Burgruine Hinterhaus

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Die Burgruine Hinterhaus heute

Die Burgruine Hinterhaus ist eine in der Wachau gelegene frühere Höhenburg. Wie auch die in der Nähe gelegene Burgruine Aggstein zählte sie zu jenen Burgen im heutigen Niederösterreich, die im Mittelalter zeitweise Lehen des Herzogtums Baiern[A 1] waren.

Lage

Die Burgruine Hinterhaus ist Teil der Marktgemeinde Spitz. Die Burgruine erhebt sich über dem südwestliche Ende des Marktes gegenüber dem Tausendeimerberg an jener Stelle, wo der Spitzerbach in die Donau mündet.[1]

Das Bauwerk

Die Burgruine war ursprünglich eine der Burgen, welche im Mittelalter als Befestigungen für die Strecke von Spitz nach Zwettl erbaut worden waren. Sie sicherte auf dieser damals wichtigen Verkehrsroute den Abschnitt im Bereich Spitzerbach-Donau. Ursprunglich romanisch wurde die Feste Hinterhaus besonders im 15. Jahrhundert ausgebaut. Als Ruine ist sie relativ gut erhalten.[1]

Historische Eckdaten

Die frühere Feste Hinterhaus befindet sich in jenem Gebiet zwischen Donau, Jauerling und Gföhler Wald, das im Mittelalter Grie genannt wurde. Die Ursprünge liegen im Dunkeln. Nach den Urkunden gehörte das Gebiet Grie seit dem 9. Jahrhundert dem niederbairischen Kloster Niederaltaich, als dessen Lehensnehmer die Ebersberger, Geroldonen und im 12. Jh. die Formbacher belegt sind. Möglicherweise waren diese auch die Erbauer der Feste Hinterhaus, das 1243 in einem Lehenbericht des Klosters Niederaltaich erstmals als "Burg auf dem Berg" ("castrum Spitz in monte") genannt ist. Aus dem Besitz des Klosters Niederaltaich soll die Feste Hinterhaus etwa um diese Zeit in Besitz des Herzogtums Baiern gelangt sein, welche sie an die Kuenringer verliehen.[2] Diese übertrugen sie als "Afterlehen" 1256 an den Ritter Arnold von Spitz. Die Feste Hinterhaus blieb bis 1504 ein landesfürstliches Lehen des Herzogtums Baiern beziehungsweise des späteren bairischen Teilherzogtums Baiern-Landshut und dürfte bis 1355 den Kuenringer gehört haben.[1] Danach soll die Feste zusammen mit der Herrschaft Spitz an die Familie der Wallseer und danach seit 1385 an die Maissauer verpfändet gewesen sein.[2]

1409 wurde die Feste Hinterhaus erstmals zerstört, ein Wiederaufbau erfolgte erst einige Jahrzehnte später[A 2].[1] Seit 1438 wurde die Feste von "Pflegern"[A 3] verwaltet[A 4] 1463 wurde die Feste Niederhaus durch die Söldner von Pankraz von Planckenstein vergeblich belagert. 1493 soll sie von ungarischen Truppen eingenommen worden sein.[2]

Nachdem die Feste Hinterhaus 1504 in den Besitz des Herzogtums Österreich unter der Enns gekommen war, hatte sie verschiedene Besitzer. Bereits im 16. Jahrhundert begann sie zu verfallen. Gleichzeitig aber diente sie weiterhin als Bollwerk, wegen der Osmanischen Bedrohung wurde ihr Eingang sogar noch durch den Bau zweier Rundtürme verstärkt. Erst durch die Napoleonischen Kriege der Jahre 1805 und 1809 wurde Hinterhaus endgültig eine Ruine. 1970 kam sie in den Besitz der Gemeinde Spitz.[1]

Die Burgruine Hinterhaus in Sage und Legende

Die Teufelsmauer bei Spitz gilt heute als Naturdenkmal.

Bei Spitz werden die Berge durch eine kahle, steinige Stelle unterbrochen, die in der Sage als Rest einer sogenannten Teufelsmauer gilt. In den "Teufelsmauer-Sagen" geht es gewöhnlich darum, dass sich der Teufel verpflichtet, innerhalb einer bestimmten Frist eine Steinmauer zu erbauen. Als es ihm nicht gelingt, dies innerhalb der Frist zu schaffen, zerstört er sie, wobei sich das eine oder andere Reststück erhalten haben soll. Die Teufelsmauer von Spitz wird gewöhnlich mit der Kirche St. Johann im Mauertale verknüpft. Die Sage existiert in mehreren Versionen, die zum Teil wesentlich ausgestaltet und mit weiteren Motiven bereichert wurden.

