Kaisersteinbruch

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Steinbrüche um 1900
Kirchenplatz um 1900
Postkarte von 1902

Kaisersteinbruch (ungarisch 'Császárkőbánya') ist eine Katastralgemeinde in der Großgemeinde Bruckneudorf im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland.

Die an den waldreichen, nordwestlichen Hängen des Leithagebirges errichtete Siedlung war seit der Antike vom hier vorhandenen Kalkstein bestimmt. 1551 berief Kaiser Karl V. italienische Steinmetze und Bildhauer in die Steinbrüche. So entstand ein Zentrum hoher Steinmetzkunst.

Bedingt durch die jahrelangen Türkenkriege übernahmen deutsche Steinmetze die Kaisersteinbrucher Bruderschaft; sie heirateten in die „wälschen“ Familien ein. Nach dem Sieg über die Türken bestimmten vor allem die Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach, sein Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt sowie der Steinmetzmeister Elias Hügel das Bild der kaiserlichen Residenzstadt mit seinen Wiener Bauten.

Geschichte

Funde im Blauen Bruch, Vitrine im Museum Mannersdorf

Im Blauen-Bruch des Leithagebirges[1], auf dem Truppenübungsplatz, finden sich Knochen und Zähne, die Rückschlüsse auf die vor 15 Millionen Jahren hier lebenden Meerestiere erlauben. Hier existierten unter anderem Haie, Seekühe, Zahn- und Bartenwale. An Land stellten Palmen, Wasserfichten, Wasserulmen, Kieferngewächse und Platanen die Flora dar, in welcher sich Affen, Krokodile, Nashörner und Landschildkröten bewegten.[2] Aus dem Einsiedler-Bruch stammt der bemerkenswerte Fund einer Phalange (Fingerknochen) eines sehr sonderbaren, in der Gegenwart ohne Verwandte dastehenden Huftieres: Ancylotherium. Es wird im Naturhistorischen Museum aufbewahrt.[3]

Eine Pfeilspitze in einem Pferdewirbel, gefunden in einer Höhle des Blauen Bruches – ein Beweis für die ältesten schweren Hauspferde – belegt erste Besiedlungsspuren zur Eisenzeit (800 bis 700 vor Christus)[4] und wird im Landesmuseum Burgenland aufbewahrt.

Römisches Castrum

Auf dem Boden des Öden Klosters fand 1903 der Archäologe Maximilian Groller von Mildensee bei Ausgrabungen drei Siedlungsschichten. Zuunterst Reste eines römischen Gutshofes (Herrenhaus, Baureste mit Heizanlage), an diesen Gebäuden vorbei führte die Römerstraße von Carnuntum über das Leithagebirge.

Sie war ein Stück der urgeschichtlichen Bernsteinstraße, die Ostsee und Adria verband.[6] In der Nähe der Villa wurde im 6. Jahrhundert ein langobardischer Friedhof angelegt.

Um 800 wurde quer durch die römischen Grundmauern ein mit Eckturm und Verschanzungen befestigter Königshof angelegt, wie er den Kaisern der Karolingerzeit, die noch über keine feste Residenz verfügten, bei ihren Reisen im Reiche als Quartier und Verpflegungsstätte diente. Später ging das Gebiet in den Besitz ungarischer Könige über.

Siegel von 1203

Königliche Schenkungen an die Zisterzienser

König Imre schenkte es 1203 den Zisterziensern von Heiligenkreuz. Das Kloster war durch Stiftungen in Ungarn reicher begütert als in Österreich, so erwog es 1206 bis 1209 eine Verlegung nach Westungarn.[7] Es wurde mit dem Bau einer großen Kirche im Gelände des Königshofes begonnen, doch blieb die Anlage unvollendet.[8]

Die Schenkung von 1203 wurde den Zisterziensern wiederholt bestätigt. Auch König Karl Robert aus dem Hause der Anjou erneuerte 1317 die Rechte und Freiheiten der Niederlassung.

Nach der Zerstörung des Königshofes durch die Türken im Jahre 1529 verpfändete Abt Johann V. 1531 das Gut auf 50 Jahre. In dieser Zeit verfiel die Niederlassung bis auf eine Kirchenruine. 1937 ist das letzte gotische Fenster des Öden Klosters eingestürzt. Bei Steinbruchbegehungen in den 1990er Jahren waren noch Mauerreste mit scharfen Kanten zu erkennen, diese sind durch militärische Übungen endgültig beseitigt worden.

