Niklas von Liechtenstein zu Murau

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Lithographie der Stadt Murau, um 1830. Niklas von Liechtenstein zu Murau gilt als Erbauer der unterhalb der Burgruine Grünfels gelegenen Kirche St. Leonhard.

Niklas von Liechtenstein zu Murau, auch Niklas von Liechtenstein (* um 1425; † um 1499/1500)[1] war ein "innerösterreichischer" Adliger, dem der Konflikt und Krieg zwischen Kaiser Friedrich III. und dem ungarischen König Matthias Corvinus zum Verhängnis wurde.

Herkunft und Familie

Graf Niklas von Liechtenstein zu Murau stammte aus einer bedeutenden Adelsfamilie. Sein Familienzweig war in den Herzogtümern Steier und Kärnten reich begütert und hatte in der Geschichte beider Länder im Mittelalter eine bedeutende Rolle gespielt. Seit Ende des 14. Jahrhunderts bekleidete die Familie gleichzeitig die Ämter des Erbmarschalls von Kärnten und des Erbkämmerers von Steier. Mehrere Familienmitglieder waren Landeshauptleute.[1] Zu seinen Vorfahren zählte der bekannte Minnesänger Ulrich (I.) von Liechtenstein. Dessen Sohn Otto von Liechtenstein zu Murau (der Ältere) war 1305 der letzte steirische Landrichter.[2] Er war außerdem ein wichtiger Förderer des "Reimchronisten" Ottokar aus der Gaal. 1311 ließ er sein Testament in deutscher Sprache aufsetzen.[3]

Graf Niklas von Liechtenstein zu Murau war mit GräfinAnna von Stubenberg verheiratet und hatte aus dieser Ehe mehrere Kinder, darunter[1]:

Rudolf von Liechtenstein zu Murau und seine Söhne Georg und Franz gehörten zu den Erben von Georg (Jörg) von Eckartsau zu Maissau und Sonnberg († um 1495).[5] Einer seiner Nachfahren, Christoph von Liechtenstein, zählte zu den Ehemännern der Neumannin. Eine weitere Nachfahrin war die Äbtissin Barbara von Göß.

Leben

Niklas von Liechtenstein zu Murau stand zunächst unter der Vormundschaft des späteren Kaisers Friedrich III. und begleitete diesen zu seiner Krönungsreise ins Reich und auf seinem ersten Romzug.[1] 1444 war er einer der 17 "Anwälte" während einer weiteren Reise Friedrichs ins Reich, 1462 einer der Feldhauptleute jener Truppen, welche die steirischen Stände ihrem Landesfürsten und Kaiser zum Entsatz der Wiener Hofburg sandten.[4] 1458 erwarb sich Niklas nach dem Tod des Grafen Ulrichs (II.) von Cilli Verdienste bei der Sicherung der "Cillier Erbschaft" für Kaiser Friedrich III. Nach dem Tod von König Ladislaus Postumus war er einer der kaiserlichen Gesandten bei den Verhandlungen um die "Albertinische Erbschaft" in der Stadt Wien.[1]

Niklas hielt sich häufig am Hof Friedrichs auf, er war Hausbesitzer in Wiener Neustadt. Der Kaiser unterstützte ihn bei einem Konflikt mit den Herren von Wallsee um den Besitz der Feste Weinburg bei Radkersburg. 1466 ernannte er ihn zum delegierten Lehensrichter, womit er Niklas ermöglichte, die verwirkten Lehen der Herren von Liechtenstein auf Nikolsburg dem mit ihm befreundeten Adligen Andreas von Greisenegg, der damals noch als Vertrauter des Kaisers galt, zuzuerkennen.[4]

Während der Baumkircher-Fehde war Niklas ein Verbündeter von Andreas Baumkircher, Hanns von Stubenberg und dem Grafen Johann von St. Georgen und Bösing. Nach der Hinrichtung von Andreas Baumkircher und Andreas von Greisenegg setzte er sich für Ständebelange ein und baute Kontakte zu ungarnnahen Adelsfamilien des Herzogtums Österreich unter der Enns auf.[4] Noch um 1478 war Niklas der am meisten begüterte Landherr des Herzogtums Steier.[1] Er war der bedeutendste weltliche Grundherr im oberen Murtal. Aufgrund der Lage seiner Besitzungen dort, geriet er während der Kriege, die König Matthias gegen den Kaiser führte, in eine problematische Lage, als es Matthias gelang, einerseits den zum Erzstift Salzburg gehörigen Lungau zu besetzen und gleichzeitig seine Truppen von Friesach aus über den Neumarkter Sattel ins Herzogtum Steier eindringen zu lassen. Gemeinsam mit dem kaiserlichen Hauptmann Jörg von Wolframsdorf leistete Niklas zunächst Widerstand gegen die Truppen des ungarischen Königs. Als seine Hilferuf an den Kaiser jedoch keine Folgen zeigten, schloss er im April 1481 ein Neutralitätsabkommen mit Matthias Corvinus, vermutlich um Zeit zu gewinnen und seine Untertanen und Güter vor weiterer Plünderung zu schützen.[6] Als er schließlich seine Burgen dem ungarischen König Matthias Corvinus öffnete, wurde er 1489 von Friedrich III. geächtet. Dieser aberkannte ihm alle seine Besitzungen und veräußerte diese. Niklas selbst befand sich bis 1491 in Haft. Nach Friedrichs Tod erlangte er mit der Herrschaft Murau einen kleinen Teil seines früheren Besitzes von König Maximilian I. zurück.[4]

Literatur

  • Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit. Studien zum 500. Todestag am 19. August 1493/1993 (= Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Bd. 12) Böhlau, Köln u. a. 1993, ISBN 3-412-03793-1, siehe besonders Bd. 1, S. 185f. (Rezension)

Weblinks

Constantin von Wurzbach: Liechtenstein, Niklas. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 15. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1866, S. 133 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 185
  2. vgl. Gernot Peter Obersteiner: Verfassung und Verwaltung im Spätmittelalter. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 118
  3. vgl. Winfried Stelzer: Steirische Bildungsverhältnisse und schriftliche Kultur im späten Mittelalter. In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 491
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 vgl. Paul-Joachim Heinig: Kaiser Friedrich III. (1440–1493) in seiner Zeit, 1993, Bd. 1, S. 186
  5. vgl. Helmuth Feigl - Thomas Stockinger (Hrsg.): Die Urbare der Herrschaften Maissau und Sonnberg. Anlässlich der Teilung des Erbes nach Georg von Eckartsau im Jahre 1497. (= Fontes Rerum Austriacarum. Band 20). Böhlau Verlag, Wien, 2008. ISBN 978-3205781844, S. 7f.
  6. vgl. Roland Schäffer: Die Zeit Friedrichs III. (1424-1493). In: Gerhard Pferschy (Hrsg.): Die Steiermark im Spätmittelalter (= Geschichte der Steiermark. Bd. 4). Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar, 2018. ISBN 978-3-205-20645-03, S. 62
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