Neitberg (Adelsfamilie)

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Die Burg Neuberg in Hartberg Umgebung heute. Sie gilt als Stammburg der Ministerialen von Neitberg.

Die Ministerialen[A 1] von Neitberg oder Nitberg, später auch von Neuberg waren eine im Steier ansässige Adelsfamilie, die zu den bedeutenden Familie zählte und vor allem in der östlichen Steiermark reich begütert war. Erstmals im 12. Jahrhundert genannt, konnte die Familie bis zu ihrem Erlöschen in "männlicher Linie" im 15. Jahrhundert im Wesentlichen ihre Positionen wahren. Sie stellten zwei Bischöfe und gehörten im 15. Jahrhundert zeitweise zu den engen Ratgebern des Kaisers. Sie gründeten das Chorherrenstift zu Pöllau, das unter Kaiser Joseph II. († 1790) aufgehoben wurde. Beerbt wurden sie im Wesentlichen von der Familie der "steirischen" Polheimer.

Anfänge

Die Pfarrkirche in Spital am Semmering, heute. In einer Urkunde des einstigen Hospitals, dem Spital am Semmering seinen Namen verdankt, ist erstmals ein Neitberger urkundlich genannt.

Erstmals wird ein Gottschalk von Neitberg ("Gotscalcus de Nitperc") in der Gründungsurkunde des Hospitals von Spital am Semmering genannt. Diese datiert zwar auf das Jahr 1160, wurde aber erst nachträglich zwischen dem 1. Jänner 1161 und dem 15. Oktober 1166 ausgestellt. Er könnte mit Gottschalk (I.) ident sein, der sich seit 1147 noch Gottschalk Schirling und seit 1158 auch Gottschalk von Landesehre nach der Burg Landsee (heute Teil der Gemeinde Markt Sankt Martin) nannte.[1] Erst 1166-1172 benannte er sich nach der Burg Neuberg in Löffelbach (heute Teil der Gemeinde Hartberg Umgebung), die im 12. Jahrhundert als Teil einer Burgenkette zur Befestigung der steirischen Markgrafschaft gegen das ungarische Königreich wohl von ihm erbaut worden war. Sie sollte bis ins 15. Jahrhundert im Familienbesitz verbleiben.[2] Gottschalk von Neitberg war der Sohn eines Wulfing. Er war außerdem ein Bruder von Otto von Stubenberg und Wulfing von Kapfenberg, welche die Familie der Stubenberger begründeten.[1]

Die Familie

Der Kapitelsaal von Stift Lilienfeld, heute. In ihm befand sich im Mittelalter die Neitberger oder Neuberger Kapelle, die dem Heiligen Wolfgang geweiht war und mehreren Familienmitgliedern der Neitberger als Grabstätte diente

Unter den Söhnen von Gottschalk (III.) von Neitberg wurden die bisherigen Familienbesitzungen des Familienzweiges der Neitberger erstmals geteilt. Gottschalk (IV.) von Neitberg († um / nach 1291) begründete den Familienzweig der Neitberg von Thalberg, der bereits mit seinem gleichnamigen Sohn Gottschalk (V.) ausstarb, und Dietrich (I.) von Neitberg und seine Nachkommen benannten sich nach dem Gut Wörth.[3] Unter seinem Enkel Gottschalk (VIII.) von Neitberg erlebte die Familie einen Höhepunkt. Er war mit einer Frau aus der Familie der Puchheimer, einer der einflussreichsten Adelsfamilien im Herzogtum Österreich, verheiratet, die auch einen Fürsterzbischof von Salzburg stellte. Gottschalk (VIII.) gelang es, zumindest zeitweise, die ursprünglichen Besitzungen, wieder unter sich zu vereinen.[4] Zwei seiner Söhne waren Fürstbischöfe des Heiligen Römischen Reiches.[5] Seine Ehe und die Ehe seines gleichnamigen Onkel Gottschalk (VI.) mit einer weiteren Puchheimerin hatte jedoch zur Folge, dass seine Nachfahren 1394 in den "Puchheimer Erbstreit" verwickelt wurden.[6] Einer von diesen war Gotthard von Neitberg, der die Familie fortführte. Mit dessen Urenkel, Hans (III.) von Neitberg († um 1483), starb die Familie der Neitberger in "männlicher Linie" aus.[5] Neben dem Stift von Pöllau wurde sie im Wesentlichen von den Polheimern als Nachfahren einer Katharina von Neitberg beerbt.[7]

Wichtigste Besitzungen und Gedächtnispflege

Das ehemalige Chorherrenstift zu Pöllau, heute. Das Stift war eine Gründung der Familie der Neitberger und kann als ihr Vermächtnis gelten.

