Vogt Ulrich (IV.) von Matsch (* im 14. Jahrhundert, vor / um 1330; † 1402[A 1]), auch Ulrich von Mätsch, war ein einflussreicher Adliger der Grafschaft Tirol. Obgleich die Besitzungen seiner Familie vorwiegend im Vinschgau (heute Italien) lagen, wo diese lange Zeit als gefährliche Rivalen des Hochstiftes Chur aktiv waren, hatte die Familie auch Besitzungen im heutigen Nordtirol. Als "Hauptmann an der Etsch und im Gebirge" zählt Vogt Ulrich (IV.) von Matsch zu den Vorläufern der späteren Landeshauptleute von Tirol.

Herkunft und Familie

In der älteren Forschungsliteratur finden sich widersprüchliche Angaben zu den Vögten von Matsch. Hinzu kommt noch, dass der Name Ulrich für die Familie häufig (auch in derselben Generationen und selbst für Brüder) belegt ist und es daher immer wieder zu Verwechslungen gekommen sein dürfte.

Vogt Ulrich (IV.) von Matsch war seit ca. 1346 mit Agnes, der Erbtochter des Grafen Wilhelm (I.) von Kirchberg († 1366) (aus der Linie Kirchberg-Kirchberg, sie gilt als die Hauptlinie der Grafen von Kirchberg), verheiratet. Durch diese Ehe gelangten die Vögte von Matsch vorübergehend in den Besitz der Reichsgrafschaft Kirchberg, in der Folge führten sie den Titel Vogt von Matsch, Graf von Kirchberg.[1]

Ulrich (IV.) dürfte der Vater von folgenden Familienmitgliedern gewesen sein:

  • Vogt Ulrich (V.) von Matsch, Graf von Kirchberg († um 1396) ∞ mit Gräfin Kunigunde von Monfort auf Tettnang[A 2]
  • Vogt Johann (II.) von Match, Graf von Kirchberg († um 1397) ∞ Freiin Margareth von Rhäzüns
  • Vogt Ulrich (VI.) von Matsch, Graf von Kirchberg († um 1444) ∞ mit Barbara von Starkenberg († um 1425), einer Tochter von Sigmund von Starkenberg († um 1402) aus dessen Ehe mit Osanna von Ems († um /nach 1418), Schwester von Ulrich und Wilhelm von Starkenberg
  • Utehild von Matsch[A 3] ∞ 1379 mit Graf Meinhard (VI.) von Görz. Durch diese Ehe kam die Grafschaft Kirchberg als ihre Mitgift in den Besitz der Grafenfamilie von Görz. Was die Besitzverhältnisse der Grafschaft Kirchberg danach betrifft, so gibt es in der Literatur zum Teil sehr widersprüchliche Angaben. Die Grafschaft dürfte 1459 in den Besitz der Grafen von Kirchberg-Wullenstätten[A 4], einer Nebenlinie ihrer ursprünglichen Lehensinhaber, gelangt sein, nachdem sie bereits früher an diese verpfändet worden war.[1] Ob sich die Grafschaft Kirchberg zum Zeitpunkt ihrer Verpfändung an die Grafen von Kirchberg-Wullenstätten (angeblich um 1417/18) und bei deren endgültigen Erwerb noch im Besitz der Grafen von Görz oder der Vögte von Matsch befand oder bereits andere Besitzer hatte, ist unklar.

Leben

Ulrich (IV.) von Matsch baute Mitte des 14. Jahrhunderts gemeinsam mit Vogt Ulrich (III.) von Matsch die Stellung der Familie aus, dies besonders im Vinschgau und im Engadin. Die meisten der dort erworbenen Besitzungen kamen später unter die Herrschaft des Hochstiftes Chur und gingen der Familie um 1421 endgültig verloren. Nach dem Tod seines Schwiegervaters erbte Ulrich (IV.) 1366 zwei Drittel der Grafschaft Kirchberg. Das letzte Drittel konnte er im selben Jahr von Graf Heinrich von Werdenberg durch Kauf erwerben. Noch im September desselben Jahres erfolgte die Belehnung dieser Grafschaft durch [[w:Karl IV. (HRR)|Kaiser Karl IV.).[1]