Kaisersteinbrucher Stein – Kaiserstein

Die Ausgrabung des römischen Gutshofs, Grabsteine, unter anderem im Schloss Königshof[9], bezeugen, dass bereits die Römer hier Steine gebrochen und bearbeitet haben. Besonderes Beispiel ist der Grabstein des Titus Calidius Severus aus Carnuntum in der Antikensammlung des KHM in Wien.

Unter dem Kaisersteinbruch versteht man nicht einen Steinbruch, sondern je nach Auftragslage mehrere. 1901 und 1912 wurden technische Daten der Brüche Buchthal-Bruch, Wald-Bruch (Ödenkloster-Bruch), Kapellen-Bruch, Haus-Bruch und Teuschl-Bruch erhoben. Weiters wurden genannt: Zeiler-Bruch (Pansipp-Bruch), Amelin-Bruch, Kaiserstein-Bruch, Blauer-Bruch, Schwarzer Marmor-Bruch, Kavernen-Bruch und Winkler-Bruch, sowie Alter Teuschl-Bruch, Gesellschafts-Bruch, Kowel-Bruch, Theresien-Bruch, Salzleck-Bruch und Kobaldischer Bruch.[10][11] In einem zeitgenössischen Bericht ist zu lesen: „Die kleine Ortschaft ist von Steinbrüchen ganz umgeben und ihre Häuser sind fast gänzlich unterminiert.[12]

Siegel des Handwerks

Die beiden Siegel von 1801 zeigen auf, dass die Herrschaft statt Kaisersteinbruch die Bezeichnung Heiligenkreuzer Steinbruch für das Handwerk durchsetzen konnte.

Königshof, Gemälde von Theodor Festorazzo (1800–1862)
Verwaltungszentrum Schloss Königshof
Schwurhand der Heiligenkreuzer
Salva Guardia-Adler
Kaisersteinbruch, Gemälde von Festorazzo

Eigenständige Viertellade, incorporiert Jois, Winden und Sommerein

Am 13. Juni 1576, beim Bau von Schloss Neugebäude, wurde der neue Steinbruch am Leythaberg erstmals urkundlich erwähnt.[13]

1617 erhielt die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Meister den Status einer Viertellade, die der Hauptlade in Wiener Neustadt zugeordnet war.[14] Zur Viertellade gehörte das Steinmetzhandwerk zu Sommerein (bis 1783, dann zu Bruck an der Leitha) und Winden am See und Jois (bis zuletzt). Das kaiserliche Privileg der Handwerksordnung regelte das Zusammenleben. Vor allem die regelmäßig stattfindenden Zusammenkünfte waren ein Ärgernis für die Herrschaft, das Stift Heiligenkreuz. Denn diese italienischen Meister waren einzig dem Römischen Kaiser untertan. Sie stellten sich unter den Schutz des obersten Landesherrn als Vertreter Gottes auf Erden, keinesfalls einer anderen Instanz.[15]

Stiftsverwaltung im Schloss Königshof

Vom 1. Jänner 1601 bis 1912 befand sich im Schloss Königshof die herrschaftliche Verwaltung für umliegende Besitzungen des Stiftes Heiligenkreuz; höchste Instanz war der Verwalter als Vertreter des Abtes. Konflikte entstanden, als die Steinmetzen ihre Handwerks-Freiheiten ausüben wollten, auch wenn sie nun Untertanen der Stiftsverwaltung geworden waren.

Am 8. Juni 1634, Gerichtstag im Steinbruch, legte Abt Michael Schnabel das erste Bannbüchel vor. Erster Richter wurde Andre Ruffini.

„Die Bewohner des Ortes Steinbruch in Ungarn verweigerten dem Stifte seit dem Jahre 1608 die Unterthänigkeit; aber der Abt Michael wußte sie im Jahre 1653 durch kluge Handlungsweise zur Pflicht des Gehorsams zurückzuführen“[16] Der so genannte Adlerstreit um die Anbringung des Kaiseradlers im Ort und auf dem Kirchturm gipfelte 1652 bei der Kirchweihe. Kaiser Ferdinand III. bestätigte am 13. Dezember 1650 die Handwerksordnung mit dem Bild der großen Zunftfahne für die Kaisersteinbrucher Bruderschaft.

