Historische Steintransporte vom Leithagebirge

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Historische Steintransporte vom Leithagebirge

„„Die Qualität der am Leithagebirge gebrochenen Kalksteine war schon in der Vergangenheit Grund genug, den weiten und beschwerlichen Weg von Wien, der Hauptstadt des Kaiserreiches auf sich zu nehmen. Ochsenkarren zogen tonnenschwere Steine auf Straßen, die mit den heutigen Verkehrswegen nichts zu tun hatten.““

Franz Bamberger, Bundesinnungsmeister der Steinmetzmeister.[1]

Steinlieferungen

Eine kleine Auswahl:

Im 15. Jahrhundert Stein von Au und Mannersdorf am Leithagebirge für den Bau der Stephanskirche

Aufsicht der Dombauhütte

Zum Bau der Stephanskirche waren gewaltige Steinmassen nötig. Die Kirchenverwaltung ließ aus der engsten Umgebung Wiens die „stuck“ brechen. In Hetzendorf, Hietzing, Liesing, auf der Türkenschanze, in Döbling, „bey Heiligstatt“ wurden Steine abgebaut. Auch Sandsteinblöcke des Wienerwaldes wurden zur Baustelle verfrachtet. Der Dornbacher Bruch war mit Mauersteinen angehäuft, „dass man sich nicht wohl rühren vermag, und ist allein des Mangels halber an Fuhrleuten geschehen“, hieß es 1562.[5]

Beim Stephansdom wurden bereits früh auch Leithakalke verwendet. In den Steinbrüchen zwischen Au und Mannersdorf, später auch in Breitenbrunn arbeiteten Steinbrecher der Dombauhütte oder Ortsansässige unter ihrer Aufsicht.
Die erhalten gebliebenen Rechnungen des Kirchenmeisteramtes bezeugen die enormen Auer und Mannersdorfer Steinlieferungen für St. Stephan nachweislich in den Jahren 1404, 1407, 1415–1417, 1420, 1422, 1426, 1427, 1429, 1430 und 1476.

Die Steine wurden mit Pferdewagen zugeführt. Die Fuhren vom Leithagebirge aus Mannersdorf und Au umfassen jeweils nur einen Block („stuk“).

Ab 1568 vom kaisl. Steinbruch am Leithaberg zum Neuen Fasangartengebäude von Kaiser Maximilian II.

Ehrbare, Wir geben Euch zu vernehmen, dass in dem neuen Steinbruch am Leythaberg etliche große Stück Steinwerch gehaut werden. Die man zu dem Römisch-Kaiserlichen Majestät unserem allergnädigsten Herrn, neuen Fasangarten-Gebäude heraufführen solle....

Ihr wollet solche Steine nachmalen gegen gebührliche Bezahlung, die Euch alsbald folgen solle, führen helfen. Nachdem aber solche Stein, wie oben gehört, ziemlich groß. Dazu Eure Wägen vielleicht zu schwach sein möchten. So ist in dem Zeughaus die Verordnung geschehen, dass Euch von denen gute starke Wägen gestellt sollen werden. Also dass Ihr Eure Wägen hierinnen verschonen und allein mit Euren Rossen und Ochsen zusammenspannen möget.

An Richter und Gemeinde zu Sommerein, zu der Herrschaft Scharffeneck gehörig, Gemeinde Sarasdorf und Richter und Gemeinde zu Wilfersdorf

Durch Verzögerungen entstand ein Schriftverkehr

Obgleich die Bauarbeiten mit großer Eile vorangetrieben wurden, traten aus Materialmangel Verzögerungen ein.[6][7]

Vor allem das harte Steinwerk, das aus dem KAYßER STAINBRUCH, durch die zwei italienischen Steinmetzmeister, Camillo Rezi und Ambrosius Ferrethi, hätte geliefert werden sollen. Dafür hatten sie bereits 4.000 fl bares Gelt empfangen.

  • 5. Oktober 1576: Ehrbare, dass Ihr die steinernen Säulen so zu der Römisch-Kaiserlichen Majestät, unseres Allergnädigsten Herrn Gebäude gehauen worden, alsbald gegen gebührliche Bezahlung in den Fasangarten führen und liefern sollen. Damit die Arbeiter Ihrer Majestät deswegen nicht feiern müssen, das habe ich Euch zu erwidern. Dieweil uns aber vorkommt, dass Ihr Euch dessen mit allerlei vergeblichen Ausreden verweigert....
  • 12. Oktober 1576: Vermahnung dass die Untertanen zu Wilfersdorf und Sarasdorf die steinernen Säulen gegen Bezahlung in den Fasangarten führen sollen. Am selbigen Tag starb Kaiser Maximilian II. in Regensburg.
  • 4. April 1579: Bauschreiber Michael Lobasser bei Ihrer Majestät Neuen Gartengebäude, an Römisch-Kaiserliche Majestät Hochlöbl. Präsident und NÖ. Kammer-Räte, wegen Besserung einer Brücke zwischen Sarasdorf und Ihrer Majestät Steinbruch am Leythaberg.

