Friedrich (V.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert, um 1350[A 1] ; † 1408) war ein einflussreicher Adeliger im heutigen Bundesland Niederösterreich. Er war mehrere Jahre bis zu seinem Tod Landmarschall des Herzogtums Österreich.

Herkunft und Familie

Friedrich (V.) von Wallsee zu Enns stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 2], die sich Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte. Er war einer der Söhne von Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († um / nach 1361).[1] Durch die Ehen seiner Schwestern Anna und Dorothea war er mit Haug von Tybein und Wulfing von Stubenberg verschwägert, über die Ehe seiner Halbschwester Agnes mit Jost (I.) von Rosenberg, der in der großen Fehde um 1351/52 eine entscheidende Rolle spielte.[2]

Friedrich (V.) von Wallsee zu Enns war dreimal verheiratet.[1]

∞ in 1. Ehe mit Anna von Winkl († um 1389), einer Tochter von Friedrich von Winkl[3]
∞ in 2. Ehe (Eheschließung in Juli 1395 in Baden) mit Ita († um / nach 1396[4]), einer Tochter von Engelhard von Weinsberg, einem der Landvogte der Herzöge von Österreich (Habsburger) in den "Vorderen Landen"[3]
∞ in 3. Ehe mit Dorothea von Starhemberg († 1419)

Seine Kindern Christoph von Wallsee zu Enns und Katharina von Wallsee zu Enns starben beide noch in jugendlichem Alter.[1]

Leben

Friedrich (V.) von Wallsee kam durch seine Ehe mit Anna von Winkl in den Besitz der Festen Rauheneck (heute Teil der Gemeinde Baden) und Asparn an der Zaya, deren Besitz er nach ihrem Tod gegen ihre Familie behaupten konnte. Vermutlich aus diesem Grund trat er beide Festen wenig später kaufweise an seine beiden Brüder ab. Reinprecht (II.) († 2. Juni 1422) erhielt sie Rauheneck und Rudolf (I.) († 1405) Asparn.[5] In den Folgejahren gelangte Friedrich (V.) in den Besitz der in der Nähe gelegenen Festen Straneck (Stronegg), Stronsdorf, Wulzeshofen und Reinthal, die damals seinem noch minderjährigen Cousin Jörg von Wallsee zu Linz gehörten. Für diesen hatte er mit seinen Brüdern Rudolf (I.) und Reinprecht (II.) die Vormundschaft übernommen.[6] Im Oktober 1374 verpfändete Herzog Albrecht (III.) von Österreich den Brüdern die Burg zu Steyr. Im Oktober 1379 überließen Friedrich (V.) und Rudolf (I.) Reinprecht (II.) die gesamte Pfandschaft.[7] Nachdem die Wallseer Familienzweige zu Linz und zu Drosendorf um 1400 in "männlicher Linie" ausgestorben waren, wurden sie von Rudolf (I.) und seinen Brüdern Reinprecht (II.) und Friedrich (V.) gemeinsam beerbt.[8] 1389 erwarb Friedrich (V.) gemeinsam mit seiner Ehefrau Ita "gegen Wiederkauf" vom Passauer Domkapitel die Stadt St. Pölten mit dem Stadtgericht.[9]

Friedrich (V.) war Hofmeister von Herzog Leopold (IV.) von Österreich ("Leopold dem Stolzen"). In dieser Funktion hielt er sich bis 1395 in den "Vorderen Landen" auf, wo er vermutlich auch die Bekanntschaft mit seiner zweiten Ehefrau beziehungsweise ihrer Familie machte. Im Frühling 1391 kümmerte er sich mit anderen herzoglichen Räten um die Heirat von Herzog Leopold "dem Stolzen" mit Katharina von Burgund, am 5. Mai 1392 unterfertigte er als Bürge die Ehepakte des Paares.[10] Er gehörte auch später noch zu den Räten von Herzog Leopold.[11]

Am 6. Februar 1403 wurde Friedrich (V.) zum Landmarschall für das Herzogtum Österreich ernannt. Als solcher war er für Sicherung der Grenze zwischen dem Herzogtum Österreich, der Markgrafschaft Mähren und dem böhmischen Königreich zuständig. Im Mai 1404 begleitete er, gemeinsam mit seinen älteren Reinprecht (II.) von Wallsee zu Enns, Herzog Albrecht (IV.) von Österreich ("Albrecht das Weltwunder") († 1404) und den späteren Kaiser Sigismund zur Belagerung der Stadt Znaim.[12]

Nach dem Tod von Herzog Wilhelm von Österreich ("Wilhelm dem Freundlichen") († 1406) gehörten er und sein Bruder Reinprecht (II.) zu den Anhängern des noch minderjährigen Herzog Albrecht (V.) von Österreich, des späteren Königs Albrecht II.[13]

In den Jahren vor seinem Tod hatte Friedrich (V.) seinen Sitz auf der Feste Kornspach (heute Karlsbach bei Amstetten), einem Lehen des Herzogtums Österreich, das sein Bruder Rudolf (I.) 1376 von Friedrich von Graben gekauft und ihm wenig später überlassen hatte. 1390 wurde Friedrich (V.) mit ihr durch Herzog Albrecht (III.) belehnt, nachdem dieser bereits 1389 zu Gunsten von Friedrich (V.) auf die Marienkapelle zu Kornspach verzichtete hatte. Dieser stiftete Friedrich noch im Jahr der Belehnung einen Kaplan mit mehreren Gütern. Seit 1399 scheint sich Friedrich fast nur mehr auf Kornspach aufgehalten zu haben. Er dürfte bereits damals schwer krank gewesen sein. Am 23. Juni 1399 verfasste er zu Kornspach sein Testament, in dem er Bestimmungen für sein Leichenbegängnis traf, dem Kloster Säusenstein eine Summe für die im dortigen Chor von ihm gestifteten Fenster vermachte und seine Fahrhabe neben einer höheren Geldsumme seiner dritten Ehefrau vermachte.[14] In den Jahren 1398-1400 erbten er und seine Brüder von ihrem Cousin Heinrich (IV.) von Wallsee zu Enns († 1398) dessen Pfandschaften im Attergau, darunter Frankenburg, Attersee und Puchheim sowie seine Anteil an der Herrschaft Wachsenberg, den Markt Leonfelden, die Herrschaft Ort und das Lehen Marbach sowie die Herrschaften Gleuß, Purgstall und Sinibelkirchen. Friedrich (V.) konnte um 1400 durch weitere Käufe den Besitz in der Herrschaft Purgstall noch weiter ausbauen. In den Jahren danach beerbten er und seine Brüder außerdem die Herren von Tybein.[15] Nach dem Aussterben der Familienzweige der Wallseer zu Linz und zu Drosendorf beerbte er diese gemeinsam mit seinem Brüdern.[16]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Registe

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 45
  3. 3,0 3,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 85
  4. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 98
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 94 und 97
  6. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 97
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 93
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 89
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 97f.
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 84f.
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 87f.
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 156
  13. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 161
  14. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 98f.
  15. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 99
  16. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 101f.

Anmerkungen

  1. Das ungefähre Geburtsjahr ergibt sich aus dem Umstand, dass Friedrich (V.) von Wallsee um 1368 volljährig wurde. Vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74
  2. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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