Befreiung von militärischer Einquartierung

Die Steinmetzen verstanden es, sich bei Kaiser Ferdinand III. Gehör zu verschaffen, der daraufhin die Meister Andre Ruffini, Pietro Maino Maderno, Hieronymus Bregno, Ambrosius Regondi und Domenicus Petruzzy von allen öffentlichen Abgaben und Leistungen befreite und ihnen den kaiserlichen Adler an ihren Häusern zu führen gestattete. Die Bestätigung erfolgte am 5. Dezember 1646.[17][18]

1660 gewährte Kaiser Leopold I. der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das Salva Guardia-Privileg: frei zu sein, für sich und ihre Nachkommen von jeglicher militärischer Einquartierung.

1661 beschwerte sich die ungarische Hofkammer, dass die Kaisersteinbrucher für ihre Steine keinen Zoll entrichten. So kam es am 14. August 1708 zur Gründung eines Dreißigstamtes in der Ortschaft.

Türkeneinfall vom 10. Juli bis 20. September 1683

Viele Kaisersteinbrucher ließen alles liegen und stehen, ein Teil ging in die Feste Trautmannsdorf, während sich die meisten in den Einsiedlerbruch und in dessen Nähe verkrochen. Insgesamt entstand beim Türkeneinfall beträchtlicher Schaden an Gebäuden und Kulturen, auch am Heiligenkreuzer Verwaltungssitz in Königshof. Die Abgaben und Steuern, die in der Folge vom Grundherr erhoben wurden, belasteten die Untertanen; sie verweigerten neuerdings den von der ungarischen Hofkammer vorgeschriebenen Zoll, den Dreißigst, für die Ausfuhr ihrer Steine.

Markt Ungarisch-Steinbruch

In dem entlegenen, von ungarischer Seite nur schwer zugänglichen Ort, lockte die Konjunktur des Steinmetzgewerbes auch andere Wirtschaftszweige an, durch diese Nachfrage wurde das Marktrecht verliehen. Kaisersteinbruch wurde Ende des 17. Jahrhunderts zu einem Umschlagplatz für Grenzschmuggel, weshalb schließlich eine Filialstation des königlichen Dreißigstgrenzzolles eingerichtet wurde. Am Markttag brachte eine Zählung der Herrschaft 56 Handwerker und Kaufleute in Kaisersteinbruch. Diese Märkte zogen Menschen aus nah und fern nach Kaisersteinbruch und wurden so zu einer weiteren Säule der wirtschaftlichen Blüte. Die Marktgemeinde Kaisersteinbruch bestand bis 1970.

Auf der „Kleinen Niederösterreichkarte“ des Jahres 1687 von Georg Matthäus Vischer ist der Ort Kaisersteinbruch erstmals eingetragen. (Niederösterreichische-Landesbibliothek, Kartensammlung A IV 78)

Freimaurertempel Kaisersteinbruch 1695

Nebenstehendes Bild "Kaisersteinbruch" von Theodor Festorazzo, 1847 von der Herrschaft, dem Stift Heiligenkreuz beauftragt, schildert den Tempel.[19]

Detailansicht obigen Bildes mit dem römischen Tempel

Karl VI. bestätigt die Viertellade des Handwerks und die Handwerksordnung

Durch den Ausbruch der ungarischen Rebellion, mit dem Beginn des Kuruzzenrummels im Jahre 1703, war es den Meistern und Gesellen nicht mehr möglich, an den Zunftversammlungen in Wiener Neustadt teilzunehmen, weil Streifen der ungarischen Aufständischen jeden Reiseverkehr unterbanden. Nach 1711 brach die Pest aus und wegen der Ansteckungsgefahr war die Verbindung weiterhin unterbrochen. Kaiser Karl VI. genehmigte 1714 die neuerliche Errichtung einer Viertellade der Maurer und Steinmetzen in Kaisersteinbruch, die der Hauptlade in Wiener Neustadt unterstand. Die Zunftordnung umfasste die Ordnung der Meister, sowie die Ordnung der Poliere und Gesellen.[20]

Maria Theresia bestätigt das Salva Quardia-Privileg und die Handwerksordnung

1743 erneuerte und bestätigte Königin Maria Theresia – Sacracissima Regia Majestas – der Kaisersteinbrucher Bruderschaft das von ihrem Vater Kaiser Karl VI. 1712 gewährte Salva Quardia-Privilegium. Das Dokument nennt die Meister Elias Hügel, Joseph Winkler, Johann Baptist Regondi, Maximilian Trumler, Johann Paul Schilck und Franz Trumler.

