Niklas von Liechtenstein zu Murau
Niklas von Liechtenstein zu Murau, auch Niklas von Liechtenstein (* um 1425; † um 1499/1500)[1] war ein "innerösterreichischer" Adliger, dem der Konflikt und Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem ungarischen König Matthias Corvinus zum Verhängnis wurde.
Herkunft und Familie
Niklas von Liechtenstein zu Murau stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie. Sein Familienzweig war in den Herzogtümern Steier[A 1] und Kärnten[A 2] reich begütert und hatte in der Geschichte beider Länder im Mittelalter eine bedeutende Rolle gespielt. Seit Ende des 14. Jahrhunderts bekleidete die Familie gleichzeitig die Ämter des Erbmarschalls von Kärnten und des Erbkämmerers von Steier. Mehrere Familienmitglieder waren Landeshauptleute.[1]
Niklas war verheiratet und hatte mehrere Kinder, darunter einen Sohn namens Rudolf, der ihn beerbte. Dieser Rudolf war zunächst mit einer Frau aus der Familie der Herren von Eckartsau und dann mit einer Frau aus der Familie der Grafen von St. Georgen und Bösing verheiratet.[2] Eine von Niklas Töchtern heiratete später Hermann (II.) von Montfort-Pfannberg.[1]
Leben
Niklas von Liechtenstein zu Murau stand zunächst unter der Vormundschaft des späteren Kaisers Friedrich III. und begleitete diesen zu seiner Krönungsreise ins Reich und auf seinem ersten Romzug.[1] 1444 war er einer der 17 "Anwälte" während einer weiteren Reise Friedrichs ins Reich, 1462 einer der Feldhauptleute jener Truppen, welche die steirischen Stände ihrem Landesfürsten und Kaiser zum Entsatz der Wiener Hofburg sandten.[2] 1458 erwarb sich Niklas nach dem Tod des Grafen Ulrichs (II.) von Cilli Verdienste bei der Sicherung der "Cillier Erbschaft" für Kaiser Friedrich III. Nach dem Tod von König Ladislaus Postumus war er einer der kaiserlichen Gesandten bei den Verhandlungen um die "Albertinische Erbschaft" in der Stadt Wien.[1]
Niklas hielt sich häufig am Hof Friedrichs auf, er war Hausbesitzer in Wiener Neustadt. Der Kaiser unterstützte ihn bei einem Konflikt mit den Herren von Walsee um den Besitz der Feste Weinburg bei Radkersburg. 1466 ernannte er ihn zum delegierten Lehensrichter, womit er Niklas ermöglichte, die verwirkten Lehen der Herren von Liechtenstein auf Nikolsburg dem mit ihm befreundeten Adligen Andreas von Greisenegg, der damals noch als Vertrauter des Kaisers galt, zuzuerkennen.[2]
Während der Baumkircher-Fehde war Niklas ein Verbündeter von Andreas Baumkircher, Hanns von Stubenberg und dem Grafen Johann von St. Georgen und Bösing. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher und Andreas von Greisenegg setzte er sich für Ständebelange ein und baute Kontakte zu ungarnnahen Adelsfamilien des Herzogtums Österreich unter der Enns auf.[2] Noch um 1478 war Niklas der am meisten begüterte Landherr des Herzogtums Steier.[1] Als er schließlich seine Burgen dem ungarischen König Matthias Corvinus öffnete, wurde er 1489 von Friedrich III. geächtet[A 3]. Dieser aberkannte ihm alle seine Besitzungen und veräußerte diese. Niklas selbst befand sich bis 1491 in Haft. Nach Friedrichs Tod erlangte er mit der Herrschaft Murau einen kleinen Teil seines früheren Besitzes von König Maximilian I. zurück.[2]
Literatur
- Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 185f. (Rezension)
Einzelnachweise
Anmerkungen
- ↑ Das Herzogtum Steier(mark) umfasste damals im Wesentlichen das heutige Bundesland Steiermark sowie Teile des heutigen Bundeslandes Niederösterreich und des heutigen Staates Slowenien.
- ↑ Das Herzogtum Kärnten umfasste damals nur Teile des späteren Bundeslandes Kärnten. Weitere Teile des Bundeslandes befanden sich noch unter der Herrschaft der Grafen von Görz und des Erzstiftes Salzburg.
- ↑ Roland Schäffer geht davon aus, dass sein Seitenwechsel zu Matthias Corvinus keineswegs freiwillig erfolgt ist, vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 66