Die "Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel zu Jerusalem", besser bekannt als Templerorden, auch bekannt als die Brüder vom Tempel beziehungsweise als Templarier, war ein geistlicher Orden, der im Mittelalter eine bedeutende Rolle spielte und durch einen politischen Machtkampf ausgelöscht wurde. Nicht zuletzt die sehr fragwürdigen Umstände, die seine Vernichtung zur Folge hatten, haben immer wieder Anlass für Spekulationen geboten. Auf dem Areal des heutigen Österreichs hat der Templerorden keine bedeutende Rolle gespielt, doch fand er Eingang in die Welt der Legenden und Sagen.

Gegenstände des Templerordens sind Teil der Ausstellung des Museums auf Schloss Zogelsdorf.

Eckdaten zur Geschichte der Templer

Die Templer waren neben den Johannitern und dem Deutschen Orden der Dritte der großen Ritterorden aus der Zeit der Kreuzzüge. Gegründet 1118 von französischen Adeligen, benannten sie sich nach dem ehemaligen Salomon-Tempel in Jerusalem. Die oberste Leitung des Ordens hatte der Großmeister inne, dessen Sitz sich zunächst in Jerusalem befand, ehe er 1187 nach Akkon und 1291 nach Zypern verlegt wurde. Mitte des 13. Jahrhunderts unterstanden dem Orden insgesamt siebzehn Provinzen, davon zwölf im heutigen Europa und fünf im damaligen Orient. Diese wurden von Präzeptoren geleitet, denen die Komturen der Niederlassungen unterstanden. Die Wirtschafts- und Verwaltungsführung befand sich in Paris, wo eine Kommende bereits 1147 belegt ist. Sie war im "Temple" untergebracht, einem Turm, der 1212 erbaut wurde. Der Orden wurde am 22. März 1312 durch Papst Clemens V. aufgehoben, nachdem der französische König Philipp IV. "der Schöne") 1307 viele Templer, darunter die Ordensleitung, unter der Beschuldigung der Ketzerei hatte verhaften lassen, obwohl er dazu gar nicht berechtigt gewesen wäre, da die Templer als geistlicher Ordnung keiner weltlichen Gerichtsbarkeit, sondern nur dem Papst unterstanden[1]. Die Aufhebung des Templerordens wurde außerhalb des französischen Königreiches zur Kenntnis genommen, Verfolgungen von Templern sind aber außerhalb von Frankreich kaum belegt.[2]

Die Templer im heutigen Österreich

Auf dem Areal des heutigen Landes Österreich sind urkundlich nur wenige Besitzungen des Templerordens belegt: in Fischamend, Rauchenwarth, Schwechat und Wien[A 1].[1] Diese Niederlassungen gehörten zur "böhmisch-österreichischen" Provinz des Templerordens.[2] Direkt unterstanden sie einer mährischen Kommende.[1]

Die größere Templerniederlassung ist für Wien belegt. Sie dürfte um 1200 gegründet worden sein. 1302 befand sich die Grundherrschaft über den Domvogthof (heute Wien 1, Ecke Teinfaltstraße 8-8a / Löwelstraße 20) im Besitz der Templer, welche diesem dem Schottenstift im Tausch für ein Grundrecht über eine Backstube (heute Wien 1, Bräunerstraße 7) überließen.[2]

Nach einer Chronik aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die allerdings heute verschollen ist, soll sich auf dem Areal des 1226 gegründeten Dominikanerklosters (heute Wien 1, Postgasse 2-4) zuvor eine Niederlassung der Templer befunden haben. Urkundliche Belege dafür sind aber bisher nicht vorhanden. Dass die im Bereich des Dominikanerklosters urkundlich genannte Martinskapelle ursprünglich den Templern gehört hat, ist immerhin vorstellbar. Für eine Beziehung der Templer zu der unterirdischen Virgilskapelle gibt es jedoch keine zuverlässigen Anhaltspunkte.[2]

Angeblich soll ein Schreiben von Papst Clemens V. an den Landesfürsten des Herzogtums Österreich existieren, in welchem dieser aufgefordert wird, die in seinem Gebiet weilenden Templer unverzüglich verhaften zu lassen und den zuständigen Bischöfen auszuliefern.[1] Eine Urkunde aus dem Jahr 1309 deutet an, dass die Templer bereits damals ihre Besitzungen zu Fischamend, Rauchenwarth und Schwechat verkauft hatten.[3] Dafür, dass Templer tatsächlich nach zu Anfang des 14. Jahrhunderts in den Gebieten des heutigen Österreichs verfolgt oder gar getötet wurden, gibt es jedoch keine Indizien oder gar urkundliche Belege. Vorstellbar wäre vielleicht, dass Besitz des Templerordens vom Landesfürsten eingezogen und an die Johanniter oder den Deutschen Ritterorden übertragen wurden.[4]

Erinnerungen an die Templer im heutigen Österreich

Niederösterreich

  • Burgschleinitz-Kühnring: Auf Schloss Zogelsdorf befindet sich das Ordensmuseum, Heimat- und Jagdmuseum der IOU-Gesellschaft für Ordenskunde, Heraldik und Familienforschung. Hier sind Orden, Ehrenzeichen, Medaillen etc. ausgestellt, darunter auch welches des ehemaligen Templerordens.
  • Mödling: In Mödling ist die Templergasse nach den Templern benannt.[5]

Die Templer in Legende und Sage

Niederösterreich

Der Templerorden oder einzelne Ordensmitglieder sind im Waldviertel urkundlich nicht belegt, tauchen dort aber in vielen Sagen als Burgbesitzer auf, so auf den Burgruinen Eibenstein (in Raabs an der Thaya), Klösterle, Schimmelsprung, Kammegg, Scharfeneck und Röthelstein.[6]

Wien

  • Wien 1: In Wien gibt es eine Sage um die Blutgasse, welche auf die Verfolgung der Templer Bezug nimmt.[8]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 57
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 vgl. Felix Czeike (Hrsg.): Templer. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 427.
  3. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 57f.
  4. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 58
  5. vgl. Templergasse, Strassen-In-Österreich.AT, abgerufen am 28. Juni 2020
  6. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 56
  7. vgl. Ilse Schöndorfer: Steine und Sagen, 1999, S. 55
  8. vgl. Gabriele Lukacs: Orte des Grauens. Dunkle Geheimnisse in Wien. Pichler Verlag, Wien / Graz / Klagenfurt, 2015. ISBN 978-3-85431-717-3. S. 21

Anmerkungen

  1. Wien war im Mittelalter noch nicht die Hauptstadt des Habsburgerreiches, sondern nur eine der wichtigsten Städte des Herzogtums Österreich, zu dessen Landständen sie zählte.