Am 13. Juli 1747 bekräftigte Maria Theresia, von Gottes Gnaden Römische Kaiserin, den Meistern in Unserem kaiserlich-königlichen Steinbruch am Leythaberg die Handwerksordnung und Freiheiten.

Einquartierung französischer Truppen von 17. Juli bis 12. November 1809

Die Gemeinde wurde durch die feindlichen Truppen sehr stark belastet, durch Quartier in den eigenen Häusern und im herrschaftlichen Wirtshaus, Geldzumessungen, durch Hafer und Heu für 53 Pferde geben … dass noch die Kindeskinder an den mehr als 29.000 Gulden bezahlen müssen. Die Herrschaft forderte, zur Schuldenbegleichung das Wiener Kapital der Bruderschaft aufzukünden.[21]

Das um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Bruck an der Leitha errichtete Lager war bestrebt, sich immer weiter auszudehnen. Ein riesiger Truppenübungsplatz mit aller erforderlichen Einrichtung zur Ausbildung eines modernen, schlagkräftigen Heeres sollte angeschlossen werden. Das k.u.k. Militärärar ging daher schrittweise daran, alle in Betracht kommenden Ländereien anzukaufen. Schon längere Zeit wurde auch Königshofer Stiftsgut in Erwägung gezogen und an das Stift mit dem Ersuchen um Überlassung von 60 Joch herangetreten.

Im ungarischen Parlament war der Antrag eingebracht worden, das Gebiet, das die Heiligenkreuzer Mönche vor über 700 Jahren von König Emmerich geschenkt erhielten, zu erwerben, was einer de facto Enteignung gleichgekommen wäre.

Persönlichkeiten

Verkauf von Kaisersteinbruch an das Militär

Am 31. Oktober 1912 fanden die Verkaufsverhandlungen in Anwesenheit des Herrn Abtes Gregor Pöck ihren Abschluss; das Gebiet der Steinbrüche wurde an das k.u.k. Kriegsministerium verkauft. Diese Verhandlungen fanden ohne Kenntnis und Mitwirkung der Kaisersteinbrucher Bewohner statt.  

„Bei der definitiven Vertragsausfertigung in Császárkőbánya werden seitens des Kriegsministeriums der Sektionschef Ernst Berger, dann Militäroberintendant 2. Klasse Dögl fungieren. Auch der Rechtsvertreter des Militärärars königl. Rat Pajor hat anwesend zu sein. Das Stift Heiligenkreuz wird hiebei durch seinen Abt, Seiner Gnaden Gregor Pöck, die „Patria“ (Helvetia Patria Versicherung Basel) durch die zur Fertigung berechtigten Funktionäre, Bankdirektor Spitzmüller und Professor Landesberger vertreten sein.“

Verkaufsakt, Detail

[22]

Das Stift Heiligenkreuz hatte nicht volle Handlungsfreiheit, da der Staat Ansprüche auf militärisch relevante Immobilien geltend machen kann. Dafür erhielt das Kloster 3.500.000 Kronen und erwarb in der Folge weitläufige Forstreviere um Wasserberg in der Steiermark.[23] Die Forderungen des Brucker Lagers nach mehr Übungsgelände waren erfüllt.

Gloriette, Reiterstatue von Kaiser Karl I. nicht ausgeführt (Ende der Monarchie)

Erster Weltkrieg – Kriegsgefangenenlager

Die militärische Geschichte Kaisersteinbruchs begann im Ersten Weltkrieg. Am unteren Ortsende entstand auf einer Straßenseite ein Kriegsgefangenenlager. Die Wiener Baufirma Janisch & Schnell errichtete große Holzbaracken, die zur Unterbringung von 2.000 bis 3.000 Kriegsgefangenen dienten.

