Der Wällischhof ist heute nur mehr als Wällischhofstraße und als Erholungsgebiet im Grenzgebiet zwischen Maria Enzersdorf und Brunn am Gebirge bekannt.[1] Der Wällischhof, dessen Ursprung auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgeht, selbst besteht seit den 1980er Jahren nicht mehr.

Wällischhof inmitten der Weingärten von Maria Enzersdorf

Der Name des Wällischhofes führt auf einen abgekommenen Flurnamen Walchkogel zurück, der seinerzeits vermutlich auf einen Besitzer Walch oder Walich im Mittelalter verweist. Das 12 ha große Gebiet des ehemaligen liegt über den Weingärten des Barmhartstales.

Geschichte

Der älteste Teil des Gebäudekomplexes wurde mit der Konskriptionsnummer 99 in Maria Enzersdorf im Jahr 1806 errichtet. Bezeichnete man das Gebäude zuerst als Behausung in der Ried Walchskogel. Auf der Perspektive-Karte des Erzherzogthums unter der Enns aus dem Jahr 1840 von Franz Schweickhardt von Sickingen findet man ihn unter Wällischer Hof.

Das erste schlossartige Gebäude mit einem runden Eckturm wurde für Richarda Millioti von Dalberg erbaut. Als Besitzer des Wälschen Hofes findet sich im franziszeischen Bauparzellenprotokoll der Brunner Bader Bartholomäus Fidler. Danach gab es zahlreiche Besitzerwechsel, wie zu Mitte des Jahrhunderts die damals bekannte Ballettmeisterin Josefine Weiß (? 1852)[2].[3] Der Wällischhof diente sowohl als Wohngebäude als auch als Wirtschaftshof, vermutlich mit Milchwirtschaft. Im Jahr 1885 wurde vom Besitzer Anton V. Markl eine große Scheune errichtet. Bereits 1888 gab es einen neuen Besitzer, Josef Manninger, der seinerseits einen neuen Kuhstall errichtete.

Im Jahr 1891 erwarb Karl Seyferth den Besitz und baute es zu einem Kurbetrieb, wofür er im Jahr 1900 eine Konzession erhielt. Im Jahr 1911 wurde es zu einem Hotelbetrieb erweitert, wodurch Maria Enzersdorf neben dem Gasthof Zum Schwarzen Adler über einen zweiten Beherbergungsbetrieb verfügte. So entstand innerhalb kurzer Zeit eine Kaltwasser-Heilanstalt mit verschiedenen Kureinrichtungen. So baute das Büro von Theiss und Jaksch die Parkvilla, auch als Villa Espero bezeichnet und die Bergvilla. Seyfert ließ für sich selbst an der anderen Straßenseite des Barmhartstalweges eine Villa als Wohnsitz anlegen. Die Seyfertvilla hieß später auch Lindenvilla. Die Brunnenvilla, vor der der Dudelsackpfeifer-Brunnen stand, war das Wohnhaus der Ärzte. Auch ein Gärtnerhaus errichtete das Architektenbüro.

Im Jahr 1911 erweiterte Seyfert seine Konzession auf Hotelbetrieb. Unter den prominenten Gästen, die auch während des Ersten Weltkrieges kamen, befand sich auch der türkische Botschafter in Österreich Hüseyin Hilmi. Der Besuch des Botschafters des damaligen Bündnispartners war der Anlass für eine Sympathiekundgebung von Maria Enzersdorfer und Mödlinger Bürgern. Im Gegenzug trug sich der Botschafter in das Gedenkbuch der Gemeinde ein.

Die Folgen des Ersten Weltkrieges war so verheerend, dass Seyferth 1918 den Kurbetrieb vekaufen musste. Der neue Besitzer wurde bis 1924 der Verein zur Schaffung von Mittelstand-Erholungsheimen in Wien, der alles fünf Jahre später an den Verband der Angestellten der Stadt Wien weiter veräußerte. Der neue Besitzer elektrifizierte die Gebäude. Im Zuge dessen wurde das kleine Ortsnetz der Gemeinde, die den Leitungsbau zu dem doch relativ weit entfernten Wällischhof allein nicht stemmen konnte, an die Wiener E-Werke verkauft.

