Rudolf I. von Wallsee

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Rudolf (I.) von Wallsee oder Walsee (* im 14. Jahrhundert, vor / um 1345; † Frühling 1405) war Hauptmann des Herzogtums Steier und Landmarschall "ob der Enns" im Herzogtum Österreich. Er entstammte der Adelsfamilie der Wallseer zu Enns aus der Nebenlinie zu Seuseneck.

Herkunft und Familie

Rudolf (I.) von Wallsee zu Enns stammte aus einer früheren Ministerialenfamilie[A 1], die sich Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts in den Herzogtümern Österreich und Steier niedergelassen hatte. Er war einer der Söhne von Reinprecht (I.) von Wallsee zu Enns aus dessen Ehe mit Elsbet von Starhemberg († um / nach 1361).[1]

Rudolf (I.) von Wallsee wurde im Alter von ca. 10 Jahren mit Anna († 1381), der Tochter des schwäbischen Adeligen Dietrich von Hohenberg, verlobt. Diese Verbindung wurde von seinem Vater 1357 wieder gelöst und Anna mit seinem Cousin Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns verheiratet.[2] Rudolf heiratete um 1374 die böhmische Adelige Agnes von Leippe († nach 1407). Kinder aus dieser Ehe sind nicht belegt.[1]

Leben

Rudolf (I.) von Wallsee begleitete zusammen mit seinem Bruder Reinprecht (II.) seinen Cousin Eberhard (III.) von Wallsee zu Linz 1364 in den Krieg gegen die Herzöge von Bayern (Wittelsbacher), welche versuchten, die Grafschaft Tirol an sich zu bringen. 1368 begleitete Rudolf (I.) Eberhard (III.) in den Kampf gegen die Republik Venedig um die Stadt Triest. Auf diesem Kriegszug dürfte er die nähere Bekanntschaft mit Haug (VI.) von Tybein († 1390) gemacht haben. Dieser heiratete wenig später eine Schwester von Rudolf, Anna von Wallsee zu Enns († um 1373), und vermachte in seinem Testament im Jahr 1374 der Familie der Wallseer einen großen Teil seiner Besitzungen im heutigen Slowenien und Kroatien. In einem weiteren Testament vom 30. August 1385 bestimmte er Rudolf (I.) und seine beiden Brüder zu den Vormunden seiner beiden Söhne und im Falle von deren kinderlosen Tod zu seinen Erben. In seinem späteren Testament vom 11. November 1390 setzte er die Wallseer als seine Haupterben ein und übertrug ihnen außerdem die Vormundschaft über die noch minderjährigen Mitglieder der Familie der Pettauer, die ihm zu diesem Zeitpunkt übertragen war.[3] Nach dem Tod seiner Mutter (um 1368), zu deren Wittum die Herrschaft Seuseneck (Seisenegg) (heute Teil der Gemeinde Viehdorf) gehört hatte, nahm Rudolf (I.) dort seinen Sitz.[4]

1371 übernahm Rudolf (I.) gemeinsam mit seinen Brüdern Reinprecht (II.) und Friedrich (V.) nach dem Tod von Eberhard (III.) die Vormundschaft für dessen noch minderjährigen Sohn Jörg († um 1400/01). Nach dem dieser um 1378 für volljährig erklärt worden war, beschuldigte er die Brüder, sich unrechtmäßig an seiner Erbschaft bereichert zu haben. Ein Schiedsspruch, der am 5. November 1378 darüber gefällt wurde, gab ihm Recht.[5] Die später von Jörg von Wallsee zu Linz geschlossene Ehe dürfte allerdings von Rudolf (I.) und seinen Brüdern vermittelt worden sein.[6]

Vom Frühling 1372 bis Sommer 1373 hielt sich Rudolf (I.) längere Zeit in der Reichslandschaft Schwaben auf, wo seine Vorfahren einmal ansässig gewesen waren und wo ihm für ca. 1 1/2 Jahre die kaiserliche und die österreichische (habsburgische) Landvogtei im Elsass und in Schwaben übertragen wurde.[6] Damals bewährte er sich in der Auseinandersetzung der Reichsstadt Strassburg mit dem "Fehderitter" Johann Erbe.[7] Von Sommer 1373 bis ca. 1384 übernahm er die Hauptmannschaft des Herzogtums Steier. Da er sich in dieser Zeit kaum dort aufhielt, ließ er sich in seinem Amt durch Verweser vertreten, welche Dienstleute seiner Familie waren, darunter: Albrecht der Gefeller, Burggraf der Wallseer auf der Riegersburg, Otakar "der Wolfstain" und Peter Hinterholzer, der zuvor für die Wallseer als Burggraf von Steyr tätig gewesen war, das Rudolf (I.) und seine Brüder seit 1374 als herzogliche Pfandschaft gemeinsam besaßen.[8] Nach dem Tod seines Verwandten Friedrich (III.) von Wallsee zu Graz († 1362) war das Truchsessen-Amt des Herzogtums Steier vorübergehend Cholo von Seldenhofen verliehen worden. Nach dessen Tod wurde Rudolf (I.) Ende des Jahres 1374 damit belehnt.[9] Nachdem er 1384 die Hauptmannschaft des Herzogtums Steier seinem Cousin Ulrich IV. von Wallsee zu Drosendorf († 1400) übertragen hatte, war Rudolf (I.) bis 1387 Landmarschall des Herzogtums Österreich.[10] Nach der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386) nahm Rudolf (I.) von Wallsee gemeinsam mit seinem Bruder Reinprecht (II.) und seinem Cousin Heinrich (VI.) von Wallsee zu Enns an jener Versammlung am 10. Oktober 1386 in Wien teil, auf welcher Herzog Albrecht (III.) von Österreich ("Albrecht mit dem Zopfe") nach "Aufhebung" des Teilungsvertrages von Neuberg (25. September 1379) die alleinige Herrschaft über die von den Habsburgern beherrschten Ländern und Herrschaften übernahm.[11] Nach dem Tod von Herzog Albrecht "mit dem Zopfe" († 1395) behielt Rudolf (I.) von Wallsee zunächst das Amt des Landmarschalls des Herzogtums Österreich.[12] Nachdem er als solcher 1397 durch Konrad von Maissau abgelöst worden war, wurde er in Nachfolge seines verstorbenen Cousin Ulrich (IV.) von Wallsee zu Drosendorf Hofmeister von Herzog Wilhelm von Österreich ("Wilhelm dem Freundlichen").[13]

