Ulrich II. (Cilli): Unterschied zwischen den Versionen
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* Graf Hermann (IV.) von Cilli († 1452) | * Graf Hermann (IV.) von Cilli († 1452) | ||
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* [[w:Franz von Krones|Franz von Krones]]: ''Cilli, Grafen von''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1876, Bd. 4, S. 257–266 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Cilli digital] ''(interessant als Quelle für die Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert, inhaltlich inzwischen längst von der neueren Forschung überholt)'' | * [[w:Franz von Krones|Franz von Krones]]: ''Cilli, Grafen von''. In: ''Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)''. Duncker & Humblot, Leipzig, 1876, Bd. 4, S. 257–266 [https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Cilli digital] ''(interessant als Quelle für die Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert, inhaltlich inzwischen längst von der neueren Forschung überholt)'' | ||
* Hans Wagner: ''Cilli, Grafen von''. In: ''Neue Deutsche Biographie (NDB)''. Duncker & Humblot, Berlin, 1957, Bd. 3, S. 254 f. ISBN 3-428-00184-2 [https://www.deutsche-biographie.de/gnd119345463.html#ndbcontent Digitalisat] | * Hans Wagner: ''Cilli, Grafen von''. In: ''Neue Deutsche Biographie (NDB)''. Duncker & Humblot, Berlin, 1957, Bd. 3, S. 254 f. ISBN 3-428-00184-2 [https://www.deutsche-biographie.de/gnd119345463.html#ndbcontent Digitalisat] | ||
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Version vom 15. September 2017, 23:01 Uhr
(Reichs-)Graf Ulrich II. von Cilli (auch Cilly oder Cili) (* 1406, in Cilli, damals Grafschaft Cilli; † 9. November 1456, in Belgrad damals Königreich Ungarn)[3] war ein erfolgreicher Politiker und der Letzte seiner Familie, die große Herrschaften in den Herzogtümern Steier, Kärnten und Krain besaß. Unter König Ladislaus Postumus (1440-1457) herrschte er zeitweise für diesen über das Herzogtum Österreich (ob und unter der Enns). Er gehörte meistens zu den Gegenspielern des späteren Kaisers Friedrich III.
Herkunft und Familie
Ulrich von Cilli war ein Enkel des Grafen Hermann (II.) von Cilli[3] und Urenkel des Grafen Heinrich (VII.) von Schaunberg. Gräfin Barbara von Cilli, die zweite Ehefrau des späteren Kaisers Sigismund, war seine Tante. Eine ihrer Schwestern war Elisabeth von Cilli († zw. Jänner 1436 und vor dem 14. März 1437)[4], die erste Ehefrau des Grafen Heinrich IV. von Görz(-Tirol).
Ulrich war ein Sohn des Grafen Friedrich (II.) von Cilli aus dessen erster Ehe mit Gräfin Elisabeth von Modrusch-Veglia aus dem Haus Frangepán (Frankopan, Frangipani († 1422)[3]. Verheiratet war er seit ca. 1434 mit Katharina Branković, einer Tochter des serbischen Herrschers Georg Branković und Schwester der legendären Mara Branković.[3]. Aus dieser Ehe sind drei Kinder belegt, die alle vor ihm starben.
- Graf Hermann (IV.) von Cilli († 1452)
- Graf Georg von Cilli († 1443)
- Gräfin Elisabeth von Cilli (* 1441; † 1455), sie war mit einem der Söhne von Johann (János) Hunyady verlobt (oder bereits verheiratet).[5]
Leben
Die Erhebung in den Reichsfürstenstand
Um 1436[A 1] wurde Ulrich zusammen mit seinem Vater von Kaiser Sigismund in den Reichsfürstenstand erhoben.[3] In der Folge kam es zu einer mehrjährigen Auseinandersetzung (zwischen 1436 und 1443) mit dem späteren Kaiser Friedrich III. (damals noch Herzog Friedrich V. von Österreich), der dieser Erhebung zunächst die nachträgliche Anerkennung verweigerte. Nachdem sich die Grafen Friedrich und Ulrich 1442 mit dem späteren Erzherzog Albrecht VI.) verbündet hatten, kam es 1443 zwischen ihnen und dem späteren Kaiser zu einer Einigung.[6]
Der Kampf um das Erbe nach König Albrecht II.
