Brauchtum in Riedlingsdorf: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 21. Oktober 2024, 09:37 Uhr
In der Gemeinde Riedlingsdorf im südburgenländischen Bezirk Oberwart gibt es schon seit jeher sehr viele Bräuche. Einige dieser Bräuche sind in der Gemeinde noch heute stark vertreten. Man findet sie auch oftmals in gekürzter oder abgewandelter Form wieder. Viele Bräuche finden bei verschiedenen Anlässen statt, wie bei einer Hochzeit.
Hochzeit
Wurde bekannt, dass ein junges Paar heiraten möchte, versammelten sich vor allem Jugendliche vor dem Haus der Verlobten. Vor die Haustür des Paares wurden alte Töpfe, aber auch Steine geworfen. Meistens war das Paar über diesen Vorfall weniger erfreut und verjagte die ungewollten Besucher. Diesen Brauch nennt man „Anwerfen“. Heutzutage findet man diesen Brauch auch in abgeänderter Form und zwar werden am Abend vor der Hochzeit Federn vor die Tür des Brautpaares gestreut.
Ein weiterer Brauch ist, dass am Sonntag vor der Hochzeit die Braut mit ihrer Taufpatin „Haare sammeln“ geht. Dabei gehen sie im Dorf von Haus zu Haus. In den Anfängen des Brauches baten sie um gerafften Flachs, aus dem die Braut eine Leinwand machen konnte. Verschiedene Bekannte versuchten hierbei der Braut einen Streich zu spielen, indem sie eingesperrt wurde oder man ihr einen Besen vor die Füße warf. Wenn sie ihn nicht aufhob, galt sie als faule Braut. Heute gibt es diesen Brauch auch noch, doch bekommt das junge Brautpaar statt dem Flachs Geld als „Startkapital“ für den neuen Lebensabschnitt.
Bis heute ist der Brauch des „Maschkerns“ erhalten geblieben. Hier kommen Bekannte des Brautpaares zusammen und verkleiden sich als die wichtigsten Teilnehmer einer Hochzeit (Braut, Bräutigam usw.). Sie tanzen mit der Hochzeitsgesellschaft und sagen verschiedene Sprüche auf. Das Brautpaar bekommt von den „Maschkern“ auch ein kleines Geschenk. [1]
Totenwache
Früher wurden Verstorbene in ihrem Wohnhaus aufgebahrt. Es musste dann bis zum Begräbnis „Wacht“ gehalten werden. Viele Angehörige kamen um den Verstorbenen zu bewachen. Dabei wurden Kirchenlieder gesungen. Heutzutage ist es so, dass es am Abend vor dem Begräbnis eine Gebetsstunde in der Leichenhalle gibt. [2]
Fasching
Im Fasching fanden viele Bälle in verschiedenen Gasthäusern der Gemeinde von verschiedenen Institutionen statt. Ein Highlight war der Kinderball, die sogenannte „Mingerlbursch“. „Mingerln“ sind kleine Mücken und „burschen“ bedeutet herumtollen. Die Bälle hatten immer eine ganz bestimmte Ordnung. Die Kapelle spielte im Tanzsaal und die verheirateten Frauen saßen am Rand auf Sesseln oder Melkschemeln. Ihre Männer waren zu Hause. Links am Saaleingang standen die Mädchen und warteten, dass aus dem „Bubenzimmer“ ein Bursch herauskam und sie zum Tanz aufforderte. Burschen gingen dann direkt nach dem Feiern am Aschermittwoch Krapfen oder Geselchtes mit Brot absammeln. Die Köstlichkeiten bereiteten die Mädchen zu. Am Abend des Karsamstags brannten in der Gemeinde einige Osterfeuer. Es gab viele verschiedene Gruppen die ein Osterfeuer machten. Wegen der Rivalität dieser Gruppen mussten die Osterfeuer immer bewacht werden. Seit etwa 50 Jahren findet am Morgen des Ostersonntags um sechs Uhr der Auferstehungsgottesdienst auf dem Friedhof statt. Es wird aus verdorrten Kränzen ein Feuer gemacht. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Feier von der Freien Christengemeinde durchgeführt. Am Ostersonntag machten viele Familien einen Spaziergang auf dem Kalvarienberg, was heute noch der Fall ist. Ostereier, welche die Kinder über die Wiese hinunterrollen ließen, wurden mitgenommen. [3]
Weitere Bräuche
- Der Pflanzerkirtag fand immer am 15.Juni statt. Frauen hatten eigene Stände, wo sie ihre selbstgezogenen Pflanzen zum Verkauf anboten. Durch diese bekannten Produkte wurden Kunden aus weiter Ferne angelockt. Damals hatte Riedlingsdorf den Ruf als „Gärtnerin des südlichen Burgenlandes“. Noch heute verkaufen einige Familien ihre Pflanzen und Kräuter in die Steiermark. Früher trugen die Frauen ihre Pflanzen, Früchte und Kräuter in einem Korb auf ihren Kopf bis nach Friedberg oder Hartberg. Heutzutage gibt es immer noch die Riedlingsdorfer „Zweibelweiber“, die ihre Gemüsesorten immer noch verkaufen.
- Jeden Sommer fand das „Waldfest“ statt. Dieses Fest wurde ursprünglich von der Feuerwehr, zuletzt vom Fußballverein, organisiert. Im Wald hinter dem Dorf spielte Samstag und Sonntag Musik und es gab auch viele Stände, welche besonders die Kinder anzog. Heute wurde das „Waldfest“ vom „Zwieflerfest“ abgelöst. Dieses Fest findet alle 2 Jahre auf der Hauptstraße statt. Hier wird getanzt und gefeiert. Im Rahmenprogramm treten meist der Männergesangsverein und der Kindergarten auf. Viele regionale Produkte werden in einzelnen Ständen verkauft.
- Zur Zeit der Maisernte gab es den Brauch des „Anspeinlns.“ Zwischen den Häusern zweier Verliebter, deren Verhältnis in der Gemeinde noch nicht so bekannt war, wurde ein Steig aus Maisstroh gelegt.
- Am 28. Dezember, den Tag der Unschuldigen Kinder, ging eine kleine Gruppe von Kindern von Haus zu Haus um zu singen. Sie erwarteten sich dafür Äpfel und nur selten Geld. Einer ihrer Sprüche lautete: „Auf Schickadi, recht feierli. Vül gebts ma nit, weng nimm i nit. Anschließend sangen sie noch „Ihr Kinderlein, kommet.“ [4]
Literatur
- Brigitte Bendel, Wilhelm Bundschuh, Anneliese Hofstätter: Chronik Riedlingsdorf. Riedlingsdorf, Gemeinde Riedlingsdorf, 1991
Einzelnachweise
Weblinks
- Heilandsuchen in der Datenbank des Hianzenvereins
- Seltener Brauch: Zwiebelflechten auf ORF vom 2. September 2009
- „Die Braut tat a sche bitten“ in den Bezirksblättern vom 8. August 2012