Die Teufelsmauer bei Spitz

Die Tochter des Grafen von Peilstein wird von zwei Rittern, dem Herren von Hinterhaus und dem Herren von Aggstein, umworben. Ein Turnier soll entscheiden, wer sie heiraten darf. Auf diesem wird der Hinterhauser vom Aggsteiner aus dem Sattel gehoben. Dieser will sich daraufhin das Leben nehmen, wird aber vom Teufel davon abgehalten, der ihm anbietet, mit einer Mauer die Donau zu sperren. Das dadurch entstehende Hochwasser soll die Burg Aggsteiner überfluten und den Tod des Aggsteiners verursachen, worauf der Hinterhauser dessen Braut doch noch heimführen könnte. Der Mordplan scheitert jedoch, da es dem Teufel nicht gelingt, die Mauer bis zum ersten Hahnenschrei fertig zu kriegen. Daraufhin bereut der Hinterhauser, dass er sich auf diesen Plan eingelassen hat, unternimmt als Buße eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und tritt danach als Mönch ins Kloster Schönbichl ein.[3] Diese Version der Sage verknüpft den Bau der Teufelsmauer mit einem Konkurrenzkampf um die Hand einer Grafentochter und den Sagen um den Hahn auf der Kirche St. Johann im Mauertale (heute Teil der Gemeinde Rossatz-Arnsdorf).

Siehe auch: Kategorie:Sage aus Niederösterreich

Literatur

  • Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen. Burgruinen in Niederösterreich. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten / Wien, 1999. ISBN 3-85326-114-0

Weblinks

 Burgruine Hinterhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 118
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. [Ruine Hinterhaus, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 18. Juli 2020
  3. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 118f.

Anmerkungen

  1. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  2. Laut Burgen-Austria.AT nahm Herzog Ernst von Baiern-München († 1438) 1438 die Burg Hinterhaus von Otto (IV.) von Maissau wieder zurück, worauf sie wieder aufgebaut wurde, vgl. [Ruine Hinterhaus, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 18. Juli 2020. Die Information wirkt etwas merkwürdig, da der Maissauer um 1430 einen großen Teil seiner Besitzungen an den Landesfürsten Albrecht (V.) von Österreich verloren hatte. Zu diesem Besitzungen gehörte die Burg Aggstein, die er als Lehen des Herzogtums Baiern besessen hatte. Da Albrecht offensichtlich diese Gelegenheit nutzte, um Aggstein zu einem Besitztum des Herzogtums Österreich zu machen, stellt sich zumindest die Frage, warum er das mit Hinterhaus-Spitz nicht auch versucht hat. Dazu kommt noch, dass die Zerstörung im Jahr 1409 durch die Habsburger erfolgt sein dürfte. Es wäre daher zu überlegen, ob sich die Wittelsbacher nicht Hinterhaus-Spitz 1438 von den Habsburger zurückgeholt haben. Eine weitere Frage wäre, ob es tatsächlich die Linie der Münchner war oder nicht doch die Landshuter.
  3. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Burgen bedeutet die Verwaltung einer Burg. Der Burgpfleger war für diese Burg und die dazugehörige Herrschaft, zuständig, er hatte aber, im Unterschied zu einer Belehnung oder Verpfändung, keine Besitzrechte an dieser.
  4. Laut Burgen-Austria.AT wurde die Feste Hinterhaus um 1440 an die Familie der Neidegger vergeben, vgl. [Ruine Hinterhaus, Burgen-Austria.COM, abgerufen am 18. Juli 2020. Natürlich ist vorstellbar, dass die auf der Burg Niederranna im benachbarten Mühldorf ansässigen Neidegger damals die Pflege der Feste Hinterhaus beziehungsweise von Spitz übernahmen oder diese als Lehen oder Pfand besaßen. Allerdings kann auch eine Verwechslung der Burgen Niederranna und Hinterhaus nicht völlig ausgeschlossen werden. Diese Information von Burgen-Austria.AT sollte vorsichtshalber doch auf ihre Zuverlässigkeit wissenschaftlich überprüft werden.
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