Ulrich unterstützte nach dem Tod von König Albrecht II. († 1439) dessen Witwe Elisabeth tatkräftig in ihrem Kampf um die Nachfolge ihres Sohnes Ladislaus Postumus als ungarischen König unterstützte.[A 2].
In der Folge setzte sich Friedrich III. als Vormund für Ladislaus durch. Die Nachfolge von Ladislaus als Herrscher des Herzogtums Österreich (ob und unter der Enns) wurde seit seiner Geburt anerkannt, seine Herrschaftsansprüche auf die Königreiche Böhmen und Ungarn wurden erst allmählich akzeptiert, nachdem der polnische König Władysław III., der sich in Ungarn als Nachfolger Albrechts II. hatte durchsetzen können, in der Schlacht bei Warna (am 10. November 1444) gefallen war.
Ulrich von Cilli "unter der Herrschaft" von König Ladislaus Postumus
1452 schloss sich Ulrich von Cilli dem Mailberger Bund an, der nach der Belagerung von Wiener Neustadt im Sommer desselben Jahres die Entlassung von Ladislaus aus Friedrichs Vormundschaft erreichte. Dieser wurde Ulrich von Cilli offiziell von Kaiser Friedrich übergeben.[3]
In der Folge konnte sich Ulrich von Cilli, der selbst überregionale politische Interessen im Donauraum verfolgte, als Hauptstütze des jungen Königs behaupten, was Auseinandersetzungen mit Johann Hunyady im ungarischen Königreich, Georg Podiebrad in böhmischen Königreich und Ulrich von Eitzing im Herzogtum Österreich zu Folge hatte, die ebenfalls versuchten, ihren Einfluss auf den noch unmündigen jungen König auszubauen. 1452/1453 und 1455/1456 übte Ulrich von Cilli von der Stadt Wien de facto die Regierung für König Ladislaus Postumus aus, wo die Konflikte mit Ulrich von Eitzing auch eine Spaltung im Wiener Bürgertum zur Folge hatten. Während der Wiener Erbbürger und zeitweilige Bürgermeister Konrad Hölzler (der Jüngere) zu Ulrichs Hauptstützen gehörte, trat der Wiener Ratsbürger (und spätere Bürgermeister) Wolfgang Holzer als engagierter Parteigänger von Ulrich von Eitzing hervor. 1453 zwang es Ulrich von Eitzing mit Unterstützung von Johann Hunyady König Ladislaus seinen Onkel Ulrich in die Verbannung zu schicken, doch konnte dieser 1455 nach dem Tod von Johann Hunyady seine Position zurückgewinnen.[3]
Ulrichs Tod und die Folgen
Am 9. November 1456 wurde Ulrich von Cilli in Belgrad, damals der Sitz der Familie Hunyady von Ladislaus (László) Hunyady, dem älteren Sohn von Johann Hunyadi und Bruder des späteren ungarischen Königs Matthias Corvinus getötet.[7] Die Umstände seines Todes werden in der neueren Forschung inzwischen sehr unterschiedlich gedeutet. Während die ältere ungarische und österreichische Geschichtsforschung von einem mehr oder weniger gerechtfertigten Notwehrakt ausging, mit dem Ladislaus Hunyady und seine Gefolgsleute einen von Ulrich geplanten Mordanschlag verhindern konnte, ist in der neueren deutschsprachigen Forschung seit Ende des 20. Jahrhunderts eine gegenteilige Sicht zu finden. Nach dieser wurde Ulrich von Cilli von seinen Feinden kaltblütig ermordet.
Mit Ulrich von Cilli starben die Grafen von Cilli aus, da er alle seine Kinder überlebt hatte.[8] In der Folge kam es zum "Cillier Erbfolgekrieg", in dem Kaiser Friedrich III. die Besitzungen der Grafen von Cilli als Reichslehen an sich brachte.[8] Von diesem waren auch die Grafen von Görz betroffen, die ebenfalls Erbansprüche geltend gemacht hatten, und durch den Krieg ihre Herrschaft über Teile des Herzogtums Kärnten endgültig an den Kaiser verloren. Im ungarischen Königreich trat letztlich Matthias Corvinus das Erbe der Cillier an.
Orte mit Bezug zu Graf Ulrich von Cilli im heutigen Österreich
Burgenland
- Auf der Burg Forchtenstein, die sich bis 1451 im Besitz von Erzherzog Albrecht VI. befand, wurde zwischen diesem, dem Grafen Ulrich und seinem Vater am 13. März 1442 offiziell ein Bündnisvertrag beschlossen, der gegen den späteren Kaiser Friedrich III.(als "innerösterreichischer" Landesfürsten) gerichtet war.[6]
Kärnten
- Während der "Grünburger Fehde" (1444-1445) eroberte Graf Ulrich 1445 die für die Herrschaft über Oberkärnten strategisch wichtige Weidenburg, die er jedoch wenig später wieder Graf Heinrich IV. von Görz(-Tirol) überlassen musste.[9]
Wien
- Eine Residenz der Grafen von Cilli in Wien war der Cillierhof. Nach dem Tod diente er als kaiserliches Zeughaus. Im 16. Jahrhundert wurde er abgerissen, danach wurde an seiner Stelle die spätere Amalienburg errichtet.[8]
Ulrich von Cilli als Bühnenfigur
- Hunyadi László, Oper von Ferenc Erkel (Musik) und Béni Egressy (Libretto) nach dem Theaterstück Die beiden Lászlós (Két László) von Lőrinc Tóth
Ulrich von Cilli in zeitgenössischen Quellen
- Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439–1440). Hrsg. von Karl Mollay. Wien: 1971
- Historia Austrialis von Enea Silvio de Piccolomini
Literatur
- Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a., 1993, ISBN 3-412-03793-1, s. Register und besonders Bd. 1, S. 219f.
- Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418–1463). Ein Fürst im Spannungsfeld von Dynastie, Regionen und Reich (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 38). Böhlau, Köln u.a., 2015, ISBN 978-3-412-50139-6 (Teilweise zugleich: München, Ludwig-Maximilians-Universität, Dissertation, 2013) (digital)
- Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone. Edition Roetzer, Eisenstadt, 1994, ISBN 3-85374-242-4 (mit einer Kurzbiographie, S. 547f.)
Lexika-Artikel
- Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 576–577. digital
- Franz von Krones: Cilli, Grafen von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Duncker & Humblot, Leipzig, 1876, Bd. 4, S. 257–266 digital (interessant als Quelle für die Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert, inhaltlich inzwischen längst von der neueren Forschung überholt)
- Hans Wagner: Cilli, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Duncker & Humblot, Berlin, 1957, Bd. 3, S. 254 f. ISBN 3-428-00184-2 Digitalisat
Weblinks
- Grafen von Cilli], Austria-Forum
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 vgl. Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, 1994, S. 538 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „theuer538“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ vgl. Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, 1994, S. 539
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 3,5 3,6 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 576.
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000, S. 232
- ↑ vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493), Bd. 1, S. 220
- ↑ 6,0 6,1 vgl. Konstantin Moritz A. Langmaier: Erzherzog Albrecht VI., 2015, S. 34ff. und 68f., zur Vorgeschichte, S. 29f. und 31f.
- ↑ vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 576–577.
- ↑ 8,0 8,1 8,2 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 577.
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000, S. 236f.
Anmerkungen
- ↑ Eine Urkunde datiert die Erhebung der Grafen von Cilli in den Reichsfürstenstand, in die auch sein Großvater einbezogen war, auf den 27. September 1435. Offiziell bzw. in "feierlicher Form" erfolgte die Erhebung allerdings erst im Herbst 1436 während der Pilgerfahrt des späteren Kaisers Friedrich III. nach Jerusalem, vgl. Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, 1994, S. 536
- ↑ Nach der deutschsprachigen Forschung wollte er so von Anfang an politischen Einfluss auf diesen gewinnen, vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Ulrich II. von Cilli. In: Historisches Lexikon Wien. Band 1, Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4, S. 576.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ulrich II. (Cilli) behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |