Thomas Ebendorfer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
Zeile 31: Zeile 31:
== Anmerkungen ==
== Anmerkungen ==
<references group="A" />
<references group="A" />
{{BeiWP|Thomas Ebendorfer|Thomas Ebendorfer}}


{{WP-Links|Q320735}}
{{WP-Links|Q320735}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118681516|VIAF=36948387|WIKIDATA=Q320735}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=118681516|VIAF=36948387|WIKIDATA=Q320735}}



Aktuelle Version vom 23. März 2023, 20:01 Uhr

Thomas Ebendorfer (* 10. August 1388, in Haselbach (heute Teil der Gemeinde Niederhollabrunn), damals Herzogtum Österreich; † 12. Jänner 1464, in Wien)[A 1], auch Thomas von Haselbach, gilt als bedeutender Geschichtsschreiber und Theologe des 15. Jahrhunderts. Außerdem war er Pfarrer von Perchtoldsdorf.

Herkunft und Familie

Über die Herkunft und die Familienverhältnisse von Thomas Ebendorfer ist bisher kaum etwas bekannt. Er entstammte einer bäuerlichen Familie.[1]

Leben

Um 1418 wurde Thomas Ebendorfer zum Priester geweiht. 1421 war er Pfarrer der Veitskirche zu Krems, musste diese Stelle aber nach einem längeren Prozess aufgeben.[2] Gefördert von Herzog Albrecht (V.) von Österreich († 1439), wurde er 1427 Kanoniker des Domkapitels von St. Stephan.[3] Thomas Ebendorfer, der seit Ende 1408 an der Wiener Universität studierte, wurde 1412 Magister artium.[1] 1428 promovierte er zum Doktor der Theologie.[3] Bereits 1419 und 1422 war er Dekan an der Artistenfakultät gewesen. 1428-1430, 1435, 1437/1438, 1447, 1449/1450, 1452, 1455 und 1463 war er Dekan der theologischen Fakultät, 1429/1430 und 1445 Rektor.[1] 1432-1435 vertrat er die Universität auf dem Konzil von Basel, wobei er sich einen Namen als "Theoretiker des Konziliarismus" erwarb 1435 verschaffte ihm Herzog Albrecht (V.) die Pfarre von Perchtoldsdorf, welche bis zu seinem Tod in seinem Besitz blieb.[3]

Thomas Ebendorfer stand einige Jahre in der Gunst von König Friedrich III. († 1493), der ihn in seinen Anfangsjahren mit wichtigen und ehrenvollen diplomatischen Aufgaben betraute. Ebendorfer begleitete ihn 1442 auf seiner Krönungsreise ins Reich und war wesentlich an den schwierigen Verhandlungen des späteren Kaisers mit dem Konzil von Basel und dessen (Gegen-)Papst Felix V. († 1451) beteiligt. Danach dürfte er sich im Einklang mit Friedrichs Politik vom Basler Konzil zurückgezogen haben. Kurz darauf dürfte ihn der spätere Kaiser den Auftrag erteilt haben, eine "kompendiöse Reichsgeschichte" beziehungsweise eine Kaiserchronik zu schreiben. Diese "Cronica regnum Romanorum" wurde 1450/51 beendet. Noch Anfang der 1450er-Jahren wurde Ebendorfer vom späteren Kaiser mit ehrenvollen Aufgaben betraut.[3] Dennoch dürfte bereits im Verlauf der 1440er-Jahre eine allmählichen Entfremdung zwischen Thomas Ebendorfer und dem Friedrich III. eingesetzt haben. Auf dem Romzug (1452) verdächtigte dieser Ebendorfer der Konspiration mit seinem Verwandten Ladislaus Postumus († 1457), dem Sohn von Ebendorfers früherem Förderer Albrecht, und dessen Parteigängern, weswegen er ihn vorzeitig abreisen ließ. Nach dem erzwungenen Ende von Friedrichs Vormundschaft über Ladislaus zog sich Thomas Ebendorfer von Friedrichs Hof zurück. Nach dem Tod von Ladislaus Postumus setzte er zunächst auf Friedrichs jüngeren Bruder, Herzog Albrecht (VI.) von Österreich ("Albrecht dem Freigiebigen") († 1463). Im Kampf zwischen den beiden Brüdern bemühte er sich dann um eine indifferente Neutralität .und versuchte die Wiener Universität aus diesem herauszuhalten.[4]

Thomas Ebendorfer als Schriftsteller, Chronist und Historiker

Thomas Ebendorfer verfasste zahlreiche Predigten und Reden. Außer der "Kaiserchronik" für Friedrich III. verfasste er auch eine „Papstchronik" ("Cronica pontificum Romanorum"). Als sein wichtigstes Werk gilt um 1463 geschriebene seine "Cronica Austriae". In dieser berichtet Ebendorfer vieles, das er zum Teil selbst erlebt hatte. Daher gilt die "Cronica Austriae" auch heute noch als eine der wichtigsten spätmittelalterlichen österreichischen Geschichtsquellen.[1] Seine historischen Werke sind überwiegend als Autographen in einer Handschrift erhalten geblieben, die sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek befindet.[5]

Erinnerungen an Thomas Ebendorfer im heutigen Österreich

Nach seinem Tod wurde Thomas Ebendorfer in der Pfarrkirche von Perchtoldsdorf beigesetzt. Seine Grabplatte hat sich erhalten und befindet sich heute in der dortigen Nikolauskapelle.[1] Am 27. Mai 1873 wurde nach ihm die Ebendorferstraße im 1. Wiener Gemeindebezirk (1.) benannt[6], 1929 außerdem die Th.-Ebendorfer-Straße in Perchtoldsdorf.

Literatur

  • Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 115–Ebendorfer Thomas.
  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe Bd. 3, siehe Register (Rezension digital)
  • Alphons Lhotsky: Ebendorfer, Thomas. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1959. ISBN 3-428-00185-0. Band 4, S. 223f. digital
  • Herbert Raidl: Die Gefangenschaft des Richard I. Löwenherz in späterer Chronistik und volkstümlicher Überlieferung. (Ungedruckte) Diplomarbeit, Universität Wien, 1998. S. 121-128

Weblinks

 Thomas Ebendorfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 115–Ebendorfer Thomas.
  2. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 461f.
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 462
  4. vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 463
  5. vgl. Thomas Ebendorfer, Geschichtsquellen.DE, abgerufen am 8. Mai 2022
  6. vgl. Ebendorferstraße im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien

Anmerkungen

  1. Daten nach Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien. Band 2, Kremayr & Scheriau, Wien 1993, ISBN 3-218-00544-2, S. 115–Ebendorfer Thomas.
Wikipedia logo v3.svg
Zu diesem Artikel gibt es in den folgenden Sprachversionen der Wikipedia weitere Informationen:
Ägyptisches arabisch - Deutsch - englisch - französisch - russisch - ukrainisch