Ulrich (IV.) von Matsch wurde unter Herzog Meinhard von Baiern[A 5] (als Graf von Tirol: Meinhard III.) († 1363) Hauptmann "an der Etsch und im Gebirge"[A 6]. Nach dessen Tod ließ er sich von Meinhards Mutter, Herzogin Margarete von Oberbaiern, Gräfin von Tirol ("Margarete Maultasch"), eine Reihe von Rechten bestätigen, neu übertragen oder verpfänden. Als Pfandschaften wurden ihm so die Gerichte Hörtenberg (heute Teil der Gemeinde Pfaffenhofen) und Nauders[A 7] übertragen. Nach der Herrschaftsübernahme durch Herzog Rudolf (IV.) von Österreich ("Rudolf dem Stifter") wurde er Ende September 1363 gefangen gesetzt und so gezwungen, auf einige dieser Übertragungen wieder zu verzichten. Ende Oktober 1363 wurden er und Ulrich (III.) dann Vasallen und Dienstleute der Herzöge von Österreich (Habsburger). Im Dezember 1363 verlor er trotzdem auch das Amt des Hauptmanns "an der Etsch und im Gebirge", das mit Berchtold von Gufidaun neu besetzt wurde. Der Wechsel zu den Herzögen von Österreich eröffnete den Vögten von Matsch aber auch neue politische Möglichkeiten. So gelang Ulrich (IV.) schließlich die Erwerbung von einigen Burgen im Unterengadin und im heutigen Südtirol, mit denen er 1368 und 1382 von Herzog Leopold (III.) von Österreich ("Leopold dem Gerechten"]] belehnt wurde.[1]

Ulrich (IV.) von Matsch erlebte noch den Beginn der "Matscher Fehde" (um 1392) zwischen seiner Familie und dem Hochstift Chur, welche seiner Familie 1415 die Reichsacht durch König Sigismund eingebracht haben soll und die nach zahlreichen "Schlichtungsversuchen" erst 1421 mit einem Urteilsspruch von Herzog Ernst (I.) von Österreich ("Ernst dem Eisernen") beigelegt werden konnte.[1]

Literatur

  • Gustav Pfeifer: Matsch. In: Werner Paravicini et al. (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Grafen und Herren (= Residenzforschung. Hrsg. von der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Bd. 15 / IV). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, 2012. ISBN 978-3-7995-4525-9. Teilband 1, S. 981-988 digital
  • Justinian Ladurner: Die Vögte von Matsch, später auch Grafen von Kirchberg. In: Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. Heft 16, 1871, S. 5–292 digital; Fortsetzung: Heft 17, 1872, S. 1–235 und Heft 18 (1874), S. 7–158

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 vgl. Gustav Pfeifer: Matsch, 2012 online

Anmerkungen

  1. Angabe lt. Gustav Pfeifer]: Matsch, 2012 online
  2. In diesem Fall wäre Ulrich (IV.) von Matsch der Großvater der Vögte Ulrich (VII.) († um 1431) und Wilhelm († 1429), beide Landeshauptleute der Grafschaft Tirol, gewesen.
  3. Utehild von Matsch oder Mätsch wird in Stammbäumen auch als Uodelhild oder Adelhild von Maidburg bezeichnet. Vgl. Christina Antenhofer: Briefe zwischen Süd und Nord. Die Hochzeit und Ehe von Paula de Gonzaga und Leonhard von Görz im Spiegel der fürstlichen Kommunikation (1473-1500) (= Schlern-Schriften 336). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck, 2007. ISBN 978-3-7030-0433-9. S. 42
  4. Mit dem Grafen Eberhard (VI.) von Kirchberg(-Wullenstetten) († 1440) war Agnes von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz, die Witwe von Heinrich von Rottenburg verheiratet. Ihre gleichnamige Tochter heiratete später ebenfalls einen Vogt Ulrich von Matsch.
  5. Die Schreibweise des Landes Bayern mit y wurde erst einige Jahre nach dem Wiener Kongress im 19. Jahrhundert durch einen gesetzlichen Beschluss des damaligen Königs eingeführt. Da es um die Wittelsbacher bzw. um das Mittelalter geht, wird in diesem Artikel die Schreibung mit i verwendet.
  6. Aus diesen Positionen entstand später das Amt des Landeshauptmanns der Grafschaft Tirol.
  7. Das Gericht Hörtenberg wurde erst 1405, Nauders wie auch das in Südtirol gelegene Gericht Glurns (bei Bozen) sogar erst 1429 wieder ausgelöst.