Hans Fieger (* im 15. Jahrhundert; † im 16. Jahrhundert, um / nach 1503 und vor 1508[A 1]), häufig Hans Fieger der Mittlere, auch Hans Fueger oder Hans Füger genannt, war im 15. Jahrhundert Gerichtsvertreter der Grafschaft Tirol für ein Gericht im heutigen Bundesland Tirol. Er gilt als einer der reichsten Bürger der Stadt Hall um 1500.

Die Stadtpfarrkirche von Hall in Tirol - heute

Herkunft

Hans Fieger ("der Mittlere") stammte aus einer in Hall ansässigen Handels- und Gewerkenfamilie, die im 15. Jahrhundert zu großem Reichtum gelangte und auch landespolitisch tätig wurde. Er war einer der sechs Söhne von Hans Fieger ("dem Alten")[1]

Hans Fieger ("der Mittlere") wurde 1489 mit seiner Familie von Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand erhoben. Verheiratet war er mit Christina, einer Tochter von Jakob Tänzl und Schwester von Christian Tänzl[A 2]. Aus seiner Ehe hatte er 3 Söhne und 7 Töchter.[2]

Leben

Hans Fieger ("der Mittlere") besaß in der Grafschaft Tirol umfangreichen Grund- und Rentenbesitz, der allerdings über diese verstreut war.[2] Ihm gehörten Anteile an den Bergwerken in Schwaz, Sterzing[A 3] und Gossensaß[A 4], er zählte neben Virgil Hofer aus Salzburg, Hans Paumgartner aus Kufstein, Christian Tänzl aus Innsbruck und Jörg Perl aus Schwaz zu den reichsten Gewerken des Schwazer Bergbaus. Seit 1472 im Dienst von Erzherzog Siegmund von Österreich, Graf von Tirol, stimmte er 1485 mit anderen Gewerken der Grafschaft Tirol einem Vergleich zu, den der Erzherzog mit der Stadtrepublik Venedig schließen wollte und welcher den Kupferabbau betraf. 1488 gehörte er zu den Zeugen der Belehnung von Degen Fuchs von Fuchsberg mit der Burg Fragenstein.[1] Hans Fieger war auch Darlehensgeber für die Tiroler Landesfürsten. So gewährte er 1487 Erzherzog Siegmund 2.300 Gulden und 1497 dem späteren Kaiser Maximilian I. 12.000 Gulden. Für den Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05)) unterstützte er Maximilian I. mit einem weiteren Darlehen von 27.000 Gulden.[3]

Auf dem Landtag zu Meran vom 1. November 1487 vertrat Hans Fieger, gemeinsam mit Lambrecht Wach, als Gerichtsvertreter das landesfürstliche Gericht Freundsberg[A 5]. Beide wurden dort von Gerichtsvertretern zu Räten in der "landschaftlichen Regierung" bestellt.[4] Auf dem Landtag zu Innsbruck vom 9. März 1489 bestellte die Landschaft aus den Repräsentanten der Gerichte ihn zusammen mit Kaspar Ruepp von Imst, Veit von Gagers und anderen zu Mitgliedern des Ausschusses. Dort siegelte er für die Gerichte die Bestätigung der "Meraner Ordnung".[5]

Hans Fieger ließ sich in Schwaz ein Haus bauen, das sein ständiger Wohnsitz war. 1472 erhielt er, gemeinsam mit Mathias Pollinger und Christian Tänzl, vom Landesfürsten die Erlaubnis zur Benutzung eines Brunnens und der Verlegung der notwendigen Rohre zu seinem Haus.[1] Er war Finanzbaumeister der (älteren) Liebfrauenkirche in Schwaz. Außerdem förderte er den Neubau der Pfarrkirche in Baumkirchen und siegelte 1490 ein Frühmessbenefizium für die Kirche in Mils.[6]

Hans Fieger hinterließ ein stattliches Vermögen, zu dem neben dem Gericht von Taufers, das ihm verpfändet oder verliehen war, mehrere Ansitze und viele Häuser zählten, die unter seinen Erben aufgeteilt wurden. Er hinterließ seinen Söhnen sogar eine große Summe in Bargeld, seine Töchter erhielten stattliche Mitgiften. An seinem Begräbnis soll Maximilian I. persönlich teilgenommen haben.[3]

Erinnerungsstätten an Hans Fieger

  • Hall in Tirol: Hans Fieger ("der Mittlere") stiftete für die Pfarrkirche Hall 18 Glasgemälde und ließ an deren Westfassade eine Emporenkapelle anbauen, die er zur Grablege für seine Familie bestimmte.[2]

Literatur

  • Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner. Die Bewohner von Hall in Tirol im ausgehenden Mittelalter (= Tiroler Wirtschaftsstudien. Schriftenreihe der Jubiläumsstiftung der Kammer der gewerblichen Wirtschaft. 54. Folge) . Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2002. ISBN 3-7030-0374-X
  • Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol. Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500 (= Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs. Bd. 41). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2017. ISBN 978-3-7030-0941-9

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 241
  2. 2,0 2,1 2,2 vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 242
  3. 3,0 3,1 vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 136
  4. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 240
  5. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 240f.
  6. vgl. Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 241f.

Anmerkungen

  1. Sterbejahr nach Adelina Wallnöfer: Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol, 2017, S. 242 und Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 136
  2. Nach Brandstätter war Christina eine Tochter von Christian Tänzl und somit eine Enkelin von Jakob Tänzl, vgl. Klaus Brandstätter: Ratsfamilien und Tagelöhner, 2002, S. 136
  3. Sterzing, heute Vipiteno, gehört seit 1919 zu Italien.
  4. Gossensaß, heute Colle Isarco, gehört seit 1919 zu Italien.
  5. Der Sitz dieses Gerichtes war im Mittelalter die Burg Freundsberg, die heute zur Gemeinde Schwaz gehört.