Alpe Valzifenz: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2023, 08:50 Uhr
Die Alpe Valzifenz (auch: Valzifenzalpe bzw. Alp Valzifenz) ist ein Sömmerungsgebiet mit Wirtschaftsgebäuden und sonstige Infrastruktur sowie Gastwirtschaftsbetrieb im Gemeindegebiet Sankt Gallenkirch, im Ortsteil Gargellen, im Montafon in Vorarlberg in Richtung Landesgrenze zur Schweiz. Am hinteren Ende der Alpe verläuft über das Schlappinerjoch ein alter Säumerweg (Via Valtellina).
Lage
Das Valzifenztal, in dem sich die Alpe Valzifenz befindet, beginnt unterhalb des Augstenberg und verläuft weitgehend von Süden nach Norden Richtung Gargellen. Beim Ortsteil Vergalda trifft das Valzifenztal auf das Vergaldatal (Vergaldental)[1] und endet hier. Ein erheblicher Teil des Alpgebiets grenzt an Graubünden (Schweiz) an. Die untere Valzifenzalpe ist rund 2500 Meter Luftlinie vom nördlich gelegenen Gargellen entfernt.
Wortbedeutung
Die Alpe wird 1423 im Urbarium der Grafschaft Sonnenberg als "Valzefennz" bezeichnet.[2] Die Bezeichnung Valzifenztal stammt aus dem Rätoromanischen und soll windiges Tal[3] oder kaltes Tal[4] bedeuten (unsichere Herleitung) und auf den hier teilweise stark auftretenden, sehr kalten Südwind zurückgehen, der das Tal durchfährt. Der Gegensatz dazu bildet das naheliegende "Vergaldatal", welches "warmes Tal" bedeute. Eine andere Namensdeutung geht davon aus, dass Valzivenztal "schlammiges Tal" bedeute.[5] Der Name Valzifenz findet sich in Vorarlberg nur im Zusammenhang mit diesem Tal (hier befindlich auch: Valzifenzalpe, Valzifenzturm, Valzifenzjoch, Valzifenzgrat).
Geschichte
Aufgrund von Artefakten (siehe Gitzistee) und einer Lanzenspitze (siehe: Geschichte des Valzifenztals) aus der Bronzezeit wird davon ausgegangen, dass die Alpe damals bereits genutzt wurde, zumindest für die Jagd. Die Alpe wird 1423 im Urbarium der Grafschaft Sonnenberg erwähnt und aus 1464 ist noch ein Alpbrief erhalten. Damals waren es 45 Alpgenossen, die mit Stimmenmehrheit der zwei Alpmeister wählten. Wer gegen den Alpbrief verstieß, musste eine Geldstrafe bezahlen. Im Montafoner Codex vom 20. Mai 1651 wird die Alpe als Melk- und Galtalpe bezeichnet und, dass diese den Untertanen in der Herrschaft Blumenegg auf Grundlage von Verträgen aus den Jahren 1411, 1447 und 1494 gehört. Diese Blumenegger haben in Gargellen den Spitznamen: „d‘ Schnapfa“.
1608 wurde der Alpbrief erneuert und konkretisiert (Siegelung am 11. Mai 1608). 1648 kam es zu Grenzstreitigkeiten mit der Alpgenossenschaft Gargellen (Alpe Gargella), die in einem Urteil des Märzengerichts in Bludenz durch Hans Adam Salamon, Untervogt und Richter der Stadt und Herrschaft Bludenz, am 30. Juli 1648 endete.[2][6][7][8] Auf Grundlage der „Kreyfeuerordnung für Bludenz und Sonnenberg“, 1652, ist bekannt, dass ein Signalfeuer auf der Alpe Valzifenz bestand, welches an das Signalfeuer auf der Alpe oder dem Maisäß Röbi weiterleitete und von dort über Gampabing und Platina nach Sankt Gallenkirch.[9]
Während des Zweiten Weltkriegs lagen die Alpen Valzifenz, Röbi und Rongg teilweise innerhalb der Vierkilometer-Verbotszone, in der ausschließlich sich berechtigte Personen, inkl. der in der Landwirtschaft tätigen, sich temporär aufhalten durften.[10]
Verkehr
Am hinteren Ende des Alpgebiets befindet sich das Schlappinerjoch. Es ist dies ein sehr alter Verbindungspass zwischen dem Alpenrheintal/Walgau und der Schweiz bzw. Italien. Über die Erhaltung des Weges kam es immer wieder zu Streitigkeiten. Die Anrainer wollten den Weg auf eigene Kosten nicht immer wieder in Stand setzen. Der längste Rechtsstreit deswegen dauerte von 1667 bis 1699 (32 Jahre).[11]
Heute führt durch das Valzifenztal der Wanderweg Via Valtellina auf diesen alten Säumerspuren von Gargellen über das Schlappinerjoch nach Klosters in der Schweiz und bis nach Tirano (Italien).
Alpe
Allgemein
Die Alpe Valzifenz hat eine Gesamtfläche von 1396 ha und liegt zwischen 1490 m ü. A. und 2460 m ü. A. Die Weidefläche beträgt 302 ha (202 Weiderechte) und die Alpe wird jährlich mit etwa 250 Stück Jungvieh besetzt. Die Gemeinde Bludesch ist der größte Weidebesitzer der Alpe. Aus der ehemaligen Alpinteressenschaft wurde 2006 die „Agrargemeinschaft Valzifenz“.[12][2]
Die obere Valzifenzalpe (Obere Stafel auf 1883 m ü. A.) ist aufgegeben.
Am Anfang der Alpe Valzifenz liegt die Madrisahütte, eine unbewirtschaftete Schutzhütte der Sektion Karlsruhe des deutschen Alpenvereins.
Schneeflucht
Die Alpe Valzifenz hat nur eine sehr hochgelegene und relativ kleine Schneefluchtweide. 1869 und 1905 musste diese bereits sehr früh in Anspruch genommen werden und die gealpten Tiere mussten schon im Juli wieder nach Bludesch zurück getrieben werden.
Gewässer und Geologie
Gewässer
Durch das Valzifenztal verläuft der Valzifenzbach mit einer Länge von rund 7 km, der seinen Ursprung beim Großen See (ca. 2330 m ü. A.) unterhalb des Augstenbergs (3230 m ü. A.) hat und die Alpe versorgt.
1964 wurde die Überleitung des Valzifenz-, Vergaldner- und Garnerabaches in den Speicher Vermunt der Vorarlberger Illwerke in den Speicher Vermunt in Betrieb genommen. Deswegen führt der Valzifenzbach nur noch eine geringe Restwassermenge.
Der mittlerer Jahresniederschlag im Bereich der Alpe Valzifenz liegt bei 1450 mm[13].
Sagen
Über das Valifenztal gibt es eine Sage mit dem Valzifenzer Wieble, welches Schweine hütete.[14][15] Ebenfalls soll nach der Alpsaison am Tag der Kreuzerhöhung in der Alpe Valzifenz ein Butz sein Unwesen treiben.[16], dem teilweise ähnliche Verhaltensweisen zugeschrieben wurden, wie dem Valzifenzer Wieble.
Literatur
- Werner Vogt: Die Alpe Valzifenz, Bludesch 2013, Agrargemeinschaft Valzifenz.
- Marion Ebster, Edith Hessenberger, Michael Kasper u.a.: Röbi und Rongg - Beiträge zum Maisäß- und Alpwesen in Gargellen, in Montafoner Schriftenreihe 22, Schruns 2009, Verlag Montafoner Museen Heimatschutzverein Montafon, ISBN: 978-3-902225-35-1 (online).
Weblinks
Alpe Valzifenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Anmerkungen
- ↑ Warmes Tal (gemäß: Vorarlberg, Panico Alpinverlag, S. 180).
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Gemeinde St. Gallenkirch (Hrsg.): Heimatbuch St. Gallenkirch – Gortipohl – Gargellen, St. Gallenkirch 1988, Eigenverlag, ISBN 3-85430-101-4, S. 130f.
- ↑ Das Tal der Winde (Version vom 3. September 2018 im Internet Archive), Gemeinde Bludesch, zuletzt abgerufen am 25. September 2017.
- ↑ Vorarlberg, Panico Alpinverlag, S. 180.
- ↑ Gemeinde St. Gallenkirch (Hrsg.): Heimatbuch St. Gallenkirch – Gortipohl – Gargellen, St. Gallenkirch 1988, Eigenverlag, ISBN 3-85430-101-4, S. 242.
- ↑ Das Tal der Winde (Version vom 3. September 2018 im Internet Archive), Gemeinde Bludesch, zuletzt abgerufen am 25. September 2017.
- ↑ Urkunden zu Valzifenz im Vorarlberger Landesarchiv. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research, abgerufen am 1. Jänner 1900.
- ↑ Urkunde: Valzifenz, Alpe 619. In: Monasterium.net. ICARUS – International Centre for Archival Research, abgerufen am 1. Jänner 1900.
- ↑ Marion Ebster, Edith Hessenberger, Michael Kasper u.a.: Röbi und Rongg - Beiträge zum Maisäß- und Alpwesen in Gargellen, S. 32.
- ↑ Marion Ebster, Edith Hessenberger, Michael Kasper u.a.: Röbi und Rongg - Beiträge zum Maisäß- und Alpwesen in Gargellen, S. 99.
- ↑ Gemeinde St. Gallenkirch (Hrsg.): Heimatbuch St. Gallenkirch – Gortipohl – Gargellen, St. Gallenkirch 1988, Eigenverlag, ISBN 3-85430-101-4, S. 97 ff, 131.
- ↑ Das Tal der Winde (Version vom 3. September 2018 im Internet Archive), Gemeinde Bludesch, zuletzt abgerufen am 25. September 2017.
- ↑ Alois Kieser, Gewässerkundliche Grundlagen der Anlagen und Projekte der Vorarlberger Illwerke Aktiengesellschaft, Bregenz, S. 3.
- ↑ Das Valzifenzer Wieble, Sagen.at.
- ↑ Christian Hauser: Das Valcifenzer Weiblein auf Besuch aus, Alemannia, Bonn 1892, Verlag: P. Hanstein, Band XIX, S. 44–45.
- ↑ Franz Josef Vonbun, Beiträge zur deutschen Mythologie, Chur 1862, S. 75 f.
46.9493179.911944Koordinaten: 46° 56′ 58″ N, 9° 54′ 43″ O