Therese Kandl: Unterschied zwischen den Versionen

Aus ÖsterreichWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 7: Zeile 7:
Während der Untersuchung des Tatortes konnte Therese Kandl die Polizisten, die sie verhörten, als "trauernde" Witwe vorerst von ihrer Unschuld überzeugen.  Durch den Hinweis eines Bäckers, der mit Kandl im Geschäft stand, erfuhren diese jedoch, dass Therese seit einiger Zeit ein Verhältnis mit einem Fleischersohn ''Michel Pellmann'' hatte. Das führte zu einer Durchsuchung ihrer Wohnung, wo die Axt und auch verwischte Blutspuren entdeckt wurden. Aber auch da vermochte sie noch den Verdacht als ''schwache Frau'' von sich zu lenken. Nachdem sie auf das Verhältnis angesprochen worden war, wurde ihr Liebhaber als Mittäter verhaftet und verhört. Daraufhin gestand sie den Mord und schilderte auch den Tathergang. So hatte sie den Leichnam in eine Obstbutte gesteckt und ihn in dieser weit entfernt von der Wohnung auf den Fundort in die ''Piaristengasse'', der heutigen [[w:Liste der Straßennamen von Wien/Wieden#Z|Ziegelofengasse]], in Wieden gebracht. Sogar ein Polizist unterstützt sie dabei, als er unwissend half, die schwere Butte zu tragen.  
Während der Untersuchung des Tatortes konnte Therese Kandl die Polizisten, die sie verhörten, als "trauernde" Witwe vorerst von ihrer Unschuld überzeugen.  Durch den Hinweis eines Bäckers, der mit Kandl im Geschäft stand, erfuhren diese jedoch, dass Therese seit einiger Zeit ein Verhältnis mit einem Fleischersohn ''Michel Pellmann'' hatte. Das führte zu einer Durchsuchung ihrer Wohnung, wo die Axt und auch verwischte Blutspuren entdeckt wurden. Aber auch da vermochte sie noch den Verdacht als ''schwache Frau'' von sich zu lenken. Nachdem sie auf das Verhältnis angesprochen worden war, wurde ihr Liebhaber als Mittäter verhaftet und verhört. Daraufhin gestand sie den Mord und schilderte auch den Tathergang. So hatte sie den Leichnam in eine Obstbutte gesteckt und ihn in dieser weit entfernt von der Wohnung auf den Fundort in die ''Piaristengasse'', der heutigen [[w:Liste der Straßennamen von Wien/Wieden#Z|Ziegelofengasse]], in Wieden gebracht. Sogar ein Polizist unterstützt sie dabei, als er unwissend half, die schwere Butte zu tragen.  


In der Folge wurde ihr der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil am 3. März 1809 endete. Am 13. März 1809 wurde sie in einem ''Malefiz-Wagen''<ref group="A">Eine andere Bezeichung in Wien für einen ''Malefiz-Wagen'' ist der ''Armesünderkarren''. Dabei handelte es sich um eine Art Leiterwagen, der Pferden gezogen wurde</ref> zum [[w:Liste der Straßennamen von Wien/Josefstadt|Graben]] gebracht und am dortigen [[w:Pranger|Pranger]] ausgestellt, um von der Menschenmenge bespuckt und beschimpft zu werden. Die Hinrichtung erfolgte am 16. März 1809 am "[[w:Hinrichtungsstätten am Wienerberg#Der Neue Wiener Galgen|Neuen Wiener Galgen]]", wohin sie mit Kavallerie und 332 Mann Infantrie gebracht wurde. Unter den Wachmännern soll sich auch ihr Liebhaber ''Michel Pellmann'' befunden haben.
In der Folge wurde ihr der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil am 3. März 1809 endete. Am 13. März 1809 wurde sie in einem ''Malefiz-Wagen''<ref group="A">Eine andere Bezeichung in Wien für einen ''Malefiz-Wagen'' ist der ''Armesünderkarren''. Dabei handelte es sich um eine Art Leiterwagen, der von Pferden gezogen wurde</ref> zum [[w:Liste der Straßennamen von Wien/Josefstadt|Graben]] gebracht und am dortigen [[w:Pranger|Pranger]] ausgestellt, um von der Menschenmenge bespuckt und beschimpft zu werden. Die Hinrichtung erfolgte am 16. März 1809 am "[[w:Hinrichtungsstätten am Wienerberg#Der Neue Wiener Galgen|Neuen Wiener Galgen]]", wohin sie mit Kavallerie und 332 Mann Infantrie gebracht wurde. Unter den Wachmännern soll sich auch ihr Liebhaber ''Michel Pellmann'' befunden haben.