Die Kriegsgefangenen wurden zur Schottererzeugung im Blauen Bruch herangezogen; ebenso bauten sie eine neue Straße zwischen Kaisersteinbruch und Winden am See („Russenstraße“), eine Drahtseilbahn vom Blauen Bruch bis mitten in das Lager und ein Feldbahngleis vom Bahnhof Wilfleinsdorf in das Lager.

Als die Donaumonarchie zerfiel, blieb Kaisersteinbruch zunächst ungarisch. Die Staatsgrenze verlief unmittelbar hinter der Kirche in Richtung Leitha. Wilfleinsdorf und Sommerein waren österreichisch.

1934 – Anhaltelager

Im Jänner 1934 wurde ein Teil des Militärlagers zum Anhaltelager für Nationalsozialisten eingerichtet und am 12. Februar wurden im Burgenland verhaftete Vertrauensmänner der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei sowie des Österreichischen Gewerkschaftsbundes hierher gebracht.

Zweiter Weltkrieg – Absiedlung – Kriegsgefangenenlager STALAG XVII A

Bronzerelief STALAG XVII A von Alexandru Ciutureanu, 1939–1999

1938 wurde das Anhaltelager Kaisersteinbruch (Lager I) zusammen mit der Kaserne von der deutschen Wehrmacht übernommen und in der Folgezeit ausgebaut und erweitert. Die Ortsbevölkerung musste infolge Platzbedarfs der Wehrmacht ihre Häuser verlassen und wurde umgesiedelt zur Errichtung des Kriegsgefangenenlagers Stalag XVII A.[24] Kaisersteinbruch stellte das erste Kriegsgefangenenlager auf dem Gebiet der Ostmark dar, zugleich auch eines der ersten Lager des gesamten Reichsgebietes. Der maximale Bestand war im Februar 1941 mit 73.583 Soldaten, 970 Offizieren und 220 Zivilisten.

Auf Grund der gewaltigen Zahlen von toten Kriegsgefangenen ab dem Winter 1941/42 wurde einige hundert Meter vom Lager entfernt, ein Lagerfriedhof mit Massengräbern errichtet. Im Staatsvertrag vom 15. Mai 1955 werden 9.584 Sowjet-Soldaten erwähnt, die zu Tode gekommen waren.

Das „neue“ Kaisersteinbruch

Am 7. März 1951 beschloss der burgenländische Landtag im sowjetisch besetzten Burgenland erneut die Gemeinde Kaisersteinbruch.[25] Josef Wolf schreibt in diesem Zusammenhang „es wirkte sehr befremdend, dass man die Gemeindeverwaltung zu dieser bedeutsamen Landtagssitzung gar nicht eingeladen hatte“. Noch befremdender war es, dass nach monatelangem Zuwarten von diesem Landtagsbeschluss in keinem Gesetzblatt zu lesen war und die Gemeinde von der burgenländischen Landesregierung nicht in Kenntnis gesetzt wurde. Erst 1952 wurde das beschlossene Gesetz im Landesgesetzblatt verlautbart.

Ein großes Verdienst um die Gemeinde Kaisersteinbruch hatte sich der Grundbuchs-Richter Spath dadurch erworben, dass er den Antrag des Gauleiters von Niederdonau, die Liegenschaften der aufgelösten Gemeinde Kaisersteinbruch grundbücherlich für das „Deutsche Reich“ einzuverleiben, jahrelang liegen ließ und die Erledigung so lang hinauszögerte, bis der Krieg zu Ende war und sich die Angelegenheit von selbst erledigte. Durch diese mutige Tat ist die Gemeinde Kaisersteinbruch unumschränkte Eigentümerin ihrer Liegenschaften geblieben. So konnte die Gemeinde trotz großer Widerstände neu errichtet werden.[26]

Bereits 1956/57 wurden die Baracken des Lagers für viele tausende Flüchtlinge des ungarischen Volksaufstandes verwendet. Der Ort selbst war weitgehend zerstört.

Uchatius-Kaserne

Durch die Lostrennung vom Brucker Truppenübungsplatz fand 1958 der Ausbau zum selbständigen Standort Kaisersteinbruch statt. Am 16. Mai 1961 erfolgte die Umbenennung des bestehenden Lager I in "Leitha-Kaserne". Nach den notwendigen Erweiterungen und Modernisierungen erhielt die Kaserne am 25. November 1967 ihren neuen Namen "Uchatius-Kaserne" nach dem Waffentechniker Feldmarschall-Leutnant Freiherr von Uchatius.

