Hans Wührer
Hans Wührer (* 28. Jänner 1943 in Losenstein) ist ein oberösterreichischer römisch-katholischer Priester.
Leben und Wirken
Hans Wührer wurde als fünftes von elf Kindern einer Bergbauernfamilie geboren, deren Armut durch den frühen Tod des Vaters mit 48 Jahren verschärft wurde. Nach vier Jahren Volksschule kam Wührer auf Vorschlag des örtlichen Pfarrers als Zehnjähriger ins Bischöfliche Knabenseminar Petrinum nach Linz, wo er das 1961 maturierte. Anschließend nahm er ein Studium der Katholischen Theologie an der Philosophisch-theologischen Lehranstalt Linz auf, die zugleich Priesterseminar ist.
Im Jahre 1966 wurde Wührer zum römisch-katholischen Priester geweiht und trat seine erste Kaplansstelle in Schwertberg an, dem Ort mit den meisten Industrie-Arbeitsplätzen im Mühlviertel. Von Anfang an arbeitete er in der Katholischen ArbeiterInnenjugend (KAJ) auf Pfarr-, Bezirks- und Diözesanebene mit. Wührer absolvierte auch ein Betriebspraktikum. Ab diesem Zeitpunkt hatte er großes Interesse an Arbeiter- und Betriebspastoral. Auch seine zweite Kaplansstelle in Steyr-Ennsleite hatte wieder den Schwerpunkt arbeitende Jugend und w:Religionsunterricht in Berufsschulen. 1971 nahm Wührer als Delegierter an der oberösterreichischen Diözesansynode teil (als gewählter Vertreter der Kapläne im diözesanen Priesterrat). Im Jahr 1972 war er Gründungs- und seither Vorstandsmitglied der „Aktion Kritisches Christentum“.
Von 1973 bis 1983 arbeitete Hans Wührer als Pfarrer in Franking und Haigermoos, zwei Kleinpfarren im Innviertel (im westlichen Oberösterreich an der Grenze zu Bayern). Von dort aus ging er zu einem weiteren Studium der Psychologie in Salzburg mit Ausbildungen in Gesprächstherapie und Eheberatung. Von 1983 bis 2000 war Wührer Betriebsseelsorger (Werkspfarrer) im größten österreichischen Industriebetrieb, der VOEST-Alpine Linz mit mehreren Arbeitseinsätzen. Im Sommer 1984 nahm er an der Nicaragua-Arbeitsbrigade „Februar 1934“ teil. In den 1990er Jahren war Wührer Sprecher der Bürgerinitiative Verteidigung der Verstaatlichten und Gemeinwirtschaft in Oberösterreich. Auf gesamtösterreichischer Ebene unterstützte er u. a. die Friedensbewegung und das Sozialstaatsvolksbegehren. So veröffentlichte er am Hiroshima-Tag 1999 eine Grußbotschaft seitens der VOEST-Betriebsgemeinde[1]
Von 2000 bis 2008 war Wührer als Pfarrer in Reichenau im Mühlkreis tätig. Neben der Pfarr-Arbeit war er auch Geistlicher Assistent der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung der Diözese Linz und arbeitete am Aufbau der Notfallseelsorge in Oberösterreich mit. Das Hauptanliegen der Beratenden beschreibt Hans Wührer vor allem so: „Ernst nehmen und zuhören.“[2]
Seit September 2008 befindet er sich im Ruhestand und lebt in Linz. Er wurde im Juni 2010 zum Vorsitzenden von "Welthaus Linz", der entwicklungspolitischen Plattform der Diözese Linz gewählt. Bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Pfarrer-Dienst ging Wührer „frustriert und enttäuscht“ - wie eine Zeitung schrieb - in Pension. Er beklagte die gegenwärtige „Wiedererweckung des Klerikalismus“ indem z. B. Laien die Gemeindeleitung weggenommen wird. Wührer sagte in einem Interview:
„Zum einen tut die Kirche so, als gäbe es den Personalmangel, der überall zu sehen ist, nicht. Und dann ist das ein Rückfall in Urzeiten. Es gab doch das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem vom Priestertum aller Gläubigen die Rede war. Der Klerikalismus kommt offenbar wieder total zurück, und das nicht erst seit gestern. Mir fällt in dem Zusammenhang nur der Begriff Rassismus ein: so, als ob es zweierlei Menschen gäbe, werden die Geweihten für mehr wert gehalten als die Nicht-Geweihten. Deshalb dürfen Nicht-Priester nicht mehr taufen und sollen keine Gemeinden mehr leiten dürfen.“
Wührer hat in den 1970er und 1980er Jahren an mehreren Tagungen der Berliner Konferenz Europäischer Katholiken sowie der Christlichen Friedenskonferenz teilgenommen, darunter an der VI. Allchristlichen Friedensversammlung in Prag 1985.