Der Rettungsdienst in Mödling wird heute durch das Rote Kreuz besorgt, das durch die Bezirksstelle Mödling des Roten Kreuzes vertreten ist.

Bezirksstelle in der Neusiedlerstraße

Anfänge

Die Wurzeln des Sanitätsdienstes in Mödling gehen auf die Freiwillige Feuerwehr Mödling zurück, die im Jahr 1867 gegründet wurde. Drei Jahre davor wurden die Grundlage durch die Gründung des Roten Kreuzes durch Henry Dunant und dem Beitritt Österreich-Ungarns am 21. Juli 1866 zur Genfer Konvention geschaffen.

Bereits 1866 dürfte nach dem Muster der Patriotischen Hilfsvereine in Mödling ein ähnlicher bestanden haben. Dies ergibt sich aus einem Bericht wonach am 6. Juli 1866 ein Verwundetentransport aus der Schlacht bei Königgrätz am Bahnhof Mödling übernommen worden sein soll.

Schon die neu gegründete Feuerwehr war in der Lage Verletzte zu versorgen und Erste Hilfe zu leisten. So gab es ein reiches Betätigungsfeld auf einer neu errichteten Radrennbahn.

Sanitätsdienst der FF Mödling

Im Jahr 1887 wurde im Rahmen der Feuerwehr ein Allgemeiner Rettungsdienst offiziell eingeführt. So musste die Feuerwehr bei einem Großeinsatz zu einem Eisenbahnunglück am 29. August 1886[1] am Bahnhof Mödling ausrücken, bei es eine unbekannte Zahl von Toten und Verletzten gab.

Auch der Bürgermeister Jakob Thoma regte 1896 die Gründung einer eigenen Rettungsgesellschaft für Mödling. Dies wurde aber vom Feuerwehr-Ausschuss mit der Begründung, dass durch die Feuerwehr sowieso Sanitäter vor Ort wären, abgelehnt. Noch bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die Sanitäter der Feuerwehr durch Mödlinger Ärzte ausgebildet.

Thoma ließ aber nicht locker und gründete noch am 13. Mai 1896 das Actions Comitee unter dem Zeichen des Roten Kreuzes. Dieses musste vor allem Geld beschaffen. So konnten zwei Rettungswägen mit Pferdebespannung angeschafft werden. Sie wurden beim Städtischen öffentlichen Krankenhaus Mödling stationiert.

Die Sanitätskolonne durfte diese Rettungswägen einsetzen, wie beispielsweise bei der 1000-Jahr-Feier der Stadt Mödling im Jahr 1904. Sie waren aber nicht Bestandteil des Roten Kreuzes, sondern gaben nur ihrerseits auf höherer Ebene die Zusage, in Kriegszeiten als lokale Krankentransportkolonne zu fungieren.

Mit dem Roten Kreuz versuchte auch der n.ö. Samariter Landesverband Fuß zu fassen. So sollte er 1913 von Karl Schneck zu einer Verbandssitzung eingeladen werden. Es dürfte aber nicht mehr dazu gekommen sein.

Erster Weltkrieg

Ab August 1914 war die Feuerwehr für die lokalen Krankentransporte zuständig und verpflichtet mit dem Zweigverein Mödling vom Roten Kreuz ..stets Hand in Hand zu arbeiten. Außerdem wurde der Verwundetentransport sowohl ins Krankenhaus als auch in das Lazarett, das in der Jakob-Thoma-Schule eingerichtet wurde, durchgeführt. An diesen Transporten beteiligten sich auch die Feuerwehren Brunn, Hinterbrühl, Maria Enzersdorf und die Austria Brauerei Wiener Neudorf. Bei Kriegsausbruch standen sechs bespannbare Rettungswägen, vier Räderbahren, zwei Feldtragen, sowie ein bis zwei Kraftfahrzeuge zur Verfügung. 45 Personen versahen ihren Dienst in der Kolonne.

Zwischenkriegszeit und Zweiter Weltkrieg

Nach dem Krieg erwarb die Stadt Mödling aus der sogenannten Sachmobilisierung der k.u.k. Armee ein Sanitätskraftfahrzeug. 1925 wurde ein zweites beschafft. Einer der maßgeblich zum Wiederaufbau der Rettungsabteilung beitrug, war Josef Mayer, der die Leitung dieser Abteilung von Anton Rachenzentner übernommen hatte.

Im Jahr 1926 erhielt die Rettungsabteilung einen eigenen Verwaltungsausschuss mit einer eigenen Finanzgebarung. Auch ein Arzt gehörte diesem Ausschuss an. Ab 1933/34 bestand auch ein eigener Rettungsreferent im Feuerwehrausschuss. Mitte der 1930er Jahr wurde die Feuerwehr nach einem Übereinkommen des Niederösterreichischem Landesfeuerwehrverbandes Bestandtteil des Österreichischem Roten Kreuz.

Schwierig gestalteten sich Einsätze am 14. Februar, die sich durch Kampfhandlungen zwischen Schutzbund und Exekutive im Raum des Mödlinger Krankenhauses ergaben. Durch lebensgefährliche Transporte der Rettungsfahrzeuge durch die Gefechtszone konnte einerseits der Krankentransport andererseits die Versorgung des Spitals aufrecht erhalten werden.