Drehort einiger Filme

Militärhundezentrum Kaisersteinbruch

Im Jahr 1964 wurde eine Militärhundestaffel in Kaisersteinbruch gegründet.

Erste Fremdenverkehrswerbung

Gemeinsam brachten Breitenbrunn, Winden und Kaisersteinbruch einen Farbprospekt für das Erholungsgebiet Neusiedlersee im Burgenland/Österreich heraus. Damals konnte man noch mit dem eindrucksvollen "Blauen Bruch" werben, der zum Naherholungsgebiet Kaisersteinbruchs gehörte, Jahre später wurde das ganze Gebiet dem Truppenübungsplatz einverleibt.

Gemeindezusammenlegung mit Winden, Sommerein oder Bruckneudorf

Kaisersteinbruch ist seit 1971 Katastralgemeinde, sowie Ortsteil der Großgemeinde Bruckneudorf, Bezirk Neusiedl am See, Burgenland. Vorher war es eine eigenständige Gemeinde, ja selbst Großgemeinde durch den Ortsteil Königshof. Mit 14 Quadratkilometern Fläche ist Kaisersteinbruch eine große Gemeinde, in der lediglich 280 Einwohner (Stand 31. Dezember 2005) leben; das ergibt eine Bevölkerungsdichte von 20 Personen je Quadratkilometer. Das entspricht dem Wert der Republik Äquatorialguinea. Die Erklärung ist, dass Teile dieses Gebietes durch den Truppenübungsplatz mit Verbotstafeln „Lebensgefahr“ abgetrennt sind.

Sehenswürdigkeiten

Dieser Verein hatte es sich seit 1990 zur Aufgabe gestellt die zerstörte Kultur im Ort wieder zu beleben.

  • Ehem. Pfarrhof, 1649 Residenz für den ersten kath. Orts-Pfarrer
  • Barockes Friedhofs-Portal, Ambrosius Ferrethi, aus verschiedenen Teilen in der zweiten Hälfte 17. Jahrhundert zusammengesetzt, Maria, darüber Dreifaltigkeit, seitlich Sebastian und Rochus.
  • Elias-Hügel-Ehrensäule, 1740, von der Steinmetzbruderschaft dem großen Meister gewidmet.


  • Neuer Kaisersteinbrucher Florian, Bildhauer Ferenc Gyurcsek, 1992, steht im Turm des Feuerwehrhauses.
  • Ortsstein von Bildhauer Alexandru Ciutureanu, Fassung Ava Pelnöcker, 1997.
  • Europabrunnen, 1998 auf dem Kirchenplatz errichtet, entlang der Steinmauer des ehemaligen Pfarrgartens. In den 10 Jahren stellten Bildhauer ihr Land durch Steinreliefs dar. Davor der Rosengarten „Stein und Rose“.
  • Abgang zum Gewölbekeller aus Kaiserstein-Stufen der Albertina in der Hofburg, die Burghauptmannschaft übergab dem Museum Stufen der Sphingenstiege nach dem Umbau zur Marmortreppe. Eine Meisterleistung von Georg Zsalacz.


Literatur

In der zitierten Literatur (S. 813-814) werden in 13 Hinweisen die Schriften von Helmuth Furch im Zeitraum 1981 bis 2007 angeführt. Aber auch Autoren, die in den "Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch geschrieben haben, wie die Kunsthistorikerin Anna Maria Altmann, der Bürgermeister Josef Wolf, der Archäologe Heinrich Zabehlicky, sind hier zu finden.
  • Herbert Karner (Hg.), Die Wiener Hofburg 1521-1705, Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Erscheinungsjahr: 2014, ISBN: 978-3-7001-7657-2.
Im Kapitel „Die alte Burg (Schweizerhof) 1521-1619“ ist zu lesen: Das hier in situ befindliche, spätgotische profilierte Natursteingewände .., dazu Anm. 20 (S. 82): Dieses wurde nach freundlicher mündlicher Auskunft von Andreas Rohatsch (TU Ingenieurgeologie) mit großer Wahrscheinlichkeit aus Kaiserstein gefertigt.

