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Aktuelle Version vom 21. Juni 2022, 10:56 Uhr
Johann Witowec (* im 15. Jahrhundert, vermutlich im südlichen Böhmen; † um 1469, vermutlich im heutigen Kroatien), auch Hans von Witowec, Jan Witowec, Jan Vitovec de Gereben, Jan Vitovec ze Hrebene, Jan Vitovec Grebengradski oder Jan auf dem Seger[A 1], war ein böhmischer Adeliger, der als Söldnerführer in Teilen der heutigen Republik Österreich tätig war.
Herkunft und Familie
Johann Witowec stammte aus einer böhmischen Adelsfamilie. Verheiratet war er mit einer Schwester von Andreas (I.) von Weißpriach, dem Erbhofmeister der Grafschaft Tirol.[1] Aus dieser Ehe hatte er Kinder, darunter:
- Georg († nach 1488), zeichnete sich in den 1470er-Jahren im Kampf gegen die Osmanen aus.[2];
- Johann († um 1475, vermutlich als Gefangener der Osmanen) [3];
- Wilhelm († nach 1475)[4];
- eine Tochter ∞ mit Graf Johann von Montfort-Pfannberg, Sohn des Grafen Hermann (I.) von Montfort († 1435) (Linie Montfort(-Tettnang)-Bregenz) aus dessen Ehe mit Margarethe von Cilli († 1480).[4].
Durch seine Ehe war er der Schwager von Ulrich von Weißpriach, über diesen und Andreas außerdem mit dem Salzburger Erzbischof Burkkard verwandt.
Leben
Johann Witowec sammelte erste militärische Erfahrungen während der Hussitenkriege, so zum Beispiel in der Schlacht bei Lipan (1434). Nach der "Cillier Chronik" trat er um 1440 in den Dienst der Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli, für die er als ihr Feldhauptmann im "Gurker Bistumsstreit (Gurker Fehde)" gegen den späteren Kaiser Kaiser Friedrich III. kämpfte. 1440 eroberte er im Auftrag von Erzherzog Albrecht (VI.) von Österreich, der sich mit den Grafen von Cilli verbündet hatte, St. Veit an der Glan.[5] 1444 kämpfte er für Friedrich III.[A 2] gegen ungarische Adelige, die den polnischen König Wladislaw als ungarischen König unterstützten.[1] 1446 kämpfte er gegen den ungarischen Adeligen Johann Thalloczy, der im Gefecht bei Petrinja fiel. Bei diesem Gefecht soll Witowec ein Auge eingebüßt haben. Wenig später eroberte er die Burg Greben (Hrebene), mit der er von Graf Ulrich belehnte wurde und nach der er sich in der Folge benannte.[5]
Nach dem Tod des Grafen Ulrich von Cilli eroberte Witowec durch einen Überfall am 30. April 1457 vorübergehend die Stadt Cilli, wobei er Kanzleipersonal und Hofstaat des Kaisers, der sich dort aufhielt, gefangen nehmen ließ. Friedrich III. war jedoch gewarnt worden und hatte sich in die Veste Obercilli zurückgezogen. Wenig später wurde die Stadt Cilli von kaiserlichen Truppen zurückerobert.[A 3] Wenig später quittierte Witowec als "Gespan in den Windischen Landen" den Dienst bei König Ladislaus und trat in den Dienst des Kaisers über.[6] Nach dem Tod von König Ladislaus gehörte er zu jenen ungarischen Adligen, die Friedrich zum ungarischen König wählten.[1]
Johann Witowec kämpfte für Friedrich III. dann erfolgreich in der Görzer Fehde. Nach dem Frieden von Pusarnitz (25. Jänner 1460) wurde er am 21. März 1460 mit der Stadt Lienz und dem Schloss Bruck belehnt, das er wenig später an seinen Schwager Andreas von Weißpriach verkaufte.[1][7] Nach dem Vertrag von Wiener Neustadt bzw. Ödenburg (1463), mit dem Matthias Corvinus seine Anerkennung als ungarischer König von Friedrich III. erreichte, dürfte Johann Witowec den Dienst des Kaisers wieder verlassen haben. Seine Söhne waren später Anhänger des ungarischen Königs Matthias Corvinus.[8]
Ehrungen