Im Jahr 1937, dem Jahr vor dem Anschluss wies die Stadtfeuerwehr einen Stand von 42 geprüften Sanitätern aus. Mit 18. Oktober 1938 wurde die Rettungskolonne der Feuerwehr aufgelöst und das gesamte Vermögen an das Deutsche Rote Kreuz übergeben. Im Kriegsjahr 1940 erfolgte auch die räumliche Trennung, sodass ein Betrieb durch die gleiche Mannschaft nicht mehr möglich war. Eine gleichzeitige Mitgliedschaft war außerdem nicht erwünscht. Allerdings meldeten sich nur sechs der Feuerwehrkameraden, die zum DRK wechselten, sodass der Sanitätsdienst doch weiter in der Hand der Feuerwehr bleiben musste. Wann die tatsächliche Trennung erfolgte ist nicht bekannt.

Nachkriegszeit

 
Jahrzehntelanges gemeinsames Domizil von Feuerwehr und Rotem Kreuz

Nach dem Krieg versuchte man den Betrieb trotz Mangel an Räumlichkeiten und Finanzmittel neu aufzubauen. In Mödling gelang es den Rettungsdienst bereits am 28. April 1945 mit einem Dreirad und einem Pferdefuhrwerk wieder aufzunehmen. Bereits im Herbst 1945 konnte auch ein motorisiertes Rettungsfahrzeug in Betrieb genommen werden. Im Mai 1946 schrieb die Mödlinger Volkspost:

„Bezirksrettungsabteilung Mödling vom Roten Kreuz... Die Rettungswagen samt Sanitätsmaterial, Werkzeug, Instrumenten, Schreibmaschinen und Baumaterial waren schon vorher von den führenden Stellen verschleppt worden. Es gelang mit Hilfe des Fuhrwerkers Leopold Weiß, der ein leichtes Pferdegespann beistellte, einen Teil der verschleppten Sachen wieder nach Mödling zurückzubringen.. Gegenwärtig wird der Rettungsbetrieb (früher 4 Rettungswagen) mit nur einem Original-Rettungswagen (Type Horch) aufrechterhalten. Der Personalstand beträgt sechs Personen (März 1945-vierzehn)..“

Mödlinger Volkspost vom 25. Mai 1946

Am 20. Jänner 1948 vereinbarten der Präsident des Landesvereines vom Roten Kreuz Rudolf Mitlöhner, der auch Mitglied der auch Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Stockerau war[2], eine Zusammenarbeit der Feuerwehr und dem Roten Kreuz wie vor dem Krieg. Am 31. Jänner fand die Gründungsversammlung statt, sodass bis auf weiteres der Dienst wieder für beide Organisationen von der selben Mannschaft durchgeführt werden konnte. Josef Mayer wurde gleichzeitig auch Kolonnenkommandant des Roten Kreuzes.

So wurde das Rote Kreuz ab 1. Februar 1948 auch im damaligen Feuerwehrhaus neben der Spitalskirche untergebracht. Neben der Feuerwehr war aber auch eine starke Hausmannschaft im Haus wohnhaft, die in den folgenden Jahren den Rettungsdienst trotz der Schwierigkeiten aufrecht erhalten konnten. Der Telefondienst wurde untertags von der Schwester Mayer's Gertraud Maier abgewickelt. Anschließend wurde das Telefon ins Gasthaus Mayer umgeschaltet und von dort durchgeführt. Erwähnenswert in dieser Mannschaft war Ferdinand Weiss senior, der in der gesamten Zeit zwischen 1948 und 1971 sämtliche Telefondienste der Rettungsstelle von seiner Wohnung ebenfalls im Rettungshaus in der Zeit zwischen 22 und 6 Uhr bis zum Dienstantritt des hauptamtlichen Personals durchführte.

Wegen verschiedensten Probleme in der sowjetischen Besatzungszone hatte der Rettungsdienst permanent zu kämpfen. So war beispielsweise ein Rettungsteam bei einem Eisenbahnunfall beim Eichkogeleinschnitt, an dem ein sowjetischen Militärzug beteiligt war, mit den Soldaten Schwierigkeiten. Die Sanitäter wählten auf Grund der Ortskenntnis einen kürzeren Weg, der aber von den Soldaten missverstanden und stoppten die Einsatzfahrzeuge mit MP-Feuer, sodass doch der beschwerliche Weg querfeldein genommen musste. Offiziere musste man in das Heeresspital Stammersdorf transportieren, was auch mit Waffengewalt beschleunigt werden sollte.

Zum Einsatzgebiet der Rettungsstelle gehörte in dem noch bis 1954 zu Groß-Wien gehörenden 24. Bezirk zahlreiche Orte, die nicht von der FF Brunn für die Bezirksstelle Brunn oder die damals bestehende Bezirkstelle Perchtoldsdorf durch die FF Perchtoldsdorf betreut wurden.

Erst gegen Ende der 1960er Jahre wurde das Rote Kreuz auch für Mitglieder, die nicht Feuerwehrangehörige waren, geöffnet. Die endgültige Trennung konnte erst mit der Inbetriebname des neuen Rettungsgebäudes in der Neusiedlerstraße erfolgen. Die Segnung erfolgte am 19. September 1971. Trotzdem waren noch lange Zeit zahlreiche Feuerwehrkameraden Mitglieder beider Organisationen.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Anmerkung: Jahreszahl im Buch mit 1896 falsch
  2. Chronik der FF Göllersdorf abgerufen am 28. März 2016