Thusnelda Wolkenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Thusnelda Wolkenstein''' (geborene ''Kolbinger'', * [[5. März]] [[1888]] in [[Wien]]; † [[30. August]] [[1983]] ebenda) war eine als Mann eingerückte Frontsoldatin im ersten Weltkrieg und spätere Lebensretterin in der NS-Zeit.
'''Thusnelda Wolkenstein''' (geborene ''Kolbinger'', * [[5. März]] [[1888]] in [[Wien]]; † [[30. August]] [[1983]] ebenda) war eine als Mann eingerückte Frontsoldatin im [[w:Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] und spätere Lebensretterin in der NS-Zeit.


== Leben ==
== Leben ==

Version vom 6. November 2024, 13:22 Uhr

Thusnelda Wolkenstein (geborene Kolbinger, * 5. März 1888 in Wien; † 30. August 1983 ebenda) war eine als Mann eingerückte Frontsoldatin im Ersten Weltkrieg und spätere Lebensretterin in der NS-Zeit.

Leben

Thusnelda Kolbinger, die Tochter des Bürgerschullehrers Laurenz Leopold Josef Kolbinger und seiner Frau Franziska, geborene Stelzer war schon in ihrer Jugend sehr Kunstinteressiert. Die Unterstützung durch die Verwandtschaft ermöglichte Nelly, wie sie genannt wurde eine Ausbildung zur Operettensängerin. Sie trat als Sängerin unter dem Künstlernamen Nelly Niels in kleineren Etablissements, wie in Baden, Graz, Linz oder Teplitz-Schönau in Böhmen auf. Auf einer ihrer Tourneen in den Jahren 1908 oder 1909 dürfte sie durch ihren Onkel, der Oberst in Bunzlau bei Prag war, auch Erzherzog Karl, dem späteren Kaiser kennen.

Im Jahr 1908 verlobte sie sich mit einem Offizier. Um diesen heiraten zu dürfen, musste allerdings eine beträchtliche Kaution bezahlt werden. An dieser wollte sich allerdings ihr zukünftiger Mann nicht beteiligen. So ersuchte sie bei Kriegsausbruch im Jahr 1914 erzherzog Karl um Hilfe, der sie im Gegnzug zur Sanität als Krankenschwester an der Front gewinnen wollte und ihr damit die Kaution erlassen würde.

Sie sah allerdings im Sanitätsdienst nicht ihre Zukunft und wollte als gute Reiterin Frontsoldatin kämpfen. Sie meldete sich mit einem irrtümlich an ihren toten Bruder zugestellten Einberufungsbefehl als Mann verkleidet zum Dienst. Ihre Einsatztätigkeit war als Meldereiterin in Czortków in Galizien, in der heutigen Ukraine als Tschortkiw. Schon in der Schlacht von Lemberg im September 1914 wurde sie erstmals durch einen Messerstich im Rücken verwundet und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Der behandelnde Arzt behielt aber Stillschweigen über ihr Geschlecht. Nach der Rückeroberung Lembergs durch General August von Mackensen kam sie wieder frei und diente weiter als Meldereiterin und Kurierin und brachte es bis zum Rang eines Fähnrichs. Im Jahr 1916 erhielt sie auch das Ehrenzeichen II. Klasse vom Roten Kreuze mit der Kriegsdekoration. Sie wurde später noch einmal verletzt. Nach neuerlicher Gefangenschaft in Rumänien kam sie erst 1919 nach einer Flucht, als Krankenschwester getarnt, wieder nach Hause.

Ihr Verlobter war in der Zwischenzeit arbeitslos geworden und wollte dass sie wieder mit Gesang den Unterhalt verdient und er als Manager auftritt. Das lehnte sie jedoch ab.

In einem Soldatencafé lernte sie den um 16 Jahre älteren jüdischen Kaufmann Siegfried Wolkenstein kennen. Er besaß die Steinnuss- und Hornknopffabrik & Co. im oberösterreichischen Wimsbach bei Lambach (heute Gemeinde Bad Wimsbach-Neydharting). Sie heirateten 1920 standesamtlich. 1921 bekamen sie eine Tochter.Sie, katholisch erzogen, er jüdisch kam bei der Landbevölkerung nicht gut an. So erwirkte sie beim Bischof eine Dispens kirchlich heiraten zu dürfen, die sie auch bekamen und so auch kirchlich geheiratet haben. 1927 trat Wolkenstein auch bei der IKG aus.

Nach dem Anschluss im Jahr 1938 gerät die Familie rasch in Beobachtung der Nationalisten. Speziell der Welser Bürgermeister Leo Sturma, ein glühender Nazi, ließ sie ausspionieren, bis sie schließlich gezwungen wurde, nach Wien in eine kleine Wohnung zu ziehen und Wolkeinsteins Unternehmen arisiert wurde. Siegfried Wolkenstein war zu dieser Zeit schon schwer herzkrank, während Thusnelda sich stark engagierte um die Familie zu schützen. So berief sie sich auf ihren Kriegseinsatz unter Mackensen und sammlete in der Uniform des NS-Reichskriegerbunds Spenden. NIe Parteimitglied, trug sie bei ihren Aktionen ein geschenktes Parteiabzeichen. Erfolgreich war sie dabei, dass ihr Ehemann keinen Judenstern tragen musste. So überlebte er die NS-Zeit im Gegensatz zu seinen Eltern, die im KZ ermordet wurden.

Er starb im Jahr 1951. Die Witwe lebte zurückgezogen mit ihrer Tochter in bescheidenen Verhältnissen. Sie starb am 30. August 1983 in Wien.


Nach Siegfrieds Tod am 12. August 1951 lebte Wolkenstein zurückgezogen in bescheidenen Verhältnissen im Haushalt ihrer Tochter. Sie starb am 30. August 1983 in Wien-Währing.

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