste sich in seinem Werk in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts besonders mit Wien und Ausflugszielen in seiner Umgebung. Der Ausflug nach Bruck an der Leitha und weiter zur Mannersdorfer Wüste wird hier näher betrachtet.

Ankunft und Abfahrt der Wiener Gesellschaftswagen

Wiener Zeiselwagen, frühes 19. Jh.

... der minder Bemittelte bedient sich der „Zeiselwagen“. Da wurde zuerst vor etwa 10 Jahren ein Gesellschaftswagen nach Hietzing errichtet, welcher sich auf dem Petersplatz aufstellte. Der Andrang war so groß, dass er bald zu allen Stunden des Tages hin- und herfahren musste. Schnell folgten ähnliche Institute für die anderen benachbarten Orte, und gegenwärtig fahren nicht weniger als 60 Wägen täglich in die verschiedenen Umgebungen Wiens, von denen 18 alle Stunden abgehen. Sonntags sind daher bei schönem Wetter oft über 140 Wägen beschäftigt, welche wenigstens 10.000 Personen befördern.

Ausflüge von zwei bis vier Tagen

Ausflugsziele, eine Auswahl: Hainburg, Preßburg, Bruck an der Leitha, die Wüste, Eisenstadt, Rust und der Neusiedlersee, Forchtenstein, Ödenburg, Esterház, Ungarisch-Altenburg.

Von Wien nach Bruck an der Leitha

Von Wien nach Bruck an der Leitha, Abfahrt Wieden, Hauptstraße „Zu den drei Kronen“, Dienstag u. Freitag. Preis 30 Kr. Nach Wien zurück Dienstag und Freitag beim Stellfuhrinhaber.

Einige der Linienbauern (Zeislern) haben ausdauernde, ungarische Pferde die mit ihren leichten Fuhrwerken für etwas unwegsamere Gegenden anzuraten wären.

Die Wüste

Mit diesem ominösen Namen wird eine reizende Gegend in der südöstlichen Umgebung Wiens bezeichnet, der nördliche Abhang des Leithagebirges, an welchem die Märkte Sommerein, Mannersdorf, Hof, Au und Loretto liegen. Von Bruck nach Sommerein gelangt man über Sarasdorf in drei Stunden, sollte aber den kleinen Umweg über Trautmannsdorf nicht scheuen.

Am Leithagebirge sind hier nicht weniger als 13 Steinbrüche im Betriebe, der bedeutendste ist aber der schon in Ungarn befindliche Kaiser-Steinbruch. Das Leithagebirge besteht nämlich fast ganz aus einem mit Kalkerde gebundenen Sandsteine, der reich an Versteinerungen ist. Man mag von was immer einem Orte die Höhe ersteigen, so wird man durch schöne Fernsichten über die Neustädter- oder über die ungarische Ebene belohnt.

Bildergalerie

Eben so weit hat man über den Kaisersteinbruch. Der Markt Sommerein (St. Marien) ist sehr alt. Die Marien-Pfarr-Kirche ist ein schöner, gut erhaltener Bau von 1565. An der Mauer des die Kirche umgebenden Friedhofs ist das Grabmal des italienischen Steinmetz Alexius Payos von 1591 bemerkenswert. Auf einem Hügel gegen den Wald sieht man noch die Trümmer der ältesten Kirche, welche seit 1786 verfällt.

Eine Stunde braucht man von Sommerein nach Mannersdorf. Es ist ein ansehnlicher Markt von 268 H., 2.300 E., ziemlich regelmäßig gebaut. Diese Gegend, zumal die Strecke am Leithagebirge, wo es oft hitzig hergegangen sein dürfte, wurde von römischen Schriftstellern DESERTA VEL CAMPI BOJORUM, im Mittelalter aber, namentlich von Otto von Freising ausdrücklich Wüste oder Leerfeld genannt.

Mit der Eisenbahn

Herr Friedrich Petznek, Obmann des Kultur- und Museumsvereines Bruck an der Leitha, hat für die Forschungen des Steinmetzmuseums Kaisersteinbruch die Schriften von Ferdinand Koch, einem Brucker Bürger des 19. Jahrhunderts zur Verfügung gestellt[1] „Erlebnisse“ von 1830-1880. Daraus ein Auszug[2]

  • 1845 ... nun wurden auch die Verhandlungen wegen des Eisenbahnbaues wieder aufgenommen, viele Kommissionen abgehalten, wobei bei einer derselben eine große Tafel gegeben wurde. Wegen Bewilligung der Bahnhofsanlage auf ungarischem Boden, waren zu dieser Kommission alle Beamte des Wieselburger Komitats geladen und bei der Tafel für jeden dieser Herren unter der Serviette des Kuverts 2 bis 20 Dukaten, je nach dem Rang des Beamten auf den Teller gelegt. Für die gehabte, große Bemühung als „Dozeum!“ (für den Sachverhalt). Der Bahngesellschaft war es durch die Anlage des Bahnhofes hauptsächlich darum zu tun, um auf ungarischem Grund und Boden festen Sitz zu fassen für einen eventuellen Weiterbau der Bahn.
  • 1846: am Eisenbahnbau verdienten die Brucker sehr viel Geld. Die Bahn wurde Anfang September mit großer Feierlichkeit eröffnet. Die Fahrten sollten jedoch nicht lange dauern. Von den ungarischen Oberbehörden wurde Einspruch erhoben:

dagegen, dass sich die österreichischen Behörden erlaubten, auf einem ungarischem Bahnhofe ein österreichisches Zollamt zu etablieren und die Zollmanipulationen auszuführen. Die Züge wurden sofort eingestellt. Ende März wurde die Sache geschlichtet. Alle Passagiere mussten, wenn sie von Bruck nach Wien fuhren, ihre Effekten am Mautplatze in einen Kastenwagen geben und durften dieselben erst am Bahnhofe wieder in Empfang nehmen. Dasselbe natürlich in umgekehrter Richtung, fand bei der Heimkehr statt.

Alles andere, nicht in dieser Art aus dem Bahnhof Getragene, musste vermautet werden, oder war Contrabande (Schleichhandel).

Literatur

  • Adolph Schmidl (1802-1863): Wiens Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise, nach eigenen Wanderungen geschildert. Mit einer Karte und zwei Tafeln. Verlag Carl Gerold; 1837
  • Dem Maler Karl Blaschke wurde 1998 in der Volkshalle im Wiener Rathaus eine Ausstellung gewidmet. Buch zur Ausstellung:
  • Gerhard Fischer, Aus dem entschwundenen lieben alten Wien. Der Wasserfarbenmaler Karl Blaschke. Stroemfeld/Roter Stern. S. 290. Wien 1998, ISBN 3-87877-668-3.
  • Umgebung Wiens, A. Schmidl 1837 enthalten in: Helmuth Furch, 400 Jahre Kaisersteinbruch 1590-1990, Kaisersteinbruch 1990, S. 37-38.

Weblinks


  1. Ferdinand Koch, Meine Erlebnisse in meiner Vaterstadt Bruck an der Leitha durch 50 Jahre von 1830-1880 Museum der l.f. Stadt Bruck an der Leitha. (Dank an Herrn Friedrich Petznek, Obmann des Kultur- u. Museumsvereines in Bruck an der Leitha)
  2. Im Historischen Lexikon Kaisersteinbruch sind die wesentlichen Teile aufgeschrieben. → Koch Ferdinand.