Im Jahr 1927 wurde der Besitz von der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien erworben und zu einem vorbildlichen Erholungsheim gemacht. Im Gegenzug wurde das bisher von der KFA geführten Heim im Schloss Wolfsberg bei Krems verpachtet und nicht mehr weiter betrieben. Im Rechenschaftsbericht der KFA wird erwähnt:

„Das Erholungsheim Wällischhof, welches sehr bequem mit der Wiener Straßenbahn zu erreichen ist (was gleichfalls einen besonderen Vorteil gegenüber dem Erholungsheim Schloß Wolfsberg bietet), hat einen Fassungsraum von rund 125 bis 130 Pfleglingen, die in fünf, zum Teil auch für den Winterbetrieb geeigneten Villen untergebracht werden können. Diese Villen sind in einem prachtvollen, alten, durchaus gepflegten Parke gelegen, der 9,1 Hektar groß ist. Unstreitig ist der Anstalt möglich, den Wällischhof auf einer höheren Stufe, hauptsächlich in bezug auf die Unterbringung der Erholungsbedürftigen, zu führen, als dies auf Schloß Wolfsberg möglcih war. Die Folge davon ist auch die zunehmende Befriedigung der untergebrachten Pfleglinge, was seinen Ausdruck in der Zunahme der Verpflegszahlen findet“

Rechenschaftsbericht der KFA

Das gesamte Areal, das früher frei zugängig war, wurde eingezäunt. Die Behandlungen umfassten vor allem Atemwegserkrankungen. Die Zuweisungen an das Heim stieg permanent an. Der Aufenthalt wurde von der KFA der Stadt Wien bezahlt.

Vor dem Zweiten Weltkrieg ging der Kurbetrieb wieder stark zurück. Auch die Baulichkeiten wurden immer schlechter. Im Jahr 1941 wurden von der Abteilung für Bauwesen der Gemeindeverwaltung des Reichsgaues Wien - Maria Enzersdorf gehörte damals auch zu Groß Wien - gravierende sanitäre Übelstände festgestellt. Da die Reparaturen wegen des allgemeinen Bauverbotes nicht durchgeführt werden konnten, konnte der Kurbetrieb nur mehr eingeschränkt durchgeführt werden. Schließlich wurde das Heim beschlagnahmt um in Ausnahmefällen als Spital zur Verfügung zu stehen.

Nach Kriegsende wurde das gesamte Areal durch die Roten Armee beschlagnahmt. Die Soldaten der Besatzungsmacht waren bis zumStaatsvertrag einquartiert, sodass beim Verlassen die Gebäude dementsprechend devastiert waren.

Erst im Jahr 1984 parzellierte die Stadt Wien das Gelände. Diese Grundstücke wurden samt Gebäuderuinen privat verkauft, zum Teil aber wieder durch die neuen Besitzer restauriert. Im östlichen Teil des Objektes wurde eine Montessori-Schule eingerichtet.

Prominente Kurgäste

Der Dichter Franz Keim erwähnte einen Kuraufenthalt in seinem Buch Aus dem Bilderbuche meines Lebens.

Im August weilte auch der türkische Botschafter Hüseyin Hilmiim Wällischhof. In der Folge wurde eine patriotische Kundgebung der Gemeinden Maria Enzersdorf und Mödling für das mit Österreich-Ungarn verbündete Osmanische Reich abgehalten. Als Dank dafür schrieb der Botschafter in das Gedenkbuch der Gemeinde Maria Enzersdorf einige Zeilen in arabischer Schrift.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Wällischhof auf der Seite von Brunn am Gebirge abgerufen am 18. Jänner 2016
  2. Wiener Stadtpost: In der Piaristen-Pfarrkirche .... In: Der Humorist (1837–1862), 24. Dezember 1852, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/hum
  3. Weiss, Josephine (1805) abgerufen am 18. Jänner 2016 (engl.)

Weblinks

  Wällischhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons