Augustin Heuerling (* im 15. Jahrhundert; † im 15. Jahrhundert, nach 1480[A 1]), auch Augustin Heurlingk, Augustin Heyerlink, Augustin Hewerling oder Augustin Hewrlinch, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol.

Herkunft

Augustin Heuerling war Angehöriger einer Patrizierfamilie in Matrei am Brenner. Seine Vorfahren dürften aus der Rotte[A 2] Mützens (heute Teil der Gemeinde Mühlbachl) stammen. 1326 ist dort erstmals ein Weber mit Namen Heuerling ("Haeurlinch") urkundlich genannt. Spätere Nennungen verweist auf Steinach am Brenner, wo der Familie ein wirtschaftlicher und sozialer Aufstieg gelungen sein dürfte. Wird sie zunächst urkundlich in den Zeugenreihen gewöhnlich an letzter Stelle genannt, so findet sich 1396 in einer Stiftungsurkunde für die Erasmuskirche in Steinach in der Zeugenreihe ein Gotschel Heuerling von Steinach an erster Stelle.[1] Augustin Heuerling, wahrscheinlich der Sohn von Anton Heuerling, (genannt 1422), dürfte der Enkel von diesem Gotschel Heuerling und seiner Ehefrau Masse (Thomasia?) gewesen sein. Verheiratet war er mit Barbara, die eine Verwandte von Balthasar Heustadl, dem Amtmann von Imst war, der aus dieser in Nassereith begüterten Familie stammte. Aus seiner Ehe hatte Augustin Heuerling zwei Kinder.[2]

Augustin Heuerling war im Besitz eines eigenen Siegels, das er bei der Beurkundung privater Angelegenheiten verwendete.[3]

Leben

Augustin Heuerling war bis 1434 in Steinach ansässig, danach übersiedelte er nach Matrei, wo er um 1440 als Bürger belegt ist.[2] Am 23. September 1453 wurde Augustin Heuerling, gemeinsam mit Hans Staud von Obernberg-Vinaders, von Christian Hueber, dem Richter des Gerichtes Matrei und der "gemaine" dieses Gerichtes bevollmächtigt, dieses auf dem "gemainen" Landtag zu Innsbruck zu vertreten.[1] 1447 und 1448 war er Richter von Matrei.[4] 1454 kam es zu einem Streit zwischen dem Markt Matrei und den Kirchenpröpsten der Nikolauskapelle in Obernberg am Brenner, zu denen Hans Staud gehörte, um den Besitz von zwei Äckern. In diesem fungierte Augustin Heuerling als Sprecher für den Markt Matrei, gemeinsam mit anderen Bürgern aus Matrei, darunter Heinrich Narr.[3] Im Verzeichnis der auf dem Landtag zu Bozen vom 17. Jänner 1468 vertretenen Gerichte und ihrer Boten scheint Augustin Heuerling auf.[1] Mit Heinrich Narr vertrat er 1472 die Interessen von Matrei in einem Streit mit der Stadt Meran um Zollrechte in Steinach.[3] 1473 Kirchpropst der Kirche auf der Waldrast in der Pfarrei Matrei.[4] 1478 war Augustin Heuerling Oberpfleger"[A 3] des Spitals zu Matrei.[5]

Augustin Heuerling besaß den Sigreidhof in Steinach und außerdem zahlreiche Wirtschaftsgüter in Matrei und dessen Umgebung, die er landwirtschaftlich nutzte, darunter einen Hof in Schöfens, den Kircherhof und den Sennhof in Mützens. Daneben war er im Handels- und Transportwesen tätig.[2] Von seiner Großmutter und Anton Heuerling hatte er einen Anspruch auf das "Lehensrecht am dritten Vorwagen" geerbt, eine Erlaubnis, Trockengut vom Zoll von Lueg (heute Teil der Gemeinde Gries am Brenner) nach Sterzing und Matrei transportieren zu dürfen, das auch seinen Sigreidhof in Steinach einschloss. Dieses war 1422 an Hans Hörndl, damals Richter zu Matrei, verliehen worden. Erst 1449 wurde er mit diesem Recht durch Herzog Siegmund von Österreich erneut belehnt.[2] Nach seinem Tod wurde 1497 sein Sohn Hans mit diesem Recht belehnt, das dann bis 1591 in seiner Familie verblieb.[3]

Augustin Heuerling, der in Matrei auch eine Gastwirtschaft betrieb, die Herzog Siegmund durch die Vergabe von Privilegien förderte, dürfte in einem Naheverhältnis zum Tiroler Landesfürsten gestanden haben. Bei der Auslösung der Pfandschaft der Hofmark Matrei und des Landesgerichtes Steinach, die als Lehen der Grafschaft Tirol galten, fungierte er für den Herzog als Ansprechpartner des Bischofs von Brixen.[6] 1478 zählte er als "Türhüter" des Herzogs zu den Zeugen, in deren Anwesenheit das Inventar der Burg Fragenstein aufgenommen wurde.[4]

Erinnerungen an Augustin Heuerling

In Matrei erinnert an Augustin Heuerling ein Wappenfresko im Gasthaus "Zur Uhr", Brenner Straße 60, aus dem Jahr 1471. Nachdem Matrei 1471 von einem Großbrand heimgesucht worden war, ließ Augustin Heuerling das dortige Ballhaus, wo dieses Gasthaus später untergebracht war, wieder in Stand setzen und erweiterte es, in dem er die heute noch erhaltenen gotischen Gewölbe einbauen ließ. Er selbst dürfte dort bereits eine Gastwirtschaft betrieben haben.[2]

Literatur

  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 269
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 270
  3. 3,0 3,1 3,2 3,3 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 272
  4. 4,0 4,1 4,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 271
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 271f.
  6. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 270f.

Anmerkungen

  1. Hinweis nach Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 272
  2. Rotte ist eine österreichische Bezeichnung für eine Wohnsiedlung, die aus wenigen Gebäuden besteht, die locker angeordnet sind.
  3. Die mittelalterliche Bezeichnung "Pflege" in Bezug auf Gebäude und Einrichtungen bedeutet deren Verwaltung. Der Spitalpfleger bezeichnete damals den Verwalter des Spitals.