Ulrich I. von Wallsee
Ulrich (I.) von Wallsee oder Walsee (* im 13. Jahrhundert, vor 1275; † 13. Dezember 1329) war ein einflussreicher Adeliger, der sich Ende des 13. Jahrhunderts dauerhaft im Herzogtum Steier niederließ und dessen Landeshauptmann war. Er begründete die Linie der Familie der Wallseer zu Graz, die als der erfolgreichste Familienzweig dieser Familie gilt.
Herkunft und Familie
Ulrich (I.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie[A 1] , die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der Reichslandschaft Schwaben ansässig war. Er war einer der jüngeren Söhne von Eberhard (I.) von Wallsee[A 2] († 1288) aus dessen Ehe mit Adelheid von Waldburg († um 1275), einer Nichte des Fürstbischofs Eberhard (II.) von Konstanz († 1274).[1]
Ulrich (I.) war mehrmals verheiratet. Als besonders prestigeträchtig gilt seine Ehe mit einer Gräfin Katharina von Görz-Tirol, vermutlich einer Tochter des Grafen Albert (II.) von Görz.[2] Aus seiner ersten Ehe mit einer Elsbet (genannt 1294) hatte er einen gleichnamigen Sohn, seine übrigen Kinder Friedrich (III.), Jans (I.) und Diemut hatte er aus seiner zweiten Ehe mit Diemut (genannt 1299-1308), einer Tochter von Dietrich von Rorau aus dessen Ehe mit Diemut von Feldsberg.[3]
Leben
Ulrich (I.) von Wallsee ließ sich um 1294, vielleicht als Folge seiner ersten Eheschließung (1294), die er mit Zustimmung von Herzog Albrecht I. geschlossen hatte, im Herzogtum Steier nieder.[4] Dort wurde er von König Albrecht I. gemeinsam mit Hermann von Landenberg zu Ratgebern seines Sohnes, des Herzogs Rudolf (III.) von Österreich, ernannt.[5] Nach dem Tod von Heinrich von Admont († 1297) wurde Ulrich von Wallsee 1299 in Wiener Neustadt mit Zustimmung der steirischen Landstände zum Hauptmann von Steier ernannt.[6] Am 17. September 1299 nahm er am Marburger Taiding teil, zu diesem Zeitpunkt war ihm außerdem bereits das Amt des Truchsesses des Herzogtums Steier verliehen worden, welches zuvor im Besitz der Wildonier gewesen war.[7]
Ulrich von Wallsee nahm an mehreren Feldzügen der Habsburger teil und hielt sich daher häufig außerhalb des Herzogtums Steier auf. Während des Krieges um die böhmische Krone begleitete er Herzog Rudolf (III.) 1307 ins Königreich Böhmen. Ende des Jahres besetzte er gemeinsam mit dem Grafen Friedrich von Heunburg die im Herzogtum Kärnten gelegene Stadt St. Veit an der Glan und verwaltete wenig später die von den Habsburgern besetzten Teile des Herzogtums Kärntens, ehe er im Winter 1307/08 nach Graz zurückkehrte.[8] Nachdem der Krieg um die Herrschaft über das Heilige Römische Reich zwischen den Königen Friedrich (III.) "dem Schönen" und Ludwig (IV.) "dem Baiern" ausgebrochen war, hielt sich Ulrich häufig im Reich auf. Er begleitete diesen auf der Krönungsreise nach Bonn und nahm im Frühjahr 1316 zusammen mit seinem gleichnamigen Sohn an Kriegszügen in der Reichslandschaft Schwaben teil. Bei der für die Habsburger verhängnisvollen Entscheidungsschlacht bei Mühldorf (1322) gerieten beide in Gefangenschaft, aus der sie um 1323/24 ausgelöst wurden.[9] Im Herbst 1319 hatte Ulrich (I.) den Grafen Heinrich (II.) von Görz, den König Friedrich als Reichsvikar eingesetzt hatte, nach Oberitalien geleitet, wo er nach der Eroberung der Stadt Padua für diesen vorübergehend als ihr Statthalter fungierte.[10] Im Sommer 1324 soll er nach dem Tod des Grafen Heinrich (II.) nochmals in Begleitung von Herzog Otto von Österreich und Herzog Heinrich von Kärnten dort an einem Kriegszug teilgenommen haben.[11]
Nach seiner Ernennung zum Hauptmann von Steier nahm Ulrich seinen Wohnsitz auf der Burg in Graz.[7] Mit dem Vermögen seiner zweiten Ehefrau erwarb er die bedeutenden Herrschaft Riegersburg, wobei er die Anteile anderer Besitzer in den Folgejahren ablöste, so 1299, die welche Ortolf von Winkl besaß, und 1301, die von Alber von Rauhenstein. In den darauf folgenden Jahren erwarb er die meisten Besitzungen der Familien der Wildonier und der Pfannberger.[12]
Literatur
- Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
- Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906. S. 117
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 119
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 27
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906 110f.
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 23 und S. 111
- ↑ 7,0 7,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 111
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 113
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 116 und S. 118
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 117f.
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 118f.
- ↑ vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 120f.
Anmerkungen
- ↑ Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
- ↑ Die Nummerierung orientiert sich an Eberhards Rolle" als Stammvater der "österreichischen" Wallseer. Unter Einbezug der "schwäbischen" Geschichte der Wallseer wird er in der Sekundärliteratur auch als Eberhard III. gezählt.
Überregionale Aspekte dieses Themas werden auch in der Wikipedia unter dem Titel Ulrich I. von Walsee behandelt. Hier im ÖsterreichWiki befinden sich Informationen sowie Ergänzungen, die zusätzlich von regionaler Bedeutung sind (siehe Mitarbeit). |