Heinrich (III.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert; im 14. Jahrhundert, um 1367) war ein Adeliger des Herzogtums Österreich und im Waldviertel ansässig. Durch eine Güterteilung begründete er den Enzesdorfer Zweig der Linie der Familie der Wallseer zu Drosendorf. 1348 besaß er auch in Lehenbesitz in der Markgrafschaft Mähren.

Herkunft und Familie

Heinrich (III.) von Wallsee stammte aus einer Ministerialenfamilie[A 1], die bis Anfang des 14. Jahrhunderts in der Reichslandschaft Schwaben ansässig war. Er war der jüngste Sohn von Friedrich (I.) von Wallsee aus dessen Ehe mit Alheid von Werde.[1] Verheiratet war er vermutlich dreimal verheiratet[2],

∞ (1. Ehe) mit Barbara von Klingenberg († um 1347)
∞ (2. Ehe) mit einer Angehörigen der Familie von Volkenstorf† († vor 1359)
∞ (3. Ehe) mit Katrei von Chiaw (Katharina von Kiau oder Kaja) († um / nach 1367), Eheschließung 1359. Sie ließ sich nach seinem Tod in Wien nieder, wo sie ein Haus in der Singergasse erwarb und den Rest ihres Lebens verbracht haben dürfte. [3]

Heinrich (III.) von Wallsee hatte mehrere Kinder, darunter aus seiner zweiten Ehe die Söhne[4]:

  • Jans (II.) von Wallsee († um 1370) ∞ mit Elisabeth von von Pettau († um 1370), Vater von Ulrich (IV.) von Wallsee († 1400), Landeshauptmann des Herzogtums Steier
  • Heinrich (VIII.) von Wallsee-Drosendorf († um 1377)
  • Wolfgang (IV.) von Wallsee-Drosendorf († um 1382) ∞ mit Katharina von Maidburg († um 1400)

Leben

Heinrich (III.) von Wallsee war, als sein Vater starb, noch minderjährig.[1] Mit seinem älteren Bruder Eberhard (IV.) von Wallsee hatte er viele Jahre eine Gütergemeinschaft, nachdem sein anderer Bruder Friedrich (IV.) bereits früh verstorben war. Seine Hoffnung, große in der unteren Steiermark gelegene Güter von Cholo von Seldenhoven († 1374) zu erben, die dieser ihm und Eberhard 1344 vermacht hatte, erfüllte sich nicht, da diese nach seinem Tod gegen eine finanzielle Entschädigung an die Grafen von Cilli kamen. Ein Testament, in welchem Otto von Volkenstorf, mit dem er über eine seiner Ehefrauen verwandt war, 1349 für Heinrichs Söhne gemacht hatte, trat nicht in Kraft, da dieser schließlich doch noch eigene erbberechtigte Nachkommen bekamen.[5] Im September 1347 hielt er sich gemeinsam mit diesem zu Verhandlungen zwischen Herzog Albrecht (II.) von Österreich ("Albrecht dem Lahmen") mit König Karl IV. an dessen Hof in Prag auf. Dieser verlieh Heinrich 1348 mehrere in der südlichen Markgrafschaft Mähren gelegene Lehen, welche dieser von der mit ihm verschwägerten Familie der Klingenberger gekauft hatte.[2] Im März 1349 teilten er und Eberhard ihre Besitzungen, ausgenommen die Hauptmannschaft Drosendorf. Heinrich erhielt bei dieser Teilung die Festen Enzesfeld und Lestorf und die Pfandschaft [Gföhl]].[6]

Im Herbst 1350 ist Heinrich (III.) zusammen mit Konrad von Auffenstein und dem Grafen von Görz für eine kriegerische Unternehmung im Friaul belegt. Von den Auswirkungen der großen Wallseer-Fehde mit dem südböhmischen Adel, die um 1352 von Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz geführt wurde, blieben seine im Waldviertel gelegenen Besitzungen weitgehend verschont. Im Herbst 1352 dürfte er eine Pilgerfahrt ins Heilige Land unternommen haben, von der er im Frühjahr 1353 zurückkehrte. In den folgenden Jahren findet er sich am Hof von Herzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf dem Stifter"). Belegt ist seine Teilnahme für den "Tag von Weitra" (16. Juni 1361), auf dem der Graf von Schaunberg die Oberhoheit der Herzöge von Österreich (Habsburger) über seine Gebiete anerkannte.[7]

Nach Heinrichs Tod verwalteten seine Söhne Jans (II.), Heinrich (VIII.) und Wolfgang (IV.), die zu dieser Zeit noch am Leben waren, die Besitzungen gemeinsam. 1370 erwarben sie von ihrem schwer verschuldeten Verwandten Friedrich VII. von Wallsee zu Drosendorf auf Pottenstein dessen sämtliche Besitztümer, die sie zum größten Teil erst von jüdischen Geldverleihern auslösen mussten, worüber sie sich von Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") einen Schutzbrief ausstellen ließen. 1370 löste Heinrich (VIII.) durch Heinrich von Maissau die Feste und den Markt Gföhl. 1383 erfolgte die Lösung von Drosendorf mit Weikertschlag (heute Teil der Gemeinde Raabs, das seit 1327 der Stammsitz dieses Familienzweiges gewesen war. Um 1380 verkaufte Wolfgang (IV.) gemeinsam mit seinem Neffen Ulrich (IV.) Eigengut der Familie.[8] Mit Ulrich (IV.), der seinen Vater und seine beiden Onkel beerbte, endete die Linie Wallsee-Drosendorf-Enzesfeld.

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Register

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 137
  2. 2,0 2,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 138
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 145 und S. 146
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 146f.
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 140
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 140f.
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 145
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 147

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.