Nachdem man diesen Sommer aus dem Steinbruch am Leithaberg etliche große Stück Stein und steinerne schwere Säulen ... die mit zwei großen Steinwägen geführt sollen werden

Ab 1690 für Graf Harrach in seinem Palast auf der Freyung in Wien

Um 1690 wurde im Auftrage des Grafen Ferdinand Bonaventura Harrach ein neuer Palast auf der Freyung errichtet. Der harte Kaiserstein wurde unter anderem für Portale, Säulen, die Feststiege und auch die Gartentüre (diese Lieferung wird hier beschrieben) verwendet.

Rechnungsbücher mit Ausgaben, das Gebäude auf der Freyung betreffend

Ein Beispiel[8]

  • Erstlich das Thor zu machen mit zwey freystehent Säullen und zwayen Columnen und Haubtgesimbs, wie auch das Gländter von hardten Kayßerstainbruch Stain ist vor (für) dißes Thor zu lieffern und zu verferdigen, per 900 fl.
  • Also ist dißes Thor sambt denen zway Seidtennischen zusamben vor außmachen und Lifferung, per 1.400 fl.
  • April 1695
„… ist ein kaiserlicher Wagen in den Kaiser-Steinbruch um Stein zu der Gartentüre gefahren,
dem Kutscher und Vorreiter, jedem 3 Mahlzeiten, 
mehr auf 6 Pferd über eine Nacht um Heu, Stroh und Stallgeld …“

1783 für Fürst Nikolaus I. Esterházy de Galantha im Schloss Esterháza, danach Gerichtsverfahren

Der Fürst besitzt selbst große Steinbrüche

Es befanden sich seit dem 16./17. Jahrhundert große Steinbrüche im Besitz des Fürstengeschlechtes Esterházy, bis zum heutigen Tag der Steinbruch von St. Margarethen.[9] Die Bauarbeiten für das Schloss erfolgten in den 1760er Jahren, aber auch danach. Außer dem harten „Kayserstain“ wurde zum Bau von Esterháza ausschließlich der Baustoff aus St. Margarethen geholt. Geliefert wurden Rohblöcke, aber auch behauene Steine. Außerdem stellte der Steinmetzmeister Johann Michael Walch, ein St. Margarethener, „zum Gebau in Süttor“ fertiges Material bei. In der Rechnung vom 26. April 1762 ist die Rede von: Fenster Steinen, Gesimssteinen zu den Dachfenstern und einem Streifstein.[10]

Auch bei diesem Beispiel zeigt sich, von den vielen Steinlieferungen für die Adelsfamilie Esterházy ist genau diese dokumentiert, weil sich „ein Unglück“ ereignet hat mit der Frage: Wer trägt die Verantwortung? [11]

Gerichtsverfahren

Am 11. August 1783 fand in Wulkaprodersdorf auf Befehl Ihro Durchlaucht Fürst Nicolaus Esterházy de Galantha ein Gerichtsverfahren durch die Wulkaprodersdorfer Untertanen wegen von Kaisersteinbruch nach Schloss Esterháza gelieferten und zerbrochenen Steinen.[12], [13]

Aussagen

Kurze Zusammenfassung:

  • Fuhrmann Martin Preller erklärt, dass er einen gewaltigen Stein mit ungefähr 30 Centner (entspricht etwa 1.500 kg) von Kaisersteinbruch mit anderen 4 Wulkaprodersdorfern Mitnachbarn mit 8 Pferden glücklich bald bis Esterháza geführet. Am Ende des Esterházer Damms bei der letzten Brücke hat sich das Unglück ereignet, von dem Stein ist ein Stück abgebrochen. Die Ursache war, dass vor der Brücke ein Loch gewesen, durch welches der Wagen grausam erschüttert worden. Schon beim Aufladen des Steines habe er Bedenken gehabt, ob er auch gut „gebauschet“ seie und solches auch dem Steinmetz gemeldet. Der Steinmetz erwiderte aber, lasse es nur gehen, der Stein liegt gut.
  • Fuhrmann Joseph Bauer, sie fuhren bis nach Esterház, allein bei der letzten Brücke vorwärts war eine „Tieffe“, in welche das Rad „hinein geschlützet“, da ist ein Stück von dem Stein abgebrochen.
  • Steinmetz Kaufhauser drohte den Fuhrleuten mit Arrest, er werde den Stein durch sie, als unverständige Leute nicht abladen lassen. Worauf der Fuhrmann sagte, er hätte den Stein auch besser aufgeladen. Sie sollen nur schauen, wie ungleich der Stein gebauschet sei und wie seitwärts er liege. Ferners bekräftigt er, ehe sie in Esterház den Stein abgeladen, zwei dasige Steinmetzgesellen selben betrachtet und gesagt haben, der Stein wäre ja nicht gut gepackt und schlecht gebauschet. Er hat euch brechen müssen.