Die Familie hatte zunächst ihr Erbbegräbnis in der "Neitberger" oder "Neuberger Kapelle" im Kapitelsaal von Stift Lilienfeld, die dem Heiligen Wolfgang geweiht war.[8] Einige Familienmitglieder wurden allerdings im Stift von Vorau beigesetzt.[9] Außer der Feste Neuberg, die der Familie bis ins 15. Jahrhundert als "freies Eigen" gehörte, war die Familie lange Zeit im Besitz der Herrschaft Thalberg (heute Teil der Gemeinde Dechantskirchen) und dem Gut von Wörth. Die Herrschaft Thalberg wurde erst vom letzten Neitberger kurz vor seinem Tod an die Familie der Rottaler verkauft.[10] 1429 kaufte die Familie der Neitberger, die zu den begütertsten Familien in der heutigen östlichen Steiermark zählte, noch die landesfürstliche Herrschaft zu Burgau von Wilhelm von Puchheim. Bei der dazu gehörigen Burg handelte es sich zu dieser Zeit um eine strategisch äußerst wichtige Grenzfestung gegen das ungarische Königreich.[11] Die Herrschaft Burgau wurde bereits unter Heinrich (III.) von Neitberg an einen Weikhard von Polheim weiterverkauft, um dafür besonders bedeutende Herrschaft zu Pöllau erwerben zu können. In der dortigen Pfarrkirche "Zum Heiligen Veit", die später die Kirche des Chorherrenstiftes war, begründete er ein neues Erbbegräbnis für seine Familie. Mit seinem Sohn Hans (III.) von Neitberg starb die Familie in "männlicher Linie" aus. Er bestimmte in seinem Testament die Umwandlung der Herrschaft zu Pöllau in ein Chorherrenstift, was aber erst 1504 durch seinen Schwager, dem ungarischen Grafen Christoph von St. Georgen und Bösing verwirklicht wurde. Stiftskirche wurde die bereits bestehende Pfarrkirche "Zum Heiligen Veit". Der ursprüngliche Plan, eine neue Kirche für das Stift zu erbauen, welche dem Patronat des Heiligen Wolfgangs unterstellt werden sollte, wurde letztlich nicht realisiert. Die Wolfgangskirche wurde stattdessen als Friedhofskirche erbaut und bald nach der Aufhebung des Stiftes um 1790 demoliert. Das Stift bestand bis zur Aufhebung unter Kaiser Joseph II. und ist auch heute noch eine wichtige Erinnerungsstätte an die Familie der Neitberger.[5]

Das Familienwappen der Neitberger

Das Wappen der Neitberger zeigt einen schwarzen Schild mit einem weißen Wolf. Dieser steht auf seinen Hinterfüßen und setzt gerade zum Sprung an. In der Forschung wird vermutet, dass das Wappen eine Erinnerung an den Ahnherren Wulfing / Wolfber ist.[5]

Stammtafel der Familie von Neitberger[12]

Die Überreste der Burg Landsee, frühere Landesehre, heute. Sie war im 12. Jahrhundert Sitz eines Familienzweiges, der auf Gottschalk (I.) Schirling zurückgeht
Die Burg Oberkapfenberg, heute. Sie gilt als eine Stammburg der Stubenberger, wie die Neitbergern ebenfalls Nachfahren von Gottschalk (I.) von Schirling
Die Burg Thalberg, heute. Sie war Sitz einer Herrschaft, welche die Neitberger seit dem 13. Jahrhundert als Erbschaft in ihren Besitz hatten. Im 13. Jahrhundert war kurzfristig der Hauptsitz eines Familienzweiges, nach dessen Aussterben verblieb sie weiterhin im Besitz der Familie, bis sie kurz vor dem Aussterben der Neitberger in "männlicher Linie" verkauft wurde.

Gottschalk (I.) Schirling († um 1172), seit ca. 1158 von Landesehre und seit 1166 von Neitberg, genannt 1147-1172

