Die Weikersdorfer Schlossmühle befand sich in der Schloßgasse Nr. 19 in Baden bei Wien und war die erste Mühle am Badener Mühlbach, der am Beginn des Helenentales beim Wehr der großen Schwechat abgezweigt wurde.

Schloss Weikersdorf 1672
Grundmauern der Weikersdorfer Schlossmühle 2016

Chronik

Die erste urkundliche Erwähnung der Weikersdorfer Schlossmühle geht auf das Jahr 1276 zurück, indem der damalige Besitzer Otto v. Arnstein am 15. Mai 1276, kurz vor seinem Tode, die Mühle gegen die Stiftung eines Jahrestages dem Stift Heiligenkreuz vermachte. 1529 findet die nächste Erwähnung der Mühle statt, als diese durch türkische Berserker, gemeinsam mit dem befestigten Schloss Weikersdorf, vernichtet wurde. In den Folgejahren wurden Schloss und Mühle durch I. Kottler wieder aufgebaut. Sein Nachfahre Georg Kottler II. verkaufte im August 1586 an Georg Stadler von Ernstbrunn, der die Mühle weiter ausbaute. Im Zuge der Ernennung zum Bürger wird 1587 Mathes Liegl auf der Mühle genannt. Und, wie soll es auch anders gewesen sein, wurde 1683 die Mühle sowie das Dorf Weikersdorf im zweiten Türkensturm den Erdboden gleichgemacht. Die damalige Besitzerin Klara Benigna, der die ganze Herrschaft gehörte war schon vorher nach Regensburg geflüchtet. Nach der Verwüstung durch die Türken wurde das Mühlengebäude durch die Stadt Baden provisorisch wieder errichtet. Im Jahre 1692 veräußerten die Erben von Klara Benigna, der Graf Elias Andreas von Henkhel und Maria Magdalena Gräfin von Auersberg die Herrschaft samt Mühle an Franz Anton Edlen von Quarient und Raal. Die Mühle wurde jetzt durch den Bestandsmüller Melchior Seemüller betrieben, welches in den Annalen der Stadt 1690-1692 aktenkundig geworden ist. Als die Herrschaften Weikersdorf und Rauhenstein 1705 zusammengelegt wurden, wird die Mühle wiederum genannt. Anno 1760 wurde die Führung der Mühle durch die Badener Müllerzeche beanstandet, Bestandsmüller war ein gewisser N. Huber. Ein paar Jahre später baute 1784 ein gewisser A. Jungmonn zusätzlich zur Getreidemühle eine Sägemühle und um 1800 wurde ein dritter Mahlgang in der Getreidemühle eingebaut. Als Mühlenpächter scheint um 1805 ein Franz Bayerl auf, dessen Sohn später die nächste Mühle am Badener Mühlbach, die Pelzmühle als Bestandsmüller betrieb.

Anno 1822 war Josef Aichinger Müllermeister auf der Mühle und dieser wurde 1827 von Josef Kitzinger abgelöst. In der Jahren 1846 dürfte die Mühle den technischen Anforderungen nicht mehr entsprochen haben. 1870 und 1873 wurden Gebäude sowie Inneneinrichtung erneuert und 1878 unterhält die Mühle unter dem Mühlenpächter Johann Feiller einen vierten Mahlgang, der sporadisch als Antrieb für die Säge diente. Das Getreide für die Mühle stammte zu dieser Zeit vorwiegend aus Nordungarn sowie dem Banat und wurde als Mehl vermahlen, hauptsächlich am Wiener Markt abgesetzt. Durch den starken Druck der ungarischen Großmühlen, gehörte die Weikersdorfer Schlossmühle zu den ersten Mühlen, für die das „aus“ gekommen war.

Anno 1893 startete der Müllermeister Jacob Trottmann einen vergeblichen Rettungsversuch. Der Eigentümer der Mühle, Heinrich Freiherr von Doblhoff-Dier konnte für die zeitweise eingestellte Mühle Johann Perkovacz als Mühlenpächter finden, dem aber auch kein Erfolg beschieden war und so wurde die Mühle 1929/1933 endgültig stillgelegt.

Im Jahre 1966 ging die Mühle samt dem Schloss Weikersdorf in den Besitz der Stadt Baden über. Die Mühle wurde abgerissen und der Platz eingeebnet. Erst nachdem 2016 die nunmehrigen privaten Besitzer des zum Hotel umgebauten Schlosses Weikersdorf einen neuen Hoteltrakt hinzu fügten, kamen bei den Fundamentarbeiten unterirdische Reste der Mühle kurzfristig wieder zum Vorschein.

Literatur

  • Kurt Drescher: Die ehemaligen Badener Mühlen. - Baden 1990 (Online)
  • Rudolf Maurer, … ein Continuum mit Baaden. Schloß und Herrschaft Gutenbrunn (1291 – 2001) - Baden 2002 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 36 ISBN 3-901951-36-9
  • Rudolf Maurer, … Weikersdorf Vom Rittersitz zum Clubhotel Vom Untertanendorf zur Katastralgemeinde - Baden 2016 - Katalogblätter des Rollettmuseums Baden Nr. 102 ISBN 978-3-903016-11-8