Das Steinmetzmuseum Kaisersteinbruch hatte mit Andreas Rohatsch Steinerkundungen in der alten Burg durchgeführt und diese allesamt in den Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch publiziert.

Der Bauschreiber Lucas Ehrlinger hatte den „Kayser Stainbruch“ bei Mannersdorf zugeordnet. Das geschieht auch jetzt im Index dieses Buches, selbstverständlich sind die Meister Ambrosius Ferrethi und Camillo Rezi Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister und Untertanen des Stiftes Heiligenkreuz . S. 382 (Anm. 2216) und S. 293: Forderungen von Camillo Rezi und Ambrosius Ferrethi, zwei italienischen Steinmetzen aus Mannersdorf.
Im Kapitel „Baumaterialien“ (S. 458-459) ist zu lesen: Die Mauersteine wurden .. aus Steinbrüchen gewonnen, die .. auf Sicht gearbeitete Architekturteile lieferten. Für das 17. Jahrhundert vor allem Kaisersteinbruch. Dazu Anmerkung 127: Dies darf angenommen werden, doch gibt es lediglich für den Bau des Leopoldinischen Traktes eindeutige Belege. FHKA, NÖHA W 61/A 2. fol. 949r-950r (1665).
Im Ortsverzeichnis Hinweis auf Kaisersteinbruch, S. 126, 127, 130-133, Forschungen zum Kaiserstein, Ödenkloster Steinbruch.

Weblinks

 Kaisersteinbruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Einzelnachweise

