Auswanderung aus Purbach am Neusiedler See

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Die Auswanderung aus Purbach am Neusiedler See setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein. Purbach am Neusiedler See ist eine landwirtschaftlich geprägte Stadt im Nordburgenland. Wirtschaftliche beziehungsweise soziale Probleme führten zu vermehrten Auswanderungen, u.a. nach Amerika.

Hintergründe

Verschiedene Arbeitsleistungen, Geldabgaben an die Herrschaft beziehungsweise Abgaben an Kirche und Staat belasteten die Untertanen immer mehr, woraufhin es zu wirtschaftlichen Problemen und Wanderbewegungen kam. Die Zersplitterung der Wirtschaften führte dazu, dass Zwergwirtschaften entstanden sind, von denen die Familien nicht leben konnten. Weitere Gründe waren die große Wohnungsnot aufgrund des Bevölkerungswachstums oder auch das Auftreten der Reblaus, mit der die Wirtschaft in vom Weinbau geprägten Purbach erneut zu kämpfen hatte. Diese unterschiedlichen Arten von Wanderbewegungen gipfelten in der Überseewanderung. [1]

Wanderung

Viele sahen nur noch die Auswanderung nach Amerika als Lösung, wo man das Schaffen einer neuen Existenz als Ziel hatte. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Purbacher besonders daran interessiert, sich ein neues Leben aufzubauen und auszuwandern. Im Jahr 1854 war es Josef Turkowitsch, der als erster namentlich bekannter Purbacher um eine Auswanderungsbewilligung ansuchte.

Die Auswanderungen gingen wie folgt vor: Sobald man sich für eine Auswanderung entschieden hat, mussten die dafür nötigen Formalitäten erledigt werden. Als Erstes musste dafür die Finanzierung geklärt werden. Man hat alles Hab und Gut verkauft, und wenn das nicht genügte, mussten die Familien Besitz verkaufen. Nachdem das Vermögen geschätzt wurde, musste am k.u. Bezirkskommissariat Ödenburg um eine Auswanderungsbewilligung angesucht werden. Daraufhin wurde ein Auswanderungspass ausgehändigt, womit der Verzicht auf das Heimatrecht vollzogen wurde. Die Fahrkarten hat man sich in den Wiener Büros der Schifffahrtsgesellschaften besorgt, später organisierte dann ein Agent einer solchen Schifffahrtsgesellschaft die Reise. Die Reisezeit verkürzte man sich unter anderem durch Musik, Spiele und Tanz. Dass der Abschied nicht leicht viel, kann man vielen Berichten entnehmen. [2]

Auswanderungsziele

Es erfolgte die Binnenwanderung in die Industriezentren oder eben die Überseewanderung. Bis zum Einwanderungsgesetz 1924 waren die USA das Hauptauswanderungsziel. Aufgrund dessen, dass man in der stark wachsenden Industrie Arbeitskräfte brauchte, bildete sich in Chicago eine große burgenländische Kolonie. Die Tätigkeiten dort waren meist weniger beliebt, da sie körperlich schwer waren. Allerdings war den Auswanderern klar, dass nur das zu Wohlstand führte. Danach wanderten viele nach Brasilien und Argentinien aus. Argentinien benötigte für den Wirtschaftsaufbau und für den dafür nötigen Verkehrsinfrastrukturausbau Arbeitskräfte. Dies führte dazu, dass sich schließlich viele im Großraum Buenos Aires ansiedelten. Als Gründe für die Auswanderungen wurden bei einer Befragung wirtschaftliche, politische beziehungsweise familiäre Gründe angegeben. 46 Purbacher, die 1923 nach Argentinien auswanderten, sind mit Namen und Vermögen dokumentiert. Zwei weitere wanderten 1925 beziehungsweise 1926 nach Argentinien aus, allerdings ohne Vermögen. Es gab auch Rückwanderungen aus Argentinien, welche die Enttäuschung über die Wohn- und Arbeitssituation oder auch die weniger guten Chancen auf ein besseres Leben als Grund hatten.

Die Auswanderungsbewegung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ist sehr wichtig für die burgenländische Geschichte, da es kaum Orte gab, aus denen Einheimische nicht ausgewandert sind.[3]

Literatur

  • Verein zur Erforschung der Purbacher Geschichte (Hrsg.): Purbacher Ortschronik, 2007, Purbach am Neusiedlersee

Einzelnachweise

  1. Purbacher Ortschronik S. 77-78
  2. Purbacher Ortschronik S. 78-79
  3. Purbacher Ortschronik S. 79-82

Weblinks