Der Leichnam wurde zunächst nahe der Hinrichtungsstätte verscharrt, dann aber im Auftrag eines Arztes für Studienzwecke wieder exhumiert. Auf Umwegen kam das Skelett in den Besitz des [[w:Museum Niederösterreich|Niederösterreichischen Landesmuseums]]. Zurzeit befindet es sich als Leihgabe im [[w:Wiener Kriminalmuseum|Wiener Kriminalmuseum]].<ref>[https://www.meinbezirk.at/liesing/c-lokales/theresia-kandl_a3279276#gallery=default&pid=18416955 Theresia Kandl] auf meinbezirk vom 22. März 2019 abgerufen am 30. Mai 2020</ref>
Der Leichnam wurde zunächst nahe der Hinrichtungsstätte verscharrt, dann aber im Auftrag eines Arztes für Studienzwecke wieder exhumiert. Auf Umwegen kam das Skelett in den Besitz des [[w:Museum Niederösterreich|Niederösterreichischen Landesmuseums]]. Zurzeit befindet es sich als Leihgabe im [[w:Wiener Kriminalmuseum|Wiener Kriminalmuseum]].<ref>[https://www.meinbezirk.at/liesing/c-lokales/theresia-kandl_a3279276#gallery=default&pid=18416955 Theresia Kandl] auf meinbezirk vom 22. März 2019 abgerufen am 30. Mai 2020</ref>

Version vom 12. Mai 2023, 16:31 Uhr

Therese Kandl (* 10. Juni 1785 in Atzgersdorf; † 16. März 1809 in Wien), auch Theresia Kandl, geborene Teppich[1] wurde in Wien für den Mord an ihrem Gatten hingerichtet. Sie war die erste Frau, die öffentlich am Galgen gehenkt wurde. An sie erinnerert die Kandlkapelle in Wien-Liesing (Wien 23).

Geschichte

Kandlkapelle an der Breitenfurter Straße in Wien

Als Therese Kandl im Oktober 1808 den Lebensmittelhändler Matthias Kandl heiratete, galt sie als attraktive und lebenslustige Frau. Ein uneheliches Kind, das sie zuvor geboren hatte, war kurz nach der Geburt gestorben. Sie wohnte mit ihrem Gatten in Matzleinsdorf am Hungelgrund Nr.9 (heute Wiedner Hauptstraße 91-93). Ihre Ehe verlief allerdings sehr unglücklich, da ihr Gatte oftmals betrunken und gewalttätig war. Er soll sie auch vergewaltigt haben. Um ihrem Martyrium ein Ende zu machen, tötete sie ihn am 19. Dezember 1808, indem sie mit einer Hacke auf den schlafenden Ehemann einschlug. Anschließend gelang es ihr den Leichnam aus dem Schlafzimmer und außer Haus zu schaffen, ohne Hilfe. So vermutete die Polizei zunächst einen Raubmord, da der tote Matthias Kandl in ein teueres Gewand gekleidet war und zahlreiche Bankozettel bei sich hatte.

Während der Untersuchung des Tatortes konnte Therese Kandl die Polizisten, die sie verhörten, als "trauernde" Witwe vorerst von ihrer Unschuld überzeugen. Durch den Hinweis eines Bäckers, der mit Kandl im Geschäft stand, erfuhren diese jedoch, dass Therese seit einiger Zeit ein Verhältnis mit einem Fleischersohn Michel Pellmann hatte. Das führte zu einer Durchsuchung ihrer Wohnung, wo die Axt und auch verwischte Blutspuren entdeckt wurden. Aber auch da vermochte sie noch den Verdacht als schwache Frau von sich zu lenken. Nachdem sie auf das Verhältnis angesprochen worden war, wurde ihr Liebhaber als Mittäter verhaftet und verhört. Daraufhin gestand sie den Mord und schilderte auch den Tathergang. So hatte sie den Leichnam in eine Obstbutte gesteckt und ihn in dieser weit entfernt von der Wohnung auf den Fundort in die Piaristengasse, der heutigen Ziegelofengasse, in Wieden gebracht. Sogar ein Polizist unterstützt sie dabei, als er unwissend half, die schwere Butte zu tragen.

In der Folge wurde ihr der Prozess gemacht, der mit dem Todesurteil am 3. März 1809 endete. Am 13. März 1809 wurde sie in einem Malefiz-Wagen[A 1] zum Graben gebracht und am dortigen Pranger ausgestellt, um von der Menschenmenge bespuckt und beschimpft zu werden. Die Hinrichtung erfolgte am 16. März 1809 am "Neuen Wiener Galgen", wohin sie mit Kavallerie und 332 Mann Infantrie gebracht wurde. Unter den Wachmännern soll sich auch ihr Liebhaber Michel Pellmann befunden haben.

Der Leichnam wurde zunächst nahe der Hinrichtungsstätte verscharrt, dann aber im Auftrag eines Arztes für Studienzwecke wieder exhumiert. Auf Umwegen kam das Skelett in den Besitz des Niederösterreichischen Landesmuseums. Zurzeit befindet es sich als Leihgabe im Wiener Kriminalmuseum.[2]

Erinnerung

An Therese Kandl erinnert die zu Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete, heute denkmalgeschützte Kandlkapelle in ihrem Heimatort Atzgersdorf.

Literatur

  • Gabriele Hasmann - Sabine Wolfgang: Theresa Kandl, die schönste Mörderin von Wien. In: Die wilde Wanda und andere gefährliche Frauen. Verlag Ueberreuter, Wien, 2020. ISBN 978-3-8000-7743-4 Vorschau

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Tote in der Butten. In: Oesterreichische Kronen-Zeitung. Illustrirtes Tagblatt / Illustrierte Kronen-Zeitung / Wiener Kronen-Zeitung, 12. März 1909, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/krz
  2. Theresia Kandl auf meinbezirk vom 22. März 2019 abgerufen am 30. Mai 2020

Anmerkungen

  1. Eine andere Bezeichung in Wien für einen Malefiz-Wagen ist der Armesünderkarren. Dabei handelte es sich um eine Art Leiterwagen, der von Pferden gezogen wurde