  1. Hans Schwengersbauer: Kaisersteinbruch, ehemaliger Steinbruch Amelin "Blauer Bruch". – Unterlagen zu den Exkursionen der 7. Jahrestagung der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft, 12.–14. Oktober 2001, Mannersdorf am Leithagebirge.
  2. 2. Internationales Mikroskopiker-Pfingsttreffen. MGW 2004, Helmut Reichenauer.
  3. Burgenländische Landestopographie I., S. 232.
  4. A. F. Tauber: Die geologischen und paläontologischen Resultate der Ausgrabungen in der Höhle im Blauen Bruch bei Kaisersteinbruch. In BHbl., Jahrgang 11, 1949.
  5. Horst Adler: Langobardische Fibel aus Kaisersteinbruch, Burgenland. Archaelogia Austriaca, Band 65, 1981. Rechtsläufige S-Fibel aus vergoldetem Silber. Der verhältnismäßig breite Mittelteil ist von zwei Stegen eingefasst und trägt Mäander nachahmenden Kerbschnitt. An den Enden setzt, die Augen eines Raubvogels darstellend, je eine kreisrunde Zelle mit roten Glaseinlagen an, von denen jedoch eine ausgefallen ist. Von diesen Zellen führt je ein zweistegiger, gekrümmter Schnabel zum Mittelteil zurück. An der Rückseite sind der mitgegossene Spiral- und Nadelhalter vorhanden, jedoch kein Rest der ursprünglich sicher aus Eisen gearbeiteten Nadelkonstruktion selbst.
  6. Manfred Alois Niegl: Die archäologische Erforschung der Römerzeit in Österreich. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 1980, S. 158. ISBN 3-7001-0336-0.
  7. Hermann Watzl: Der Plan einer Verlegung der Cisterce Heiligenkreuz vom Wienerwald nach Westungarn in den Jahren 1206 bis 1209, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 34 (1958–1960), S. 106–119. Nachdruck in: Hermann Watzl: „… in loco, qui nunc ad sanctam crucem vocatur …“ Quellen und Abhandlungen zur Geschichte des Stiftes Heiligenkreuz (Heiligenkreuz 1987), S. 431–444.
  8. Harald Prickler: Zisterzienser als Grundherren im burgenländisch-westungarischen Raum. In: 800 Jahre Zisterzienser im Pannonischen Raum. 1996.
  9. Erich Draganits, Andreas Rohatsch, Hannes Herdits: Römersteine entlang der burgenländischen Bernsteinstraße, Nr. 21 in Kaisersteinbruch – Schloss Königshof.
  10. A. Hanisch, H. Schmid: Österreichs Steinbrüche. Verzeichnis der Steinbrüche, welche Quader, Stufen, Pflastersteine, Schleif- und Mühlsteine oder Dachplatten liefern. Wien 1901.
  11. A. Hanisch: Prüfungsergebnisse mit natürlichen Bausteinen. Wien 1912.
  12. Andreas Rohatsch, Kaisersteinbruch: Leithakalk in bester Qualität In: Th. Hofmann (Hg.), Wien-NÖ-Burgenland, Wanderungen in die Erdgeschichte. Geologische Bundesanstalt. Wien 2007, ISBN 978-3-89937-074-4, S. 172 f.
  13. Hofkammerarchiv Wien, Herrschaftsakten 1576: Erstnennung: Steinbruch am Leithaberg
  14. Wiener Neustadt Stadtarchiv: Steinmetzakten.
  15. Helmuth Furch: Die Viertellade des Steinmetz- und Maurerhandwerkes im kaiserlichen Steinbruch in ihrer Beziehung zur Wiener Hauptlade – 17./18. Jh. In: IV. Internationales Handwerksgeschichtliches Symposium Veszprém, 9.–11. November 1994. Hrsg. von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest/Veszprém 1995, S. 99–102.
  16. P. Malachias Koll: Das Stift Heiligenkreuz. Wien, 1834. S. 118.
  17. Hg. Burgenländische Landesregierung: Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, Der Verwaltungsbezirk Neusiedl am See, 1. Band, Die Anteile der Stiftsherrschaft Heiligenkreuz, S. 77. Eisenstadt 1954.
  18. Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch, Wimmer Johann jun.. Bd. 2, S. 845. Kaisersteinbruch 2004.
  19. Helmuth Furch, "Die Bruderschaft der Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister, 1650 – 1730" S. 5, 2007.
  20. Hans Kietaibl: Die Bruderschaft der Maurer und Steinmetze in Kaisersteinbruch 1714. In: Helmuth Furch: Elias Hügel, Hofsteinmetzmeister.
  21. "Einquartierung französischer Truppen vom 17. Juli bis zum 12. November 1809 in Kaisersteinbruch". In Mitteilungen Nr. 53, März 1999, S. 21–33.
  22. Kriegsarchiv Wien: 1912 Verkauf von Königshof an das Militärarar.
  23. Alkuin Schachenmayr: Wasserberg wurde vor 100 Jahren Heiligenkreuzer Besitz, in: Sancta Crux 74 (2013), S. 156-163.
  24. Kommandantur des Truppenübungsplatzes Bruck a.d.Leitha, Schreiben vom 24. Juli 1939 wird ihnen nahegelegt, sich eine Wohnung zu verschaffen, da der Ort Kaisersteinbruch am 1. Oktober des Jahres endgültig geräumt werden muß.
  25. Bruno Böröcz Privatsammlung: Gemeinde Kaisersteinbruch wiedererrichtet. Zeitungsberichte ab 1950. In Mitteilungen Nr. 28, Juli 1993, S. 19–23.
  26. Josef Wolf: Die Geschichte der Gemeinde Kaisersteinbruch. In: Mitteilungen und Ein Kaisersteinbrucher Leben: Josef Wolf, 1892–1966, besonders 1938–1955. Sonderdruck 2005.
  27. Gregor Ball: Heinz Rühmann: Seine Filme – Sein Leben. Heyne, 1981, ISBN 3-453-86024-1.
  28. Helmuth Furch: Vom Heiligenkreuzer Steinbruch zu Kaisersteinbruch, 1981, S. 108f. mit zwei Photos.
  29. Für eine Vorführung am 25. März 1995 stellte Herr Walter Fritz, Leiter des Österreichischen Filmarchivs die Filmrollen zur Verfügung, anwesend waren der Regisseur Edwin Zbonek, sowie der Kameramann Walter Partsch. In „Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines“ Nr. 37, Mai 1995, S. 45.
  30. Helmuth Furch: Historisches Lexikon… S. 486.
  31. Sogenanntes Kuruzzenkreuz, wahrscheinlich aber ein Pestkreuz, mit Planskizze von Meister Friedrich Opferkuh. In Mitteilungen Nr. 23, Dezember 1992, S. 19.

47.98822716.701794Koordinaten: 47° 59′ 18″ N, 16° 42′ 6″ O