Stuhlrichter entscheidet

  • Stephan Illés, Stuhlrichter vom Comitat Lundenburg, Wulkaprodersdorf, entscheidet:

Anbelangend die Schwere und die Last so einen Untertan in den Robot zweispännig könne aufgebürdet werden, urteile ich, dass er bei guten Wegen wenigstens 8, 9 Centner zu führen schuldig sei, bei schlechten Wegen aber hat solches ein jeglicher Beamte mit Discretion (Bedachtsamkeit) zu erwägen.

Für Hofoper, Hofburg usw., die Steinmetzfirma Eduard Hauser im 9. Bezirk in Wien (2. Hälfte 19. Jahrhundert)

Auf einem Platz vor dem Bruch wurden die Blöcke gelagert. Der Abtransport zur Hofoper, den beiden Hof-Museen, erfolgte durch Pferdefuhrwerke, oft direkt nach Wien, oder bis zur Bahn in Wilfleinsdorf.

Gasthof „Zum goldenen Kreuz“, aus dem 18. Jh., an der Wiener Straße in Schwechat

Lieferungen der Steinmetzfirma Amelin, eine überlieferte Episode

Die Steinbrüche der Famílie Amelin waren Weißer-, Blauer und Hausbruch. Sie lieferten Steine für viele Bauwerke in Wien, z.B.Oper, Stephanskirche, Parlament, usw. und vor allem die Steinmetzfirma Hauser in Wien.[14][15]

  • Die Steine wurden mit Pferdefuhrwerk (6-8 Pferde) nach Wien gebracht, bei der Heimfahrt (leer) blieben die Kutscher meist in Schwechat bei einem Wirtshaus stehen. Es kam vor, dass die Kutscher zu lang sitzen blieben und die Pferde nach Kaisersteinbruch alleine fuhren und vor dem Haus stehen blieben. Da war es natürlich schon Nacht.

Großvater, der wegen seiner Gicht wenig Schlaf fand, hörte das Fuhrwerk ankommen und wartete, dass die Kutscher die Pferde ausspannen und in den Stall bringen. Nach längerer Zeit vernahm er die Pferde noch immer scharren und schnaufen. Er weckte dann einen anderen Kutscher, der nachsehen sollte, was los sei. Der in Schwechat „verschollene“ Kutscher durfte dann für die Firma Amelin nicht mehr fahren.

Archivalien und Literatur

  • Kaisersteinbrucher Gemeindearchiv: Original-Currens-Buch, Kundmachungen 1838–1852.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leithakalksteine, Zitat Franz Bamberger, Bundesinnungsmeister der Steinmetzmeister in: Helmuth Furch, Historisches Lexikon Kaisersteinbruch., 2. Band, 2004, S. 418f
  2. Karl Uhlirz: Die Rechnungen des Kirchenmeisteramtes von St. Stephan zu Wien. Verlag Wilhelm Braumüller, Wien 1902.
  3. Karl Tschank: Die Bedeutung des „Auersteins“ als Bau- und Werkstein im Wandel der Zeit. Enthalten in Rudolf Krauscher (Hrsg.): Au am Leithagebirge. 2002, S. 311–323.
  4. Karl Tschank: Mannersdorfer Stein für den Stephansdom. Enthalten in Helmuth Furch (Hrsg.): Bildende Kunst – und manch anderes mehr – in und vom Leithagebirge. 2006.
  5. Franz Joseph Grobauer, Steine, Menschen, Zeiten - St. Margarethen. S. 13. Missionsdruckerei St. Gabriel, Mödling bei Wien. 1965.
  6. Hofkammerarchiv: Niederösterreichische Herrschaftsakten 1576, Erstnennung, Steinfuhren.
  7. Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Erstnennung des Steinbruchs, Kaiserstein in Wien, Schloss Neugebäude.
  8. Gräflich Harrachsches Familienarchiv.
  9. Josef Altenburger, Erinnerungen an ein Leben im Dorf. Unser Jahrhundert mit den Augen eines zeitgenössischen Burgenländers aus St. Margarethen. 1900 - 2000. Steinmetzmeister S. 99. Herausgeber Marktgemeinde Sankt Margarethen im Burgenland, 2000, ISBN 9783778732946
  10. Franz Joseph Grobauer, Steine, Menschen, Zeiten - St. Margarethen. S. 23.
  11. Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Suchen: Illés Stephan v. Stuhlrichter, Kaiserstein in Ungarn: Esterháza Schloß (Fertöd)
  12. Burgenland Landesarchiv
  13. Original im Ungarischen Staatsarchiv), Inquisition wegen denen nach Schloß Esterháza gelieferten zerbrochenen Steinern 1783, Hinweis Felix Tobler
  14. „Die Familie Amelin“, Wilhelm, Joseph, Johann, Ferdinand. In: Helmuth Furch, „Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch“ Nr. 46, 1997. S 4-40.
  15. Herr Johann Amelin aus Mannersdorf, ein Neffe von Wilhelm Amelin konnte wichtige Beiträge hinzufügen.