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| === Sonntag, 4. November 1956 === | | === Sonntag, 4. November 1956 === |
| Am 4. November 04:00 Uhr trat die sowjetische Armee in ganz Ungarn zum Angriff an. Auch das eingeschlossene Budapest wurde angegriffen.
| | Dieser Angriff begann um 4.00 Uhr früh im ganzen Land. Besonders beunruhigend für die österreichischen Behörden war auch die Meldung, dass auch die [[w:Tschechoslowakische Volksarmee|Tschechoslowakische Volksarmee]] mobil gemacht werden würde. |
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| Aus der CSSR trafen Meldungen über eine Mobilmachung der tschechoslowakischen Volksarmee ein, die weit über ein allenfalls erforderliches Maß hinausgingen. Gleichzeitig verdichteten sich Informationen, die auf die Bildung von Partisanengruppierungen in der Slowakei hinwiesen.
| | Im eigenen Land hatte man sich mit der Berichterstattung der [[w:Volksstimme (Österreich)|Volksstimme]] herumzuschlagen, welche Vorwürfe gegen Österreich erhob, dass es seine Neutralität in der Ungarnfrage verletze. Die Zeitung wurde an diesem Tag wegen |
| | [[w:Hochverrat|Hochverrates]] und Verbreitung beunruhigender falscher Gerüchte beschlagnahmt. Dies löste natürlich in den kommunistischen Medien des Auslandes erst recht einen Proteststurm aus. In Österreich selbst stieg die Wut im Volk derart an, dass die Polizei einschreiten musste, um körperliche Verfolgungen und Zerstörungen kommunistischer Einrichtungen zu verhindern. |
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| Am selben Tag wurde in Österreich die kommunistische "Volksstimme" auf Grund der Vorwürfe, die sie gegen Österreich erhob - Neutralitätsverletzung gegenüber Ungarn - wegen Hochverrates und Verbreitung beunruhigender falscher Gerüchte - beschlagnahmt, was erneut zu wütenden Angriffen der kommunistischen Medien gegen Österreich und dann zu eindeutigen, allen Beschuldigungen einen Riegel vorschiebenden Beschlüssen des außerordentlichen Ministerrates am gleichen Tag führte. Damit reagierte der Ministerrat auf die Eskalation, bedingt durch die politischen Vorwürfe seitens bestimmter Medien und auf die Entwicklung der politisch-militärischen Lage in Ungarn: Es wurden Maßnahmen beschlossen, die den Einsatz von Heer und Exekutive im Grenzraum erleichtern und die Organisation der nun zu erwartenden Flüchtlingsströme sichern sollten. Es erfolgte die Verordnung weiterer Verkehrsbeschränkungen Richtung Burgenland und Grenze.
| | Die Zahl der Flüchtlinge begann nun stetig anzusteigen. Die bereitgestellten Aufnahmelager füllten sich rasch und hatten bald ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, sodass neue Lager aktiviert werden mussten. Unter den Flüchtlingen befanden sich erstmals auch ungarische Soldaten. Während sie anfangs als Verbrecher eingestuft wurden, die ohne Kriegserklärung auf österreichisches Territorium vorgedrungen waren, erging ein Befehl an die österreichischen Einheiten, ungarische Militärangehörige entsprechend er [[w:Haager Landkriegsordnung|Haager Landkriegsordnung]] zu behandeln. Die Pioniertruppenschule [[Klosterneuburg]] wurde innerhalb weniger Stunden Internierungslager umfunktioniert und in Eisenstadt, Oberwart und Feldbach wurden Interniertensammelstellen eingerichtet. |
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| Der Artikel in der "Volksstimme" selbst trug wesentlich dazu bei, dass in den folgenden Tagen die Volkswut gegen die österreichischen Kommunisten so massiv anstieg, dass die Polizei nur durch massives Einschreiten körperliche Verfolgungen, aber auch die Zerstörung kommunistischer Lokale verhindern konnte.(FN33) Die Zahl der Flüchtlinge stieg nun beständig an. Die Lager füllten sich rasch und konnten den momentanen Zuwachs gar nicht verkraften. Zusätzliche Lager mussten vorbereitet werden. Erstmals flüchteten auch ungarische Soldaten nach Österreich.
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| Zunächst hatten die österreichischen Soldaten noch den Auftrag erhalten, gefangene Soldaten sofort von Flüchtlingen zu trennen, da sie ohne Kriegserklärung in Österreich eingedrungen und daher als Verbrecher zu betrachten seien. Nun erging der Auftrag des Verteidigungsministers, Militärpersonen gemäß Haager Landkriegsordnung zu internieren und hiefür drei Interniertensammelstellen im Bereich der Gruppenkommanden einzurichten. Die Pioniertruppenschule in Klosterneuburg wurde innerhalb von zehn Stunden zum Internierungslager umfunktioniert und in Eisenstadt, Oberwart und Feldbach wurden Interniertensammelstellen eingerichtet.
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| === Montag, 5. November 1956 === | | === Montag, 5. November 1956 === |