  1. Erchinger von Landesehre, genannt 1158-1192 ----> Familie von Landesehre (Landsee)
  2. Liutold von Neitberg († vermutlich um 1187), genannt ca. 1170-1187
  3. Rudolf von Neitberg, genannt 1170-1192, benannte sich um 1192 nach der Burg Stadeck (heute Teil der Gemeinde Stattegg) ----> Familie der Stadecker
  4. Gottschalk (II.) von Neitberg, auch Gottschalk der Jüngere, genannt 1170-1187, ∞ vermutlich mit einer Dame aus der Familie von Pitten-Krumbach[13]
    1. Gottschalk (III.) von Neitberg, genannt 1218-1266, Mitbesitzer der Herrschaft Thalberg (heute Teil der Gemeinde Dechantskirchen) ∞ mit Gertrudis
      1. Tochter ∞ mit Wichard von Rabenstein
      2. Gottschalk (IV.) von Neitberg (zu Thalberg), genannt 1251-1291 ∞ (1. Ehe) mit Brunhild; ∞ (2. Ehe) mit Mechthild von Starhemberg
        1. (1. Ehe?) Gundaker von Neitberg zu Thalheim, genannt 1275
        2. (2. Ehe?) Gottschalk (V.) von Neitberg zu Thalheim († 15. März 1327), genannt 1277-1327 ∞ mit Alheide von Pottendorf († 1333), der Tochter von Heinrich dem Hund von Pottendorf
      3. Dietrich (I.) von Neitberg (zu Wörth), genannt 1266-1294 ∞ mit Gertrud von Saldenhofen
        1. Gottschalk (VI.) von Neitberg, genannt 1286-1338 ∞ (um 1326) mit Margarete (I.) von Puchheim, vermutlich eine Tochter von Pilgrim (IV.) von Puchheim († um 1341/1343) aus dessen Ehe mit Elisabeth von Stubenberg
          1. Gottschalk (VII.) von Neitberg († vor dem 5. Juni 1344), genannt 1326-1344 ∞ mit Elsbeth von Schönberg
          2. Heinrich (I.) von Neitberg, genannt 1326-1333
        2. Dietrich (II.) von Neitberg, genannt 1386-1330 ∞ mit Agnes von Kranichberg
          1. Gottschalk (VIII.) von Neitberg, genannt 1326-1360 ∞ mit Margarete (II.) von Puchheim († 1343), Tochter eines Friedrich von Puchheim, vielleicht aber auch eine Tochter von Pilgrim (IV.) von Puchheim († um 1341/1343)
            1. Gottschalk (IX.) von Neitberg, genannt 1360-1392 ∞ mit einer Wallseerin
            2. Hans (I.) von Neitberg († 1399), Bischof von Seckau
            3. Heinrich (II.) von Neitberg, genannt 1361-1394 ∞ mit Elsbeth von Losenstein
              1. Elisabeth von Neitberg, genannt 1384 und 1388 ∞ mit Ulrich (IV.) von Wallsee zu Drosendorf († nach 1400)
                1. Katharina von Wallsee zu Drosendorf, genannt 1400 ∞ mit einem Angehörigen der Familie von Hohenfeld
              2. Albrecht (I.) von Neitberg, genannt 1394-1436 ∞ Margarete von Liechtenstein-Nikolsburg
                1. Elisabeth von Neitberg ∞ mit Rudolf von Wallsee
            4. Gotthard von Neitberg, genannt 1367-1394 ∞ mit Elisabeth von Liechtenstein-Nikolsburg
              1. Anna von Neitberg, genannt 1371 im Testament ihres Vaters
              2. Hans (II.) von Neitberg, genannt 1405-1453 ∞ mit Agnes von Kuenring zu Seefeld, Tochter von Nizzo von Kuenring († um 1405)
                1. Heinrich (III.) von Neitberg, genannt 1446-1480
                  1. Hans (III.) von Neitberg, genannt 1478-1483
                  2. Elisabeth von Neitberg († 1503) ∞ (1. Ehe) mit Friedrich von Pottendorf; ∞ (2. Ehe) mit Christoph von St. Georgen und Bösing
              3. Katharina von Neitberg, genannt 1417 ∞ mit Friedrich von Polheim, Mutter von Weikhard von Polheim.
              4. Jörg (II.) von Neitberg, genannt 1426-1436 ∞ mit Anna von Stubenberg
            5. Jörg (I.) von Neitberg († um 1395), seit 1384 Propst von Berchtesgaden, seit 1387 Bischof vom Chiemsee
            6. Elisabeth von Neitberg, genannt 1367, Nonne in Kirchberg
            7. Anna von Neitberg, genannt 1361 und 1371 ∞ mit Peter von Ebersdorf, oberster Kämmerer des Herzogtums Österreich
          2. Katharina von Neitberg, genannt 1338 und 1339 ∞ mit Heinrich von Stubenberg
        3. Geisel von Neitberg († 1323) ∞ mit Konrad von Ochsenburg
        4. Kunigund von Neitberg († 1328), genannt 1300 ∞ mit Hadmar Stuchs von Trautmannsdorf
        5. Margret von Neitberg, genannt 1300 und 1318 ∞ mit Rudolf von Krumbach
        6. Chol von Neitberg, genannt 1300

Literatur

  • Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), seine steirischen und österreichischen Besitzungen und seine Beziehungen zum Kloster Lilienfeld. In: Herwig Ebner (Hrsg.): Festschrift für Friedrich Hausmann. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 1977. ISBN 3-201-01040-5. S. 409-442

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 410
  2. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 409, S. 410 und S. 423
  3. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 413
  4. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 416f.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 428
  6. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 416 und S. 419
  7. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 427f.
  8. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 414, S. 419, S. 428 und S. 343
  9. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 417
  10. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 426
  11. vgl. Wasserschloss Burgau, Ferienmax.AT, abgerufen am 12. November 2022
  12. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 439, inklusive Ergänzung aus diesem Artikel
  13. vgl. Fritz Posch: Das steirische Ministerialengeschlecht der Nitberg-Neitberg (Neuberg), 1977, S. 411

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.