Carl Haas, auch Carl Haas jun., (* 26. August 1847 in Wien; † 18. Mai 1919 ebenda) war ein österreichischer Metallwarenfabrikant.

Hintergrund

Carl Haas war der Sohn des gleichnamigen steirischen Landesarchäologen und späteren Metallwarenfabrikanten Carl Haas (1825–1880). In Wien kommt es regelmäßig zu einer Verwechslung zwischen dem Vater und seinem das Geschäft fortführenden ältesten, namensgleichen Sohn. Häufig fehlt eine klare Abtrennung zwischen den einzelnen Arbeiten der beiden, meist basierend auf dem fehlenden Wissen über die Existenz zweier, im selben Gewerbe tätiger Generationen gleichen Namens. Der 2010 erschienene 67. Band des Allgemeinen Künstlerlexikons beinhaltet einen Künstlereintrag zu Carl Haas, der eine Art „Höhepunkt“ der Verwirrung aufzeigt. Neben der allgemein üblichen Vereinigung des Werkes des Landesarchäologen Carl Haas mit dem des Landschaftsmalers Karl Haas führt der Eintrag auch an, dass Carl Haas „ab 1883 Lehrer für Galvanoplastik“ an der Kunstgewerbeschule des Museums für Kunst und Industrie war, was somit zusätzlich eine biografische Verschmelzung von Carl Haas, dem Landesarchäologen und späteren Metallwarenfabrikanten, mit seinem, in diesem Allgemeinen Künstlerlexikon unerwähnt gebliebenen Sohn darstellt. Darüber hinaus ist diese Bemerkung alleine schon aus chronologischer Sicht falsch, denn Carl Haas, der Landesarchäologe, selbst starb, wie in dem Artikel auch korrekt angegeben, bereits 1880, womit für ihn eine ab 1883 durchgeführte lehrende Tätigkeit auszuschließen ist.[1]

Leben und Wirken

Seine schulische Ausbildung absolvierte Haas im Internat des Kollegiums Kalksburg. Im Studienjahr 1864/65 ist er als ordentlicher Hörer des technischen Instituts am Joanneum in Graz nachweisbar. Im Anschluss daran belegte er drei Studienjahre an der k. k. polytechnischen Lehranstalt in Wien. Bald nach seinem Studienabschluss begann er im väterlichen Betrieb zu arbeiten. Nach dem Tod seines Vaters im Jänner 1880 führte Carl Haas die Metallwarenfabrik und das galvanoplastische Atelier weiter. 1882 löste Carl Haas alle seine Verbindungen zum väterlichen Betrieb, der fortan von seinem Bruder Eduard Haas weitergeführt wurde. Er machte sich mit demselben Gewerbe an einem anderen Standort selbstständig. 1885 erhielt Carl Haas' Firma den Titel Galvanoplastisches Atelier des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie verliehen und er deren Leitung übertragen. Das neu gegründete Unternehmen von Carl Haas hat sich erfolgreich gegen die weiterhin noch parallel dazu bestehende väterliche Firma Carl Haas k. k. Hofmetallwarenlieferant durchgesetzt. Neben den Nachbildungen fertigte die Firma von Carl Haas auch Neuschöpfungen, z. B. das nach dem Vorbild des Verduner Altares gefertigte Bronzeretabel des Hochaltars des Stiftes Heiligenkreuz.

Ab den 1890er Jahren wurde das Geschäft mit galvanoplastischen Nachbildungen bedeutender Kunstwerke vor allem aufgrund der Vielzahl von Fälschungen und der Markterschöpfung immer schwieriger. Die Firma von Carl Haas bestand noch bis zu seinem Tod, wurde jedoch nicht mehr fortgeführt. Über den Verbleib der Modellsammlung galvanoplastischer Nachbildungen ist jedoch nichts bekannt.

Literatur

  • Kunstgewerbe. In: Allgemeine Kunst-Chronik. Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe und Literatur. Bd. 6, Nr. 4, Wien 1. Dezember 1881, S. 45 (Digitalisat).
  • Peter Noever: Wiener Gold- und Silberschmiede von 1781 bis 1921 und ihre Punzen. MAK, Wien 2005, ISBN 3-900688-67-2.
  • Dankmar Trier: Haas, Carl. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 67, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23034-9, S. 13
  • Monika Küttner: Carl Haas und Karl Haas. „Verschmelzung“ und „Entflechtung“ zweier gleichnamiger Künstlerpersönlichkeiten (= Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchivs Bd. 41 / Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Sonderband 26). Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2017, ISBN 978-3-901938-27-6.

Einzelnachweise

  1. Dankmar Trier: Haas, Carl. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 67, de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-598-23034-9, S. 13