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== Herkunft und Familie == | == Herkunft und Familie == |
Version vom 25. Dezember 2021, 16:34 Uhr
Graf Meinhard (III.) von Görz (* um 1193/94; † 1258), auch Graf Meinhard (I.) von Tirol, auch Meinhard der Ältere, war der Schwiegersohn des Grafen Albert (III.) von Tirol und begründete durch seine Ehe mit dessen Tochter Adelheid die Familie der Grafen von Görz und Tirol, die im Spätmittelalter über das heutige Bundesland Tirol und Teile des heutigen Bundeslandes Kärnten herrschte.
Herkunft und Familie
Die Grafen von Görz
Die politischen und geschichtlichen Hintergründe der Grafen von Görz, wie die Familie von Meinhard I. gewöhnlich in der Forschungsliteratur genannt wird, ist bis heute nicht besonders gut erforscht. Ihre Ursprünge liegen im Dunkeln. Nach derzeitiger Forschungslage waren sie Verwandte der Aribonen[A 1] und Sieghardinger[A 2] und dürften außerdem in Beziehung zu den alten Lurngauer Grafen[A 3] gestanden haben. Eine direkte Abstammung von den Aribonen, die in älteren Forschungsarbeiten als Fakt galt, wird in der neueren Forschung angezweifelt. [1] Von den Aribonen dürften die späteren Grafen von Görz die Vogtei des Klosters Millstatt übernommen, von den Lurngauer Grafen die Vogtei über Aquileia als Lehen geerbt haben. Über diese Vogtei gelangten sie in den Besitz von Görz, nach dem sie benannt sind.[2]
Als erste gesicherte Mitglieder der Grafen von Görz, die ursprünglich nach dem Leitnamen der ersten belegten Familienmitglieder auch als "Meinhardinger" oder "Meinhardiner" bezeichnet wurden, gelten Pfalzgraf Engelbert (I.) von Baiern († im Dezember 1122 oder 1123)[A 4] und sein Bruder Graf Meinhard (I.) von Görz (um 1142)[A 5], beide vermutlich Söhne von Meginhard (III.), der als Graf im Lurngau genannt ist.Die Söhne von Graf Meinhard (I.) waren die Grafen Engelbert (II.) († um 1189) und Heinrich (I.) († um 1148) von Görz, welche die Stellung der Familie im Friaul, in Istrien und auf dem Karst wesentlich ausbauten.[3]
Meinharts Familienverhältnisse
Graf Meinhard (III.) von Görz war der Enkel des Grafen Meinhard (I.) von Görz. Er war der Sohn des Grafen Engelbert (III.) von Görz († um 1220) aus dessen Ehe mit Mathilde († um / nach 1193/1206), einer Tochter des Markgrafen Berthold (III.) von Istrien († 1188). Sein gleichnamiger Onkel, Meinhard (II.) von Görz, († um 1232) war zwischen 1206 und 1211 mit Adelheid, Tochter des Grafen Heinrich (I.) von Tirol und Schwester des Grafen Albert (III.) von Tirol verheiratet.[4]
Graf Meinhard (III.) von Görz hatte aus seiner Ehe mit Gräfin Adelheid von Tirol, der Tochter von Graf Albert (III.), mindestens 3 Kinder:
- Gräfin Adelheid von Görz-Tirol († vor 1284), sie wurde nach ihrem Tod zunächst in Cividale (im heutigen Italien) beigesetzt und im September 1284 auf Wunsch ihres Bruders Meinhard nach Stift Stams überführt[5]
- ∞ mit Graf Friedrich (I.) von Ortenburg († 1304), seine Schwester Euphemia (oder ihre gleichnamige Tochter) war mit seinem Schwager Albert (I.) verheiratet
- Graf Meinhard von Ortenburg
- Graf Otto von Ortenburg
- Graf Albrecht von Ortenburg
- Gräfin Euphemia von Ortenburg ∞ seit 1281 mit Graf Hugo (II.) von Werdenberg-Heiligenberg[6]
- ∞ mit Graf Friedrich (I.) von Ortenburg († 1304), seine Schwester Euphemia (oder ihre gleichnamige Tochter) war mit seinem Schwager Albert (I.) verheiratet
- Graf Meinhard von Görz-Tirol († 1295), Herzog von Kärnten und als Meinhard II. Graf von Tirol
- Graf Albert von Görz-Tirol († 1304), als Albert I. Graf von Görz
Herrschaften
Graf Meinhard herrschte
- seit 1220 über die Grafschaft Görz, bis 1231 gemeinsam mit seinem Onkel Meinhard (II.) von Görz.[7]
- seit 1253 über Teile der Grafschaft Tirol, gemeinsam mit Graf Gebhard (IV.) von Hirschberg
Zeitweise fungierte er außerdem als Vogt des Patriarchats Aquileia und der Hochstifte Trient und Brixen-Bozen.
Leben - Ergänzung
- Nachdem Herzog Friedrich (II.) "der Streitbare" am 15. Juni 1246 in der Schlacht an der Leitha gefallen war, hinterließ er keine Nachkommen. Da es keine männlichen Verwandten gab und der Herzog über seine Nachfolge auch keine Bestimmungen getroffen hatte, ernannte Kaiser Friedrich II. Ende des Jahres 1246 den Grafen Otto von Eberstein zu seinem Reichsverweser für das Herzogtum Österreich, während er Meinhard als seinem Reichsverweser für das Herzogtum Steier einsetzte.[8]
- Nach dem Tod seines Schwiegervaters, des Grafen Albert (III.) von Tirol († 1253) schloss Meinhard gemeinsam mit seiner Ehefrau Adelheid am 10. November 1254 mit seinem Schwager Gebhard von Hirschberg und dessen Ehefrau Elisabeth einen, in dem das Erbe seines Schwiegervaters geteilt wurde.[9]
Orte mit Bezug zu Graf Meinhard (III./I.) in der heutigen Republik Österreich
Kärnten
- Friesach: Um 1225 soll Graf Meinhard nach dem Bericht von Ulrich von Liechtenstein am Turnier von Friesach, das damals unter der Herrschaft des Erzstiftes Salzburg stand, teilgenommen haben.[4]
Osttirol
- Lienz: Unter dem Grafen Meinhard dürften die ersten Münzen in Lienz (seit ca. 1195) geprägt worden sein.[10] 1243 schenkte er dem von seiner Ehefrau Adelheid in Lienz gegründeten Dominikanerinnenkloster für den Klosterbau ein Grundstück bei der Pfarrbrücke.[11]
Steiermark
Ende des Jahres 1221 gehörte Meinhard gemeinsam mit seinem gleichnamigen Onkel zu den Zeugen der Bestätigung der Privilegien des Stiftes St. Paul in Leibnitz durch Herzog Leopold "den Glorreichen". Anfang des Jahres 1222 sind sie ebenfalls für diese Bestätigung in Graz als Zeugen belegt. Im April 1224 stellten beide Grafen zusammen in Graz eine Urkunde aus.[4]
Literatur
- Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters. Kitab, Klagenfurt, 2000. ISBN 978-3902005045[A 6]
- Michael Kobler: Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde von 1254 November 10. In: Louis Carlen - Fritz Steinegger: Festschrift Nikolaus Grass zum 60. Geburtstag dargebracht von Fachgenossen, Freunden und Schülern (= Abendländische und deutsche Rechtsgeschichte. Geschichte und Recht der Kirche. Geschichte und Recht Österreichs. Bd. 1). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck / München, 1974. ISBN 3-7030-0010-4. S. 493-497
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 33f.
- ↑ vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 34f.
- ↑ vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 35f.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 35
- ↑ vgl. Karlmann Tangl: Die Grafen von Ortenburg in Kärnten. Zweite Abtheilung von 1256 bis 1343. In: Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen 36, 1866, S. 50
- ↑ vgl. Hermann Wießner: Die Kärntner Geschichtsquellen 1269-1286 (= Monumenta historica ducatus Carinthiae. Geschichtliche Denkmäler des Herzogthumes Kärnten. Teilband 5). Klagenfurt, 1956, S. 117ff.
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 35 und S. 37
- ↑ vgl. Walter Kleindel: Österreich Chronik. Daten zur Geschichte und Kultur. Ueberreuter, Wien / Heidelberg, 1978, S. 57
- ↑ vgl. Michael Kobler: Rechtsgeschichtliche Bemerkungen zur Meraner Teilungsurkunde, 1974, S. 493
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 39
- ↑ vgl. Wilhelm Baum: Die Grafen von Görz, 2000, S. 44
Anmerkungen
- ↑ Als Aribonen wird in der Forschungsliteratur eine "edelfreie" Familie bezeichnet, die zwischen 850 und 1100 im Stammesherzogtum Baiern in wichtigen Ämtern belegt ist.
- ↑ Die Sieghardinger gelten als eine der wichtigsten Familien des Adels des Stammesherzogtum Baiern. Urkundlich belegt sind sie etwa von der Mitte des 9. bis zu Beginn des 13. Jahrhunderts.
- ↑ Der Lurngau, manchmal auch als Grafschaft Lurn bezeichnet, war im 10. Jahrhundert ein Herrschaftsgebiet, welches in etwa das heutige Oberkärnten und Osttirol umfasste. Interessant ist, dass sich unter den Grafen von Lurn Mitglieder der Grafen von Grögling-Hirschberg finden. Aus dieser Familie stammte Gebhard von Hirschberg, der andere Schwiegersohn des Grafen Albert von Tirol.
- ↑ Engelbert (I.) war Pfalzgraf in Bayern, Vogt von Millstatt und im Besitz der Moosburg.
- ↑ Meinhard (I.) ist der erste der Familie, der auch als Graf von Görz erstmals urkundlich genannt wird. Er war Vogt von Aquileia.
- ↑ Bisher die einzige deutschsprachige wissenschaftliche Monographie zu den Grafen von Görz, quellenfundiert, aber in Bezug auf Sachlichkeit und Objektivität sind leider Abstriche zu machen.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Graf Albert (III.) von Tirol | Herrscher über die Grafschaft Tirol ca. 1253-1258 gemeinsam mit Graf Gebhard von Hirschberg | Graf Meinhard (II.) von Tirol zunächst gemeinsam mit Graf Albert (I.) von Görz |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Graf Engelbert (III.) von Görz | Herrscher über Teile des späteren Osttirols ca. 1220–1258 | Graf Meinhard (II.) von Tirol zunächst gemeinsam mit Graf Albert (I.) von Görz |
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Meinhard I. behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |
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