1444 wurde Johann Witowec von den Grafen Friedrich und Ulrich von Cilli zum Banus von Kroatien erhoben.[5] Nach der ungarischen Königswahl wurde er von Kaiser Friedrich III. zum Freiherren von Sternberg erhoben, wobei ihm das Wappen der im Herzogtum Kärnten einst ansässigen Adelsfamilie Sternberg, die zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorben war, verlieh.[A 4].[1] 1460 wurde er mit seinen Söhnen Georg und Johann von Friedrich III. zum Grafen auf dem Seger erhoben.[9] Diese Erhebung wurde 1461 von König Matthias Corvinus bestätigt.[7]
Johann Witowec in Legende und Sage
In einer Sage um Errichtung der Kirche St. Maximilian in Cilli im Zusammenhang mit dem Krieg um das Cillier Erbe, ist Johann Witowec als Gegner von Kaiser Friedrich III. auf die Rolle des bösen Schurken und Verräters reduziert. Siehe Friedrich III. (HRR)#Friedrich III. in Legende und Sage
Literatur
- Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105-125
- Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, Bd. 1, S. 269 (Rezension)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 228
- ↑ vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 108f.
- ↑ vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 109
- ↑ 4,0 4,1 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 108
- ↑ 5,0 5,1 5,2 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105
- ↑ vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 52.
- ↑ 7,0 7,1 vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 107
- ↑ vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 229
- ↑ vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 229
Anmerkungen
- ↑ Weitere Namensformen: Als Vorname findet sich für ihn außer Johann auch Hans, Jan und Ivan, bei seinem Nachnamen außer Witowec oder Vitovec auch Wittowezc, Wittobecz, Bitovac und Bitovec.
- ↑ Er dürfte zu diesem Zeitpunkt weiterhin im Dienst der Grafen von Cilli gewesen sein, da es zwischen diesen und Friedrich III. 1443 zu einer (vorläufigen) Beilegung ihrer Konflikte gekommen war.
- ↑ Eine wissenschaftlich fundierte und sachliche Aufarbeitung dieser Geschehnisse ist zurzeit noch ausständig. Was den tatsächlichen Ablauf (Eroberung der Stadt und Veste Cilli, Eroberung und Plünderung der Stadt und Belagerung der Veste, Flucht des Kaisers oder Rückzug in die Veste), den zeitlichen Rahmen (2-9 Tage), die Bewertung von Witowecs Aktion (Verrat am Kaiser?) und die Frage, in wessen Auftrag (Witwe des Grafen Ulrich oder König Ladislaus) er handelte, betrifft, finden sich in der Sekundärliteratur widersprüchliche Angaben. Es entsteht der Eindruck, dass hier eine ganze Reihe von Geschehnissen durcheinander gebracht wurde, was vielleicht auf eine nicht wirklich aufgearbeitete Quellenlage zurückzuführen ist, vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 52 und Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 106
- ↑ Nach Ban-Mirnik soll noch Graf Ulrich von Cilli nach dem Tod seines Vaters Johann Witowec zum Freiherrn von Sternberg erhoben haben. Allerdings findet sich in seinem Aufsatz an anderer Stelle auch die Version, wonach Friedrich III. diese Erhebung durchgeführt hat, vgl. Herbert Ban - Ivan Mirnik: Die Münzen des Jan Vitovec de Gereben. In: Numismatische Zeitschrift 108/109, 2001 S. 105 und 106. Möglicherweise ist diese Ungereimtheit damit zu erklären, dass die Erhebung durch Graf Ulrich erfolgte und vom Kaiser später bestätigt wurde.
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