St. Martinskirche (Mödling)
Die St. Martinskirche war eine Kirche in Mödling, im heutigen Stadteil Schöffelstadt. Sie stand an der Stelle der heutigen Waisenhauskirche. Von Bedeutung war auch der umgebende Friedhof, der mit einer Mauer umfasst wurde. Dieser bestand schon vor 903 und war der Vorgänger des heutigen Aichkogelfriedhofes, der 1876 in Betrieb genommen wurde, war. Die Kirche selbst stand bis 1787.
Aus dem Jahr 1745 ist belegt, dass der Friedhof von einem Einsiedler betreut wurde.[1]
Baugeschichte
Medelihha wird erstmals im Lonsdorfer Codex am 8. September 903 erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt bestanden bereits zwei Kirchen in Mödling. Eine stand an der Stelle der heutigen Othmarkirche, die andere war bereits die Martinskirche und dem fränkischen Nationalheiligen Martin von Tours geweiht. Die Entstehung der Martinskirchen in Österreich allgemein reicht meist ins 9. Jahrhundert, in die Zeit der Karolinger, zurück.[2] Wann die beiden Mödlinger Kirchen jedoch tatsächlich errichtet wurden, ist nicht bekannt. Das Gebiet zwischen den beiden Kirchen, das hauptsächlich aus Weingärten bestand, nannte man noch im 15. Jahrhundert In zwey Kürchen.[1]
Einem Fund eines rotgebrannten Quaders im Jahr 1974 zu Folge, war die Martinskirche im 12. Jahrhundert ein romanischer Quaderbau. Das zweijochige Schiff hat zwei etwa 1,2 Meter starke Mauern.
Eine urkundliche Erwähnung findet man in einer Urkunde vom 11. November 1236.[3]
In den Heiligenkreuzer Annalen wird im Jahr 1252 von einem Brand durch die Ungarn der Kirche außerhalb des Ortes berichtet, wobei die Grundmauern stehen blieben und sie so bald wieder renoviert werden konnte.
Im Jahr 1347 wurde die Kirche dem Stift Melk einverleibt.
Noch 1475 wurde St. Martin noch als eigene Pfarre dokumentiert, die an das Domdekanat dotiert hatte. In der Folge wurde die Othmarskirche die neue Pfarrkirche.[3]
Im Jahr 1529 bei der Ersten Türkenbelagerung werden sowohl die Martinskirche als auch die Othmarskirche komplett zerstört. Die Martinskirche wird aber bald wieder renoviert.
Nach einem Burgenfriedensplan aus dem Jahr 1610 stand die Kirche auf einem sanften Hügel, der zum Mödlingbach abfiel. Er zeigt auch eine Mauer und einen Wehrgraben, sodass man annimmt, dass es sich um eine Wehrkirche gehandelt haben dürfte. In einer überarbeiteten Version des Plans von 1630 scheinen auch Weinstöcke in der nahen Umgebung auf.
Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 wird die Kirche neuerlich zerstört. Eine bauliche Renovierung konnte aber bereits 1690 abgeschlossen werden.
Im Jahr 1738 kaufte Graf von Korschinsky die Kirche und ließ eine Allee und einen Brunnen, sowie eine Einsiedelei anlegen.
In der Pfarrchronik wird noch beim Jahr 1773 wird über die erfolgte Sanierung, wie folgt berichtet:
„Ausser den Marckt gegen Neudorf ist noch eine uralte Kirch dem hl. Martino eingeweyhet, um welche herum der allgemeine Freydhoff ist, hat auch kein Capital, und wird wie die Pfarr, die st. Aegydy also auch diese vom Marckt Rath bey Bau erhalten. In dieser Kirch wird das Jahr hindurch zweymahl ein Gottes Dienst... gehalten. Von wann und wie sie erbauet worde, ist unbewusst. Seiner Excellenz Graf von Koschinsky hat sich erbarmet, diese Kirch, und selbe, da sie beynahe eingefallen wäre, solche auf eigene Kosten und Zügeln decken und den Thurm befestigen lassen, wie die Inschrift in der Kirche aufweiset an der Mauer Wand.“
In den folgenden Jahren werden weitere Spenden erwähnt. Nach einer Kirchenaufstellung aus denen Jahr 1783 und 1784 bestehen in der Region neben den Pfarrkichen 23 Nebenkirchen, worunter sich auch die Martinskirche befindet. In der Chronik von St. Othmar befindet sich unter 1787 sich in einem Sitzungsprotokoll, bei der auch der Dechant Gottlieb Schiechl anwesend war, ..die Spitalskirche nach Bedarf offen zuhalten und die St. Martinskirche ohne weiteres zu entweihen ist. Der Beschluss wurde noch im selben Jahr umgesetzt. Bei der Verwertung wurden die beiden kleinen Glocken dem Glockengießer für einen Neuguss einer gesprungenen Messglocke in St. Othmar zur Verfügung gestellt.
Pfarrentwicklung
Im Jahr 1113, wurde die Martinskirche in Verbindung mit der großen Pfarre mit dem Patronat des Stiftes Melk unter Leopold von Babenberg erwähnt. Die seit dem 9. Jahrhundert bestehende Urpfarre wurde ab diesem Jahr eine Mutterpfarre. Die Kirche hieß im Volksmund von Beginn an wegen der reichen Steiereinnahmen und dem großen Pfarrbezirk die große Pfarrkirche Österreichs.
Erinnerungen an den Martinsfriedhof
- Die Pietá von 1694 neben der Othmarkirche stand beim Martinsfriedhof
- Bei der Begräbnisstätte des Waisenhauses am Mödlinger Friedhof findet man vier Putten vom Martinsfriedhof
- Im Museum findet man ein Gemälde aus der Gruftkapelle der Familie Vargemont, gemalt von Ritter Scheffer von Leonhardshoff[4]
Literatur
- Horst Doležal: Die St. Martinskirche in Mödling in: Kulturzeitschrift medilihha (2015), Nr. 14, S. 2ff.
- Walter Jirka: Von der Martinskirche bis zur Waisenhauskirche, Eigenverlag
- Christian Fastl: Moedling. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Georg Mödlhammer: Die St. Martins-Kirche in Mödling in Heimatkundliche Beilagen zum Amtsblatt der BH Mödling, Ausgabe 5/1977
- ↑ Alfred Weiss: Mödling Landschaft, Kultur und Wirtschaft, S.89, S.91
- ↑ 3,0 3,1 Historische und topographische Darstellung von Medling und der Umgebung; mit besonderer Rücksicht auf Pfarren, Stifte, Klöster, milde Stiftungen und Denkmähler, Wien 1824
- ↑ Der Friedhof in Mödling abgerufen am 3. Jänner 2016
48.0862316.29942Koordinaten: 48° 5′ 10″ N, 16° 17′ 58″ O