Hans Georg III. von Kuefstein
Hans Georg (III.) von Kuefstein (* 18. Februar 1536, † 5. Juli 1603), auch Hans Georg Kuefsteiner oder Johann Georg Kuefsteiner, war ein im heutigen Niederösterreich ansässiger Adliger. Er war Vizedom[A 1] des Herzogtums Österreich unter der Enns und zählte zu den bedeutendsten protestantischen Adligen seiner Zeit.
Herkunft und Familie
Hans Georg (III.) von Kuefstein entstammte der Familie von Kuefstein, die um 1300 aus der Grafschaft Tirol ins Herzogtum Österreich einwanderte und nach 1400 auch in Wien nachgewiesen ist. Erstmals wird sie 1180 mit Sieghart von Kuefstein ("Sigihart de Kuofstein") urkundlich genannt. 1602 wurde die Familie der Kuefsteiner in den Freiherrenstand erhoben, um 1634/1648 und 1654 in den Reichsgrafenstand. [1]
Hans Georg (III.) von Kuefstein war der älteste Sohn von Hans Lorenz (I.) von Kuefstein († 1547) aus dessen Ehe mit Barbara Volckra († nach 1546), Tochter von Stephan von Volckra zu Dornach, deren Familie im Besitz der Herrschaft Greillenstein war. Er war zweimal verheiratet[2]:
- ∞ in 1. Ehe mit Radegunde von Neuhaus († 1573), 6 Kinder, darunter:
- Hans Georg Ehrenreich von Kuefstein († 1584 Konstantinopel)
- ∞ in 2. Ehe mit Anna von Kirchberg († 1615, in Wien), der Tochter von Wilhelm von Kirchberg aus dessen Ehe mit Anastasia von Mamming. Sie war die Enkelin von Hans von Kirchberg und die Nichte von Roland und Georg von Neidegg: 9 Kinder, darunter:
- Hans Jakob von Kuefstein († 1633, beigesetzt in der Universitätskirche in Wien), Herr von Kuefstain, Freiherr auf Greillenstein und Herr zu Spitz, begründete die sogenannte ältere Linie zu Greillenstein
- Hans Lorenz (II.) von Kuefstein († 1628, beigesetzt in Maria Laach), Herr zu Spitz und zu Zaissing, begründete die sogenannte jüngere Linie zu Greillenstein (1645 erloschen)
- Hans Ludwig von Kuefstein († 1656, beigesetzt in der Minoritenkirche in Linz), Graf von Kuefstein, Herr zu Spitz, Zaissing, Laach und Puechberg, 1630–1656 Landeshauptmann des Herzogtums ob der Enns, Begründer der jüngeren oberösterreichischen Linie (erloschen 1750)
Leben
Hans Georg (III.) von Kuefstein war Freiherr zu Greillenstein (heute Teil der Gemeinde Röhrenbach) und Herr zu Spitz.[2] Er stand im Dienst der Kaiser Maximilian II. und Rudolf II..[3] 1566-1572 war er Vizedom des Herzogtums Österreich unter der Enns, 1573-1576 kaiserlicher Rat. Seit 1602 gehörte er dem "Niederösterreichischen" Herrenstand an.[2] Er war 1584-1586 an der Durchführung des Erbvergleichs beteiligt.[3]
Sein Hauptsitz war die frühere Feste Greillenstein, welche um 1534 in den Besitz seines Vaters gekommen war. Er ließ die alte Wehrburg 1570-1590 abtragen und an ihrer Stelle das heute noch erhaltene Schloss Greillenstein errichten.[4] Außerdem besaß er Holden in Maria Laach, wo er sich das Patronatsrecht über die dort gelegene Pfarr- und Wallfahrskirche angemaßt hatte.[5]
Hans Georg (III.) von Kuefstein, dessen Mutter aus einer protestantischen Familie kam und dessen Vater vermutlich bereits zum Luthertum konvertiert war, gehörte zu seiner Zeit den bedeutenden Persönlichkeiten des evangelischen Lebens im Herzogtum Österreich unter der Enns. Er unternahm wichtige Versuche, ein evangelisches Kirchenwesen aufzubauen und engagierte sich in der ständischen Bewegung engagiert.[3]
Erinnerungen an Hans Georg (III.) von Kuefstein
An Hans Georg (III.) von Kuefstein erinnert sein beeindruckender Kenotaph, der noch heute in der Wallfahrtskirche Maria Laach am Jauerling besichtigt werden kann.[5] Es handelt sich um ein Werk von Alexander Colin († 1612), das dieser zwischen 1604 und 1607 im Auftrag der Söhne von Hans Georg für diesen schuf.
Literatur
- Reinhard Kren: Die Grablese der Kuefsteiner in Maria Laach am Jauerling. In: Sbornik Prací filozoficke fakulty brnenski univerzity studia minora facultatis philosophicae universitatis brunensis C 49, 2002. S. 241-254 digital
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Kuefstein, AEIOU.AT, abgerufen am 9. Jänner 2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 vgl. Kuefstein, Genealogy.Euweb.CZ, abgerufen am 9. Jänner 2021
- ↑ 3,0 3,1 3,2 vgl. Reinhard Kren: Die Grablese der Kuefsteiner, S. 242
- ↑ vgl. Schloss Greillenstein, MS-Visicom.DE, abgerufen am 9. Jänner 2021
- ↑ 5,0 5,1 vgl. Inge Resch-Rauter: Ranna. Geschichte in Geschichten. Eigenverlag, Mühldorf, o. J., S. 111
Anmerkungen
- ↑ Der Vizedom fungierte als Stellvertreter des Landeshauptmanns.