Nach dem Tod seines Schwagers Haug von Tybein übernahm er die Verwaltung von dessen Erbe, zunächst für dessen noch minderjährige Söhne und die Pettauer, weswegen er sich in den Jahren danach meistens auf dem Areal der heutigen Staaten Italien und Slowenien aufhielt. Deswegen war er in zahlreiche Konflikte, darunter ein Erbschaftsstreit mit der Witwe († 1396) seines früheren Schwagers Haug von Tybein verstrickt. 1394 übernahm er außerdem die Hauptmannschaft zu Triest (heute Teil von Italien) und wurde wenig später auch mit der Verwaltung der in der Nähe gelegenen Herrschaft Portenau (heute ebenfalls Teil von Italien), die inzwischen in den Besitz der Herzöge von Österreich (Habsburger) gekommen war, betraut. [14]

Bald nach dem Tod seines Vaters Reinprecht (I.) beerbten Rudolf (I.) und seine Brüder Reinprecht (II.) und Friedrich (V.) um 1363 den Grazer Zweig der Familie. Sie gelangten so in den Besitz der großen Herrschaft Riegersburg. Nachdem um 1400 auch die beiden Familienzweige zu Linz und zu Drosendorf in "männlicher Linie" ausgestorben waren, wurden sie von Rudolf (I.) und seinen Brüdern ebenfalls gemeinsam beerbt, wodurch diese den ursprünglichen Besitz ihrer Familie wieder vereinen konnten, der zudem durch das Erbe der Familie der Tybeiner wesentlich vergrößert wurde.[15] Eine vertraglich belegte Teilung wurde offensichtlich nicht vorgenommen und der Besitz gemeinsam verwaltet.[4] Zu Rudolfs eigenen Erwerbungen zählte die Feste Rabenstein, die nach dem Tod von Heinrich von Rauhenstein 1386 in seinen Besitz kam.[16] 1389/90 überließ ihm sein Bruder Friedrich (V.) die Feste Asparn, die er in den Folgejahren durch Arrondierung ausbauen konnte. 1391 erwarb er nach dem Tod eines Rauheneggers in Asparn gelegene Lehen des Hochstiftes Passau und 1393 herzogliche Lehen. Den Ort Asparn förderte er durch die Bestiftung der in der dortigen Pfarrkirche neu errichteten Kapelle. Zudem erhielt er von den Herzögen Wilhelm und Albrecht (IV.) ("Albrecht dem Geduldigen") 1398 die Erlaubnis zur Errichtung einer Ringmauer um Asparn. Im selben Jahr verliehen sie Asparn außerdem einen Jahrmarkt.[17]

1404 setzt Rudolf (I.) von Wallsee ein Testament auf, in dem er seine beiden Brüder als seine Haupterben einsetzte. Nach seinem Tod kam es zwischen diesen und seiner Witwe Agnes zu einer Auseinandersetzung, welche die Wiederlage ihrer Morgengabe betraf. Diese wurde 1408 durch den Bischof von Passau zu ihren Gunsten entschieden.[18]

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95). Holzhausen, Wien, 1906
  • Karel Hruza: Die Herren von Wallsee. Geschichte eines schwäbisch-österreichischen Adelsgeschlechts (1171–1331) (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs. Bd. 18). OÖLA, Linz, 1995. ISBN 3-900-31360-1. Siehe Registe

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, siehe Stammtafeln
  2. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74
  3. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 74 und S. 83
  4. 4,0 4,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 90
  5. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 89
  6. 6,0 6,1 vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 75
  7. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 75
  8. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 76f. und S. 79
  9. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 77
  10. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 79 und S. 88
  11. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 80
  12. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 87
  13. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 88
  14. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 83f.
  15. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 89
  16. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 93
  17. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 94
  18. vgl. Max Doblinger: Die Herren von Walsee, 1906, S. 157

Anmerkungen

  1. Die Ministerialen, auch als "Dienstadel" bezeichnet, bildeten im Mittelalter innerhalb des "niederen" Adels eine eigene Gruppe. Ursprünglich "Unfreie", waren sie durch ein Dienst- oder Lehnsverhältnis in den "niederen" Adel aufgestiegen, im Unterschied zu den "edelfreien" oder "hochfreien" Adelsfamilien.
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