Kinderlähmung in Österreich

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Darstellung eines Poliokranken, Ägypten 18. Dynastie

Die Kinderlähmung (lat. Poliomyelitis) ist eine Erkrankung, die weltweit noch nicht als ausgerottet gilt, aber im Jahr 1973 in Österreich ihr letztes Todesopfer forderte.

Krankheit

Die Krankheit wird schon seit Jahrtausenden aufgrund von alten ägyptischen Zeichnungen vermutet. Beschrieben wurde sie erstmals vom britischen Arzt Michael Underwood im Jahr 1789. Aber erst um 1840 gab es erste Theorien, dass die Kinderlähmung ansteckend sei. Schließlich wurde von den österreichischen Ärzten Karl Landsteiner und Erwin Popper die These aufgestellt, das es sich um eine Viruserkrankung handeln sollte. Aber erst 1948 gelang es dem amerikanischen Virologen Thomas Weller und dem ebenfalls amerikanischen Kinderarzt Frederick Robbins den Poliovirus in Zellkulturen zu züchten, wofür sie auch den Nobelpreis im Jahr 1954 erhielten.

Impfmöglichkeit

Einen ersten Polioimpfstoff entwickelte 1955 der amerikanische Arzt Jonas Salk mit inaktivierte Poliovakzine, der injiziert wurde. Im Jahr 1955 erkrankten in den USA Tausende Kinder infolge einer nicht ausreichend evaluierte, verunreinigte Charge des Salkimpfstoffes. Es fanden bei dem als Cutter-Vorfall bezeichneten Unglück auch 10 Kinder den Tod.

Der amerikanische Kolllege von Salk Albert Sabin (IPV) entwickelte sechs Jahre später Albert Sabin einen Impfstoff zum Einnehmen mit Lebendvakzinen (OPV). Die klinische Testung dieses Impfstoffes find ab 1956 an Kindern in der Sowjetunion statt. Nach dieser erfolgreichen Versuchsreihe war Österreich das erste westliche Land, das diesen Impfstoff zuließ.[1]

Die World Health Assembly, die Vollversammlung der WHO, beschloss die Ausrottung von Polio mit dem Jahr 2000 als Ziel. Um das Ziel im Auge zu behalten wurde 1990 das Global Polio Laboratory Network gegründet.

Allerdings wurde das Ziel einer Ausrottung im Jahr 2000 nicht erreicht. Für Europa gibt die WHO das Jahr 2002 als Virenfrei an.[2] Im Jahr 2014 wurden bereits wieder abnormale Fallzahlen weltweit beobachtet. Auch in Ländern, wo das Virus als ausgerottet galt, traten wieder Krankheitsfälle durch Re-Import auf.

Lage in Österreich

Die Kinderlähmung hat sich in Österreich in früheren Jahren nicht sehr stark ausgebreitet. Allerdings erhöhte sich die Anzahl der Erkrankten im Nachkriegsjahr 1947 auf 3.508 Personen, vor allem Kinder. Die Krankheit forderte 315 Tote und viele Opfer mit bleibenden Lähmungen. In den Jahren 1946 bis 1961 erkrankten 13.000 Kinder, von denen 1.500 straben.[3]

Im Jahr 1958 war der Impfstoff von Salk verfügbar. Ab dem Jahr 1961 wurden kostenlose Massenimpfaktionen mit Impstoff von Sabin begonnen - die Älteren erinnern sich an die Impfung mit dem Stück Zucker,

Im Jahr 1980, alo etwa 20 Jahre nach Impfbeginn, gab es den letzten Erkrankten. Seit Impfbeginn waren sechs Tote zu beklagen.[3]Das letzte Todesopfer war 1973 zu beklagen. Ab dem Jahr 1996 wurde die Impfung von OPV auf die IPV umgestellt, seit 1999 auch bei Säugliingen. Seit 2001 wird die OPV-Schluckimpfung nicht mehr eingesetzt.

Anekdoten

In die Medien schafften es die Erlebnis zweier älterer Frauen, die aus der Innsbrucker Klinik geheilt im Rahmen der Corona-Krise entlassen wurden. Sie lagen in einem gemeinsamen Zimmer, ähnlich wie im Jahr 1950, wo die beiden, die während der 70 Jahre keinen Kontakt hatten, bereits als Mädchen im gemeinsamen Zimmer des Spitals mit Kinderlähmung lagen und trotz dem Mangel an Impung auch damals gesund entlassen werden konnten.[4]

Literatur

  • Poliomyelitis in der Österreichischen Ärztezeitung von 25. November 2014, (Online-PDF)

Einzelnachweise

  1. Österreichs Impfgeschichte: Zwischen Kirche, Kant und Kaiserin auf ORF vom 19. Februar 2021 abgerufen am 19. Febraur 2021
  2. Kinderlähmung am Portal der AGES vom 3. Februar 2020 abgerufen am 2. April 2020
  3. 3,0 3,1 50 Jahre Polio-Schluckimpfung auf ORF-Burgenland vom 11. April 2011 abgerufen am 3. April 2020 (im Cache)
  4. Nach 70 Jahren erneut Bettnachbarinnen auf ORF-Tirol vom 7. April 2020 abgerufen am 8. April 2020

Weblinks