Claudia de’ Medici
Erzherzogin Claudia von Österreich (* 4. Juni 1604, in Florenz, damals Großherzogtum Toskana; † 25. Dezember 1648, in Innsbruck, damals Grafschaft Tirol), besser bekannt als Claudia de Medici, war durch Heirat eine Erzherzogin von Österreich (Habsburgerin) und übte die Herrschaft über Teile des heutigen Landes Österreich aus. Sie zählt zu den wenigen Frauen der Habsburger-Dynastie, welche als Herrscherin hervorgetreten sind.
Herkunft und Familie
Claudia von Medici war eine Tochter des von Großherzogin Ferdinand (I.) von Toskana aus dessen Ehe mit Christine von Lothringen. Sie war zweimal verheiratet und hatte aus beiden Ehen Kinder.[1]
- ∞ in 1. Ehe seit 1621 mit Herzog Federico Ubaldo von Urbino († 1623)
- Vittoria della Rovere († 1694)
- ∞ in 2. Ehe 1626 mit Erzherzog Leopold (V.) von Österreich († 1632), dem jüngeren Bruder von Kaiser Ferdinand II.
- Maria Eleonora, Erzherzogin von Österreich († 1629 als Kind)[1]
- Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich, Herrscher über die "oberösterreichischen Lande" († 1662)[1]
- Erzherzogin Isabella Clara von Österreich († 1685)
- ∞ mit Herzog Carlo (III.) von Mantua († 1665)
- Erzherzog Sigismund Franz von Österreich († 1665), seit 1662 Herrscher über die "oberösterreichischen Lande", mit ihm endet die "jüngere" Tiroler Linie der Habsburger im "Mannesstamm"[1]
- Erzherzogin Maria Leopoldine von Österreich († 1649)[1]
- ∞ mit Kaiser Ferdinand III. († 1657)
Herrschaften
Nach dem Tod von Erzherzog Leopold übte Erzherzogin Claudia Österreich 1632-1646 als Regentin für ihren ältesten Sohn die Herrschaft über die "oberösterreichischen" Lande aus, deren Zentrum damals die Grafschaft Tirol bildete. Obwohl sie offiziell nur die Mitregentin von Kaiser Ferdinand II. und nach dessen Tod von Kaiser Ferdinand III. war, war sie in diesen Jahren die eigentliche Herrscherin. Sie wurde von einem fünfköpfigen Ratsgremium unterstützt, dem Wilhelm Biener († 1651) als ihr Hofkanzler und wichtigster Ratgeber angehörte.[1]
Ihre Regentschaft fiel in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, welchen sie nutzte, um in der Reichslandschaft Schwaben weitere wichtige Herrschaften zu gewinnen, und so eine Landbrücke zwischen den dortigen Besitzungen der Habsburger zu schaffen. Im Westfälischen Frieden (1648) fielen diese Herrschaften jedoch an die Herzöge von Württemberg.
Es gelang ihr, zumindest die Grafschaft Tirol und so auch das heutige Bundesland Tirol, von den Kriegswirren frei zu halten. Dort ließ sie mit Blick auf die ständige Bedrohung durch den Krieg wichtige Festungen wie Kufstein verstärken und setzte außerdem eine Reform der Tiroler Landesverteidigungsordnung durch.[2] Als Landesfürstin förderte sie trotz des Krieges auch den Handel und die Kunst.[3]
Erinnerungsstätten an Erzherzogin Claudia im Bundesland Tirol
- Innsbruck: In Innsbruck gründete die Erzherzogin 1629/30 gemeinsam mit ihrem Ehemann Leopold das erste feste Hof-Theater- und Opernhaus. 1640 beendete sie den noch von Leopold begonnenen Bau der Innsbrucker. 1645 ließ sie für die Justizbehörde im Alten Regierungsgebäudes den "Claudiasaal" schaffen, weswegen das Gebäude im Volksmund bis heute die "Claudiana" genannt wird. Eine Erinnerung an sie finde sich in der Innsbrucker "Mariahilfkirche".[3] Nach ihr wurden in Innsbruck auch die Claudiastraße und der Claudiaplatz benannt. Auf Schloss Ambras ist ein Gemälde des Malers Lorenzo Lippi († 1665), das sie als Heilige Christine von Bolsena zeigt, Teil der Dauerausstellung.
- Reutte: Um 1639 ließ die Erzherzogin zum Schutz der Feste Ehrenberg in Reutte das Fort Claudia, das nach ihr benannt ist, errichten.
- Scharnitz: Die Erzherzogin ließ in Scharnitz um 1632 eine Talsperre, die Porta Claudia erbauen, welche nach ihr benannt ist.
Erzherzogin Claudia in Belletristik und Literatur
- Hermann Schmid: Der Kanzler von Tirol, historischer Roman, 3 Bde. (publ. 1863)
- Josef Wenter: Der Kanzler von Tirol. Schauspiel in 5 Akten und einem Epilog (Bühnenmanuskript nach dem Roman von Hermann Schmid, publ. 1934)
Erzherzogin Claudia in Legende und Sage
Der Erzherzogin wurde später eine (platonische) Liebesbeziehung zu ihrem Mitarbeiter Wilhelm Biener angedichtet, die Eingang in die Literatur fand. Das Motiv einer fiktiven Liebesbeziehung zwischen einer Herrscherin und ihrem Ratgeber wird allerdings auch anderen Frauen unterstellt und dürfte seinen Ursprung in einem Vorurteil gegen politisch tätige Frauen haben. Das bekanntes Beispiel sind Anna von Österreich, die Mutter des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV., und der Kardinal Mazarin.
Literatur
- Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Carl Ueberreuter, Wien, 1988, S. 72f.[A 1]
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ In Details nicht mehr ganz aktuell, aber als Einführung und Erstinformation noch immer gut geeignet. Eine weitere und spätere, inhaltlich aber nicht aktualisierte Ausgabe ist 2001 bei Amalthea Signum erschienen: Brigitte Hamann (Hrsg.): Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Verlag Amalthea Signum, Wien, 2001. ISBN 978-3850024457. Neuere aktualisierte Auflagen existieren nur als EBook.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Erzherzog Leopold (V.) von Österreich | Statthalter der Grafschaft Tirol 1632-1646 (als Regentin) | Erzherzog Ferdinand Karl von Österreich |
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Claudia de’ Medici behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |